Peter Feist bei Auf1 zu einer möglichen Eskalation des Krieges in der Ukraine

von | 17. Dez. 2024 | Deutschland und die Welt, Standpunkte

In dem folgenden Interview äußert sich der Militärhistoriker und Diplom-Philosoph Peter Feist zum Ukraine-Krieg, der Möglichkeit einer nuklearen Eskalation und leitet diese aus Ergebnissen seiner Friedensforschung ab. Viele Aussagen sind zum Teil aufgrund der Gesprächsform kurz gefasst und einige Punkte sollen unten ergänzt werden.

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Es muss zunächst festgehalten werden, dass es beim betrachteten Krieg von Beginn an um einen Krieg zwischen Russland und (indirekt) der NATO handelt. Die Ukraine wurde bereits vor dem Krieg seitens des Westens mit Waffen, Material, Ausbildung und Informationen versorgt. Mit Beginn der Kampfhandlungen hat diese Unterstützung weiter zugenommen. Faktisch sind NATO-Staaten, allen Voran die Vereinigten Staaten von Amerika damit kriegsbeteiligt. Somit sind die beiden größten Atommächte der Erde involviert und die Gefahr des atomaren Konfliktes besteht schon sehr lange. Die aktuelle Entwicklung verschärft diese Gefahr weiter, steht aber an der Spitze einer Reihe von Provokationen und potenziellen Auslösern für schlimmeres. Es handelt sich demnach nicht um eine plötzliche oder neue Qualität.

Es in diesem Zusammenhang ist zu verdeutlichen, dass Staatsoberhäupter wie Putin die Geschicke eines Landes allein nicht lenken und massive Kurzwechsel allein in Gang bringen können. Im international wirkenden kapitalistischen System bestimmen zahlreiche Interessensgruppen den Kurs mit, teils völlig offen, teils im Hintergrund. Es ist daher illusorisch anzunehmen die Wahl Donald Trumps würde in kurzer Zeit die außenpolitische Stoßrichtung der USA und der NATO ändern. Vielmehr ist eine allgemeine Änderung der US-amerikanischen Außenpolitik zu verzeichnen, die bereits innerhalb der ersten Amtszeit von Trump wie auch in der Biden-Administration im Kern anhielt. Dies ist der Rückzug aus Europa und die Verschiebung der Interessen in Richtung Süd- und Südostasien bzw. einer zunehmenden isolationistischen Politik. Auch wenn der Ukraine-Krieg oberflächlich betrachtet auf ein Festhalten an der Truman-Doktrin hindeutet, so ist es vielmehr eine Notwendigkeit gem. der Heartland Theory zu verhindern, dass ein Akteur das eurasische Herzland beherrscht. Die Ukraine ist Schauplatz.

Dass Russland mit Sicherheit aus diesem Krieg gestärkt hervorgehen wird, ist fraglich. Vieles spricht eher für eine langfristige Schwächung. Dieser Konflikt hat mal wieder klar verdeutlicht, dass die Realität sich gänzlich anders gestaltet als zuvor auf dem Papier eingeschätzt. Fest steht jedoch, dass Russland mit dem Grenzübertritt massiv in Ansehen, diplomatischen Möglichkeiten und Wirtschaft gelitten hat. Auch militärisch hat sich das Land nicht nur verschätzt, sondern musste hohe Verluste an Menschen und Material einbüßen und wird dies wohl bis zur Beendigung der Kampfhandlungen noch weiter tun. Noch ist nicht abzusehen wie Russland globalstrategisch, wirtschaftlich und militärisch dasteht und wie es sich ggü. der verhalten wird, wenn die Waffen (vorerst?) schweigen werden.

Das Gespräch mit Peter Feist zeigt die Komplexität des Themas auf. Feist trägt mit seien Antworten dazu bei mehr Licht ins Dunkel zu bringen und insbesondere aus der Geschichte zu lernen.