Bei dem folgenden Text handelt es sich um eine Rede, gehalten von Pierre-Antoine Plaquevent, einem freiberuflichen Journalisten, politischen Analysten sowie Experten für Softpower und Informationskrieg aus Frankreich, auf dem III. Kischinauforum. Das Kischinauforum wurde 2017 gegründet und dient als ein akademischer Austausch diverser antiglobalistischer Dissidenten, die sich der amerikanischen Hegemonie entgegenstellen. Das Forum wurde von Intellektuellen aus verschiedenen Ländern des eurasischen Kontinents ins Leben gerufen. So gehört u.a. auch der berühmte Vordenker der Vierten Politischen Theorie, Alexander Dugin, zu den Gründungsmitgliedern. Das III. Kischinauforum fand unter dem Motto “Jenseits des Unipolaren Moments – Perspektiven auf die entstehende Multipolare Welt” statt. Die Übersetzung ist das erste Mal am 29. Januar 2020 auf dem Blog von Alexander Markovics erschienen.
Geopolitischer Realismus gegen kosmopolitische Utopie. Pluriversum gegen Universum.
Aus dem Englischen übersetzt von Alexander Markovics
“Lasst uns einen zukünftigen universalen Staat vorstellen, der die gesamte Menschheit umfasst.In der Theorie würde es keine Armee mehr geben, sondern nur eine Polizei. Wenn eine Provinz oder eine Partei zu den Waffen greift, würde sie der Weltstaat zu Rebellen erklären und sie als solche behandeln. Aber dieser Bürgerkrieg, eine Episode der Innenpolitik, würde in der Rückschau als eine Rückkehr zur Außenpolitik erscheinen, da es im Falle des Siegs der Rebellen zu einer Desintegration des Weltstaates kommen würde. »
Raymond Aron, Peace and War between Nations, Paris, 1962
“Die Welt ist keine politische Einheit, sondern ein politisches Pluriversum.”
Carl Schmitt, Der Begriff des Politischen
Postpolitischer Messianismus der Offenen Gesellschaft und der globale Bürgerkrieg
George Soros und die Globalisten bezeichnen ihr politisches Projekt als “Offene Gesellschaft”. Für sie stellt die Offene Gesellschaft viel mehr als eine politische Idee dar. Sie ist in der Tat eine totale anthropologische Revolution, die auf die Transformation der Menschheit als Ganzes und die Abschaffung der historischen Nationalstaaten, welche noch immer den Rahmen der internationalen Beziehungen bilden, abzielt. Um dieses Ziel zu erreichen verwenden die Globalisten eine Form der sozialen Ingenieurskunst, die menschliche Gesellschaften in einer fortschrittlichen und fortdauernden Art beeinflusst. Diese Methodologie – die auf eine heimliche und ununterbrochene Transformation der Gesellschaft mit dem Wissen der Bürger abzielt – wurde theoretisch von den Gründervätern der Kybernetik und des Kulturmarxismus erdacht. Heute wird sie von Soros’ Netzwerken mit einer in der gegenwärtigen Epoche nie dagewesenen Effizienz betrieben. Es handelt sich dabei um eine überpolitische oder metapolitische Konzeption, welche darauf abzielt die gegenwärtige Politik schrittweise aufzulösen sowie die Rechte der Nationalstaaten in einem weltweiten “Superstaat”, der den Rahmen und die Führung des Lebens der gesamten Menschheit bestimmen würde. Eine Idee der Menschheit als einer einheitlichen und den ganzen Planeten integrierenden Ökumene.
Dieser Begriff der “Offenen Gesellschaft” ist das radikale Ergebnis eines historischen Prozesses der Säkularisierung, der im Westen mit der Renaissance einsetzte. Ein Prozess, indem verschiedene Phasen einander ablösten: Reformation, Aufklärung, Saint-Simonianismus, Utopischer Sozialismus, theoretischer Marxismus, ursprünglicher Kommunismus und Bolschewismus (der schließlich in den Stalinismus und “Sowjetismus” mutierte); kultureller Marxismus und Freudo-Marxismus nach 1945 und schließlich Liberalismus-Libertarianismus danach.
Jede Welle dieser säkularistischen Bewegung ist radikaler und tiefer als die Vorhergehende. Die Offene Gesellschaft als ein metapolitisches Projekt synthetisiert alle vorhergehenden Phasen dieses Säkularisierungsprozesses. Sie fungiert auch als Verbindungsstück zwischen dem anti-stalinistischen Freudo-Marxismus und der liberalen Kritik des Authoritarismus und Historizismus, der von Karl Popper zu dieser Zeit durchgeführt wurde. Anstelle eines platonischen, hegelianischen, marxistischen oder faschistischen “Historizismus” ersetzt die Offene Gesellschaft den Kategorischen und teleologischen Imperativ der Konvergenz aller menschlichen Gesellschaften hin zu einem einzigen globalen “Demos”. Die geopolitische und historische Konzeption eines unterschiedlichen Menschen ersetzt sie durch die universalistische und kosmopolitische Konzeption einer grenzenlosen Menschheit. Die Zurückweisung des Historizismus, die für das Konzept der Offenen Gesellschaft spezifisch ist – von Popper geschaffen und von Soros radikalisiert – führt paradoxerweise zu einem “Historizismus vom Ende der Geschichte”. Ein Ende der Geschichte, das alle menschlichen Narrative konvergieren und in einer weltweiten Einheit der Menschheit verschmelzen lassen solle, war endlich realisiert. Hier existiert keine Dialektik zwischen dem Einen und dem Partikularen mehr, sondern viel mehr eine Verwirrung und Vereinigung des Partikularismus in einer allgegenwärtigen und planetaren Einheit.
Der Begriff der Offenen Gesellschaft deckt sich sehr genau mit dem Universum, das von Carl Schmitt in seinem Text “Der Begriff des Politischen” genannt wird. Ein Universum, dass durch seinen Anspruch universal zu sein, dazu tendiert, die eigentliche Existenz des Politischen, welches von Natur aus “pluralistisch” ist, zu leugnen. Die Offene Gesellschaft als die Idealvorstellung vom Ende der nationalen Verschiedenheit um einen definitiven und utopischen (im buchstäblichen Sinne) Weltfrieden zu erreichen ist die Negation der Essenz des Politischen, wie es von Carl Schmitt und allen konservativen Denkern definiert wird. Die Offene Gesellschaft ist eigentlich eine kosmopolitische Gesellschaft, deren Horizont das Ende der Geopolitik und das Ende der Politik ist.
Aus diesem Grund nutzt sie soziale Ingenieurskunst und Kybernetik zur Kontrolle der entnationalisierten Menschenmassen durch post-politische Mittel, die sie selbst zu verwalten denkt. Aber während die Offene Gesellschaft die normale Ordnung der internationalen Beziehungen auflöst, indem sie diese von innen parasitär durch überstaatliche und transnationale Identitäten zersetzt, entsteht eine Art universaler Bürgerkrieg, dessen Flammen ständig die gegenwärtigen Ereignisse erhellen. Das spiegelt sich in gegenwärtigen Konflikten wieder, die immer weniger aus erklärten zwischenstaatlichen Kriegen bestehen, und immer mehr aus asymmetrischen und hybriden Konflikten, in welchen sich die “Partisanen” und Piraten einer universalen, liquiden Gesellschaft gegenseitig in zunehmend vagen, brutalen und unkonventionellen Kriegsschauplätzen gegenüberstehen. Im Geiste des Globalismus sind diese Kriege Prolegomena und der notwendige Prozess hin zu einem Ende der internationalen Gegensätze.
So wie der Kosmopolitismus und sein anti-staatlicher Millenarismus voranschreiten, so schreitet der Bürgerkrieg voran. Um diesen unvermeidlichen Trend zu zügeln, versucht er, ähnlich wie der ursprüngliche Kommunismus, das Ideal vom Ende der Staatlichkeit und einer postpolitischen Parusie zur Rückkehr einer gewalttätigeren Willkür zu führen, wie sie jeder Staat in der Geschichte seinen Bürgern zugefügt hat. Wenn die Nationalstaaten bezwungen sein werden, wird sich ein Welt-Leviathan von unvorhergesehener und ungezähmter Brutalität erheben. Die Gelbwesten haben sich dieses Jahr gegen einen Avatar dieses liberalen Leviathans erhoben. Der liberale Leviathan beschützt die Einwanderer, die er als Sklaven benötigt und um die Nationen aufzulösen, aber er sticht die Augen der Franzosen aus, die sich den Konsequenzen des Globalismus entgegenstellen. Der Macron-Merkel Leviathan benötigt mehr Einwanderer um Volksaufstände zu verhindern und diese in Hilfspolizisten gegen französische Patrioten zu verwandeln. Morgen schon kann sich der gesamte liberale Westen in einen Leviathan verwandeln, wenn er sich mit der Gefahr der internationalen Ansteckung durch eine Rückkehr des Nationalismus konfrontiert sieht, und es ist hauptsächlich die Europäische Union, die niemals damit einverstanden sein wird, ihre jakobinisch-globalistische Föderation in ein Bündnis der souveränen, aber miteinander kooperierenden Nationalstaaten umzuwandeln.
Die Offene Gesellschaft und die gegenwärtigen geopolitischen Gräben
Im Angesicht dieses weltweiten Projekts einer transnationalen Offenen Gesellschaft intensiviert sich in der westlichen Welt der Kampf zwischen den Globalisten im Geiste Soros’ (wie Merkel-Macron und anderen wie Trudeau) und einem Trend, den ich als neowestlich beschreiben würde (hierunter fallen Trump-Orban-Salvini). Diese Trennung zwischen Globalisten und Neowestlern zieht sich durch den Westen und ist von großer Bedeutung für die Zukunft des Systems der internationalen Beziehungen. Werden wir uns hin zu einer stärker globalistischen Integration bewegen oder werden die anglo-protestantische Welt und ihre Verbündeten zusammenhalten, um einer Eurasischen strategischen Allianz und der Entstehung einer post-westlichen Welt entgegenzutreten?
Um eine freie Hand im geo-ökonomischen Krieg zwischen dem amerikanischen Empire und seinen strategischen eurasischen Rivalen zu haben, wird es für die Neowestler immer wichtiger den Einfluss des Sorosnetzwerks innerhalb des Westen einzudämmen und ihn auf außerhalb des Westens zu begrenzen. In diesem Sinne kann es nützlich sein, um die erdgebundenen Giganten China und Russland in die Schranken zu weisen. So wie es in Hongkong, der Ukraine, Georgien, Armenien und überall anders verwendet wird, um das Küstenland abzuschließen, welches das eurasische Herzland einkreist. Neowestler (welche nicht das Selbe wie Neokonservative aus der Bush-Ära sind) werden sich manchmal mit rechtsgerichteten Zionisten einig, um die Allianz zwischen dem Sorosnetzwerk und der israelischen Linken um Ehud Barak zu kontern, aber sie können auch auseinander gehen, wie sich erst am kürzlich vollzogenen Ausschluss von John Bolton illustieren lässt. In diesen Höhen der politischen Macht des Westens bläst der Wind sehr scharf und ändert seine Richtung sehr schnell…
Die Epsteinaffäre war ein guter Indikator für die Friktion zwischen der globalistischen “Soros” Linken und der philozionistischen neowestlichen Rechten. 2015 hatte Trump Bill Clinton wegen seiner beharrlichen Teilnahme an von Jeffrey Epstein veranstalten “Performances” kritisiert. Sobald man Epstein des Missbrauchs Minderjähriger verdächtigt hatte, nahm Donald Trump Kontakt mit Bradley Edwards auf, dem Anwalt der jungen Opfer. Bradley Edwards behauptet sogar, dass Trump der einzige Mensch war, der dies getan hat und bezeichnet die Zusammenarbeit mit ihm als extrem wichtig.
Wir wissen auch von Epsteins Nähe zu Ehud Barak, ein Naheverhältnis, das durch Fotos der Daily Mail enthüllt wurde, die Ehud Barak zeigen wie er “Jeffrey Epsteins’ Anwesen in New York im Jahr 2016 betritt, sein Gesicht dabei teilweise bedeckt, zusammen mit anderen jungen Frauen, welche das Anwesen am selben Tag betreten.” Ehud Barak, der noch Ende Juni 2019 “das Ende der Netanyahu-Ära” angekündigt hatte, fand sich plötzlich in den Schlagzeilen der Daily Mail (der verkaufsmäßig zweitgrößten britischen Tageszeitung) als Animateur minderjähriger Mädchen wieder. Dies alles geschah inmitten einer von Spannungen um den Brexit geprägten Periode. Der Brexit wurde von der Regierung Trump gegen die sorosnahen Euroglobalisten unterstützt. Ehud Barak wird regelmäßig von der israelischen Rechten beschuldigt, von Soros und seinen israelischen Vertretern unterstützt zu werden. Netanyahu war als erster hocherfreut über die schmutzigen Enthüllungen über Ehud Barak. Diese Enthüllungen ereigneten sich kurz vor den Wahlen zur gesetzgebenden Versammlung in Israel und erwiesen sich als schwerwiegend für den Likud.
Wir sehen hier eine Achse Trump-Netanyahu im Konflikt mit einer internationalen Clinton-Epstein-Barak-Soros Linken. Und das ist nur der herausragendste Punkt dieser Konfrontation, da an den am meisten umstrittenen sozialen Themen wie Abtreibung, LGBT, Kommunitarismus oder nationaler Identität diese zwei Orientierungen des Westens regelmäßig einander gegenüberstehen und divergieren.
Am Schluss meiner Studie über Soros’ politische Netzwerke sprach ich von “Einheit und Teilung innerhalb des politischen Judentums.”; seitdem hat sich diese Trennlinie nur verschärft. Der sehr einflussreiche Neokonservative Daniel Pipes geht sogar so weit und spricht von einer “Fundamentalopposition zwischen dem Staat Israel und dem jüdischen Establishment in Europa.” Daniel Pipes beschuldigt daher die jüdische Linke der Diaspora jene Allianz, welche die Juden mit westlichen Konservativen und Populisten eingehen sollen, abzulehnen; eine Allianz die es möglich machen würde, den Feinden Israels und des Westens entgegenzutreten, der Linken und dem Islam. Diese ständige Anprangerung der “islamischen Linken” ist die Linie, die Goldnadel, Elizabeth Levy, Ivan Rioufol, Eric Zemmour und Medien wie das Magazin l’Incorrect in Frankreich verfolgen. Es ist eine Strategie, die darauf abziehlt die europäischen Nationen in eine jüdisch-westliche, amerikanisch zentrierte Allianz ins Angesicht des soroschen’ Kosmopolitismus zu treiben. Diese geopolitische Richtung hat schon immer in den Vereinigten Staaten existiert, wo Robert Strausz-Hupé (von jüdischer und hugenottischer Abstammung) das Foreign Policy Research Institute (FPRI) (Forschungsinstitut für Außenpolitik, Anmerkung AM) in den 1950er Jahren gegründet hat, ein einflussreiches geopolitisches Schulungszentrum, das konzeptionell darauf abzielt Amerika im Zusammenhang des Kalten Krieges aufzurüsten.
Robert Strausz war gewissermaßen der Vater des Neokonservatismus, der die Theorie entwarf, dass ein dekadentes Europa aus den Klauen Russlands, Chinas und des arabischen Asiens gerettet werden müsse. Um dies zu erreichen muss Europa wie eine Provinz des amerikanischen Reiches verwaltet werden, vergleichbar mit der Rolle, die das Römische Reich für die griechischen Städte im Kampf gegen das asiatische Persien spielte. Er theoretisierte auch die Idee eines universellen amerikanischen Empires als bewaffneter Aufklärer für die globale Demokratie. Eine Idee, die wiederum von den Neokonservativen des Project for the New American Century (PNAC) in den späten 1990er Jahren aufgegriffen werden wurde.
Neowestler wie Trump (oder sein ehemaliger Berater Bannon) sind viel realistischer, weniger idealistischer und daher im geringeren Maße interventionistisch als die Neokonservativen. Sie sind weniger an der Idee eines universellen amerikanischen Empires, als an der Verhinderung des Auseinanderbrechens der Vereinigten Staaten unter dem Gewicht ihrer inneren Widersprüche interessiert, während sie den amerikanischen Einfluss stark genug aufrecht erhalten wollen, um den Aufstieg Chinas auszugleichen und dabei an der Spitze des internationalen Systems im 21. Jahrhundert zu bleiben.
Aber Trump hält nicht die gesamte Struktur der amerikanischen Macht in seinen Händen, woraus sich die harschen globalistischen oder zionistischen Tendenzen erklären (welche sich gegenseitig scharf entgegen stehen), die den Vereinigten Staaten ihre jeweilige Agenda aufzwingen und damit Trump davon abhalten seine Wahlversprechen und eine Rückkehr zu einem moderaten Isolationismus zu erfüllen. Wie wir sehen können, ist das internationale geopolitische System zwischen verschiedenen Entwicklungslinien geteilt, die jeweils versuchen ihre eigenen geopolitischen, ideologischen und sozialen Orientierungen durchzusetzen.
Diese Entwicklungen könnten wie folgt herunter gebrochen werden:
1. Ein neowestlicher Pankonservatismus, der von der Trumpadministration und ihren Alliierten in Europa, Großbritannien und der israelischen Rechten propagiert wird. Dieser Pankonservatismus zielt darauf ab Russland von China zu trennen und eine strategische Allianz zwischen Russland und der EU zu verhindern. In gewisser Weise wird hier Samuel Huntingtons’ Denken erweitert. Oberflächliche Kommentatoren lachten über Trumps Absichten Grönland zu kaufen, aber abgesehen davon, dass es einen strategischen Brückenkopf über den Atlantischen Ozean gegen Russland und Eurasien bilden würde, sollten wir uns daran erinnern, dass Samuel Huntington in seinem Buch “Kampf der Kulturen” genau Grönland und Skandinavien als Teil der westlich christlichen Zivilisation innerhalb der Weltzivilisationen definiert hatte. Dieser Pankonservatismus, der Punkt um Punkt auf dem westlichen Schachbrett errang, hat erst kürzlich einige Rückschläge erhalten, zum Beispiel mit dem Stracheskandal in Österreich, dem Ende der Lega/MS5 Koalition in Italien und der Blockade des Brexits in Großbritannien. Dies beweist die noch immer intakte Macht der Anhänger Soros in Europa.
2. Ein rein nach der Facon Soros geprägter globalistischer Europagedanke, dessen politischer Schwerpunkt gegenwärtig vom Paar Macron-Merkel verkörpert wird. Daher rührt der Vertrag von Aix-la-Chapelle (Aachen) (Vertrag über die deutsch-französische Kooperation und Integration), der von Macron und Merkel in diesem Jahr unterzeichnet wurde. Dieser Vertrag zielt darauf ab, einen integrierten globalistischen Kontinentalpol zu schaffen und einen Plan B für die EU im Angesicht der Gefahren des Zusammenbruches oder auch einer einfachen Wandlung der Orientierung der EU durch den Aufstieg des Souveränismus in Europa abzuschließen. Dieser Aufstieg wurde zumindest für den Moment durch das politische Manövrieren in Italien, Großbritannien und Österreich aufgehalten.
3. Eine geo-ökonomische Integration Eurasien, dessen Hauptantriebskraft China ist und welche die Durchführung des großen kontinentalen Projekts einer “Neuen Seidenstraße” begehrt. Es sollte in Erinnerung gerufen werden, dass das Projekt für eine Neue Seidenstraße offiziell als “Ein Gürtel, eine Straße” (OBOR) betitelt wird und darauf abzielt sich vom Pazifischen Ozean bis zum Baltischen Meer hin auszudehnen und neben China auf “64 asiatische, nahöstliche, afrikanische, zentral- und osteuropäische Staaten abzielt.” Mit einem Budget von 800 Milliarden bis einer Billion Dollar (fünf bis sechsmal die Menge des Budgets des Marshall Plans) könnte dieses Projekt China dazu in die Lage versetzen das zu tun, was angelsächsische Geopolitiker immer gefürchtet haben: die Integration des Eurasischen Kontinents als Ganzem bis 2049, dem Jahrestag der Gründung der Chinesischen Volksrepublik. Ein ökonomische Integration, die das Zentrum der Weltwirtschaft vom Westen nach Eurasien verschieben würde, aber einem Eurasien geführt von China und nicht von Europa und Russland.
Für eine vierte geostrategische Orientierung Europas
Wir müssen realistisch bleiben: In jedem der drei Szenarien, die ich soeben ausgeführt habe, fällt den “eingeborenen europäischen” Völkern ein Schicksal zu, dass eher dem politischer Objekte als dem von Subjekten gleicht. Die gegenwärtige Situation ist auf mehreren Ebenen sehr gefährlich für unsere Völker: auf der demographischen, ökonomischen, sicherheitstechnischen, kulturellen, zivilisatorischen, religiösen Ebene usw.
In Hinsicht auf Werte und einen bestimmten Willen die globalistische Kultur des Todes zu zügeln, erscheinen der Pankonservatismus und seine souveränistischen Bündnispartner die beste der drei Optionen zu sein, mit dem permanenten Schmarotzen fanatischer Zionisten ist diese Orientierung aber problematisch für unsere geostrategischen Interessen im Nahen Osten und Eurasien.
Genauso wie das Europäertum Macrons, Attalis, Soros und Merkels zielt er nicht auf Bildung eines Bündnisses europäischer Nationalstaaten ab, um eine höhere Ebene geopolitischer Macht zu erreichen, sondern eher auf die Erschaffung eines paneuropäischen politischen Raumes und “Demos”, welche die historischen europäischen Nationen im Rahmen einer Weltregierung ersetzen könnte. Dieser sogenannte europäische Souveränismus muss gegen eine Aporie ankämpfen: Wie soll sich irgendein kontinentaler Souveränismus mit dem kategorischen Imperativ Kants, von einem Europa als einer regionalen Welt die Teil eines integrierten weltweiten Regierung ist, vereinbaren? Dieser Europäismus ist nichts anderes als ein Kosmopolitismus, maskiert durch die Versprechungen europäischer Souveränität, die sich niemals erfüllen werden.
Um es noch schlimmer zu machen, ist der europäische Globalismus zwar bestimmt dazu universal zu sein, jedoch nicht für Mächte außerhalb des Westens. Die Mächte, die sich dem Kampf gegen Soros’ kategorischen Imperativ der Weltregierung verschrieben haben, betrachten ihn als neuen Avatar des westlichen Kolonialismus. Darüber hinaus entwaffnet dieser europäische Globalismus Europa im normalen Gang der weltweiten Angelegenheiten, um unsere Interessen aufrecht zu erhalten oder sogar auszudehnen im andauernden Kampf zwischen den geopolitischen Mächten. Dieser europäische Globalismus ist nicht universal und nur eine geostrategische Orientierung unter vielen, aber eine die sich in letzter Konsequenz für Europa als Ganzes tödlich erweisen könnte.
Für uns Europäer ist die Vision, der geopolitische Kompass, der uns leiten sollte, so scheint es mir, die immer aktualisierbare Idee der Achse Paris-Berlin-Moskau (oder Moskau-Berlin-Paris) und ein strategisch-kontinentales Übereinkommen zwischen blockfreien Souveränisten. Dies ist die einzige geopolitische und zivilisatorische Option, die uns in die Lage versetzt zuallererst dem europäischen Globalismus und der tödlichen Europäischen Union von Soros/Macron/Merkel entgegenzutreten, aber auch der neowestlerischen Anglosphäre und Chinas Aufstieg Grenzen zu setzen. Es wäre schön, wenn wir nicht zwischen der Bestie des Meeres und der Bestie der Erde, zwischen Leviathan und Behemoth, wählen müssten…
Nur ein erneuerter Wille zur Macht und eine euro-russische Kooperation könnten unser bevorstehendes Dienertum zum einen oder die Verbreitung des Weltbürgerkriegs zum anderen aufhalten. Nur ein Streben nach euro-russischer Kooperation kann verhindern, dass die romanisch-germanischen und turanischen Völker im globalen geo-ökonomischen Krieg auseinander dividiert werden zwischen Neowestlertum, Neoasiatismus und postnationalem Globalismus. Auf diesem Weg ist Moldawien ein Grundstein dieser ambitionierten aber vitalen geopolitischen Architektur für die Zukunft unserer Völker und Nachkommen.