Vor einiger Zeit wurde in dem von Götz Kubitschek betriebenen Netztagebuch der Sezession ein Artikel von Martin Sellner unter dem Titel „Wir können der Welt nichts geben, wenn wir nichts haben“ veröffentlicht. Darin legt Sellner das Buch „Die Benedikt-Option“ des amerikanischen Kolumnisten Rod Dreher als Ausgangspunkt seiner Betrachtungen vor. Dem Autoren dieser Zeilen waren sowohl das Buch, als auch der Autor des Buches bis dato nicht bekannt. Sellner sei daher hier bereits für diese Information gedankt, scheint sich das Buch doch perfekt in die Reihe der Isolationsstrategen einzugliedern, die dieser kürzlich in einem vorausgehenden Artikel betrachtet hat. Zum Einstieg gibt Sellner zunächst einige Ansichten Drehers‘ wieder. Da der Autor das Buch selbst noch nicht gelesen hat, wird im Weiteren zunächst auf die Zusammenfassung Sellners zurückgegriffen.
Dreher kommt in seinem Buch dabei insgesamt zu einem ernüchternden Ergebnis. Seiner Auffassung nach ist die westliche Zivilisation verloren, was gleichbedeutend mit ihrem Niedergang ist. Diese Zivilisation assoziiert er unweigerlich mit dem Christentum, welches seiner Meinung nach in der gleichen, im Niedergang begriffenen Verfassung ist. Diese pessimistische Sichtweise begründet er mit der um sich greifenden „materialistischen Konsumkultur“, die alle gesellschaftlichen Teile vollends erfasst habe. An die Stelle der Tradition sei keine neue, stabilisierende Idee getreten. Vielmehr kennzeichne sich die Gesellschaft durch ihre grundsätzliche Skepsis gegenüber jeglicher idealistischer Haltung und durch die Verneinung aller Grundsätze bzw. Gesetzmäßigkeiten. Dabei klammert Dreher die „Rechte“ nicht aus. Was dies aus der Sicht eines Amerikaners bedeutet, kann hier nicht ganz genau erläutert werden. Vermutlich sieht er in der „Rechten“ eher die Anhänger der Republikaner sowie die Kreise der Alt-Right. Ebenso wie die „Linke“, welche im Umkehrschluss vermutlich eher aus Demokraten und Sozialisten bestehe, sei auch die Rechte darin gefangen, ausschließlich an die materialistischen Triebe der Menschen zu appellieren und sich der Masse anzubiedern. Dass Dreher einen elitären Gedanken hegt, wird hier bereits deutlich. Sein konservatives Weltbild unterstreicht er mit einer sehr treffenden Aussage, welche Sellner in seinem Text ebenfalls zitiert:
„Ich habe oft das Gefühl, daß es meine größte Aufgabe als Vater ist, Kinder mit einer Liebe zum Guten, zur Wahrheit und zur Schönheit zu erziehen, die dann aber in dieser Gesellschaft wie Fremde sein werden.“
Über diese Einschätzung gelangt Rod Dreher zu seiner Schlussfolgerung, welche in ihrer Konsequenz den Ansichten der Protagonisten aus der auf diesem Blog erschienenen Reihe „Neue Wege“ entspricht. Wie beispielsweise Steffen Hupka sieht auch Dreher keine echte politische Einflussmöglichkeit mehr. Stattdessen schlägt er eine radikale Lösung vor, welche er als die „Benedikt-Option“ bezeichnet. Diese rührt aus der Geschichte des Mönches Benedikt her, der zu seiner Zeit benediktinische Rückzugsorte, Kloster, gründete, die später als geistige Kraftzentren maßgeblich für die gesellschaftliche Prägung verantwortlich waren.
Eine Schaffung neuer „benediktinischer Rückzugsorte“ ist es eben auch, was Dreher heute fordert. Diese sollen sich in Siedlungskreisen, Privatschulen und kulturellen Netzwerken ausprägen. Damit steht er in einer Linie mit den Forderungen nach einem Wehrdorf wie Steffen Hupka oder dem Leben im Klan wie die Gruppe der „Briganden“. Anstatt im offensiven politischen Kampf zu verharren, sollen sich die Menschen eher ihrer inneren Ausprägung zuwenden. Die Rückzugsräume sollen also in erster Linie der Erhaltung einer bestimmten Geisteshaltung und eines bestimmten Menschentypus dienen. Ob er damit auch eine biologisch-ethnische Typenerhaltung einschließt, geht aus Sellners Zusammenfassung nicht hervor. An dieser Stelle wäre es sehr interessant, das Buch bereits gelesen zu haben, um genauere Aussagen darüber treffen zu können, welcher Typus, ethno-kulturell betrachtet, Dreher hier vorschwebt. Aufgrund seiner offensichtlichen christlichen Prägung ist dies nicht eindeutig herzuleiten. In jedem Falle wird es sich aber wohl um ein traditionell-geprägtes Bild handeln, in dem Familien gemäß ihrer Natur zusammenleben und die Verlockungen des Kapitalismus gezügelt sein sollen. Seine Zielgruppe scheinen, wie es Sellner ausdrückt, „geistige Exilanten“ zu sein, die zwar in der (Post-)Moderne leben, jedoch nicht an ihr partizipieren. Sie sollen in ihren Räumen eine Kultur wiedererwecken und erschaffen, die in der Lage ist, für die Zeit nach dem Zusammenbruch als neuer Lebensstifter zu dienen. Dreher vertritt hier auch den Gedanken des gesamtgesellschaftlichen Kollaps, welcher schlussendlich zu einer Wende führen kann. In welcher Form sich dieser Kollaps ereignet, geht ebenfalls nicht aus der Zusammenfassung hervor. In jedem Falle ist Dreher auch hier grundsätzlich einer Meinung mit Hupka. Sellner bezieht den Titel für seinen Artikel ebenfalls aus dem Buch Drehers und bezeichnet diesen Satz als einen, der sich „ins Gedächtnis brennt“:
„We cannot give the world what we do not have.”
Daraufhin ergänzt Sellner:„Aus religiöser Sicht beklagt er, daß das Einwirken auf die Welt und die Jagd nach politischen Erfolgen, die Anpassung an die Populärkultur, das politische Campaigning und Lobbying, die Instagram-Kanäle und die YouTube Skits die konservativ-christliche Welt innerlich ausgehöhlt haben.“
Sellner scheint diese Aussage, um ehrlich zu sein, verblüffenderweise, zu teilen. So ergänzt er, dass die Benedikt-Option vor allem ein Anstoß zu innerer, geistiger Arbeit sein soll, die einen davor bewahre, am Ende die politische Pragmatik zu einer geistig-ideellen „Selbstkastration“ werden zu lassen, die einem zwar viel „Reichweite“ beschere, jedoch keinerlei nennenswerte Handlungsoptionen mehr biete, um tatsächlich einen Wandel einzuleiten. Er bekennt:
„Die benediktinischen Räume, als Kornkammern eines anderen Lebens (…) sind dringend nötig.“
Dies erscheint daher neuartig, da doch gerade Sellner ein Vertreter des „NGO-ismus“ ist, der seine Identitäre Bewegung (IB) eher in das Fahrwasser gesellschaftlicher Gruppen wie „Greenpeace“ gesteuert hat. Auch der Rückgriff auf die medialen Zeiterscheinungen und die Populärkultur gehören zur DNA der IB und zur Person Sellner. Umso bemerkenswerter und interessanter erscheint Sellners Auseinandersetzung mit der Thematik der „Exit-Strategie“.
Diese teilt er jedoch auch nicht mit Dreher. So entgegnet Sellner nach der Zusammenfassung von Drehers Standpunkten:
„Die Hoffnung auf einen Zusammenbruch durch einen Tag X halte ich für einen Ausdruck des strategischen und ideologischen Bankrotts. Sie hat ihren Platz in der Religion als heilsgeschichtlicher Chiliasmus. Aber wenn man politische Ratschläge gibt, ist dieses Denken fehl am Platz.
Ich finde: Man muß eingreifen und einwirken, subversiv und offensiv, geistig und politisch. Man muß sich mit dem kontemporären Denken auseinandersetzen, sich in dieses einschreiben, seine Fäden aufdröseln, wo es geht, anknüpfen und sie, wo es sein muß, abschneiden. Die „Kulturrevolution von Rechts“, also die Rückeroberung der Ideengeschichte von den linken Universalisten, ist nach wie vor das alternativlose Ziel, um die endgültige Verwirklichung ihres Chaospotentials aufzuhalten. Nur in der Auseinandersetzung eröffnen sich neue Seinsmöglichkeiten.“
Sellner stimmt mit ein, dass im Rechtspopulismus, aber auch in der IB entsprechende Tendenzen wahrzunehmen sind, die Dreher Recht geben. Der „populistische Gedanke“ führe hier auch in Teilen bereits zu einer Inhaltlosigkeit und Materialisierung des Geistes. Diese Inhaltlosigkeit und das Fehlen einer ideengeschichtlichen Antwort auf zeitkritische Themen seien das große Defizit innerhalb der Rechten. Dieser Mangel treibe die Jugendlichen und jungen Menschen, ergo die Zukunft, nach wie vor eher in die Arme des linken Establishments. Sellner zeichnet damit das gleiche Bild wie im dritten Teil der „Neue Wege“-Reihe, in dem eingehend beschrieben wird, dass Erscheinungen wie PEGIDA oder Parteien wie die AfD zwar merklichen Zuwachs verzeichnen können, sich ihr Unterstützer- und Sympathisantenkreis jedoch im Altersdurchschnitt weit weg von der Jugend bewegt.
Die von Sellner angesprochene Inhaltlosigkeit ist wahrhaftig ein maßgebliches Defizit der deutschen Rechten. Dem ist eindeutig zuzustimmen. Während die alten Rechten auf die Fragen der Zeit vielfach mit Antworten aus dem 20. Jahrhundert reagieren, haben die neuen Rechten sich in ihrem Intellektualismus verrannt. Auch sie haben keinerlei Antworten ökonomischer, ökologischer oder sozial-gesellschaftlicher Natur. Das Rezipieren alter Denker (wie bspw. im vielfach bejubelten Buch „Marx von rechts“ geschehen) bietet in der bis dato gebotenen Form keinerlei Ansätze für ein zukünftig tragfähiges Konzept. Vielmehr hat man den militaristisch-nostalgischen Mief der alten Rechten nur gegen eine hochtrabende, verkopfte Rhetorik getauscht. In der IB tritt dies besonders deutlich zu Tage, ermangelt es der jungen Organisation doch gänzlich an einem weltanschaulich-geistigen, tragenden Fundament. Wortklauseln wie „Ethnopluralismus“ und der „große Austausch“ stellten hier lange Zeit die einzige regionalübergreifende Basis dar. In Zeiten, in denen der Aktivismus aufgrund der gesamtgesellschaftlichen Situation jedoch nicht mehr auf einen entsprechenden Resonanzkörper fällt, wie noch zu Zeiten der tagesnachrichtlichen „Hochphase“ der Flüchtlingskrise, entscheidet aber eben genau diese innere Konstitution über das Fortbestehen einer jungen Bewegung. Die IB befindet sich in diesem Moment in genau jener Situation.
Auch bei der Personalauswahl darf bezweifelt werden, ob die IB in der Vergangenheit den Fokus wirklich auf die charakterliche Eignung ihrer Akteure, maßgeblich jedoch ihrer Führungskräfte und Repräsentanten, gelegt hat. Vielfach wurde die Grenze, die Form des Distanzierens, spürbar eher zwischen den Organisationen und weniger zwischen den Charakteren gezogen. Dies mag in bestimmten Teilen und Situation mit Hinblick auf die propagandistische Wirkung durchaus richtig sein, versperrt jedoch auch viele Möglichkeiten. Insgesamt hatte man eher das Gefühl, dass mehr Wert auf eine – wie auch immer geartete – Hochschulbildung gelegt wurde, anstatt auf weltanschauliche Prinzipien und charakterlich-persönliche Bedenkenlosigkeit (Anmerkung: Diese Zeilen sind natürlich in jedem Falle überspitzt geschrieben und sollen beileibe keinen persönlichen Angriff auf einzelne IBler darstellen. In anderer Form würden sie jedoch ihre Wirkung verfehlen.)
Sellner entgegnet der von ihm identifizierten geistigen Leere mit dem „Prinzip des inneren Kreises“. Dieser stelle im Wesentlichen eine Elite, einen „harten Kern“, der weltanschaulich-charakterlich einwandfrei ist, dar. Diese elitären Zirkel sollen der Ausgangspunkt sein, um den liberalistischen Zeitgeist und seine Doktrin zu überwinden. Dazu schreibt er:
„In einem kleinen Kreis muss sich diese Überwindung verfestigen und Raum greifen, damit aus ihr eine Idee, eine Vision und ein Zeichen werden kann.“
Dass dafür nicht jeder geeignet ist, fügt er direkt hinzu. So ergänzt Sellner treffend:
„Keiner jedoch ist überhaupt dazu in der Lage, solange er voll und ganz in den Rhythmen der Dekadenz hängt, wenn er im Karrierismus, im urbanen Leben, in der Jagd nach Spaß gefangen und Sklave seines eigenen Körpers ist.“
Sellner ist hier uneingeschränkt Recht zu geben. Ein alter Erziehungsansatz lautet, dass die durch einen Akteur herbeigewünschte Veränderung zunächst im Akteur selbst vollzogen werden muss. Im deutschen Militärwesen fasste man diese Auffassung dereinst unter dem Leitsatz „Führen durch Vorbild“ zusammen und auch der Leitsatz, dass die „Revolution zuerst bei dir beginne“ hat in der deutschen Jugendbewegung seit jeher Tradition. Nun könnte man annehmen, dass späte Einsicht besser sei, als keine Einsicht. Offen bleibt jedoch, in welcher Verfassung sich derjenige, der an diesem inneren Kreis partizipieren dürfte, wiederfinden muss. Hierzu führt Sellner nicht weiter aus. Es wäre z. B. interessant zu erfahren, ob jemand, der sich in den Gefilden der Pop-Kultur und „Youtube Skits“ zu Hause fühlt, dennoch ein potentieller Kandidat für einen dieser Zirkel wäre oder ob Sellner hier eine strikte Trennung zwischen geistigen Impulsgebern und aktivistischen Akteuren vorschwebt.
Stattdessen geht er noch etwas genauer auf das strategische Prinzip des Kreises ein. So schreibt er, dass die Kreise, welche er als „esoterisch“ bezeichnet, womit er den innerlichen Kampf gegen den Liberalismus, die Askese, meint, in keinem Widerspruch zur massenpolitischen Agitation stünden. Wie die politische Theorie und Strategie müssten sie allerdings klar voneinander getrennt sein. Deshalb könne dieser Kreis auch nicht innerhalb der Organisation angesiedelt sein, sondern an ihrem Rand. Von dort aus könne der Kreis durch gezielte Impulse die Organisation entsprechend beeinflussen. Dieses strategische Prinzip ist durchaus richtig. Zum einen ist es vollkommen einleuchtend, dass mit weltanschaulicher Grundsatzpolitik die wenigsten Menschen zu beeinflussen sind. Die Masse schert sich um ihre Sicherheit und ihren materiellen Grundbedarf. Idealistische Ambitionen sollten in der jetzigen Verfassung unseres Volkes von den Wenigsten erwartet werden. Es bedarf also der richtigen Instrumente, um die Inhalte zu verpacken und zu transportieren. Diese Instrumente ergeben sich aus der gegenwärtigen politischen Situation und sind stark situationsabhängig. Die AfD, die NPD, die IB oder andere Jugendgruppen können entsprechende Instrumente sein, ebenso wie das Bürgernetzwerk „Ein Prozent“. Weltanschauungsorganisationen sind sie jedoch alle nicht. Sellners Prinzip des Kreises, der den Stein des Anstoßes darstellt, lässt sich auf eine einfache Formel bringen. Seine Funktion ist die eines Dienstleisters. Der Kreis „produziert“ die Weltanschauung und bietet diese am „rechten Markt“ an. Zudem (er)hält er den geistigen Kern in reiner Form. Die Organisationen dienen als Distributoren. Ihr Mittel ist der Aktionismus, Aktivismus oder schlicht: Die Propaganda. Die Rechte hat in der Vergangenheit jedoch immer einen entscheidenden Fehler gemacht: Sie glaubte ihre eigene Propaganda! Hier werden entsprechende Beispiele ausgespart, der geneigte Leser sollte jedoch genügend Anhaltspunkte dazu finden. Dem folgend, soll sich der Kreis nicht mit der tagespolitischen Wägbarkeit beschäftigen. Richtigerweise erkennt Sellner, dass dieser fundamentale Kampf gegen den Liberalismus kein Mittel für die aktionistischen Kanäle ist. Ergänzend schreibt er dazu:
„Nur in einem solchen Kreis, dessen Sinnsuche jenseits aller strategisch-taktischen Nützlichkeitserwägungen verläuft, sind die Bedingungen zur Möglichkeit einer Überwindung des Relativismus und Nihilismus gegeben.“
Daran anknüpfend leitet Sellner folgenden Appell an seine Leserschaft weiter:
„Die Lehre, die wir aus der „Benedikt Option“ ziehen können, ist, daß wir als Neurechte wieder stärker an uns selbst, unseren Inhalten, unsere Ethik, an Fragen der Ideengeschichte und der Lebensführung arbeiten müssen. Die Frage wo und in wessen Traditionen wir geistig stehen und was das Muster einer Mosaikrechten ausmacht, ist ebenso wichtig, wie Fragen der konkreten Lebensführung, nach dem „rechten Leben im Falschen“.“
Auch hier ist Sellner nicht zu widersprechen. Die Notwendigkeit einer geistig-ideellen Reifung innerhalb der Rechten kann nicht deutlich genug betont werden. Dennoch wäre es hier wünschenswert, etwas mehr über die Vorstellungen Sellners zu eben jener Entwicklung herauszubekommen. Inhaltlich bezieht Sellner keine Stellung. Weder darüber, wie der Kreis seiner Meinung nach aussehen könnte oder sollte, noch darüber wie sich das „rechte Leben im Falschen“ definiere. Als Führungsfigur und Leitstern vieler junger Aktivisten wäre es an ihm, die entsprechenden Impulse zu senden. Gerade die Vorgabe bestimmter „Lebensgesetze“, die den einzelnen Aktivisten durchdringen sollten, wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Sellner hat die Reichweite dazu, seine Mitstreiter zu entsprechendem Handeln anzuhalten. Maßgebliche Richtpfeiler, ursprünglich „typisch rechte“ Eigenschaften, wurden gerade in der jungen Bewegung oftmals völlig vernachlässigt. Dazu gehören die aktive Familienförderung, das Leistungsprinzip, die Auffassung von Arbeit als konstituierendem Faktor einer Gemeinschaft sowie die materielle Genügsamkeit. Konträr dazu hat man sich vielmehr dem konsumierenden Typus des Dandy gewidmet, welcher letztlich vor allem dauerstudierende, von Mama und Papa finanzierte Milchbubis in die eigenen Reihen trieb (Achtung: Auch hier natürlich wieder maßvolle Überspitzung in Anlehnung an den ebenfalls von Sellner rezipierten Artikel Alexander Markovicsˋ.
Im dritten Teil der Reihe „Neue Wege“ wurde der Rechten der Ratschlag gegeben, die zukünftige (metapolitische) Arbeit insbesondere auf die drei Pfeiler „Ritus“, „Mythos“ und „Symbol“ zu richten. Sellners Artikel kommt hierbei mehr als passend. Er schreibt dabei sogar folgendes, was der Definition dieser drei Pfeiler erstaunlich nahe kommt:
„In uns selbst müssen wir die Dekadenz besiegen, in einem kleinen Kreis muss sich diese Überwindung verfestigen und Raum greifen, damit aus ihr eine Idee, eine Vision und ein Zeichen werden kann.“
Der Ritus dient sowohl für einen elitären Kreis zur Konstitution, als auch für jegliche Organisation zur geistig-ideellen Vertiefung ihrer Inhalte als das richtige Instrument. Daraus kann in beiden Fällen ein entsprechender Mythos erwachsen. Folgt man bspw. den Ausführungen Jack Donovans, insbesondere in seinem Buch „Nur Barbaren können sich verteidigen“, so stellt dieser von ihm beschriebene Männerbund, der an bestimmte Männlichkeitsrituale sowie eine räumliche Nähe und ein festes Lebensgesetz gebunden ist, durchaus ein mythisches Gebilde dar. Diesem erwächst dann zur richtigen Zeit auch das richtige Symbol. Gerade im Bereich des „Ritus“ hat die junge Bewegung in der Vergangenheit erhebliche Defizite aufgewiesen. Man gebärdete sich zwar als Nachfolger der „300“, doch an kultureller Basisarbeit ermangelte es nahezu völlig. Viel mehr fand man sich im aktivistischen Hamsterrad wieder, in dem diese Form des Kampfes keinen Platz fand. Dabei darf die Strahl- und Anziehungskraft entsprechender Rituale nicht vernachlässigt werden. Auch dass sich nun wieder jährende Helden- bzw. Totengedenken ist ein elementarer Bestandteil dieses ewigen, deutschen Ritus.
Vielleicht greift dieser Text ein wenig voraus und Martin Sellner arbeitet bereits an der Ausarbeitung einer entsprechenden Konzeption. In diesem Falle darf man äußerst gespannt sein. In jedem Falle soll diese Besprechung hier eine Einladung sein, sich intensiver und detaillierter mit den hier angeführten Punkten auseinanderzusetzen. Sellners Grundgedanken sind, trotz allem inhaltlichen Mangels, in jedem Falle wertvoll und richtig. Das elitäre Prinzip, eine ur-rechte Eigenschaft, muss wieder Einzug in rechte Strukturen halten. Nur durch einen Kern, der nicht ausgehöhlt werden kann, kann sichergestellt werden, dass die Schale dereinst nicht zerbricht.
Es wäre begrüßenswert, wenn sich die derzeitigen Köpfe der jungen Bewegungen zusammenstecken würden, um dieses Zirkelprinzip aufzubauen. Dazu sei der Hinweis gegeben, die geistigen Schranken nicht zwischen den Organisationen, sondern zwischen den Charakteren verlaufen zu lassen. Die Rechte braucht den inhaltlichen Diskurs. Ökonomische, Ökologische, sozialgesellschaftliche und energiepolitische Themen werden das Themenfeld der Zukunft darstellen. Wenn die Rechte hierauf keine Antworten hat, wird sie den Anschluss an die junge Generation verlieren. Dabei muss sie jedoch ihren Kern und ihre Authentizität erhalten und darf nicht zum Speichellecker der liberalistisch-durchtrieften Masse werden. Diesen Spagat zwischen innerer Konsolidierung und Ausrichtung und äußerer Propaganda kann die Rechte nur überstehen, wenn charakterlich einwandfreie Persönlichkeiten im Gravitationszentrum ansässig sind. Die Tatsache, dass die IB und ihre Köpfe in dieser Besprechung nun so in den Mittelpunkt gerückt wurden, liegt maßgeblich an ihrer (noch) vorhandenen, maßgeblichen Reichweite begründet. Zudem hat Sellner mit seiner Diskussion einen netten Scheitelpunkt zu den auf diesem Blog veröffentlichten Gedanken gebildet. Sollte dieser Diskussionsbeitrag dazu beitragen, die inhaltliche Debatte zu befeuern, so hat er sein Ziel erreicht.