„Man muss nüchterne, geduldige Menschen schaffen, die nicht verzweifeln angesichts der schlimmsten Schrecken und sich nicht an jeder Dummheit begeistern. Pessimismus des Verstandes, Optimismus des Willens“ (Gramsci)
„Die Verwesung der modernen Welt nicht zu spüren, ist ein Indiz der Ansteckung.“ (Dávila)
Die Auswirkungen des Wohlstands
Ein Volk im Wahn
Betrachtet man unsere moralische, gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Situation, so findet Dávilas Beschreibung unserer Epoche als eine „Mischung aus Bordell, Verlies und Zirkus“ traurige Bestätigung. Dies gilt für Europa im Allgemeinen und Deutschland im Besonderen. Alles Normale und Tugendhafte unserer Überlieferung wird zu Abnormalem erklärt und umgekehrt, alle Werte und Traditionen scheinen auf dem Kopf gestellt: Jegliche Männerbünde sind verdächtig, die Akzeptanz von Homosexuellen-Paraden und ausbreitende Genderisierung dienen als Gradmesser des Fortschritts, ehemals selbstverständlich genutzte Begriffe wie Volk und Heimat sind diskreditiert, Abtreibungsgegner kriminalisiert. Heute geben sich alle superdemokratisch und überbieten sich noch penetrant im sakralen Bekenntnis zu Menschenrechten: Kirchen, Konservative und sogar einige offizielle muslimische Repräsentanten.
Die unsensible bundesrepublikanische Staatsraison demontiert rücksichtslos Traditionen und Mythen. Religionen (außer das Judentum) werden öffentlich beleidigt, verhöhnt und je nach demokratischer Kompatibilität geduldet. Je länger der Weltkrieg zurückliegt umso übersteigerter der Schuldkult. Das Volk ist vom Staat entmündigt und zur Unselbständigkeit erzogen, daher hilflos und eingeschüchtert. Die allgemeine Orientierungslosigkeit und Zukunftsungewissheit führt zu katastrophalem Geburtenrückgang, Drogenmissbrauch und Selbstmord. Ein Volk im kollektiven Wahn. Nietzsche stellte schon richtig fest, die Deutschen seien erfinderisch im Suchen nach Schleichwegen ins Chaos.
Kennzeichen der BRD
Die Deutschen von heute sind aber im Wesentlichen die von gestern. Der Ostdeutsche jenseits der Oder-Neiße-Linie ist zwar als eigenständiger Typus verschwunden, jedoch im Restvolk aufgegangen und daher lebendig. Schwer wiegt das ausscheiden Österreichs aus dem Staatsverband und das Erlöschen Preußens. Beide waren ja die (gegensätzlichen) Motoren deutschen Vorwärtsschreitens. Dennoch ist die Mentalität weitgehend erhalten, sie hat sich nur verlagert: Deutsches Handeln orientiert sich heute selbst in Zeiten unserer nationalen Ohnmacht im großen Weltmaßstab. Die BRD ist der Staat, der aus seiner Geschichte gelernt hat – und das muss man in die ganze Welt transportieren. Wir sind eine anationale Nation und haben den Dämon „völkische Eigenart“ überwunden. Wir haben heute eine paneuropäische Sendung und sind daher die europäischste, bald kosmopolitischste aller Nationen. Ja, man kann sogar von einer bundesrepublikanischen Weltverschwörung sprechen: besserwisserische Missionare mit BRD-Pass beglücken mit ihren NGOs Afrika, Lateinamerika und Asien, um allen Menschen das Licht universeller Humanität zu schenken. Die großen Vereine wie Greenpeace, Amnesty International, Flüchtlingsorganisationen usw. sind bereits von Bundesrepublikanern unterwandert und dienen unserer weltrevolutionären Mission. Am deutschen Wesen soll immer noch die Welt genesen.
Der „Eindimensionale Mensch“ (Marcuse) ist dank des gigantischen Wohlfahrtsstaats mit seiner staatssozialistischen Bürokratie, der Mediokratie und „Integralem Etatismus“ (Dutschke) das Produkt der BRD. Wie kleine Kinder fordert der BRD-Bürger eine staatliche Rundumversorgung. Alle möglichen Leistungen stehen ihm selbstverständlich zu, um alle Belange hat sich „Vater Staat“ zu kümmern. Das gilt auch für angeblich marktwirtschaftlich funktionierende Unternehmen, die nach Subventionen hungern. Andererseits ist aber auch die sprichwörtliche „German Angst“ präsent. In keinem Land der Erde gibt es ein so dichtes Versicherungsnetz und panische Ängste vor Klimawandel, Vogelgrippe & Co. Unser Studentenheer gibt sich apolitisch und Karriere orientiert, die Masse konsumiert und vegetiert.
Die Fehleinschätzungen der Rechten
Über die aufgezeigten katastrophalen Verhältnisse gibt es bereits umfangreiche Analysen. Andere Autoren haben schon leidenschaftlicher und treffender unseren Status quo beschrieben. So existieren Aufklärungsschriften über Genderisiserung, Linkshegemonie, Ausländerkriminalität und moralische Degeneration. Die Rechten (hier als Arbeitsbegriff benutzt) kämpfen für einen deutschen Opferstatus, rechnen Kriegsverbrechen auf („Stalin war ja auch nicht besser“) oder schreiben die Geschichte komplett neu. Die Konservative Rechte nach 1945 hatte ihren Frieden mit der alliierten Kolonie BRD gemacht und glaubte an eine Restauration zumindest Weimarer Verhältnisse. Man übersah, dass die BRD wie die DDR ein reines Konstrukt von des Siegers Gnaden war und entsprechend heuchlerisch auftrat. Das gilt z.B. für die Beschwichtigungen gegenüber den Heimatvertriebenen[1], dem Vorzug einer Westbindung[2] zuungunsten von Wiedervereinigungsoptionen u. v. m. Die `68er werden heute deutlich überbewertet. Die Liberalisierung von Kirchen, Konservativen, Sozialdemokraten und Gewerkschaften (nicht Bundeswehr) setzte nämlich schon viel früher ein. Die `68er haben diese System immanente Entwicklung nur beschleunigt, aber eben nicht verursacht. Im Grunde wurden die `68er selbst Opfer der allgemeinen Liberalisierung. Man löste sich sehr schnell vom (ökonomischen) marxistischen Ballast und folgte einem radikalisierten Linksliberalismus. Anstelle des Historischen Materialismus setzt(e) die Neue Linke eine individuelle Geschichtsschreibung nur für Frauen, Homosexuellen, ethnischen und religiösen Minderheiten.[3] Für die Alte Linke gelten alle Probleme von Diskriminierung und fehlender Emanzipation als Kennzeichen der kapitalistischen Ordnung, die mit der kommunistischen Endzeit aufgelöst werden.[4]
Rechte Kreise geben die Schuld an unserer Existenz bedrohenden Situation je nach weltanschaulicher Familie den Juden, Freimaurern oder eben den `68ern. Noch bis Mitte der 1990er träumten viele Konservative von einer Kulturrevolution à la Gramsci und versuchten etablierte atlantische Rechtsliberale wie Strauß und Kohl zu beeinflussen.
Es stellt sich die Frage, weshalb die linksliberalen Utopien nicht an der harten Realität scheiter(te)n, wieso etwa die Millionen Vertriebenen so gründlich domestiziert werden konnten, warum sich das deutsche Restvolk regelrecht aufgibt und alles fatalistisch erduldet, aber auch, wieso die Alte Linke in Thälmann-Tradition der Neuen Linken unterlag.
„Das eherne Gesetz des Mangels“
Maslows Bedürfnispyramide
Die Antwort liegt in einer alten Tatsache begründet: der erbittertste Feind Europas, ja des Menschen, ist der Wohlstand. Wohlstand ist ein „Mangel an Mangel“ – und das führt zu Verweichlichung, Lähmung und Hemmungslosigkeit.[5] So setzte ein fundamentaler sozioökonomischer Wandel schon Mitte der 1950er ein: Entproletarisierung, Auflösung traditioneller Milieus, „Fress-, Möbel- und Reisewelle“, Mobilisierung, Verbreitung des TV, Automatisierung der Haushalte usw. Der Unterschied zwischen den Lebensumständen seit ca. 1960 und 1950 sind gigantisch. Wer kann sich heute vorstellen, dass es einmal leere Geschäfte und Hungersnot in Europa gab, dass man Bad und Toilette mit fremden Menschen teilen musste? Noch nie war Europa so lange ohne Krieg (außer Balkan und Ukraine).
Der Deutschland hassende Churchill wußte, man muss die „Deutschen fett und impotent machen” und der chinesische Kriegstheoretiker Sun Zi empfahl mit Wohlstand und daraus resultierender Unmoral Völker zu korrumpieren. Alle Wohlstandsregionen sind von den oben beschriebenen Krankheitssymptomen betroffen: Europa, Nordamerika, Australien, Japan, Taiwan, Südkorea, Singapur und die Wirtschaftszentren Indiens, Brasiliens und Chinas. „Das Eherne Gesetz des Mangels“ kann nicht hoch genug beurteilt werden. Damit läßt sich nahezu die gesamte Menschheitsgeschichte nachvollziehen und auch vorhersagen.
Mangel kann relativ oder absolut auftreten und soll mit Hilfe der Maslowschen Bedürfnispyramide präzisiert werden: Die breite Basis der Pyramide beinhaltet aufsteigend physische Bedürfnisse, die der Mensch zum Leben unbedingt braucht: Nahrung und Behausung (absoluter Mangel). Es schließt sich das Bedürfnis nach Sicherheit (körperliche Unversehrtheit) an sowie nach zwischenmenschlichen Kontakten. Dazwischen gibt es materielle Bedürfnisse nach einem immer bequemeren Leben. Erst wenn diese physisch-materiellen Grundbedürfnisse befriedigt sind, können ideelle (metaphysische) Bedürfnisse der Pyramidenspitze nach Selbstverwirklichung oder Spiritualität erfüllt werden. Alle Mangelerscheinungen jenseits der lebensnotwendigen sind relativ und werden von Individuen wie Kulturkreisen abhängig von Zeit und Ort unterschiedlich bewertet. Um Radikalisierungspotentiale zu analysieren und auszunutzen, müssen zunächst Konfliktlinien (Widersprüche) – auch latente -, zwischen Ethnien, Konfessionen, Regionen, sozialen Schichten, Geschlechtern, Generationen, Staaten usw. erkannt werden und für jede Konfliktpartei eigene Bedürfnispyramiden erstellt werden. Dort, wo die Pyramiden nicht ausgeprägt sind, d.h. die Grundbedürfnisse unzureichend befriedigt sind, schlummern Radikalisierungs- und Mobilisierungspotentiale. Umgekehrt: Dort wo die Pyramiden ausgeprägt sind, bleibt der Konflikt durch Wohlstand verdeckt.
Das Potential des Mangels
Sind die Existenz sichernden Grundbedürfnisse nicht gegeben, haben wir dort einen Mangel – und dieser muss unbedingt beseitigt werden. Kriminalität, Terror und Krieg sind demnach ein Mangel an Sicherheit. Um solche elementaren Mängel zu beseitigen, muss sich der Mensch ganz besonders anstrengen. Er muss sich zwangsweise überwinden. Feiglinge z.B. ordnen sich stärkeren Charakteren unter oder müssen mutig werden. Not (eine konzentrierte Form an Mangel) macht darum erfinderisch, solidarisch und gemeinschaftlich. In Notzeiten kann es sich auch der größte Egoist und Widerling nicht leisten, allein zu bleiben und es sich mit seinem Nächsten zu verscherzen. Jeder macht in Notzeiten Kompromisse und stellt eigene Ansprüche zurück. Man will zu einer Stärke verheißenden Gemeinschaft (Volk, Klasse, Sippe, Bande usw.) dazugehören. Zu keiner Zeit wird soviel und so schnell erfunden und improvisiert wie im Krieg. Der Krieg ist ein Ausnahmezustand, der geballt Mangelerscheinungen verursacht, aber auch löst.
Man braucht sich nur selbst und sein Umfeld überprüfen: Wie reagieren wir, wenn wir in unserer Existenz durch Hunger, Kälte und ständige Überfälle bedroht wären? In unserer Zeit des Wohlstands sind wir ja alle mehr oder weniger „fett und impotent“, vorschnell rufen wir die Polizei, beschweren uns bei Behörden, wenn der Strom ausfällt, bekommen Führerschein und das erste Auto von Mutti bezahlt und verirren uns hoffnungslos ohne Navigationsgerät. Der Wohlstand erstickt seiner Bequemlichkeit wegen jede Anstrengung, Heroismus und Über-sich-hinauswachsen. Es wird vielfach bedauert, dass die deutsche Bauernschaft und Handwerk aussterben, aber es hat ja auch niemand mehr nötig, in solchen prestigelosen und „schmutzigen“ Berufen zu arbeiten. Wer braucht hierzulande einen Schuster, wenn die Geschäfte asiatische Billigschuhe feilbieten? Die Vertriebenen etwa wurden mit materiellen Entschädigungen gekauft.[6]
Ein Grund für die hohen Scheidungsraten liegt im Wohlstand: In früheren Zeiten hat eine Trennung für beide Seiten den wirtschaftlichen Bankrott bedeutet – vom gesellschaftlichen Ansehen ganz zu schweigen. Kindermangel ist ebenfalls eine solche Folge: Instabile und unberechenbare Beziehungen, aber auch die tollen Möglichkeiten, sich allein ohne lästigen Anhang auszuleben. Wir verhalten uns im Grunde wie ewige Gewinner und reiche Erben: verweichlicht, träge, unreif, gelangweilt und unselbständig. Nur noch Jogakurs, die unvermeidliche Buddhistengemeinschaft oder ein zivilgesellschaftliches Engagement gegen Rechts versprechen Abwechslung. Kommt aber einmal ein Schicksalsschlag, stürzt unser Kartenhaus ein und wir fallen in Depression, Drogensumpf oder Selbstmord. Nicht umsonst haben Psychologen und Therapeuten für hyperaktive nichtausgelastete Kinder heute Hochkonjunktur.
Nur der mangellose Mensch kann es sich leisten, metaphysische Bedürfnisse (z.B. nach Spiritualität) zu befriedigen. Darum findet man diesen Typus überproportional in okkultistischen und religiösen Sekten des New Age. Neulinkes Denken großzügiger Umverteilung gedeiht gleichfalls in Wohlstandsgesellschaften. Man kann es sich leisten, über die Ungerechtigkeiten der Welt nachzudenken und sein Gewissen durch Spenden oder praktischen Initiativen zur Rettung alkoholkranker Amazonasindianer zu beruhigen. Aber es gilt: Den anderen Völkern soll es so gut gehen wie uns – nicht: Wir müssen Abstriche machen, damit es ihnen besser geht und wir uns angleichen. Man ist nur bereit zu teilen, wenn es nicht weh tut. Sollte unser Wohlstand jemals gefährdet sein, werden sich sehr viele Gutmenschen zu rassistischen Chauvinisten wandeln.
Dieses „Eherne Gesetz des Mangels“, wonach „Mangellosigkeit“ zwangsweise zu Degeneration führt, ist ein klassisches Kulturgut. Schon Konfuzius mahnte: „Wer seinen Sohn liebt, macht ihm die Studien schwer.“
Jede erfolgreiche politische, philosophische und religiöse Bewegung nutzt(e) dieses Gesetz aus. Darum sehnten die weitsichtigen Bolschewiki die russische Niederlage im Weltkrieg herbei, um das Zarenreich in sozioökonomischen Mangel zu wünschen. Wann radikalisiert sich auch der apolitischste, ängstlichste und trägste Mensch? Genau dann, wenn der Status quo offensichtlich versagt, um einen Mangel zu lösen und es eine strahlende Alternative gibt. Ein Kranker wendet sich nur dann an einen Wunderheiler, wenn alle konventionellen medizinischen Behandlungen scheiterten und der Wunderheiler als letztes Mittel erscheint. Man hat schließlich nichts mehr zu verlieren.
Lenin wusste es, der große französische Nationalist Charles Maurras nicht. Er predigte den Untergang der degenerierten französischen Republik, heizte während des Ersten Weltkriegs die nationalen Leidenschaften an und war wohl auf dem Höhepunkt seiner Popularität, aber genau die verhasste Republik gewann den Krieg. Der monarchistische Gedanke war 1918 in Frankreich an seinem Tiefpunkt angelangt. Eine französische Niederlage hätte dem Monarchismus ganz neue Möglichkeiten gegeben. Der Mensch entscheidet sich nach dem offensichtlichen Versagen des Status quo für dessen genaues Gegenteil. Nach 1989 war alles, was aus der DDR kam für den „Ossi“ per se schlecht und die dritte abgetakelte Garnitur aus dem Westen als neue Führungsschicht gerade willkommen. Nach der Ernüchterung Mitte der 1990er setzte eine starke (N)Ostalgiewelle ein.
Physische und Ideelle Bedürfnisse vereinen
Die Formel
Um propagandistischen Erfolg zu erlangen, müssen physische Bedürfnisse mit ideellen korrelieren: Ideelle Propaganda rechtfertigt und ermöglicht das Physische. Diese abstrakte Formel bringt Dutschke, der sich aber gerade nicht an seine Worte hielt, auf die griffige Wendung: „Politisierung unmittelbarer Bedürfnisse des Alltags“. Will man den Monarchismus verbreiten, muss eine Verbindung zwischen ideeller Rechtfertigung (Monarch als unabhängige, überparteiliche Instanz, moralisches Zentrum der Nation, Identifikationsobjekt des Volkes usw.) und physisch-materiellen Vorteilen suggeriert werden (In einer neuen Monarchie gibt es niedrige Benzinpreise).
Als hilfreich erweist sich hierbei Lenin: „Macht die Sache des Volkes zur Sache der Nation, denn dann wird die Nation, Sache des Volkes sein.“ Diese simple Tatsache wird von religiösen und politischen Idealisten übersehen, weil ihr eigener Idealismus dies für profan und materialistisch ansieht. Der Idealist müsste also scheinbar an niedere Instinkte appellieren und das ist ihm zuwider. Es darf jedoch nicht übersehen werden, dass unbedingt eine ideelle Propaganda zwingend als zweiter Schritt folgen muss, da der Mensch auch dieses Bedürfnis besitzt und eben „nicht vom Brot allein lebt“. Das Physische dient nur dem „Anfüttern“ und suggeriert außerdem praktisches Verständnis.
Beispiele aus Geschichte und Gegenwart
Da diese Erörterung sehr abstrakt ausfällt, sollen ganz unterschiedliche Beispiele als Illustration dienen:
Separatistische Forderungen, die eine eigene Kultur, Sprache und Identität betonen, stehen für ideelle Bedürfnisse – wirtschaftliche für physisch-materielle. Beide zusammen haben Erfolg. Kommt noch der Kampf des aktuellen Staates gegen die eigene Identität (Sprachverbote, Zentralisierungen) hinzu, haben wir wieder das „Eherne Gesetz des Mangels“. Den Mangel an der Freiheit zur Pflege eigener Identität.
*Bayern: Die Bayernpartei war bis Mitte der 1950er erfolgreich, sie wehrte sich gegen die Überfremdung Bayerns durch Vertriebene. Danach integrierten sich die Vertriebenen schnell und das damals rückständige Bayern[7] war noch dazu von Transferleistungen aus prosperierenden deutschen Bundesländern abhängig.[8] Heute erstarkt die autonomistisch bis separatistische Bayernpartei regional erneuert: Bayern mutierte zum Geberland. Außerdem spielt die Betonung einer von Restdeutschland andersartigen Kultur für die Parteipropaganda eine große Rolle.
*Spanien: Nationalisten in Baskenland, Katalonien und Galizien kämpfen um Unabhängigkeit. Erfolge stellen sich nur in Baskenland und Katalonien ein, dort ballt sich wirtschaftliche Macht, die man nicht mit Madrid teilen möchte, hinzukommen andalusische Arbeitsimmigranten, die man abwehren will. Galizien dagegen ist rückständig und profitiert sogar von Madrid, als entsprechend unnötig wird ein eigner Staat empfunden. Die Betonung galizischer Besonderheit reicht also nicht aus. Segen und Fluch des Separatismus ist der Autonomismus. Einerseits ist Autonomie ein erster Schritt zur Selbstverwaltung, andererseits reicht es den Menschen schon aus, da dadurch der Mangel an Selbstverwaltung deutlich gelindert wird.
*Lega Nord: Hier erleben wir das umgekehrte Phänomen. Lega Nord-Führer Bossi argumentierte zuerst physisch-materiell: „Gegen die Diebe von Rom“ und gegen sizilianische Einwanderer. Er hatte Erfolg, aber spätestens zum nächsten Spiel der italienischen Fußballnationalmannschaft fühlten sich alle Norditaliener patriotisch. Da kreierte Bossi die padanische[9] Identität als Legitimation. Er argumentierte also ideell: Norditaliener sind gar keine echten Italiener, sondern Nachkommen der Kelten und Langobarden. Da bei Gift nur Gegengift hilft, erschuf er eigene padanische Symbole, Mythen und eine Nationalmannschaft.
*Flandern: Der flämische Nationalismus ist ein Kind der Krise (also des Mangels). Die Sprache wurde im belgischen Verwaltungsapparat benachteiligt und das bäuerliche Flandern vernachlässigt. Als Katalysator wirkten die überproportional vielen Gefallenen im Ersten Weltkrieg, weil man flämische Rekruten gern an vorderster Front einsetzte und diese französische Befehle nicht verstanden. Nach 1960 löste sich das Sprachproblem allmählich auf und zudem entwickelte sich Flandern zum Wirtschaftsmotor Belgiens, während die wallonische Industrie samt Bergbau verschwand. Jetzt argumentieren flämische Nationalisten, sie wollen nicht mit dem „faulen“ Wallonien teilen.
*Sudetenland: Die Deutschböhmen wurden bereits 1918 in ihrer Identität bedroht, danach aber besserte sich das Verhältnis, die radikalen Separatisten verloren an Einfluss, weil die physisch-materielle Argumentation fehlte. Mit der Wirtschaftskrise 1929 gewannen die Großdeutschen wieder an Boden. Die tschechischen Zentralisten benachteiligten nämlich die Deutschen im Verwaltungsapparat und entließen zuerst Deutsche aus angeschlagenen Fabriken. Der großdeutschen Propaganda diente zusätzlich das aufstrebende Dritte Reich als Alternative.
*Die katholischen Iren in Ulster: Der großirische Nationalismus schwächt sich zunehmend ab. Die ideelle Argumentation Sinn Féins ist dieselbe, aber die prekäre Lage der Katholiken ist stark gemindert („Mangel an Mangel“) und irische Katholiken profitieren von der liberalen britischen Gesetzgebung (z.B. Scheidung und Abtreibung). Größter Feind Sinn Féins ist aber die Entproletarisierung des aufstrebenden irisch-katholischen Arbeiters. Diese ehemals nationalrevolutionäre Partei feiert auch heute noch große Erfolge, aber verkommt heute zu einer langweiligen sozialdemokratischen Partei. Sollte sich die sozioökonomische Lage Nordirlands ändern, wird sich auch Sinn Féin wieder radikalisieren bzw. einige grundsatztreue Abspaltungen erstarken.
*Chinesische Revolution 1911: Der schon lange herrschende Gegensatz zwischen Hanchinesen und herrschenden Mandschuren eskaliert erst, nachdem es für die Han-Mehrheit keine sozialen Aufstiegsmöglichkeiten mehr gab, ein sozioökonomischer Mangel also besteht. Dann war es für die republikanischen Revolutionäre Sun Yet Sens leicht, den fremdrassischen Charakter der Mandschuren und die ideellen Vorzüge des Republikanismus hervorzuheben.
*Volksabstimmung in Kärnten 1919: Viele Slowenen stimmten gegen einen Anschluss an das neue Jugoslawien, weil dort Sozialleistungen nur rudimentär bestanden. Die jugoslawisch-nationalistische Propaganda appellierte nur an das ideelle panslawische Gewissen der Slowenen. Das reichte nicht aus.
*Die heidnischen Kuraischiten Mekkas waren dem Propheten Mohammed feindlich gesonnen, nicht weil er den alten Glauben bekämpfte, sondern weil er für die heidnische Wallfahrtsstadt als geschäftsschädigend angesehen wurde (Vgl. Sure 28:57). Nachdem der Prophet den Wallfahrtscharakter Mekkas übernahm, erstarb auch dieses Wirtschaftsargument.
*Israel: Die Kibbuz-Bewegung in Israel ist nunmehr im Sterben begriffen, weil sie für Pioniere unrentabel ist, der Appell an die zionistische Mission reicht nicht aus, der materielle Vorteil fehlt.
*Die Expansion des Römischen Reichs: Nicht nur militärisch, sonder auch propagandistisch eroberte Rom immer mehr Gebiete. Der Mythos der Stadt Rom als Zentrum der Zivilisation (ideell), wirtschaftliche Vorteile, bequeme Infrastruktur, Ordnung und relative Rechtssicherheit waren attraktiv.
*Die Ermordung des österreichischen Thronfolgers 1914 in Sarajewo diente dazu, die tiefen Widersprüche zwischen den Völkern zu erhalten und damit den Mangel an allnationaler Harmonie. Der Thronfolger setzte sich nämlich für einen Ausgleich mit den slawischen Ethnien ein und drohte somit den nationalistischen Separatismus derselben zu schwächen.
*Die Europäische Union argumentiert nahezu ausschließlich wirtschaftlich, die ideellen Versprechungen der Anfangszeit (Friedenssicherung, Überwinden der Chauvinismen, Europa als historische Schicksalsgemeinschaft usw.) wird kaum noch geglaubt. Wehe Brüssel, wenn auch die wirtschaftlichen Versprechungen als Farce entlarvt werden!
Die aktuelle Krise als möglicher Wendepunkt
Wenn der Wohlstand schwindet
Wenn Wohlstand als „Mangel an Mangel“ notwendigerweise zu Degeneration führt, bewirkt eine sozioökonomische Krise physisch-materielle Mangelerscheinungen, deren Linderung höchste Anstrengung und Disziplinierung erfordern. Die notwendigerweise wiederkehrende und sich verschärfende Wirtschaftskrise, die momentan nur durch fiat money ausgesetzt ist, wird diesen Wandel einleiten. Auf das Kartenhaus wird noch eine Etage gebaut. Daß der ökonomische Status quo nicht zu erhalten ist, scheint inzwischen den meisten offiziellen Wirtschaftswissenschaftlern offensichtlich. Das Ausmaß der Krise kann niemand in ihrer vollständigen Tragweite beurteilen. Die Immobilienkrise von 2008 mündete in eine Bankenkrise (Lehman-Pleite) und angeblich haben wir heute eine neue Eurokrise, von der man auch nicht mehr viel hört. Seit 2015 trägt die überfällige Flüchtlingskrise zur Beschleunigung des Niedergangs bei und sollte als Chance begriffen werden. Gelöst ist gar nichts, nur vertagt. Tatsächlich tobt ein Währungskrieg zwischen Euro und Dollar um die Weltleitwährung.[10] Die Außenhandelsbilanz der USA ist negativ! Als gefeierter Exportweltmeister sind wir vom zahlungsfähigen Ausland abhängig, d.h. die Exporte werden mit mathematischer Notwendigkeit einbrechen. Die Angebotsökonomien – im Gegensatz zu den Nachfrageökonomien der Nachkriegszeit -, der Wohlstandsländer sind an ihre Grenzen gestoßen. Irgendwann kann man nicht noch mehr Bedarf wecken. Ebenfalls wird sich unsere Wirtschaftsstruktur rächen: kaum Landwirtschaft, schrumpfender Industriesektor und ein übergroßer Dienstleistungssektor. Die Mehrheit der Branchen im Dienstleistungssystem ist aber gerade vom Wohlstand anderer abhängig.[11]
Bei allen staatlichen Analysen zu den Auswirkungen der Krise dominieren rein mathematisch-ökonomische Aspekte, der menschliche Faktor wird vollkommen ignoriert. Wie verhalten sich die Völker Europas, wenn die jeweilige nationale Bedürfnispyramide enthauptet wird und das „Eherne Gesetz des Mangels“ eintritt?
Breite Schichten werden sich radikalisieren und ihr Heil in bisher verteufelten Ideologien suchen. Es wird immer das Gegenteil des Status quo gewählt. Es kann zu einer Renaissance revolutionär-marxistischer, religiöser und faschistischer Ideen kommen. Eine klare Aussage ist jedoch unmöglich. So können materielle Verteilungskämpfe um Wohnraum, Arbeitsplätze, Nahrung und Aufstiegschancen zu einer Reethnisierung des bundesrepublikanischen Kosovo führen. Einmal aktiv, indem z.B. Deutsche die Gemeinschaft mit ihren Landsleuten suchen und zu einem erneuerten Nationalbewusstsein finden und andermal passiv, indem Deutsche ihrer Ethnie wegen von Fremden diskriminiert und verfolgt werden. Das wird notwendigerweise auch die deutschfeindliche Linke treffen. Mögliche marodierende Ausländer garantieren somit die deutsche Identität.[12]
Von solchen Krisenerscheinungen sind Städter stärker betroffen, der Individualisierungsgrad und die fremdländische Bevölkerungsdichte sind höher als in ländlichen Regionen. Die Bewohner ländlicher Gebiete können besser improvisieren und sich eher unabhängig versorgen. In Existenz bedrohenden Krisen werden Familien und sonstige Gemeinschaften gestärkt, religiöse und irrationale Ideen verbreiten sich erneut und das bisher unattraktive Mitteldeutschland wird folgerichtig zum Rückzugsgebiet, die Entvölkerung umgekehrt. Wir werden auf Probleme zusteuern, die vielleicht eine Regionalisierung erzwingen, wenn Versorgungswege plötzlich nicht mehr gegeben sind. Höchstmögliche regionale Autarkie ist dann das logische Gebot der Stunde.
Wir werden erleben, wie sich die opportunistischen und domestizierten Studentenbünde, Konservativen, Gewerkschaften, Kirchen und selbst Teile der Bundestagsparteien radikalisieren und zu ihren Ursprüngen finden. Wohin die Radikalisierung führt ist aber kaum vorhersagbar.[13] Ein unfassbares Radikalisierungspotential stellen die „unbeweibten“ Männer v. a. in Mitteldeutschland dar. Ein Männerüberschuss ist nach Lenin und Prof. Heinsohn (youth bulge) die Vorrausetzung für jegliche politische Veränderung, denn diese haben wenig zu verlieren und müssen auf niemanden Rücksicht nehmen bzw. sind nicht erpressbar – vorausgesetzt es existiert eine Mangelerscheinung, ansonsten neutralisiert sich der Überschuss. Der radikale Islam der Gegenwart, die deutschen Freikorps 1918-1922 oder die kriminellen Banden lateinamerikanischer Großstädte[14] rekrutieren sich aus „überflüssigen“ (jungen) Männern. Völlig unberechenbar ist das Heer arbeitsloser Akademiker, das zusätzlich noch in seiner Eitelkeit verletzt ist und sich um die Früchte seines Studiums und endloser Praktika betrogen fühlt.
Hilfreiche Trends
Es gibt zahlreiche unterstützende Entwicklungen, die das Erstarken politischer (und wirtschaftlicher) Alternativen fördern. Es mutet paradox an, aber gerade die Erstarrtheit Brüssels und der europäischen Staatensysteme (nicht nur der BRD) bieten das Einfallstor. Notwendige Reformen und geistige Regsamkeit innerhalb der herrschenden Systeme werden abgewirkt. Nahezu alle Staaten der EU erinnern an den verkrusteten, festgefahrenen und sturen Ostblock. Der angeblich mündige Bürger braucht gar nicht politisch verfolgt zu werden, er wird einfach nicht gehört. Probleme bleiben unausgesprochen oder tabuisiert. Die gesamte Politische Kaste ist ratlos und um ihre Macht besorgt.
Demokratiefeindliche Analysen mit autoritären Forderungen der Zwischenkriegszeit finden wieder ihre Bestätigung und werden sehr bald aufgegriffen. Bemerkenswert ist, dass jetzt schon erste Dissidenten und Renegaten aus dem Establishment herausbrechen.[15] Letztlich wird die Politische Kaste Opfer ihrer eigenen Propaganda, ständig muss sie das Volk manipulieren und die Parteien isolieren sich mehr und mehr von ihrer Basis. Gleiches gilt für Gewerkschaften und Evangelischer (weniger Katholischer) Kirche. Alle Akteure des Establishments verweigern sich der Realität.[16] Die Medienlandschaft verschweigt und desinformiert, solch eine peinliche Schwarz-Weiß-Malerei wie im Falle Libyens, Syriens, Südafrikas oder des Kosovo hat es vorher nie gegeben.
In einem Klima der Erstarrung ergeben sich praktische Bündnisse mit Technokraten, da viele „rechte“ Theoreme nunmehr objektive Tatsachen darstellen. Beispiel Ausländerkriminalität: 1965 war die Thematisierung ausländischer Kriminalität maßlos übertrieben und entsprang rechten ideologischen Motiven. Heute dagegen ist sie Realität und eben nicht wegzuleugnen. Wie offensichtlich sie ist, sieht man am hilflosen und erbärmlichen Umgang mit derselben. Die Polizeistatistiken werden geschönt (der „Migrationshintergrund“ verschwindet) und die deutsche Aufnahmegesellschaft ist wegen ihrer ablehnenden Haltung selbst schuldig. Es gilt für alle drängenden Probleme: Wenn über ein Problem nicht gesprochen wird, verstärkt sich das Problem umso mehr. Ehemals rechte Erkenntnisse werden heute zum Sachgegenstand, ein Bündnis mit Technokraten folgt automatisch. Bleiben wir bei der Ausländerkriminalität: Polizisten sind Technokraten, nämlich Fachleute für Sicherheitsfragen, demnach müssen sie sich zwangsweise der tabuisierten Problematik stellen. Es ist eben kein Zufall, dass Sicherheitskräfte in ganz Europa stark rechtslastig sind.
Wehe, wenn der Wohlstand in Gefahr gerät! Es herrscht dann das „Eherne Gesetz des Mangels“. Alle Entwicklungen sind offen. Wie schon oben betont, lassen sich die tatsächlichen Auswirkungen der aktuellen Krise gar nicht vorhersagen und apokalyptische Prophezeiungen sind momentan fehl am Platz. Wer sich intensiv mit ökonomischen Fragen beschäftigt, sollte bestimmte Ahnungen für sich und sein Umfeld behalten, Wissen nicht unbedingt verbreiten, um ungestört Weichen stellen zu können. Perfekt vorbereitet ist ohnehin niemand. Es bleibt spannend.
„Wir wollen – das lehrt uns die kriegerische Revolution – ein freies und starkes und tapferes, ein leuchtendes und jubelndes und lebenserfülltes Volk sein — niemals aber ein sattes.“ (Kurt Eggers).
“Post Tenebras Lux!“
[1] Man beachte einmal das Bekenntnis aller wichtigen Parteien zu den Ostgebieten bis Mitte der 1960er.
[2] Die Westbindung diente nach Lord Ismay dazu, „die Russen draußen, die Amerikaner drinnen (in Europa) und die Deutschen unten zu halten.“ Dennoch erschien vielen rechten Kalten Kriegern NATO und USA als das geringere Übel.
[3] Die Neue Linke des Jahres `68 pflegte die antitraditionalen Frühschriften Marx`, in denen schon Genderisierung oder antiautoritäre Forderungen zu finden sind und von Lukács, Bloch, Adorno, Fromm und Horkheimer wieder entdeckt wurden. Im Gegensatz dazu dienen Marx` antikapitalistisch-kommunistische Schriften reiferer Jahre den Alten Linken (KPD, DKP, K-Gruppen, Ostblock) als Grundlage. Die Alte Linke erweist sich auch als moralisch konservativ (z.B. im Umgang mit Homosexuellen).
[4] Für die Alte Linke ist es uninteressant, ob der Kanzler Hitler oder Merkel heißt, beides sind Ausdrucksformen des kapitalistischen Überbaus.
[5] „Müßiggang ist aller Laster Anfang.“ „Geht es dem Esel zu gut, geht er aufs Eis tanzen.“
[6] Wie grüßen sich zwei Vertriebene 1955? „Baust Du auch schon?“
[7] Bayerische Wanderarbeiter suchten bis in die 1950er noch ihr Glück in der sozialistischen DDR!
[8] Die Konkurrenz durch die föderalistische CSU spielt(e) nur eine untergeordnete Rolle.
[9] Padanien leitet sich vom Fluß Po ab.
[10] Man beachte die Einseitigkeit us-amerikanischer Ratingagenturen oder den Trend Chinas, Russlands und Irans, ihre Exporte in Euro zu verrechnen. Ein realistischer US-Dollar gehört um mindestens 70% abgewertet!
[11] Es gibt unzählige Indizien, die eine ökonomische Regeneration im gegenwärtigen Rahmen ausschließen. Es fehlt auch die Erfahrung, eine Stagflation hat es bisher so nie gegeben und die internationalen Verflechtungen sind heute so komplex wie nie zuvor.
[12] Die Ausländer stellen keinen homogenen Block dar, die religiösen und ethnischen Widersprüche sind sehr groß und Konflikte des Auslands mit nach Deutschland importiert, z.B. türkisch-kurdischer oder albanisch-serbischer Gegensatz. Der Grad der Anpassung und Assimilation variiert ebenfalls sehr stark. Die Rückkehrwilligkeit in Krisenzeiten darf nicht unterschätzt werden. Trends lassen sich jedoch nicht vorhersagen.
[13] Von den Unionsparteien können sich autoritär-konservative Gruppen abspalten oder Anhänger eines christlichen Sozialismus, Gewerkschaften und Linkspartei können zum marxistischen Ursprung zurückfinden.
[14] Früher bildete dieses Klientel die Basis von Guerilla-Organisationen, wegen des Fehlens politischer Alternativen bietet die organisierte Kriminalität einen Ausweg.
[15] Thilo Sarrazin, Hans-Olaf Henkel oder Hans-Werner Sinn sind typische Vertreter jener Etablierten, die nichts zu verlieren haben, wirtschaftlich abgesichert sind und aus sachlicher Berechnung – und nicht Ideologie -, die Fronten wechseln.
[16] Die neue „Alternative für Deutschland“ taugt in diesem Zusammenhang nur als Eisbrecher für tabuisierte Themen. Ein grundlegender Wandel bundesdeutscher Politik ist von diesen rechtsliberalen Reformern nicht zu erwarten. Gleichwohl schlummert in der AfD ein Radikalisierungspotential.