Notizen zu „Querfront“

von | 05. Aug. 2017 | Deutschland und die Welt

Das Buch „Querfront“ von Benedikt Kaiser ist eines von drei Büchern der 49. Kaplakenreihe des Antaios Verlags. Bei dem ganzen Trubel um Rolf Peter Sieferles „Finis Germania“[1] scheinen die beiden anderen Bücher der Reihe unterzugehen. Doch vor allem für „Querfront“ ist das nicht akzeptabel, bietet dieses kleine Buch doch mehr als der schlichte Titel verspricht.

Der Autor des Buches, Benedikt Kaiser, wurde 1987 geboren, studierte Politikwissenschaften und schreibt für die „Sezession“, „Neue Ordnung“ und den „Jungeuropa Verlag“. Bisherige Buchveröffentlichungen von ihm widmeten sich der Faschismusforschung.

Querfront

Wer in rechten Gefilden an Querfront denkt, der denkt wahrscheinlich an die Strasser-Brüder, den Kampfbund Deutscher Sozialisten (KDS) oder Jürgen Elsässer. Und mit diesen Vorstellungen liegt er auch richtig. Doch während der Begriff früher noch für Gruppen genutzt wurde, die bestehende politische Grenzen überwinden wollten, ist er heute nur noch ein Mittel zur Diffamierung seitens der Linken. Da diese sich als unfähig erwiesen hat, Antworten auf die Probleme der Zeit zu finden und stattdessen mit den herrschenden Eliten kooperiert, wird jeder, der von dem heutigen (Un-) Geist der Zeit abweicht, mit dem Kainsmal, ein „Querfrontler“ zu sein, gezeichnet.

Auf den wirklichen Querfrontbegriff geht Kaiser zu Beginn seines Werkes ein. Seine Ursprünge liegen in der Weimarer Republik, wo er erstmals 1923 gebraucht wurde. Als die Franzosen das Rheinland besetzten, forderte die Kommunistin Ruth Fischer eine Zusammenarbeit von Kommunisten und Nationalisten, um das Rheinland zu befreien. Kurzfristige Querfronten gab es auch bei den norddeutschen Nationalsozialisten[2], als sie mit den Kommunisten zusammenarbeiteten, wie beispielsweise beim Streik der Berliner Verkehrsbetriebe 1932. Auch der als Kopf des linken oder revolutionären Flügels der NSDAP bezeichnete Gregor Strasser und sein Versuch, einen Kanzler Hitler zu verhindern, wird als Querfront aufgefasst.

Doch auch außerhalb Deutschlands gab und gibt es Querfronten. Für das Frankreich der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind Pierre Drieu la Rochelle und Jacques Doriot zu nennen. Auch die aktuelle griechische Regierung um Alexis Tsipras wird unter dem Begriff summiert. Auffallend bei allen wahren Querfrontbestrebungen ist, dass es einer patriotischen Linken bedarf. Doch bei den „weißen Linken“[3] ist das heute nicht mehr der Fall.

Querfront heute?

Nachdem Kaiser im ersten Teil des Buches den historischen Ursprung der Querfront sucht, geht er im dritten Kapitel auf die Zukunft einer Querfront ein. Dazu analysiert er zunächst die Probleme der Zeit und die rechter Akteure und Gruppen. Dazu nutzt er, ganz in Querfrontmanier, mit Slavoj Zizek einen klassischen Kommunisten, aber auch den Kopf der Nouvelle Droite, Alain de Benoist.

Für Kaiser muss eine Neue Rechte ein gesamtheitliches Weltbild repräsentieren, das nicht nur Migrationskritik umfasst, sondern das Zusammenspiel des „Dreiecks der Korruption“, bestehend aus:

  • den politischen Eliten
  • dem (Welt-) Wirtschaftssystem
  • den Medien

versteht und überwinden will. Sonst bleibe für die Zukunft nur ein westlich- multikultureller Kapitalismus oder ein autoritärer Kapitalismus.

Er fordert eine eigene Profilierung von den Rechten, die eine Querfront heute unnötig macht, weil es „die Linke von heute gar nicht wert ist, sich um sie zu bemühen“[4]. Seiner Meinung nach muss eine Neue Rechte eine kommende plurale Weltordnung anerkennen, die soziale Frage für sich wiederentdecken und das Prinzip der drei Ebenen der Identität verinnerlichen. Politikfähige linke Köpfe finden dann von allein den Weg in das rechte Lager, wobei uns die linke Selbstzerfleischung dabei durchaus behilflich sein kann[5].

Fazit

Beim Hören des Buchtitels wusste ich zunächst nicht, was mich erwarten wird. Mich hat es wirklich beeindruckt, in welche Richtung Kaiser das Geschehen lenkt. Was er im zweiten Teil des Buches anspricht, ist deshalb so wichtig, weil es den gesamtheitlichen Blick bewahrt. Jeder Aktivist sollte in regelmäßigen Abständen dieses Buch wieder zur Hand nehmen und sein politisches Handeln dahingehend überprüfen, damit sich rechte Akteure nicht in einer Einbahnstraße wiederfinden.     

Anmerkungen

[1]https://sezession.de/57295/der-skandal-sieferle—die-wichtigsten-faq

[2]Siehe: AG Nordwest oder Kampf-Verlag.

[3]https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/aus-aller-welt/deutsche-politik-als-negativ-lehrstueck-in-china/amp/

[4]Vgl. https://sezession.de/56994/

[5]https://gegenstrom.org/2017/07/13/joerg-baberowski-und-die-ewige-linke/