Evolution, Manipulation, Devolution: Eine Antwort zu Lars Steinkes „Evolution als politischer Leitgedanke“

von | 05. Jan. 2021 | Debatte, Philosophie & Theorie

Georg Osten antwortet hier mit einem sehr ausführlichen Artikel auf den erst kürzlich zum Jahresende 2020 erschienenen Aufsatz von Lars Steinke. Damit beteiligt sich Osten an der aus unserer Sicht wichtigen Debatte über die Kulturelle Evolution, welche Gefahren sie in sich birgt und wo sie hinführt, wenn wir nicht aufpassen. Dabei beleuchtet der Kommentator die gesellschaftliche Transformation durch die Digitalisierung und stellt hier eine Evolution im Sinne einer Höherentwicklung in Frage. Die Redaktion

Sich einmal ganz grundsätzliche Gedanken zu machen, mehr oder weniger weit entfernt vom Gedröhn über dem politisch-ideologischen Gefechtsfeld, hat etwas Entspannendes. Und es hilft zu klären, auch sich selbst Klarheit und Stand zu verschaffen. Tja, führt also die auf der naturellen Evolution aufsattelnde und sich längst vielfach verselbständigt habende kulturelle Evolution des Menschen per se zur Verbesserung? Überhaupt und mindestens der menschlichen Angelegenheiten? Per se nein. Aber per se auch nicht zum Gegenteil.

Es kommt darauf an, welche Richtung die kulturelle Evolution nimmt bzw. wer oder was sie vorantreibt. Mit welcher Absicht, mit welchem Ziel. Welche Werte ihr zugrunde liegen oder zugrunde gelegt werden.

Kulturelle Evolution ist, einmal in Gang gekommen, Veränderung. Mit wechselnder Geschwindigkeit und Perioden unterschiedlicher Intensität. Aber es gibt auch hier keine endgültigen Zustände, weder „gute” noch „schlechte”. Kein Zustand, kein Stadium hat unbegrenzte Dauer. Keine „beste aller Welten“ wird je erreicht, noch bleibt eine dauerhaft bestehen (so wenig wie eine schlechteste). Keine Mauer steht ewig, und Geschichte (als kulturelle Zeiterzählung oder Zeiterzählung der Kultur) endet nicht, solange sie sich vollzieht oder vollzogen wird. Aus der mittlerweile aufgehäuften (kultur)geschichtlichen Erfahrung könnte man Erkenntnisse über Richtungen und Geschwindigkeiten kommender geschichtlicher (kultureller) Entwicklungen gewinnen. Könnte, je nach Präferenz, steuernd, beschleunigend oder bremsend, fördernd oder hemmend einwirken.

Und man tut es auch. Je nach ausdrücklicher Werte-Präferenz oder aus einem pulsierenden Geflecht vielfältig gelagerter Interessen heraus, von denen je einzelne, mehr oder weniger deutlich erkennbar, in den Vordergrund tritt.

Wären auch wir Menschen nur „Natur”, erübrigte sich alles Weitere. Die Natur selbst regelte all unsere Angelegenheiten, ohne dass es je ein erweitertes Bewusstsein dessen, geschweige denn (bewusst korrektiven) Widerstand dagegen gäbe. Per „Kultur” aber drückt sich der menschenmögliche Widerstand gegen ein bruchloses Aufgehen im mutmaßlich bewusstlos natürlichen Prozess aus. Wobei die Fähigkeit zur Schaffung eben jener kulturellen Sphäre menschlicher Existenz wiederum ein Zwischenergebnis der naturellen Entwicklung ist, die den Menschen als natürlich gewachsenes (und insofern ambivalent oder, wenn man so will, „bipolar“ bleibendes) Kulturwesen hervorgebracht hat.

Kultur als Ausdruck einer (qua historischer Perspektive expansiv) skalierten Teilsouveränität über die Natur bringt – neben faszinierenden Schöpfungen, materiell etwa von Bauten, Kunstwerken, technischen Anlagen, ideell von literarischen Gestaltungen, philosophischen Weltsichten und politischen Ordnungen (all das aus jener kreativ dynamischen Grundkombination von Freiheit und Denken als menschenwesentlicher und kulturkonstitutiver Grundspannung) – in diesem Sinn zugleich die Umkehrlast der Verantwortung für alles (potentiell immer auch irrende, fehlgehende) „übernatürliche“ Handeln mit sich, für alle bewusste kulturelle Gestaltung, Formung, für die dem vorausgehenden oder zugrundeliegenden Werten, bis hin zur Gefahr „widernatürlicher” oder „unmenschlicher“ Entgleisung.

Im kulturellen Horizont dann je nach Standpunkt, denn Kultur enthält, Stichwort „Umkehrlast“, die unumgängliche Forderung des Wertens und der Werte an die (im grundlegenden Sinne) Kulturschaffenden und –tragenden:

Nach welchen Werten richtet sich eine Kultur, welche Werte prägen sie und ihre Schöpfungen? Hierüber bleiben von denen bewusste Entscheidungen zu treffen, die eben aus dem Bannkreis absoluter, bewusstloser Naturbestimmung entlassen sind. Sehr unmittelbar eingängig und wortwörtlich plastisch lässt sich der kulturelle Werte-Ausdruck bspw. an den Bau- und Kunstwerken von Kulturepochen oder Kulturräumen ablesen. Komprimiert und konzentriert an der Anlage von Städten als den verdichtet geschaffenen Kultursphären.

Zusammenhänge erschließen sich hier zwischen der äußerer Form und den inneren oder konstitutiven Werten kulturtragender (Werte-)Gemeinschaften. Das gilt natürlich auch in Abhängigkeit des jeweiligen Lebensbildes, das sich verdichtet gerade in den Städten zeigt, von der Erscheinung, dem Tun und Treiben, der Richtung und Bewegung, den Zeichen und Symbolen der dort versammelten Menschen.

Kultur ist, auch wenn einzelne Kulturschaffende die Markierungen der Kulturgeschichte setzen, ein Gemeinschaftswerk. Die Blüte auf und aus einem Saatgrund. Lässt man allein hier die Galerie der aufeinander gefolgten Veränderungen oder eben Geschichte über 5000 Jahre Revue passieren, kommt man im Nah- und Tiefenblick vielleicht zu entsprechend differenzierten Schlüssen über die Annahme einer per se beständig kulturellen Evolution zum „Besseren“.

Auch im Blick auf die inneren Werte, die der äußeren Form zugrunde lagen und liegen. In diesem Betrachtungshorizont geht es bei „Kultur“ nicht nur um den Oberbegriff für alle Arten plasto-künstlerischen Schaffens einschließlich der Architektur, also das, was die „Kulissen“ einer Kulturwelt betrifft, sondern um „Kultur“ als den Gesamtausdruck jenes vitalen spirit, der das Leben und Zusammenleben einer räumlich organisierten, geschichtlich gewachsenen, durch gemeinsame Werte traditionell verbundenen Gemeinschaft durchdringt.

In historischer Perspektive war es gerade die Vielfalt solcher eigenständiger, unterschiedlichen Grads verwandter oder nicht verwandter Kulturraum-Gemeinschaften, die, von ihrem jeweilig charakteristisch prägenden spirit als dem jeweiligen Fundus ihrer Werte aus, einen überwältigenden Reichtum kultureller Schöpfungen hinterlassen haben. Einen Sonderfall kulturellen Ausdrucks bildet die Technik oder technologische Evolution – jenseits ihrer jeweiligen Bewertung bzw. ihrer Folgen und Wirkungen auf die menschliche Kultur im Ganzen.

Kein Zweifel, dass die rein technische Entwicklung selbst den Gang ständiger Optimierung, Leistungserweiterung und Verfeinerung genommen hat, unabhängig von jeder Bewertung dieses, rein technisch und kapazitativ gesehen, unzweifelhaft dauernden Fortschritts.

Auch hier ist übrigens die Beobachtung interessant, wo und von wo bzw. wem diese technologische Expansion stattgefunden hat, ausgegangen ist und vorangetrieben wurde.

Heute sind Technik und technologische Dynamik im Grunde Trägerbasis und Treibmittel der kulturellen Evolution. Kulminierend jetzt in der global digitalen Epoche, die vor allem auch den medialen Spiegeleffekt einer mittlerweile weltüberspannend und -nivellierend wirkenden Unterhaltungs- und Bespaßungsindustrie (als heute zentralem und wirkungsmächtigstem Bereich der „Kultur“) noch einmal potenziert hat.

Dazu kommt das in den vergangenen Jahren massiv Fahrt aufgenommen habende „Weltgespräch“ über die expandierenden Plattformen und Kanäle der vielgestaltigen und so genannten „sozialen Medien“. Eine interaktive Parallelwelt ist entstanden, im globalen Dauerdialog oder als digitales Geflecht multiverser, sich wechselweise verstärkender Monologe.

Der Quantensprung des zweiten medialen Zeitalters (also dem nach jenem ersten durch die Folgen des Buchdrucks bestimmten), vor weniger als 100 Jahren mit der Erfindung von Radio und Tonfilm begonnen, bestand im Durchbruch des monolinearen Sender-Empfänger-Verhältnisses. Jetzt kann, per Verfügung über Strom- und Internetanschluss, prinzipiell jeder „senden“.

Und mit jenen „smarten“ Endgeräten hat dieses nun dritte mediale Zeitalter einen nochmalig „logistischen“ Schub bekommen (auch hinsichtlich seiner Wirkung auf die kulturelle Evolution). Noch nie gab es so viele am äußeren Werden der „Kultur“ (zumindest ihren äußersten Sphären) beteiligt Scheinende.

Neben der „Realität“ existiert nun (und kaum weniger real scheinend) die „Digitalität“. Und insbesondere im politischen Vollzugsraum als Ort gemeinschaftswirksamer Richtungsentscheidungen interferieren hier zunehmend die Dimensionen, und gibt es anscheinend keinen absoluten Primat der realen vor der digitalen Dimension mehr. Hinter diesen im doppelten Wortsinn überwältigenden  Bühneneffekten der digitalen Technologie vollziehen sich darüber zugleich nicht weniger gravierende und weitreichende Umwälzungen in sämtlichen Bereichen der menschlichen Kultursphäre: Arbeit, Wirtschaft, Medizin, in der gesamten unmittelbar praktisch relevanten Lebenswelt per Einfluss auf die Versorgung, den Verkehr, das Vernetzen von Handlungsfeldern und Prozessen etc.

Die Frage, wieder auf den Anfang kommend, bleibt aber auch hier: Welchen Einfluss nimmt das auf die kulturelle Evolution als solche bzw. deren Richtung und vor allem: Wer nimmt gerade über jene expandierenden wie interferierenden Räume der Digitalität prägenden Einfluss auf diese Evolution, welche Werte werden hier transportiert, sind bestimmend – oder gibt es sogar einen eigenen und selbst wiederum Kultur schaffenden spirit der digitalen Dimension?

Was noch einmal Technik und technologischen Progress allgemein und prinzipiell im Blick auf die kulturelle Evolution betrifft: Ganz grundsätzlich bestimmte und bestimmt der Stand technischer Möglichkeiten überhaupt den jeweils „real existierenden“ Grad an Freiheit des Menschen von natürlicher Bestimmung oder Einschränkung.

Denn ohne technische Entwicklung in der Landwirtschaft, im Haus- und Siedlungsbau, beim Erschließen und Verfügbarmachen von Wasser-, Nahrungs- und Rohstoffquellen, bei der Kultivierung von Naturräumen, im Transportwesen, bei der Informationsspeicherung und -übermittlung etc. hätte eine kulturelle Evolution und zumal in solchem Ausmaß kaum stattfinden können.

Gleichzeitig überbieten technische Möglichkeiten und wissenschaftliche Errungenschaften vormals natürliche Grenzen in immer weiterreichendem Maße. Sie verändern mit immer mehr beschleunigtem Tempo das Verhältnis des immer noch biologischen Kulturwesens Mensch zur Natur, auch zur eigenen, sie überführen beide „Naturen“ immer tiefer in die „kulturelle“ (und also wertende) Verfügung (unbeschadet auch „natürlicher“ Konsequenzen).

Was mit dem Steigern der Freiheit von natürlichen Einschränkungen wie Bestimmungen begann, führte zu neuen Abhängigkeiten und mittelbar oder unmittelbar wirkenden bzw. wirksamen „Unterwerfungen“.

Man könnte, was das Überbieten einst natürlicher Beschränkungen oder Grenzen betrifft, hier das Beispiel von der immer „totaleren“ und „perfekteren“, leichter verfügbareren Erleuchtung des vormalig nächtlichen Dunkels nehmen, samt der Folgen für den natürlichen Bio- und allgemeinen Lebensrhythmus, im Blick auf das expansive Nutzen, Füllen und „Okkupieren“ von (dadurch verändert natürlichen) Zeiträumen.  Man kann das im noch weitergehenden Sinne naturüberbietend technisch-instrumentelle Einwirken heute bis hin zum unmittelbaren medizin- oder bio-technischen Eingriff in die menschliche Natur selbst bzw. die Natur des menschlichen Körpers verfolgen. Etwa, wie gegenwärtig en vogue, um die natürlichen Geschlechtergrenzen per „kultureller Evolution“ oder eben entsprechend zu herrschen scheinenden „kultureller Wertungen“ zu schleifen.

Gerade hier wird dann besagte Ambivalenz der kulturellen Evolution wiederum deutlich: Jede weitergehende „Entlassung“ aus natürlicher Bestimmung per wissenschaftlicher Erkenntnis und technischer Möglichkeit verlangt ein bewusstes Gestalten dieser Möglichkeiten, je nach den zugrundeliegenden Werten.

Und nicht der wissenschaftlich-technische Fortschritt an sich, sondern dessen wertend kulturelle Gestaltung entscheidet darüber, ob es sich bei der von ihm getriebenen kulturellen Evolution um eine „Verbesserung“ handelt oder eine Verirrung: begründet durch menschliche Irrtumsanfälligkeit aus Freiheit oder menschlichen Irrsinn aus wie auch immer fanatisiertem Denken heraus. Dabei wird ein kulturgeschichtliches Phänomen deutlich: Noch jede uns bekannte Hochkultur ist von einem Punkt X ihres Zenits an in das Stadium des eigenen Verfalls getreten, den dann nicht selten äußere Ereignisse wechselwirkend beschleunigt oder vollendet haben. Es scheint, als ob insbesondere ein gewisses Maß haltlos gewordener Freiheit und bodenlos gewordenen Denkens in (technologisch / zivilisatorisch) sehr weit entwickelten und sich weitgehend von der Natur emanzipierte (Massen)Kulturen zu deren Niedergang führte.

Schauen wir in Anbetracht dessen, verkürzt und pointiert, auf die Zeitgeschichte und unsere zeiträumliche Gegenwart (also die der sog. „westlichen Welt“ samt deren globalistischer Ausrichtung):

Spätestens mit dem doppelten Zusammenbruch aller alten europäischen (Werte- und Gesellschafts) Ordnungen nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, samt beschleunigter Erosion ihrer noch verbliebener Wertefundamente, haben vor allem Technik, Wissenschaft und auch Wirtschaft das eigendynamische „Triumvirat“ der praktischen (sprich existenzbestimmend lebenswirklichen) Ausgestaltung kultureller Evolution übernommen.

Und in dem Zusammenhang spielt eben heute die sich in rasantem Wachstum befindliche digitale Dimension eine treibende Rolle. Zugleich verbindet sich in deren hochaufgeladenem und über die ganze Welt geworfenem „Netz“ das praktische Wirken jenes „Triumvirats“ mit einer sich zugleich verschärfenden Auseinandersetzung um den die „westliche Welt“ mittlerweile weitestgehend beherrschenden und teils paradox erscheinenden (kultur)ideologischen „Überbau“.

In der Folge des Zweiten Weltkriegs bzw. der durch ihn beendeten Zwischenepoche eines damals neuen, kulturprägenden Kollektivismus an faschistischen und sozialistischen Ordnungsversuchen der modernen Massengesellschaft gibt es, neben besagtem, die „westliche“ Lebenskultur seither praktisch prägenden Triumvirats aus Technik, Wissenschaft und Wirtschaft, einen seltsam anmutend parallelen und heute hoch ideologischen „Überbau“ dieser Kultur. Wobei diese „westliche“ Kultur oder kulturevolutionäre Stufe zugleich den gegenwärtig waltenden „Erben“ des einstigen (hoch)kulturellen Aufbruchs des Menschen darstellt:

Kulturräumlich betrachtet einst vom Zweistromland in Nahost und dem nordöstlichen Afrika ausgehend, über den östlichen, dann den ganzen Mittelmeerraum greifend, schließlich den europäischen Kontinent erreichend und von dort aus den nach dem Zweiten Weltkrieg schließlich „kulturevolutionär“ bestimmend geworden Nordamerikanischen erfassend.

Die parallele Sonderrolle der ostasiatischen Hochkulturen sei hier historisch beiseite gelassen, obgleich die chinesische für die Zukunft der schwebenden „Weltkultur“ eine noch unklar mächtige Einflussgröße darstellen dürfte.

Jener, über alle offiziellen, etablierten und sonst „beflissenen“ Medienkanäle (ob analog oder digital) geradezu fiebernd verbreitete und immer penetranter penetrierend, kulturideologische „Überbau“ der ansonsten vollkommen materialisierten „westlichen“ Welt besteht aus einer auf den ersten Blick widersprüchlichen Kombination:

Einerseits aus dem eben materiell-konsumtiv bestimmten Individualismus (als Nährboden zugleich eines mittlerweile globalstrukturell herrschenden Finanztotalitarismus), andererseits der „kultur“-programmatisch-systematischen Infragestellung bzw. Negation des gesamten traditionellen Wertekanons (einschließlich sogar dessen Historie) der (präglobalistisch) „alten europäischen“ oder heute überhaupt auch „weißen Welt“: Bis hin zur Infragestellung und Negation jedes natürlich rückbezogenen oder traditionell verwurzelten Wertekanons überhaupt.

Im Zentrum dieser neuen „westlich-globalistischen“, trotz ihres materialistischen (Schein)Individualismus‘ wiederum zutiefst kollektivistischen „Weltkultur“ steht wiederum ein „neuer Mensch“ als Ziel dieser kulturellen Evolutionsstufe:

Es ist, dieses Mal naturfern wie nie und mit jeder Verwurzelung, aller Traditionalität brechend, der am Reißbrett globalistischer Thinktanks entworfene transethnische, transkulturale, transsexuelle, translokale, vor allem funktionelle, digital omnipräsente wie manipulierte und kontrollierte, per Biotechnik und Bionik (nach entsprechenden „Werten“) immer weitergehend konfigurierbare Massenmensch in einer neuen Globalhierarchie von „Produzenten“ und „Konsumenten“, „Dienstleistern“ und „Bedienten“, wenigen „Instruktoren“ und vielen „Instruierten“.

Die im gleichem Zuge und permanent angeheizte „Revolution aller Minderheiten“ sowie der beständige Transfer wachsender Minderheiten in abnehmende (europäische / weiße) Mehrheitsgesellschaften dient der Mobilisierung im Kulturkampf gegen die noch verbliebene „alte europäische“ oder eben auch „alte weiße Welt“.

Zugleich steht – neben jener Strategie der Auflösung aller (verbliebenen) „alten europäischen / weißen“ Traditionen und Werte auch per politsozial und omnimedial konzentrierter Kampagnen („Antirassismus“, „Dekolonialismus“, „Genderismus“, „Sprach- und Denkregularismus“ etc.) – am bereits nahen Horizont eine quasi neoreligiöse Erzählung als zusammentreibende Massen-Botschaft bzw. massenpsycholgischen Auskleidung der Konversion zum kommend neuen Globalkollektivismus unter dem Zeichen des „neuen Menschen“ bereit: Das Evangelium des Klimas.

Das derzeit „coronaische“ Zwischenereignis liefert hier übrigens eine interessante Manöverkonfiguration. Es soll hier allerdings weder in Sachen „Corona“ noch „Klima“ einem per se und prinzipiell gegenläufigen Rigorismus das Wort geredet werden.

Es geht – von einer genaueren Beurteilung der allein binnenperspektivischen (Un)Sinnfälligkeit mit (vermeintlicher/m) „Coronaprotektion“ oder „Klimaschutz“ verbundener Maßnahmen abgesehen – schlicht darum, was aus diesen beiden aktuellen, in sämtliche Lebensbereiche hineinwirkenden, welthistorisch oder „weltkulturell“ nachhaltig bestimmenden Großkomplexen gesteuerten Handelns gemacht wird.

Angesichts der Bestandsaufnahme jener gegenwärtigen und für die Zukunft offenbar vorgesehenen Konfiguration der kulturellen Evolution, in diesem Falle durch die „westlich-globalistische Wertegemeinschaft“ unserer Zeit, mag nun jeder für sich beurteilen und entscheiden, ob und inwieweit es sich bei diesem „Projekt“ bzw. dessen noch angestrebten Ergebnissen im Blick auf die kulturelle Evolution um eine „Verbesserung“ oder eine „Verirrung“ handelt.

Denn kulturelle Evolution bleibt, über alle sich entwickelnde Eigendynamik hinaus, eben ein auf dem zugrundeliegenden Werten basierendes Projekt derer, die sie gemäß solcher Werte vorantreiben und die ihre Richtung und ihr Ziel bestimmen (auch wenn einmal erreichte Kulturstadien oder –formen, je nach geschichtlichen und sonstigen Umständen wie Bedingungen vielleicht über längere Zeitstrecken, aber niemals für immer bestehen).

Die Frage ist heute, ob „alle“ Menschen oder deren deutliche Mehrheit, ob alle noch (eigenständig) bestehenden menschlichen (Kultur)Gemeinschaften sich dieses „westlich-globalistische“ („Kultur“) Projekt zu eigen machen oder sich ihm unterwerfen wollen;

oder ob entsprechende menschliche (Kultur)Gemeinschaften noch den eigenen Stand haben und die notwendige Kraft entwickeln können, sich besagtem Projekt nicht nur erfolgreich zu widersetzen, sondern ihm auf der Basis anderer, eigener Werte ein anderes Formprojekt kultureller Evolution entgegenzusetzen.

Mag es auch pathetisch klingen: Mindestens die (soweit noch bewusst vorhanden) „alte europäische“ oder „weiße Welt“ steht heute in einem „Kulturkampf“ nie gekannten Ausmaßes.

Und die erste wie ggf. auch schon (vorgreifend) letzte Entscheidung wird darüber fallen, ob sich die (noch vorhandenen) Träger jener Welt dieses Kulturkampfes bewusst und sich vor allem ihrer eigenen Werte gewiss sind.