Rechtes Colloquium zum Thema Szenarien 2035: MetaPol lädt zu geopolitischem Seminar ein

von | 28. Nov. 2019 | Deutschland und die Welt

Am 23. November 2019 lud MetaPol zum 5. Mal in Folge zu seinem Seminar für rechte Metapolitik ein. Dabei ging es in erster Linie um geopolitische Fragen. Die Referenten analysierten den Status Quo und beantworteten europaspezifische Fragen in Form eines Colloquiums zusammen mit dem Auditorium. Aufgabe des Seminars war es, geopolitische Grundlagen zu vermitteln, die wahrscheinlichsten globalen Trends aufzuzeigen sowie eine Möglichkeitsfeldanalyse vorzunehmen, die mögliche Szenarien im Jahr 2035 aufzeigen sollte. Zuletzt ging es dem veranstaltenden Verlag darum, innerhalb der Rechten Impulse zu setzen, um eine weiterführende Analyse zu gewährleisten.

 

Warum Geopolitik?

 

Zunächst führte der Wirtschaftswissenschaftler Peter Steinborn das Auditorium in das Thema ein. Darin bekräftigte er die Wichtigkeit des Themas, obgleich es abstrakt wirken mag. „Geopolitik können nicht nur Staaten oder Parteien, sondern auch Einzelpersonen und kleinere Gruppen“, so das MetaPol-Mitglied. Des Weiteren schälte der Ökonom heraus, dass es „keine Politik auf nationaler Ebene ohne einen globalen Blick, also auf internationaler Ebene“ geben könne. Es sei wichtig, die Welt als einen Komplex aus Komplexen zu begreifen und sich von eindimensionalen und monokausalen Denkstrukturen zu lösen. Dabei sei es ratsam, sich dialektischer Denkmethoden zu bedienen, die es dem Beobachter ermöglichen „der Wahrheit asymptotisch näher zu kommen“. Schließlich hänge nach Alexander von Humboldt „alles mit allem zusammen“, wobei Steinborn betonte, dass es darauf ankäme „die Art und Weise, wie die Dinge miteinander zusammenhingen, zu ergründen“.

 

Geopolitische Grundlagen

 

Der Historiker und Politikwissenschaftler Dominik Schwarzenberger referierte danach über die Grundlagen der Geopolitik. Dabei zeichnete der Experte für Identitäts- und Religionsfragen ein Ebenenmodell, welches explizit für Länderanalysen herangezogen werden kann. Demnach gäbe es verschiedene Ebenen, auf denen länderspezifische Fragen und Probleme betrachtet werden können. U. a. unterscheidet Schwarzenberger zwischen der Ebene des Volkstums bzw. der Nation, der Ebene der Werte bzw. Ideologie, der Ebene der Religion, der Ebene der Wirtschaft und der Ebene der Geopolitik. „Das Ebenen-Modell dient der Analyse von Konflikten und Bündnissen, es zeigt Schwerpunkte und Motive. Zusätzlich können auch Persönlichkeiten eingeordnet werden“, so der Politologe. Anhand von Beispielen wie dem Ukraine-Konflikt veranschaulichte Dominik Schwarzenberger, wie sein Modell in der Praxis anzuwenden sei. Zum Schluss ging er auf die wichtigsten globalen Trends ein, worin er u. a. eine starke gesellschaftliche Polarisation weltweit in Erwägung zieht. Welche möglichen Entwicklungen in den nächsten 5 bis 15 Jahren zu erwarten sind, wurde bereits auf Gegenstrom behandelt.

 

Droht die Balkanisierung Europas?

 

Der ehemalige Politik-Professor Dr. Tomislav Sunic skizzierte dem Publikum ein mögliches multiethnisches Europa, „das sich in Aussehen und Charakter irreversibel verändern könnte“. Bereits jetzt gäbe es „in Westeuropa keinen Staat (mehr), der ethnisch und kulturell so homogen ist, wie es vor etwa 60 Jahren noch der Fall war“. Die Balkanisierung Europas steht daher als Synonym für die Entfremdung, die auch als „großer Austausch“ bezeichnet werden könne. Es handele sich hierbei um eine moderne Völkerwanderung, die das Leben in Europa, so wie wir es kennen, grundlegend gefährdet. Dabei schälte der kroatische Politikwissenschaftler heraus, dass nicht etwa den hier Einwandernden die Schuld zu geben ist, sondern den Eliten, die „nicht den Mut haben, diese Transformation aufzuhalten“. Demnach sei die Grenzschließung, der Globalisierungsprozess der letzten Jahrzehnte jederzeit rückgängig zu machen, es bedarf lediglich des Willens zur Macht.

Obgleich Europa also zunehmend balkanisiert wird, ist selbiges relativ stabil. Als Ursache dieser trügerischen Stabilität macht Sunic die „heilige Wirtschaftlichkeit“ aus. Solange es den Menschen wirtschaftlich gut geht, werden die Verhältnisse – trotz großen Potenzials zur Zerrissenheit – mehr oder weniger stabil bleiben. Als Ausweg postulierte Dr. Sunic das Wiedererwachen eines biokulturellen Bewusstseins, welches als Anker fungieren könne. Sobald die „heilige Wirtschaftlichkeit“, der „heilige Wohlstand“ wegbricht, würde es zu einer Rückbesinnung kommen.

 

Colloquium mit dem Auditorium

 

Um dem Anspruch der Debattenkultur von MetaPol gerecht zu werden, wurde ein Colloquium und eine Podiumsdiskussion durchgeführt. Die Referenten vertieften ihre Thesen und arbeiteten in Interaktion mit den Zuhörern, die Fragen stellen und Anregungen geben konnten. Im letzten Teil des Colloquiums wurde eine Art Vision gezeichnet, wie Europa sich entwickeln könnte. Es wird dazu weitere Seminare und Colloquien geben, die Ausarbeitungen mit sich bringen sollen.

 

Unser akademischer Anspruch

 

Die Debattenkultur ist ein signifikanter Kern eines jeden akademischen und objektiven Umgangs mit Sachthemen. Obgleich sich MetaPol auch als Bindeglied zwischen den Strömungen versteht und daher auch visionäre Ansätze fördern will, legt die Organisation hohen Wert auf eine akademische, also wissenschaftliche Analyse. Es gilt, die Lage stets sachlich und interdisziplinär zu erfassen, um daraus die richtigen strategischen Überlegungen ableiten zu können. Dazu müssen die wichtigsten Fragen definiert werden, bevor sie beantwortet werden können.