Propaganda – metapolitisches Mittel im Informationskrieg

von | 11. Okt. 2017 | Philosophie & Theorie

Die Propaganda stellt eines der wohl wichtigsten Werkzeuge innerhalb der Metapolitik dar. Metapolitik, die grundlegend die Vorbereitung möglicher Realpolitik, mittels gezielter Einflussnahme auf das politische sowie gesellschaftliche Klima bedeutet, ist ohne propagandistische Mittel nicht denkbar. Der Begriff wird nicht selten verzerrt und mit einem gewissen negativen Unterton verwendet. Daher möchte ich  dem Leser eine objektivere Sichtweise auf den Begriff der Propaganda ermöglichen und insbesondere rechten Aktivisten die Nützlichkeit gezielt eingesetzter Propaganda vor Augen führen.

Was ist Propaganda?

Wie eben erwähnt bekommt der Begriff in den Medien einen negativen Beigeschmack. Er wird häufig in einem eher abwertenden Sinne verwendet. Dennoch spiegelt sich in ihm eine politische und auch gesellschaftliche Notwendigkeit wider. Es lässt sich von den lateinischen Worten „propago“ bzw. „propagare“ ableiten,  was so viel wie „fortpflanzen“, „verbreiten“, „ausdehnen“ oder „erweitern“ heißen kann. Der „propago“ steht aber auch für den „Setzling“, einem „Ableger“ oder für den „Sprössling“, das „Kind“[1]. D.h. damit ist mehr oder weniger die Verbreitung oder auch die Durchsetzung bzw. Einpflanzung bestimmter Informationen gemeint. Der Begriff der Propaganda trat das erste Mal im Jahre 1622 auf einer Kardinalsrunde auf. Damals ließ Papst Gregor XV. ein Kollegium bilden, das sich der Bekämpfung des protestantischen Glaubens bzw. der „Verbreitung des Glaubens“ (des katholischen Christentums) verschrieb. Die „Sancta congregatio de propganda fide“, „die heilige Kongregation zur Verbreitung des Glaubens“ bildete Missionspriester aus, die den Glauben Gottes verbreiten bzw. erweitern sollten[2]. Die Kirche, die sich zunehmend des Anhängerschwundes seit der Entdeckung des heliozentrischen Weltbildes, was eine Weltrevolution auslöste, ausgesetzt sah, versuchte mit der Gründung der „Propaganda-Schulen“ seine Macht zu sichern. Später ging diese Gangart auf Staaten und noch später auf Institutionen auch privatwirtschaftlicher Natur über. Die Zeiten, in denen Ludwig XIV. sich zum „Sonnengott“ erheben konnte und getrost „L’Etat c’est moi“ sagen konnte, sind längst vorbei. Die Gesellschaften haben sich seit dem und insbesondere seit der Aufklärung gravierend verändert. Daher bedarf es als Herrscher und Politiker einer „sensibleren“ Vorgehensweise. So schrieb der Spin-Doctor und seinerzeit wichtigste PR-Experte, Edward Bernays (1928) in seinem berühmten Buch „Propaganda: Die Kunst der Public Relations“, dass es sich später bei der Propaganda „zur Beförderung einer Doktrin oder eines Systems“ handelte. Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) schreibt heute dazu, dass es sich dabei um den „Versuch der gezielten Beeinflussung des Denkens, Handelns und Fühlens von Menschen“[3] handelt. Die Bundeszentrale für politische Bildung möchte damit – ähnlich wie es auch andere Medien tun – den Begriff in eine negative Schublade stecken. Damit ist allerdings niemandem geholfen, da es nach dieser Definition immer Propaganda gegeben hat und auch immer geben wird.

Es gab und gibt auch heute Meinungsführer, politische Führer und wirtschaftliche sowie gesellschaftliche Eliten, die naturgemäß dazu geneigt sind, sich Einfluss innerhalb der Gesellschaft, der Politik und/oder der Wirtschaft zu verschaffen. Letztlich ist Propaganda lediglich die Verbreitung und Durchsetzung bzw. Einpflanzung von Informationen. Auch die Wahrheit zu verbreiten, kann also propagandistisch erfolgen. Es ist aber eben nur dann propagandistisch, wenn sich diese Wahrheit auch durchsetzt und andere sie für sich immanent erklären. „Das Wort Propaganda ist ein Fachausdruck, der, wie fast alles in dieser Welt, an sich weder gut noch schlecht ist, sondern erst durch den Gebrauch dazu gemacht wird.“[4]

Die Welt der Massen

Es ist auf diesem Blog in der Vergangenheit bereits mehrfach darauf eingegangen worden, dass die Gesellschaften, insbesondere die der westlichen Demokratien, keine hohe Entscheidungsfähigkeit aufweisen. Tatsächlich ist das Charakteristische an den Massen, dass sie nur eine „geringe Urteilsfähigkeit“ besitzen und sich durch „Mangel an kritischem Denken“, durch eine erhöhte „Erregbarkeit“ sowie  „Leichtgläubigkeit und Einfalt“ auszeichnen[5]. Den Menschen wird in westlich-demokratischen Gesellschaften suggeriert, dass sie sich durch eine vollkommen unbefangene und freie von den Medien angebotene Informationspolitik, eine eigene Meinung bilden können. In Wirklichkeit lässt die Political Correctness nur ein gewisses für das Establishment nicht gefährlich werdendes Spektrum an Meinungen zu. Diese werden dann von den staatlich alimentierten Politsendungen zur Show gestellt. Für jene, die sich noch für Politik interessieren, werden Talkrunden abgehalten, die den Anschein geben sollen, dass es eine hohe Meinungsvielfalt in der Gesellschaft gäbe und diese vom System ausdrücklich erwünscht sei. Tatsächlich aber verirrt sich kaum ein Protagonist mit einer wirklich zu anderen Talkgästen und zum Establishment divergenten Meinung in solche Schauspieldebatten. Passiert dies trotzdem, sieht er sich einem ausgewählten Publikum und in der Regel 4 bis 5 politischen Erzfeinden gegenübergestellt. Das wohl jüngste und bekannteste Beispiel für solch einen Spießrutenlauf dürfte die am 5. September 2017 ausgestrahlte ZDF-Sendung „Wie geht’s Deutschland?“ sein, in der die AfD-Spitzenkandidatin, Alice Weidel das Studio verließ, da die Scheindiskutanten ihr kaum Raum zu einer freien Rede ließen. Der typische Massemensch hat indessen kaum Gespür für dieses heute zur Perfektion getriebene Spiel. Aufgrund der Leichtgläubigkeit sowie bewusst von den Massenmedien inszenierte Dramatik, um ihre Informationen hervorzuheben, wird der einfache Bürger, der mittlerweile kaum noch Interesse für Politik aufweist, hinters Licht geführt.

Nun kann dies moralisch natürlich kritisiert werden. Viele Rechte halten an dieser Stelle ein, dass die Massen so nicht wären, würde man sie nicht ständig zum Narren halten. In Wirklichkeit gibt es aber nicht nur einen Sender, der dieses Spielchen bewusst eröffnet, sondern auch einen Empfänger, der es wohlgefällig mitspielt. Die Wirklichkeit besteht nicht aus vollkommen aufgeklärten Menschen. Die Menschen, insbesondere die Westeuropäer und US-Amerikaner haben sich zwar einer zunehmenden Individualisierung hingegeben, die dazu führte, dass sie verstärkt nach Persönlichkeitsentfaltung streben, diese beschränkt sich aber nur auf das wirtschaftliche Wohlergehen. Nicht auf einer höheren, gar transzendentalen Ebene oder einem freien natürlichen Willen sich vollumfänglich zu informieren. In seinem Aufsatz „Von der Möglichkeit der Krise oder das ‚eherne Gesetz des Mangels‘“,beschrieb Dominik Schwarzenberger sehr gut, woher die Motive für das Verhalten von Menschen kommen. Die Humanpsychologie verweist hier, ebenso Schwarzenberger, auf die Bedürfnispyramide von Abraham Maslow. Eine vollumfängliche Informiertheit oder gar der reine Wille zur „Wahrheitsfindung“ kommt darin nicht vor.

Angesichts dieser bereits 1928 bekannten Tatsachen, leitete Bernays sein im Marketing noch heute viel beachtetes Werk mit folgenden nüchtern geschriebenen Worten ein:  „Die bewusste und zielgerichtete Manipulation der Verhaltensweisen und Einstellungen der Massen ist ein wesentlicher Bestandteil demokratischer Gesellschaften. Organisationen, die im Verborgenen arbeiten, lenken die gesellschaftlichen Abläufe. Sie sind die eigentlichen Regierungen in unserem Land. Wir werden von Personen regiert, deren Namen wir noch nie gehört haben. Sie beeinflussen unsere Meinungen, unseren Geschmack, unsere Gedanken. Doch das ist nicht überraschend, dieser Zustand ist nur logische Folge der Struktur unserer Demokratie: Wenn viele Menschen möglichst reibungslos in einer Gesellschaft zusammenleben sollen, sind Steuerungsprozesse dieser Art unumgänglich.“

Bernays schrieb dies nicht, um der vermeintlichen „jüdischen Weltverschwörung“,  wie es jetzt wieder die „Aluhüte“ glauben wollen, eins auszuwischen, sondern, weil er tief daran glaubte – und er war ein Insider als führender PR-Experte, der auch für die US-amerikanische Regierung arbeitete – dass die Gesellschaften im Chaos versinken würden, wenn sie nicht „von oben“ oder von einer bestimmten Elite geführt werden. Diese Elite sind die Meinungsbildner. Sie sind jene, die wissen, welche Hebel und Multiplikatoren sie in Bewegung setzen müssen.

„Steht kein Vorbild eines Führers zur Verfügung, muss die Herde für sich selbst denken. Dabei greift sie zurück auf Klischees, Schlagworte oder Bilder, die für ein ganzes Bündel von Ideen und Erfahrungen stehen.“[6] Der Propagandist ist demnach bestrebt sich eines alten Klischees zu bedienen oder ein neues zu erzeugen. Damit kann er bei der Masse ganze Gefühls-Cluster auslösen, wenn er seine Instrumente richtig beherrscht.

Diese brutale Offenheit Bernays mag den einen oder anderen verschrecken. Die Moral in uns wird sich dagegen wehren und uns anzeigen, dass dies nicht der richtige oder wahrhaftige Weg sein kann. Doch es handelt sich hierbei um die Realität, die aufgrund der tagtäglichen Funktionalität der Werbepäpste in der freiheitlichen Demokratie, keiner weiteren Begründung bedarf.

Propaganda als Werkzeug rechter Metapolitik

Verstehen wir nun unter rechter Metapolitik, einen realpolitisch rechten Kurs dadurch zu erzeugen, in dem wir die Gesellschaft durch Mittel, die sich „hinter der Politik verbergen“, Stück für Stück auf diese Transformationen vorbereiten, dann ist die Propaganda für den rechten Metapolitiker unersetzlich. Will er langfristigen und nachhaltigen politischen Erfolg haben, muss der rechte Metapolitiker die Instrumente der Propaganda beherrschen. Er muss ein exzellenter Dirigent sein oder zumindest danach streben, dies zu werden. Er platziert und dirigiert die Instrumente so, dass sie sich ergänzen und miteinander harmonieren. Die Harmonie – manchmal auch bewusste Disharmonie – führt dazu, dass der Zuhörer dieses Klanges zu Handlungen, zu gewissen Denkweisen und Gefühlen verleitet, ja geführt wird. Angesichts des o.g. kann es als grobfahrlässig bezeichnet werden, wenn sich rechte vermeintliche „Wächter der Wahrheit“ vor diesem Mittel und seiner Instrumente verschließen. Selbst wenn es nur darum gehen sollte, sich vor der Manipulation durch solche Mittel zu bewahren – was sicherlich nicht hundertprozentig realisierbar sein dürfte – ist der rechte Protagonist dazu angehalten sich mit Propaganda und der Beeinflussung von Massen zu beschäftigen. Doch uns soll es darum gehen, diese Form des Informationskrieges – und in solch einem befinden wir uns jeden Tag – zu nutzen. Letztlich sind alle informativen Erzeugnisse, die darauf abzielen seinen Standpunkt zu sichern und Anhänger für dieselben zu gewinnen, propagandistische Mittel.

Quellenhinweise:

Bernays, E. (2016). Propaganda: Die Kund der Public Relations. Deutsche, siebte Auflag, orange press

PONS (2017). Online-Lateinwörterbuch, Verfügbar unter: https://de.pons.com/%C3%BCbersetzung/latein-deutsch/propagare (13.09.2017)

Bpb (2017). „Was ist Propaganda?“. Fachartikel in dem Onlineportal der Bundeszentrale für politische Bildung, Verfügbar unter: http://www.bpb.de/gesellschaft/medien/krieg-in-den-medien/130697/was-ist-propaganda (13.09.2017)

Le Bon, G. (2012). Psychologie der Massen. (7. Auflage). Übersetzt vom Französischen ins Deutsche von Rudolf Eisler. Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co.KG, Hamburg. Zum ersten Mal 1895 im Französischen erschienen

[1] Alle lateinischen Wörter mit Übersetzungen zurückzuführen auf PONS (2017)

[2] Bernays (2016, S. 28)

[3] bpb (2017).

[4] Bernays (2016, S. 28)

[5] Le Bon (2012, S. 161)

[6] Bernays (2016, S. 51)