„Beseitigt man das Feuer, dann hört das Wasser auf zu kochen.“ Chinesische Weisheit
Nicht selten stand ich vor der Herausforderung, meiner Umwelt beizubringen, welche wahrscheinlichen Trends sich abzeichnen. Niemand kann die Zukunft vorhersagen, doch ein nüchterner Blick darin lässt unruhige Zeiten zumindest in das Möglichkeitsfeld, also der am wahrscheinlichsten zu erwartenden Szenarien rücken. Doch der Überbringer schlechter Nachrichten hat es oft in der Geschichte schwer gehabt. Nicht selten wurden die Boten unliebsamer Neuigkeiten zum „Dank“ geköpft. Heute ist das zum Glück nicht mehr ganz so, auch wenn ich nicht ausschließen will, dass ich zumindest schon mehrmals gedanklich hingerichtet wurde. Ein altes chinesisches Sprichwort sagt: „Am dunkelsten ist es immer unter der Lampe“. Da ist etwas Wahres dran. Psychologen haben diesen Effekt längst beobachten können und wissenschaftlich dargelegt. Daher wird dem Hiobsboten auch empfohlen, neben dem sachlichen Vortragen der ungeschönten schlechten Nachricht auch immer einen Ausweg, also eine Lösung anzubieten. Diese Grundregel beherrschen nur die wenigsten, weshalb es bis heute sehr unbeliebt ist, schlechte Nachrichten zu überbringen. Oftmals erleben wir aber auch, dass der Gegenüber die Neuigkeiten gar nicht wahrhaben will und dann mit dem Totschlagargument kommt, dass er sich das alles nicht vorstellen könne. Das nennt der Neuropsychologe dann die „Beseitigung kognitiver Dissonanzen“, was ein anderes Wort für „Ich lasse nur Informationen in mein Gehirn, die auch zu meinem bestehenden Denksystem passen!“ ist. Nun mit Corona haben wir als Hiobsboten eine regelrechte Steilvorlage erhalten. Wer hätte sich im Februar dieses Jahres gedacht, dass sich unser aller Leben so gravierend und rasant ändern wird – und das zudem weltweit? Da hat unser Hippocampus aber zu tun, um diese Dissonanzen zu verarbeiten.
Das eherne Gesetz des Mangels und der wachsende Widerstand
Das wird nun niemand ernstlich leugnen. Mit den gewaltigen Veränderungen wie die Schließung von Werktoren und die damit einhergehenden Massenentlassungen, die Vernichtung ganzer, teils ein ganzes Leben aufgebauter Familienexistenzen oder der zunehmenden Einschränkung der in der westlichen Welt permanent hochgehaltenen Grundrechte, wurden in den vergangenen Monaten immer mehr Menschen auf den Plan gerufen, sich dieser scheinbar nicht aufzuhaltenden Entwicklung entgegenzustellen. Und jene, die versuchen sich krampfhaft an die noch so unsinnigen Eindämmungsmaßnahmen zu halten, um bloß einen zweiten Lockdown zu umgehen, werden von Woche zu Woche weniger. Diese Entwicklung wird anhalten. Bereits vor Corona war absehbar, dass insbesondere die untere Hälfte der Mittelschicht vor dem Absturz in das „Proletariat“ bedroht war, und vielen wurde dies auch in den letzten Jahren klar.
Massenzuzug von großteils illegalen Einwanderern, die nicht einmal an der Grenze kontrolliert wurden, die zunehmende Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft sowie die Verschwörung aus Mainstream-Medien, Politik und einigen einflussreichen Privatleuten. Die Entstehung von sogenannten Flüchtlingsheimen haben für fallende Immobilienpreise gesorgt und so mancher traut sich nicht mehr nachts auf die Straße. Die Digitalisierung und Automatisierung wird unsere klassische Arbeitswelt vollkommen umkrempeln und zumindest in dem Segment der Helfer und Fachhelfer (klassische Produktionsarbeiter) zu einem massiven Nachfrageeinbruch auf dem Arbeitnehmermarkt führen. All das gibt es nicht erst, seit wir morgens mit Corona aufstehen und abends wieder damit ins Bett gehen (zumindest, wenn man sich den Zirkus in den Medien überhaupt noch antut). Es ist bezeichnend, dass mich seit 2015 Leute aus meinem Umfeld versuchen von Inhalten zu bekehren, die ich ihnen bereits vor Jahren zugänglich machen wollte und für die ich von denselben Leuten als Verschwörungstheoretiker abgestempelt worden bin. Darunter befindet sich dann leider auch die ein oder andere abstruse Geschichte, die sich mit verhältnismäßig überschaubaren Aufwand überprüfen ließe. Aber das ist nun mal eine logische Folge aus dem Vertrauensverlust der Menschen gegenüber den Medien und den Politikern. Hier können wir beobachten, was mein Kollege Dominik Schwarzenberger treffend als „ehernes Gesetz des Mangels“ bezeichnet, was an sich eine absolute Binsenweisheit darstellt, aber nur von den wenigsten wirklich verinnerlicht wurde.
Denn dieses Gesetz sagt nichts weiter aus, als dass mit zunehmenden Mangel, mit zunehmender Not, auch die Notwendigkeit zum Handeln steigt und die Anzahl der Möglichkeiten zum Handeln sinkt. Keine Revolution wird aus einer Laune heraus gemacht, sondern ist die logische Folge u. a. von massiven Mangelerscheinungen innerhalb großer Teile der Gesellschaft. So geht es dem Schulkind, das seine Hausaufgaben auf den letzten Drücker macht und natürlich auch dem Familienvater, der sich fragt, von was er nächsten Monat seine Kinder ernähren soll. Teilt dieser dieses Schicksal mit einer kritischen Masse in der Gesellschaft, kommt es zum Bruch zwischen denen da oben und denen da unten. Abraham Maslow hat uns deshalb seine berühmte Bedürfnispyramide gegeben, die aber kaum jemandem ein Begriff zu sein scheint. Prinzipiell sagt sie aus, dass es eine Hierarchie von Bedürfnissen gibt, wobei die fundamentalen Bedürfnisse physiologischer Natur sind, während an der Spitze die Selbstverwirklichung steht, um die sich nur der Reiche kümmern kann – Nicht aber der durchschnittliche Fließbandarbeiter, der froh ist, wenn er nach 25 Jahren seinen Hauskredit abgezahlt hat, um damit zumindest sein Sicherheitsbedürfnis (an der zweiten Stelle in der Pyramide) zu befriedigen. Die alten Römer wussten schon, dass es Brot und Spielen bedarf, um die Massen zu binden. Der wirtschaftliche Wohlstand ist bis heute ein viel gepriesenes Postulat der heutigen Machteliten, die um »ihre Demokratie« fürchten.
Und ein Bedürfnis entsteht wann? Natürlich, wenn ein Mangel eintritt. Ansonsten bekommen wir von diesen teilweise triebhaften Bedürfnissen, die unserem menschlichen Dasein immanent sind, gar nichts mit. Nun hat mein Kollege Schwarzenberger hier richtig in einem zwischen uns beiden geführten Gespräch (siehe hier) darauf hingewiesen, dass die Konfliktlage sich weiter verschärfen wird – um dies einmal ganz euphemistisch auszudrücken. Das Regime muss sich hüten vor zu schnellen Entscheidungen. Sie können zu sprunghaften Anstiegen der Widerstandsbewegung führen. Tatsächlich hat auch der National Intelligence Council in seinem Zukunftsbericht Global Trends: Paradox of Progress (Der englischsprachige Bericht ist hier abrufbar.) in all seinen drei möglichen Zukunftsszenarien darauf hingewiesen, dass die Globalisierung und die damit einhergehende Vernichtung sozialer, großenteils über Jahrhunderte organisch gewachsener Strukturen auch massiven antiglobalistischen Widerstand auf den Plan rufen wird (wir berichteten in einem Dreiteiler hier, hier und hier). Der NIC ist nicht irgendein Provinzinstitut, sondern der wichtigste Think Tank US-amerikanischer Geheimdienste. Daher können wir davon ausgehen, dass zumindest einem Teil der globalen Eliten diese Gefahr einer breit angelegten Widerstandsbewegung gegen den Globalismus bekannt ist.
„Für die Rückkehr der Seele einen Leichnam ausleihen“
Deshalb haben die globalen Eliten auch vor, sich einen neuen Anstrich zu geben, um sich damit des alten Fassadenerneuerungsstrategems Nr. 14 aus Die 36 Strategeme: Das geheime Buch der Kriegskunst zu bedienen. Die 36 Strategeme sind so etwas wie Grundstoff in China und werden auch an den Schulen gelehrt. Das 14. Strategem lautet „Für die Rückkehr der Seele einen Leichnam ausleihen“. Dies geht auf das Drama Lü Dongbin belehrt Li Yue mit der eisernen Krücke von Yue Bochuan aus der Yuan-Zeit (1271-1368) zurück. Ein korrupter Kreisbeamter Yue Shou stirbt vor Schreck, nachdem ihm von einem kaiserlichen Gesandten übermittelt wird, dass er hingerichtet werden soll. Lü Dongbin, ein unsterblicher Daoist, sieht in Yue Shou einen möglichen Kandidaten für den Einzug in das Reich der Genien. Daher erbittet erster von dem Höllenfürsten, Yue Shou nicht zu bestrafen, sondern ihm als Schüler anzuvertrauen und ihn in die Oberwelt zurückkehren zu lassen. Dieser Bitte kommt der Höllenfürst nach und so soll Yue Shou wieder auferstehen. Dessen Frau hat seinen Leichnam allerdings längst verbrannt, weshalb der Daoist Yue Shous Seele mit den Worten „Ich lasse dich jetzt einen Leichnam für die Rückkehr seiner Seele ausleihen“ in den unversehrten Körper des Li hinübergleiten lässt. Der einstige korrupte Beamte wird sich seiner Schuld aus dem vergangenen Leben gewahr und nach seiner Läuterung einer der acht Unsterblichen.
Was hat diese Geschichte mit den globalen Eliten zu tun? Im Sommer 2021 wird das World Economic Forum (WEF), also das Weltwirtschaftsforum in der Schweiz unter dem Titel des „Great Reset“ zusammenkommen, um dort über einen Neustart des uns bekannten globalen Wirtschafts- und Finanzsystems zu diskutieren. Dazu wirbt das WEF auch auf seiner Webseite mit einem Promo-Video. Die Treffen des WEF in Davos finden zwischen den einflussreichsten Unternehmen, Institutionen, Medien und Einzelpersonen auf diesem Planeten statt. Seit 1971 ruft sein Gründer Klaus Schwab die Eliten dieser Welt aus Wirtschaft, Medien und Zivilgesellschaft kommend zusammen. Zu Beginn traf sich der Eliten-Klub noch unter dem Namen European Management Forum, bis es 1987 in seinen bis heute bestehenden Namen wechselte. Von Beginn an befasst sich das Forum mit dem Thema des begrenzten Wachstums und stößt dabei auch kapitalismuskritische Töne an. Das WEF wird von ca. 1.000 Unternehmen finanziert. Es handelt sich dabei zumeist um Wirtschaftsakteure, die einen Jahresumsatz von mindestens 5 Mrd. US-Dollar auf die Waage bringen. Das Leitmotiv des WEF klingt eher nach einem Postulat der Umweltgruppe Greenpeace, die im Übrigen auch eine regelmäßige Teilnahme an den WEF-Tagungen haben: „Committed to improving the state of the world“ (z. dt.: „Der Verbesserung des Zustands der Welt verpflichtet“).
Das letzte Eliten-Treff in Davos fand vom 21. bis 24. Januar 2020 statt. Auch dieses stand unter einem Stern, der einem Außenstehenden nicht unbedingt auf die Idee bringen würde, dass hier die reichsten der Reichen tagen: „Stakeholders for a Cohesive and Sustainable World“ (z. dt.: „Akteure für eine kohärente und nachhaltige Welt“). Dabei diskutierten die 3.000 Anwesenden u. a. über die Einführung der Zukunftstechnologie 5G, die ethisch bedenkliche Schürfung von seltenen Erden für Green Technologies und den zwischen den USA und China anhaltenden Handelskrieg. Kein Zweifel kann daran bestehen, dass hier die Crème de la Crème der globalen Führung zusammenkommt. Und kein Zweifel kann mehr darüber bestehen, dass sie einen radikalen Wechsel anstreben, der das alte Leben und die alten Geschäftsmodelle, mit denen viele der Teilnehmer ihr Vermögen aufgebaut haben, obsolet machen wird. Die Agenda 2030[1] der Vereinten Nationen (UN), die die 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung beschreibt, stammt aus dem Think-Tank-Netzwerk des WEF und zeigt damit eindeutig den Einfluss, den dieses Forum innehat.
Nun kann ein vernünftiger und zukunftsorientierter Mensch nicht sagen, dass diese 17 Ziele oder generell der vom WEF hier angeführte Anspruch für eine nachhaltige, umweltfreundliche Entwicklung, bei gleichzeitig steigendem Wohlstand in der Welt nicht erstrebenswert seien. Zu den Zielen gehören u. a. die Beseitigung von Armut (No Poverty), des Welthungers (Zero Hunger), die Verbesserung der weltweiten Gesundheitsversorgung (Good Health and Well-Being) sowie ein bewusstes Konsumenten- und Produzentenverhalten (Responsible Consumption and Production) bis in das Jahr 2030. Das sind Ziele, mit denen man sich gemein identifizieren kann – vorausgesetzt man besitzt ein wenig Altruismus. Letztlich würde die Verwirklichung der Ziele natürlich viele Probleme in der Welt reduzieren oder gar für immer lösen. Doch bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass diese Probleme ja erst durch die Globalisierung hervorgerufen wurden. Die selben Eliten, die von der Gesellschaft jetzt den Wandel fordern, haben über Jahrzehnte genau mit diesen Problemen, wobei die Globalisierung die Ursache des Ganzen ist, Geld verdient.
Dass der Kapitalismus krisenimmanent ist, gehört heute zu den Grundlagen der Politischen Ökonomie. Es gilt als apriorisch anzunehmen, dass alle paar Jahrzehnte eine Blase an den Finanzmärkten entsteht und das Wirtschaftssystem zu Fall bringt. Es gibt dafür den leider unter Ökonomen etwas untergegangenen Begriff des Minsky-Effektes oder Minsky-Moments, der den Zeitpunkt beschreibt, an dem das finanzwirtschaftliche Kartenhaus zusammenbricht. Ich schrieb über dieses Phänomen bereits im Sommer 2018 auf diesem Blog. In dem Artikel Kommt die nächste Wirtschaftskrise? hieß es:
„Nach Hyman P. Minsky, einem russischstämmigen amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler (1919-1996), gibt es drei Arten von Kreditnehmern:
- Kreditnehmer, die in der Lage sind ihre Schulden zurückzuzahlen,
- Kreditnehmer, die zwar noch in der Lage sind die Zinsschuld zu tilgen, nicht mehr aber den Kredit als solches,
- Kreditnehmer, die weder dazu in der Lage sind, die Zinsschuld, noch den Kredit zu tilgen. Diese Art von Schuldnern nehmen Kredite auf, in der Hoffnung auf enorme Preissteigerungen bei den Gütern, die sie von der Schuld finanzieren. Da dies auf reiner Spekulation beruht und aufgrund der bewussten Zahlungsunfähigkeit den Makel des Betruges trägt, wird diese Art der Kreditaufnahme auch als „Ponzi[2]-Finanzierung“ bezeichnet.
Laut Minsky tritt im Kapitalismus, gleich welcher Couleur, irgendwann die Phase ein, in der die Akteure bzw. Kreditnehmer nachlässig werden und anfangen zu glauben, dass die Zeit der Zyklen vorbei sei. Durch diese Unvorsichtigkeit neigen sie dazu, Kredite auch dann aufzunehmen, wenn bereits bei Aufnahme absehbar wird, dass der Kredit selbst nicht getilgt werden kann. Die Phase, in der die Ponzi-Finanzierung Schule macht, leitet bereits den Anfang vom Ende ein. Es entsteht ein Schneeballsystem wie in Zeiten der Subprime-Krise in den USA. Beim ersten Windstoß bzw. sobald das Wirtschaftswachstum rückläufig wird, verramschen die Ponzi-haften Spekulanten ihre Waren bzw. Wertpapiere. Es entsteht ein Herdentrieb, der ganze Märkte ins Wanken bringt. Finanz- und Wirtschaftskrisen sind die logische Folge. Da weltweit mit zurückgehenden Wachstumszahlen zu rechnen ist, kann die Party bereits als beendet angesehen werden – auch wenn so mancher noch volltrunken am Tresen hängt, während selbst der Wirt keine Getränke mehr auszuschenken hat.“
Längst hätten wir eine erhebliche Korrektur haben müssen, wie sie sich 2008 mehr als angedeutet hatte und spätestens im März 2020 hätte eintreten müssen, wenn nicht die exzessive Geldlockerung à la Mario Draghi gewesen wäre. Über die erheblichen Schwächen unseres Geldsystems habe ich bereits ausführlich auf diesem Blog geschrieben. Dieser Webfehler des kapitalistischen Systems konnte auch den globalen Finanz- und Politeliten nicht entgehen. WEF-Gründer Klaus Schwab spricht deshalb schon davon, dass der Neoliberalismus ausgedient hat. In einem sehr interessanten Interview mit Zeit Online erklärt er, wie er sich den Neustart des Kapitalismus vorstellt (hier nachzulesen). Prof. Dr. Schwab wird hier sehr deutlich, indem er klarstellt, dass es in Wirklichkeit darum geht, ein kaputtes und in sich marodes System zu erneuern. Von einer echten Alternative ist hier nicht die Rede. Wir können getrost sagen, dass sich das gegenwärtige System in seiner Endphase befindet. Da das System früher oder später ohnehin kollabiert wäre, wird nun ein gesteuerter Neustart angestrebt. Die Shareholder-Ökonomie soll in eine Stakeholder-Ökonomie transformiert werden. Wer diese Stakeholder sind, wird deutlich bei der Auswahl des WEF hinsichtlich der Teilnehmer an dem Forum. Hier wird eben nicht eine allgemeine Offenheit angestrebt, so dass der Familienvater, die besorgte Mutter oder der von der Digitalisierung betroffene Fließbandarbeiter ein Forum bekommen.
So wünschenswert es ist, dass die globalen Eliten an einem echten Wandel interessiert sind und sich im Dienste des Planeten und der Gesellschaft sehen, ist davon auszugehen, dass Klaus Schwab sich lediglich „für die Rückkehr der Seele einen Leichnam ausleiht“, nur, dass diese Seele keine integre Läuterung wie einst unsere Dramafigur Yue Shou anstrebt.
„Unter dem Kessel das Brennholz wegziehen“
In diesen nicht erst durch Corona entstandenen Krisen sieht das WEF einen wirklich potentiellen Gegner, dem es „das Wasser abzugraben“ gilt oder, wie es der Chinese in seinem 19. Strategem formuliert, das Brennholz unter dem Kessel zu entziehen. Es handelt sich dabei um den Nationalismus und wirtschaftlich gesehen, um den Protektionismus. In seinem Global Risk Report 2020 (der Bericht kann hier heruntergeladen werden) sieht der WEF die eindeutige Gefahr einer immer unkontrollierbareren Welt, in der einst zusammengewachsene internationale Strukturen immer weiter auseinandergehen und die Staaten in nationalen Alleingängen verfallen. So warnte der frühere norwegische Außenminister und heutige Präsident des World Economic Forum, Borge Brende, in einem im September dem Handelsblatt gegebenen Interview davor, dass die geopolitischen Krisen drohen, außer Kontrolle zu geraten und zum Nationalismus der einzelnen Staaten führen könnten. Wenn man sich den Global Risks Report 2020 genauer anschaut, fällt auf, dass alle Risiken, die die Einschätzungen sowie Gefahrenanalysen von etwa 800 Experten und Wissenschaftlern umfasst, eine Folge der Globalisierung und fehlgeleiteten Geld- und Finanzpolitik sind. Neben der Umweltverschmutzung, dem Klimawandel, werden Gefahren von wirtschaftlicher Instabilität, Inflation sowie Deflation gesehen. Kurz, also alles Folgeerscheinungen, die sich aus einem globalausbreitenden Kapitalismus und insbesondere dem globalen Finanzkapitalismus ergeben. Dies kann ohne ideologische Färbung benannt werden. Insbesondere in der Grenzlosigkeit, der globalen Expansion des Kapitals haben wir es heute mit weltumspannenden Herausforderungen zu tun, die man nicht müde wird, immer wieder für das Postulat des globalen Zusammenhalts ins Feld zu führen.
Doch in Wirklichkeit hätten wir all diese Probleme ohne die Globalisierung nicht. Daher sehen die globalen Eliten im Umfeld des WEF auch die Gefahr einer antiglobalistischen und pronationalistischen Bewegung. Dass diese „Gefahr“ durchaus real ist, haben wir an mehreren Stellen abgehandelt (Siehe dazu u. a. hier und hier). Im April diesen Jahres habe ich dazu einen ausführlichen Podcast zusammen mit dem YouTuber und Metapolitiker Frank Kraemer durchgeführt (siehe dazu hier).
Es liegt also nahe, dass die globalen Kosmopoliten früher oder später mit einem starken Konkurrenten von Rechts rechnen müssen. Bisher blieb zumindest in Deutschland die Ergreifung der Chancen, die sich durch die vorherrschenden, durch das globalistische System hervorgerufenen Katastrophen ergeben, aus. Die Rechte tut sich schwer, ihren nationalen und traditionalen Kern herauszuschälen, um damit den sich von der Globalisierung abwendenden Menschen eine Alternative anzubieten. Das Strategem Nr. 19 wird treffenderweise auch als Wurzelbeseitigungs- oder auch Kraftentziehungs-Strategem bezeichnet. Wenn die Rechte nicht aufpasst, dann werden ihr die globalen Eliten „unter dem Kessel das Brennholz wegziehen“. Schließlich kocht das Wasser nur, solange das Feuer brennt.
Was tun?
Das WEF versucht offensichtlich „einen Baum mit Blumen (zu) schmücken“ (Strategem Nr. 29). Ähnlich wie in dem Roman Romanze der Dynastien Sui und Tang aus der Anfangszeit der Qing-Dynastie (1644-1911) die Hofdamen mitten im Winter die Bäume über Nacht im Kaiserpark mit täuschend echt aussehenden bunten Seidenblumen schmückten, um den sich nach dem Frühling sehnenden Kaiser zu erfreuen, täuschen die globalen Eliten die von der Globalisierung gezeichneten Opfer. Um sich gegen die List zu wehren, ist daher der Echten Rechten dringend geraten, diesen Umstand zu verinnerlichen, darauf aufmerksam zu machen und am aller wichtigsten: eine Vision gegen den Globalismus zu zeichnen. Die dringendste Aufgabe ist und bleibt es daher, eine Avantgarde, eine Aristokratie der Edelleute zu schaffen, die die dialektische Losung „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ zum Kern ihrer Weltanschauung machen. Bleibt die Verwirklichung dieser Aufgabe aus, wird die Rechte scheitern und die Avantgarde der Kosmopoliten sowie des Geldadels triumphieren.
[1] Der deutsche Titel lautet „Transformation unserer Welt: Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“.
[2] Charles Ponzi (1882-1949) war ein italienischstämmiger US-amerikanischer Immigrant und wurde als einer der gewieftesten Betrüger seiner Zeit bekannt. Der Name „Ponzi“ steht heute somit für einen Betrüger bzw. für ein betrügerisches Verhalten.