Linke Universalisten gehen meist davon aus, dass der „Fortschritt der Menschheit“ unausweichlich mit der Auflösung und Überwindung von organisch gewachsenen Völkern und Nationen verbunden ist. So sieht beispielsweise der BRD-Chefideologe Jürgen Habermas das transnationale Projekt der Europäischen Union letztlich als „entscheidenden Schritt auf dem Weg zu einer politisch verfassten Weltgesellschaft“ (1). Vor diesem Hintergrund wird dann auch verständlich, warum die Apologeten der Umvolkung die ethnische Fragmentierung Deutschlands nicht einfach nur geschehen lassen, sondern seit Jahrzehnten aktiv vorantreiben (2).
Während die linken Universalisten diese Art der Umvolkung als „Modernisierungsprozess“ begrüßen, bedeutet sie für all diejenigen autochthonen Europäer, die das Eigene als wesentlichen Teil ihrer Identität begreifen, einen Frontalangriff auf das Recht auf Tradition, Differenz und eigenständige Entwicklung. Der identitäre Widerstand gegen diesen Angriff wird von den Linken nicht etwa als legitime Position im demokratischen Wettstreit zugelassen, sondern in hypermoralischer Manier bekanntlich als „Rassismus“ verteufelt. Dabei wird von den linken Universalisten jedoch verkannt, dass der identitäre Wille zur Behauptung des Eigenen zunächst einmal nicht deshalb erfolgt, weil man das Fremde als „rassisch minderwertig“ begreift, sondern weil dem Eigenen – etwa den traditionellen kulturellen Ausdrucksformen – schlicht und einfach der Vorzug auf Grundlage eigener subjektiver Maßstäbe zugesprochen wird.
Die Betrachtung dieser subjektiven Komponente ist an und für sich bereits ein gutes Argument gegen die linken Umvolkungsbestrebungen. Sie führt allerdings auch zu der Frage, ob es neben den subjektiven nicht auch objektive Gründe gibt, die es rechtfertigen könnten, die Nivellierung der Völker und Kulturen hin zu einem globalen Einheitsmenschen kritisch zu hinterfragen. Wir betreten hier freilich ein vermintes Gelände, wird diese Frage doch üblicherweise mit dem Vorwurf des „Rassismus“ in Verbindung gebracht, weshalb sie – wenn überhaupt – heute meist nur eher zurückhaltend diskutiert wird. So geht beispielsweise selbst der neurechte Vordenker Alain de Benoist in seinem Schlüsselwerk „Aufstand der Kulturen“ davon aus, dass es kein „universelles Paradigma“ gebe, mit dem eine „Hierarchie zwischen den Rassen“ im Sinne von „höheren und minderwertigen Rassen“ hergestellt werden könnte (3). Dieser Auffassung ist sicherlich weitgehend zuzustimmen, insofern damit die bereits oben erwähnten Ausdrucksformen kultureller Art gemeint sind.
Was darüber hinaus jedoch trotz aller Pawlowscher Reflexe zu Sprache kommen sollte, ist die Frage nach der Qualität unterschiedlicher Menschengruppen in evolutiv-stammesgeschichtlicher Hinsicht. Man mag an dieser Stelle salopp einwenden, dass es doch gerade die primitiven Naturvölker waren, die über besondere evolutive Fitness verfügten, lebten sie doch bis zum Auftreten des „weißen Mannes“ mit ihrer natürlichen Umwelt im Gleichgewicht, während der sich aus der europäischen Antike entwickelte moderne Mensch und Kolonialherr mit Hilfe seiner besonderen technisch-naturwissenschaftlichen Fähigkeiten höchst fragwürdige Dinge auf den Weg gebracht hat. Man denke dabei nicht nur an die Tendenz zur Beeinträchtigung der ökologischen Lebensgrundlagen, sondern an erster Stelle an das Problem der Selbst-Domestikation, die der Verhaltensforscher Konrad Lorenz einmal treffend als „Verhausschweinung “ bezeichnet hat (4).
Hinsichtlich eines „Fortschritts der Menschheit“ erscheint es nun eher unwahrscheinlich, einen Ausweg aus dieser „evolutiven Sackgasse“ dadurch zu finden, dass man die Nivellierung aller Völker und Kulturen hin zu einem globalen Einheitsmenschen anstrebt. Denn aus empirischer Betrachtung spricht einiges dafür, dass im Fall einer solchen Angleichung die zwar dekadenten, jedoch noch überwiegend „weißen“ Regionen Europas derselben Dysfunktionalität anheimfallen würden, die wir uns bereits heute am Beispiel der berüchtigten failed states der sogenannten „dritten Welt“ vor Augen führen können. Vielversprechender wäre es, eine Lösung der anthropologischen Probleme auf Grundlage einer funktionierenden Staatspolitik im Sinne einer multipolaren Staatenwelt anzustreben. Nicht zuletzt, da die Natur des Menschen nun einmal nicht egalitär und universal, sondern – ganz nüchtern und wertfrei betrachtet – als eher diskriminierend bezeichnet werden muss.
Literaturhinweise
(1) Habermas, Jürgen (2011): Zur Verfassung Europas – Ein Essay. Suhrkamp Verlag, Berlin.
(2) Micksch, Jürgen (1989): Kulturelle Vielfalt statt nationaler Einfalt – Eine Strategie gegen Nationalismus und Rassismus. Verlag Otto Lembeck, Frankfurt am Main.
(3) Benoist, Alain de (1999): „Einwanderung bedroht unsere kollektive Identität nicht“ – Interview mit der Jungen Freiheit. In: Aufstand der Kulturen – Europäisches Manifest für das 21. Jahrhundert. Edition Junge Freiheit, Berlin.
(4) Taschwer, Klaus u. Föger, Benedikt (2003): Konrad Lorenz, Biographie. Paul Zsolnay Verlag, Wien.