Jahresrückblick 2022 und Ausblick 2023 aus metapolitischer Sicht

von | 06. Jan. 2023 | Deutschland und die Welt

Zwei sehr ereignisreiche Jahre liegen hinter uns. Ein wahrscheinlich noch ereignisreicheres Jahr liegt vor uns. Zeit, die letzten 12 Monate einmal Revue passieren zu lassen und ein wenig über unsere Arbeit „hinter den Kulissen“ zu berichten. Denn es gibt einige Ankündigungen, die ich Ihnen hiermit machen möchte.

Corona, die längst überfällige Katharsis

Den meisten von Ihnen wird es sicherlich zum Halse raushängen, doch ich möchte die Gelegenheit nutzen noch einmal über Corona zu sprechen, allerdings in einem für mich doch sehr positiven Zusammenhang. Dieses kleine Virus – ganz gleich woher es auch kommen mag, ob es so tödlich ist bzw. war oder doch nicht – hat diese Gesellschaft vorgeführt. Die westlich-moderne Arroganz hat einen gewaltigen Dämpfer erhalten und plötzlich mussten die Menschen in diesem Land feststellen, wie angreifbar, wie verletzlich die sozialen Strukturen sind. Denn die bundesdeutsche Gesellschaft vermag kaum noch Resilienz, also Anpassungsfähigkeit aufzuweisen. Die Menschen mussten zusehen, wie der Staat in die Persönlichkeitsrechte seiner Bürger eingreift. Einige haben dagegen revoltiert und sicherlich haben wir es auch diesen teilweise großen Protesten zu verdanken, dass die meisten dieser Rechte wieder zurückerlangt wurden. Zumindest wurde die Staatsgewalt mächtig auf die Probe gestellt. Bedenkt man doch, dass der Deutsche normalerweise am Fahrkartenautomat Schlangen bildet, bevor er einen Bahnhof stürmt. Im vergangenen Winter konnten wir zumindest geringdosierte vorrevolutionäre Luft einatmen.

Dabei war Corona nicht die Ursache für die Unzufriedenheit der Menschen in diesem Land, sondern lediglich ein Auslöser. Es war der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Es war lediglich nach Nassim Taleb der Schwarze Schwan, die Macht eines unvorhergesehenen Ereignisses, das zwar Erhebliche Auswirkungen zur Folge hat, aber im Grunde genommen nicht die (einzige) Ursache für die darauffolgende Entwicklung war. Im Nachgang wissen immer alle, dass es nicht anders hätte kommen können, doch die wahre Kunst besteht darin die Zeichen der Zeit zu erkennen. Wir mögen noch nicht am Vorabend der Revolution stehen, doch ich möchte meinen am Vorvorabend. Denn Brüche, die sich in 2021 und 2022 abzeichneten, werden weiter tiefe Risse in diese Gesellschaft reißen. Wir dürfen nicht vergessen, dass sie neben den objektiven Umständen die wichtigste Größe in der Geschichte darstellt. Brechen die sozialen Strukturen zunächst auseinander, verlieren die Herrschenden auch ihren wichtigsten Träger ihrer Macht. Was tun, wenn es niemanden mehr gibt, der sich bemächtigen lässt. Dies ist die Urangst jeder Machtelite.

Über die gespaltene Gesellschaft sowie dem sich darin immer stärker befindlichen Narzissmus habe ich bereits in der AGORA II (hier erhältlich) einen Leitartikel gewidmet. Der Text ist auch auf Gegenstrom am 14.11.2022 veröffentlicht worden – hier geht es zum Text.

Es ist Krieg in Europa: Wer hätte das gedacht?

Der Ukraine-Konflikt – mittlerweile spricht auch der russische Präsident von einem Krieg – hat die meisten Deutschen sichtlich geschockt. Verwandte fragten mich im Februar 2022 wie das möglich sei. Im 21. Jahrhundert könne doch keiner ernsthaft einen Krieg anzetteln. Auf meine Reaktion, dass zu jedem Zeitpunkt irgendwo auf dieser Welt mehrere heiße Kriege ausgefochten würden, antwortete man mir, dass sowas doch aber nicht mehr in Europa passieren könne. Mir ist dadurch richtig bewusstgeworden wie naiv viele unserer Zeitgenossen doch sind. Sie haben die Mär vom ewigen Frieden geschluckt. Auch wenn mit der EU-Gründung zu recht auch friedvolle Hoffnungen verbunden waren, so grenzt es doch an Realitätsverweigerung, den Frieden als einen natürlichen Dauerzustand zu betrachten. Hier zeigt sich das meist der Wunsch der Vater des Gedankens ist. Wir neigen dazu uns selbst zu überschätzen, was der Verhaltensökonom so treffend als eine Art der „kognitiven Verzerrung“ bezeichnet. Rolf Dobelli beschreibt dieses Phänomen in seinem wirklich empfehlenswerten Buch „Die Kunst des klaren Denkens“ als einen der 52 Denkfehler, denen wir aufsitzen. Er bezeichnet diese Selbstüberschätzung daher auch als den Overconfidence-Effekt, auch bekannt oder zumindest verwandt mit dem Dunning-Kruger-Effekt. Darunter wird das Phänomen verstanden, dass je inkompetenter bzw. unwissender eine Person ist, desto größer ist auch ihre Selbstüberschätzung. Dies resultiert aus der Unfähigkeit sich selbst objektiv zu betrachten.

Unser Autor Dominik Schwarzenberger hatte in seinem bereits am 09.09.2017 erschienen Text „Krisenherd Ukraine – Porträt eines zerrissenen Landes“ vor diesem Konflikt gewarnt. In einem zweiteiligen Podcast mit Frank Kraemer bin ich den Ursachen dieses Konfliktes auf den Grund gegangen (hier geht es zum Podcast). In der AGORA III, die sich allgemein mit geopolitischen Themen befasst, habe ich in meinem Essay „Quo vadis, Europa? Europäische Zukunft aus Sicht der CIA und amerikanischer Geostrategen“ darauf hingewiesen, dass Europa ein einziges Pulverfass ist. Zu glauben, dass dieser Krieg zwischen Russland und der Ukraine – mehr oder weniger verdeckt durch die US-geführte NATO – der letzte auf europäischem Boden sein wird, der irrt. Schauen Sie in Richtung Balkan! Diese Region eignet sich hervorragend als Zündschnur. Die Geschichte weiß davon ausgiebig zu berichten. Rein geografisch betrachtet ist Europa das Zentrum der Welt. Wird ein Konflikt zwischen einer der Atlantischen Mächte im Westen und einer im eurasischen oder asiatischen Osten platzierten Entität entfacht, dürfte klar sein, dass Europa sich aus diesem Konflikt nicht wegstehlen kann.

Deutschland im Kalten Krieg 2.0: MetaPol und die Dritte Position

So hat der Krieg in der Ukraine zu einer gewaltigen Spaltung innerhalb des rechten Lagers in Deutschland geführt. War Corona bereits eine gewaltige Zäsur für die bestehenden Akteure, ist spätestens mit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine ein tiefer Riss durch die Reihen der Deutschen Rechten gegangen. Hier streiten sich die Gemüter, jedoch selten die sachlichen Geister. Einer der wesentlichsten Gründe dürfte in der Unkenntnis über die beiden Länder Ukraine sowie Russland bestehen. Auch – so habe ich in vielen verschiedenen Gesprächen in den letzten Monaten seit dem 24. Februar 2022 gemerkt – fehlt es in der Diskussion an Kenntnissen über die Identitäten sowie die geopolitische Bedeutung dieses Konfliktes. Ich verweise auch hier wieder auf das Gespräch mit Frank Krämer.

Wer tatsächlich glaubt, dass der Grund für den Einmarsch und damit das Risiko einen dritten Weltkrieg zu provozieren, tatsächlich auf einen über Nacht gekommenen Anfall an Größenwahn von Vladimir Putin zurückzuführen ist, ist Opfer von totaler Unkenntnis politischer Mechanismen. Zu glauben, dass ein Staatsmann, ganz gleich an wen Sie jetzt denken mögen, im 21. Jahrhundert alleine in autokratischer Weise einfach so einen Krieg beschließen kann, ohne dass diese Entscheidung mit erheblichen Konsequenzen einhergeht, ist schlichtweg naiv. Schauen wir uns doch an, wie harmonisch orchestriert die Politiken diese Welt durch die Corona-Pandemie geführt haben. Länder, die eine nicht so restriktive oder gar keine Maßnahmen erhoben, wurde der Geldhahn vom IWF zugedreht. Hier an einen reinen Zufall zu glauben, wäre mindestens genauso naiv. Natürlich gibt es Mechanismen, Lebens- und Naturgesetze, die sich immer wieder durchsetzen, die die Rahmenbedingungen für Entwicklungen setzen (daher nennen wir sie auch Gesetze). Dennoch spielen machpolitisches Kalkül und globaler Einfluss von superreichen Oligarchen, um es einmal mit den Worten des heute nach Russland schielenden Mainstreams zu sagen, eine gewaltige Rolle bei allen Entscheidungen globalen Ausmaßes.

Gleichzeitig ist die Position Russland als eine Art Heilsbringer zu sehen, der Deutschland und Europa aus den Fängen der Dekadenz befreit, mindestens genauso naiv. Natürlich verfolgen die Eliten in Russland eigene, von Europa unabhängige Interessen. Natürlich bestehen in Russland auch Bestrebungen sich weiter nach Westen auszudehnen und das alte Reich wieder neu erblühen zu lassen. Nicht wenige erinnern sich mit Freude an die Zeit eines Iwan IV., der das Moskowitenreich begründete und einen Zugang in den Westen legte. Auch Stalin gehört zur russischen Geschichte. Und Russland war in dieser Zeit mächtig und hat eine weltpolitisch bedeutende Rolle gespielt. Wir verbitten es uns schließlich ebenfalls uns von Ausländern unsere Geschichte interpretieren zu lassen und vor allem auf einzelne Etappen zu reduzieren. Genauso gilt es auch zu akzeptieren oder zumindest zur Kenntnis zu nehmen, dass die Ukrainer offenbar ein sehr starkes Bewusstsein für ihre Eigenständigkeit entwickelt haben, unabhängig von ihrer ethnischen und kulturellen Herkunft. Derzeit kämpfen sie für ihr Land und greifen demnach nach jedem Strohhalm, der sich ihnen bietet. Auch wenn dieser US-Amerika heißt, offensichtlich eigene Interessen in diesem Konflikt verfolgt und ggf. nach einer evtl. russischen Niederlage mehr Einfluss auf die ukrainische Politik und damit auch auf die Lebensweise bekommt.

In diesem nun immer heißer werdenden Kalten Krieg 2.0, der sich mindestens seit dem Kaukasuskrieg 2008 auch in Europa bahnbricht, kämpfen im Grunde genommen nach wie vor zwei große Entitäten um das Herzland Eurasiens, wobei die Sarmatienebene, die heutige Ukraine der wesentlichste geopolitische Dreh- und Angelpunkt auf der horizontalen Eurasien-Achse ist. Es ist bezeichnend, dass die Deutsche Rechte sich lieber in zwei Lager spalten lässt, die sich jeweils für die Interessen anderer Länder positionieren, anstatt eigene deutsche oder europäische Standpunkte zu formulieren. MetaPol vertritt daher ganz klar die Dritte Position aus der geopolitischen Perspektive. Deutschland und Europa müssen ihre eigenen Interessen verfolgen, wobei zunächst die Wiederherstellung der Souveränität der einzelnen europäischen Entitäten hergestellt werden müsste. Insbesondere Westeuropa ist in Wirklichkeit seit der Auflösung der Bipolaren Weltordnung Spielball der USA. Aus diesem (vorsichtig formuliert) Souveränitätsverhältnis zu den USA als Schutzherr herauskommen zu wollen, in dem man sich anderer Schutz- und Lehnsherren anbiedert, ist an den deutschen und auch gesamteuropäischen – soweit es sowas überhaupt gibt – Interessen vollkommen vorbeigedacht. Daher gilt es eine Äquidistanz, also gleiche Abstände sowohl zu Russland zu pflegen wie auch zu den USA. Beide gehören zur Weltordnung und müssen daher in ihrer Eigenheit akzeptiert werden. Die Positionierung zu diesen muss immer den eigenen Interessen folgen. Wer hier mit Moral operiert, wird weiterhin als Spielball ausgenutzt.

Lesen Sie dazu unsere Position in dem Artikel von Dominik Schwarzenberger, „Putin, der Westen und wir – für eine dritte Position“, erschienen auf Gegenstrom am 16.03.2022.

Mit der „Ampel“ wird alles rechter

Ja, Sie lesen richtig. Die Ampelkoalition mag nicht unbedingt Ihre Wunschregierung sein. Dennoch gilt es auch diese Entwicklung sachlich einzuordnen. Lenin, dem man sicherlich nicht absprechen kann, das er seinerzeit einige Zeichen richtig erkannt hat, sprach einmal davon, dass Revolution beginne, wenn die da oben nicht mehr können und die da unten nicht mehr wollen. Nach seinen Beobachtungen gibt es vier Merkmale, die eine Revolution ankündigen. Sind alle vier Voraussetzungen erfüllt, ist die Revolution längst im Gang:

  1. Es wird für die herrschende Klasse unmöglich ihre Herrschaft in unveränderter Form aufrechtzuhalten.
  2. Die Not und das Elend verschärfen sich über das gewohnte Maß hinaus.
  3. Die Aktivität der Massen wächst als unmittelbare Folge aus 1 und 2.
  4. Die revolutionäre Klasse besitzt die Fähigkeit zur Massenaktion.

Die Umfragewerte der selbsternannten „Fortschrittskoalition“ sind im Keller. Die Mehrheit der Deutschen ist mit den Ministerien unzufrieden. In Deutschland funktioniert kaum noch etwas. Der Rechtsstaat hat in den letzten beiden Jahren massiv an Vertrauen verloren, Politiker müssen reihenweise ihre gefälschten Doktortitel abgeben. Die Außenministerin wird von ihren Auslandskollegen wie neulich in Indien regelrecht abgewatscht. Ihr Buch hat sich als Plagiat entpuppt und wird deshalb nicht mehr gedruckt. Der Wirtschafts- und Energieminister versteht offenbar die einfachsten ökonomischen Sachzusammenhänge nicht. Der tscherkesisch-stämmige Landwirtschaftsminister Cem Özdemir kann als einzige seinem Ministerium nahe Kompetenz den Anbau von Hanfpflanzen vorweisen (siehe dazu hier). Ich weiß, dass war polemisch. Dennoch unterstreicht es die Erfüllung des ersten Teils von Lenins Formel: „Die da oben können nicht mehr“. Daher verändern sie auch die Art der Politik. Die herrschende Klasse ist dazu gezwungen ihre Form der Herrschaft zu verändern (Merkmal 1). Während Carl Theodor zu Guttenberg seinerzeit nach dem Plagiatsvorwurf gehen musste, sieht Franziska Giffey offensichtlich keinen Grund die Konsequenzen aus ihrem Betrug zu ziehen. Generell zeichnet sich die derzeitige herrschende Klasse wie keine andere Regierung durch Verantwortungslosigkeit aus. Trotz massiver Fehleinschätzungen zur Corona-Situation, muss sich der Gesundheitsminister, Karl Lauterbach keineswegs verantworten, um hier eines der prägnantesten Beispiele, neben der Verstrickung des Bundeskanzlers in den Wirecard-Skandal, zu erwähnen.

Die Ampel ist zum Scheitern verurteilt. Abgesehen von der FDP wird diese Regierung als strikt linksliberal, als Lifestyle-links gesehen, auch wenn diese mit der echten Linken nichts mehr gemein haben mögen. Dennoch schadet dies unmittelbar der linken Reputation in Deutschland und bedeutet realistische Chancen für die Rechte. Sie muss sie nur nutzen!

MetaPol war im letzten Jahr nicht untätig

Seminar für rechte Metapolitik

Im vergangenen Jahr haben wir wieder eines unserer Seminare durchgeführt. Diesmal war es nur eines, da wir parallel mehrere Projekte bearbeiten. Das Seminar befasste sich mit dem oben bereits angedeuteten Thema „DER MACHIAVELLI DES OSTENS – WAS RECHTE VON LENIN LERNEN KÖNNEN“. Über Inhalte und Referenten kann hier etwas nachgelesen werden.

Arbeitsgruppen

MetaPol arbeitet hinter den Kulissen in verschiedenen Arbeitskreisen. Es gibt verschiedene Fachbereiche, in denen wir uns organisieren. So haben wir uns vermehrt auch auf die Themengebiete Wirtschaft, Energie und Geopolitik konzentriert. Hierzu wird es in naher Zukunft noch einiges zu berichten geben. Dabei sind wir auch offen für Ihre Vorschläge und Ideen in den jeweiligen Themenbereichen. Unsere Arbeit lebt vom Austausch, der durchaus kontrovers geführt werden kann.

 Sie wollen bei unserer Theoriearbeit mitarbeiten? Melden Sie Sich bei uns!

Publikationen

Gleich zu Beginn im Februar veröffentlichten wir den AREOPAG II, der eine kontroverse Antwort des umtriebigen Freigeistes, Johannes Scharf auf den AREOPAG I ist. In diesem befasst er sich mit der Thematik eines Ethnostaates, der sich in Privatstädten organisiert und ein Gegenmodell zu der westlichen Demokratie darstellen soll. Den AREOPAG II – „Der Tribalolibertarismus“ können Sie hier erhalten.

Kurz darauf brachten wir die AGORA II mit dem Titel „‘Homo Deus‘ oder Hybris?“ heraus, in der wir uns mit den transhumanistischen Eliten sowie deren Agenda befassten.

Mit der AGORA III haben wir nun unsere Theoriezeitschrift etablieren können. Künftig werden wir zwei Ausgaben pro Jahr veröffentlichen.

Neue Rubrik „Standpunkt“

Im November haben wir die neue Rubrik „Standpunkt“ eingeführt, die wir nun in 2023 vermehrt nutzen wollen, um klare Akzente zu setzen und die Linien abzustecken, auf denen wir uns als Institut, Verlag und Arbeitsgruppen bewegen. Hier werden Sie explizite Positionen, die sich aus den Arbeitskreisen ergeben, nachlesen können. Zu der Rubrik geht es hier.

Ausblick 2023

Die Welt wird multipolarer

Obgleich die USA wohl als großer Profiteur aus dem Krieg zwischen der Ukraine und Russland hervorgehen könnten, bröckelt die Macht des Weltherrschers. In dem großen USA-Interview mit Dominik Schwarzenberger analysieren wir den Zustand der Vereinigten Staaten von Amerika (Siehe dazu Teil I „Bürgerkriegsland USA?“ und Teil II „Die USA werden ihre heutige Gestalt nicht überleben“).

Gleichzeitig ist zu beobachten, dass neben der Tatsache der militärischen Übermacht, US-Amerika dabei ist, seine wichtigste Waffe zu verlieren: Das Dollarfinanzsystem.

So wurden bisher rund 80 Prozent des weltweiten Ölhandels in Dollar abgerechnet, an den Finanz- und Rohstoffbörsen interessiert der Preis in Dollar und rund 60 Prozent der Devisenreserven weltweit sind in Dollar gehalten. Doch dieses System bröckelt. Saudi-Arabien, das nach den USA der größte Öl-Förderer der Welt ist, will künftig sein schwarzes Gold an China in Yuan verkaufen. Das amerikanische Brent-Öl droht seine weltweit führende Rolle verlustig zu gehen. Die Rohölexporte aus der Russischen Föderation in das Reich der Mitte stiegen in 2022 massiv. Durch die Beendigung der Null-Covid-Strategie in China, dürfte das Land weiteres Öl aus Russland importieren. Die Zahlungen werden ebenfalls in Yuans / Renminbis getätigt. Der chinesische Staatschef Xi Jinping schlug erst kürzlich vor die in Shanghai ansässige Börse Petroleum and National Gas Exchange als Marktplatz zur Abwicklung des Öl- und Gashandels auf Grundlage des Yuans / Renminbis zu verwenden. Die Realisierung dieses Vorschlages hätte gewaltige Auswirkungen auf die bestehende Weltwirtschaft und somit auch auf die Weltordnung. Bereits jetzt fangen andere Länder bereits an in anderen Währungen Öl und Gas zu handeln. Auch die Türkei wickelt mittlerweile einen erheblichen Teil der Erdgaslieferungen aus Russland in Rubel ab. Die Gefahr, dass Russland mit seinen enormen Goldreserven den Rubel immer weiter an Gold binden könnte, ist durchaus realistisch. Bereits jetzt erweist sich die russische Währung als eine der stabilsten innerhalb des Fiatgeldsystems.

Im Nahen Osten brodelt es weiterhin. Mit der Siedlungspolitik unter Netanjahu und seinem neuen Kabinett könnten die Konflikte neu aufflammen, was die geopolitische Handlungsfähigkeit der interessierten Akteure einschränken würde. Mit Tzachi Hanegbi als Vorsitzender des Nationalen Sicherheitsrats wurde einer der iranfeindlichsten Likud-Politiker eingesetzt. Dieser hat in der Vergangenheit mehrfach mit Forderungen nach einem Überfall auf den Iran für Aufmerksamkeit gesorgt. Ein offener Krieg mit dem Iran wird somit immer wahrscheinlicher. Der Iran positioniert sich zunehmend als Regionalmacht im Nahen Osten, ähnlich wie der wichtigste Konkurrent Israel. Beide Entitäten haben gute Beziehungen entweder nach Russland-China oder den USA. Hier ist neues Konfliktpotenzial vorprogrammiert.

Die Welt wird mulipolarer, soll heißen, das Machtgefüge in der Welt wird sich zunehmend auf mehrere Entitäten aufteilen – mittel- bis langfristig. In dem Jahr 2023 könnten dafür weitere wichtige Brandmauern durchbrochen werden.

Krisengebeuteltes Deutschland

Währenddessen wird Deutschland mit hoher Wahrscheinlichkeit weiterhin seinen Weg in die Rezession gehen. Die Stagflation ist längst da. Die Inflation wird nicht zurückgehen, bis der Euro abgewickelt sein wird. Dieser wird zunehmend weicher und unbrauchbarer. Das Vertrauen in die politische Führung und in die Zentralbanken, der Situation tatsächlich Herr werden zu können, bröckelt derweil weiter. Die Energiekrise wird sich sicherlich verschärfen.

Es ist davon auszugehen, dass sich die Merkmale 2 und 3 verstärken könnten und somit weitere objektive Voraussetzungen für revolutionäre Bewegungen nach Lenin gegeben sind.

MetaPol verlagert das Gewicht und wird internationaler

Während wir in den letzten Jahren Aufbauarbeit geleistet haben, wird MetaPol in 2023 zunehmend internationaler. Wir sind dabei unsere internationalen Beziehungen im europäischen Ausland und darüber hinaus auszubauen. Auch werden zunehmend Artikel in anderen Sprachen übersetzt und veröffentlicht (so u.a. in Italien, wie hier). Gerade sind wir dabei unsere Seite auch auf Englisch umzustellen. Sie können dann zwischen den beiden Sprachen wählen. Wer die AGORA aufmerksam verfolgt hat, wird festgestellt haben, dass unsere Autoren zunehmend auch aus dem Ausland kommen – Nicht zuletzt auch aus Südamerika. Weitere Ankündigungen werden dazu noch folgen.

Warum wir das machen? Weil wir bereits jetzt Kontakt zu anderen Strukturen in anderen Ländern, wo ebenfalls eigene Interessen und Strategien verfolgt werden, für sinnvoll halten. Vor allem halten wir einen ernsthaften internationalen Austausch für sehr gewinnbringend, auch auf geistiger Ebene.

Weitere Überraschungen und neue Titel geplant

Wir haben bereits wieder neue Titel in Arbeit. Lassen Sie Sich dabei überraschen. Die nächsten beiden Werke gehören zum einen der Kulturarbeit an und zum anderen veröffentlichen wir eine alte, im deutschsprachigen Raum längst vergessene Schrift, die sich mit der Welt der Traditionen befasst.

Die nächste AGORA wird sich mit militärstrategischen Aspekten auseinandersetzen. Ihr Titel lautet: „Die Zukunft des Krieges – Wie wandelt sich der Vater aller Dinge und wie verändert er uns?“

Für 2023 werden wir Ihnen auch mehr Gelegenheit geben unsere Arbeit direkt entweder finanziell oder inhaltlich zu unterstützen. Wie von Anfang an geplant, verstärken wir unsere Bemühungen eine Plattform des intellektuellen Austausches zwischen den rechten Strömungen in Deutschland zu errichten, weshalb wir unsere Theoriearbeit intensivieren. Diese Plattform soll vor allem auch öffentlich nutzbar und zugänglich sein, ähnlich wie ein „Public Think Tank“.

Wir bieten mittlerweile auch Seminare im kleineren Kreis an, die Sie buchen können. Eine Bekanntmachung unserer Themenliste wird demnächst veröffentlicht.

Auch unsere beliebte und etablierte Seminarreihe „Seminar für rechte Metapolitik“ wird in diesem Jahr selbstverständlich fortgesetzt. Wir sind bereits in Kontakt mit potentiellen Referenten.

Ich würde mich freuen, Sie im Rahmen dieser Entwicklung kennenlernen zu dürfen oder wiederzusehen.

 

Es verbleibt Ihnen mit freundlichen Grüßen,

 

Peter Steinborn

Redaktionsleiter Gegenstrom