Venit, vidit, rexit – Er kam, sah und regierte! Ein Kommentar zu Trumps Ouvertüre als Präsident der Vereinigten Staaten

von | 29. Jan. 2017 | Deutschland und die Welt

Erst anderthalb Wochen ist der neue US-Präsident Donald J. Trump im Amt, doch der versprochene Wind der Veränderung ist binnen Tagen zum Orkan des gerechten Zorns angewachsen: TPP ist Geschichte, die Fesseln „Obamacares“ werden, wenn nicht gesprengt, so doch beträchtlich gelockert, der Dow Jones knackt erstmals die 20.000-Punkte-Marke, Bauprojekte werden neu verhandelt, mehrere Unternehmen kündigen Milliarden-Investitionen an, der Mauerbau wird per Dekret auf den Weg gebracht, das Asylprogramm für die Aufnahme von Syrern soll zunächst auf Eis gelegt werden – und die Einreise von nahezu allen Personen aus dem Iran, dem Irak, aus Libyen, Somalia, Syrien, dem Jemen und dem Sudan für 90 Tage unterbunden werden, um die USA vor Anschlägen wie in Deutschland oder Frankreich zu schützen. Einziger Wehrmutstropfen: Saudi-Arabien befindet sich nicht auf der Liste.

 

Schon während des Wahlkampfes hatte man diesseits wie jenseits der großen Pfütze Trumps rabiates und unkonventionelles Auftreten gerügt, seine Ankündigungen jedoch größtenteils für Wahlkampf-Rhetorik, für nichts als leere Versprechungen gehalten. Wie groß war da das Entsetzen, als schon am Tag nach der Vereidigung des neuen Präsidenten die Unterrubrik der LGBT-Community von der Netzseite der Regierung verschwunden war. Leider zusammen mit der Unterrubrik zum Klimawandel. Aber auch Letzteres, man muss es gestehen, ist mit seinen Wahlversprechen kongruent. Trump ist nicht der Mann, der sich am Nasenring der alten Eliten durch die Arena des Politischen ziehen ließe. Obwohl – oder vielleicht gerade weil – er vor dem Kampf ums Weiße Haus kein Politiker gewesen ist, macht er Politik.

 

Am sechsten Tage der Präsidentschaft, dem Tag, an dem Gott laut der Genesis-Fabel den Menschen schuf, die Krone der Schöpfung, unterzeichnete Trump ein Dekret zum Bau einer gewaltigen Mauer an der Grenze zu Mexiko, um Eden einzuhegen. Dies war wohl sein prominentestes Wahlversprechen gewesen, von dem seine Gegner stets und beharrlich behauptet hatten, er werde es nicht umzusetzen wagen. Sie hatten einmal mehr geirrt. Trump sah alles an, was er in nur sechs Tagen seiner Präsidentschaft geleistet hatte und er sah, dass es gut war. So ging der sechste Tag zu Ende.

 

In Anlehnung an eine Anekdote, die Arrian in seiner Anabasis über Parmenion und Alexander den Großen berichtet (Arrian, Anabasis, 2,25),[1] könnte man ein Gespräch zwischen Donald Trump und seinem Vorgänger bei der Inauguration annehmen, das sich in etwa so angehört haben müsste: „Wäre ich Trump, ich würde von meinen im Wahlkampf gemachten Versprechen Abstand nehmen.“ Darauf Trump: „Das würde ich auch, wäre ich Obama.“

 

Und so twitterte „The Donald“ am 25. Jänner – dem Tag, an dem er das Dekret zum Bau der Mauer unterzeichnete: „As your President, I have no higher duty than to protect the lives of the American people.“ Das eben ist die erste und vornehmste Pflicht eines Staatsmannes, auch wenn sie hier zu Lande vollständig in Vergessenheit geraten zu sein scheint. Der Schutzwall wird errichtet werden. Und daran wird auch der pathetische Appell des Berliner Oberbürgermeisters Michael Müller nichts ändern! Wer ist schon Michael Müller? Etwas zum Essen? Wie die Berliner Morgenpost am 27.01.2017 ihre Leser wissen ließ, habe der US-Präsident Trump bislang noch nicht auf Müllers „Aufforderung“ (sic!) reagiert. Sollte man das überhaupt kommentieren? Der Mann muss regieren und hat keine Zeit für irgendwelche Müllers aus Berlin, die einen auf Ronald Reagan machen. Schlimm genug, dass er am Samstagabend eine dreiviertel Stunde verschwenden musste, um mit Angela Merkel zu telefonieren. Hätte er doch dieses Telefonat gestrichen und dafür doppelt so lange mit Putin gesprochen!

 

So wie die Ankündigungen von drittklassigen Hollywood-Schauspielern, das Land nach einem Wahlsieg Trumps zu verlassen, der Mordaufruf Madonnas, die Gewaltausbrüche verzogener Jugendlicher und die „mutigen Worte“ eines Berliner Oberbürgermeisters den Trump-Zug nicht aufzuhalten vermochten, so dürfte auch der Protest Christo Wladimirow Jawaschews den Mann im Weißen Haus nicht sonderlich bekümmern. Christo hatte am 25. Januar in einer Stellungnahme zu seinem „Over-the-River“-Projekt im US-Bundesstaat Colorado verlautbart, er werde das Projekt, bei dem 60 Kilometer des Arkansas River mit einem Gewebedach überspannt werden sollten, nicht durchführen. Der New York Times sagte der „Künstler“: „Hier ist die US-Bundesregierung unser Vermieter. Sie besitzt das Land. Ich kann kein Projekt machen, das diesem Vermieter zugute kommt.“ Welch ein Glück! Christos „Kunst“ bleibt den Augen der freiwilligen und unfreiwilligen Betrachter dieses Mal erspart. Seit Jahrzehnten ist es doch immer nur ein Aufwärmen der ausgelutschten Verhüllungsdummheiten, die dieser Artist zu bieten hat. Bei ihm hat man in Verkehrung der alten lateinischen Spruchweisheit das Gefühl: „Vita longa, ars brevis!“

 

Donald J. Trump hingegen können wir nach einer Woche schon ins Zeugnis schreiben: „An Arbeitseifer und Motivation übertrifft er alle Erwartungen.“ Das Gros der Menschen, die ihn gewählt haben, weil sie eine große Veränderung wünschten, dürfte hellauf begeistert sein. Dass diejenigen, die ihn nicht gewählt haben, Rotz und Wasser heulen und Gift und Galle speien, liegt ebenso auf der Hand …

 

[1] Nachdem der Perserkönig Dareios III. Alexander alles Land westlich des Euphrats sowie Unmengen von Gold angeboten hatte, soll Parmenion erklärt haben, wenn er Alexander wäre, würde er das Angebot annehmen. Alexander habe entgegnet, das würde er auch tun, wenn er Parmenion wäre.