Eine Gedankenreise durch das Phänomen „Fridays for Future“
„Mein pädagogisches Erfolgsrezept, das ich Eltern, Lehrern und Erziehern hiermit mitteilen möchte, ist von einer Einfachheit, dass ich mich fast schäme es auszusprechen: Ich habe immer versucht, auch ganz junge Menschen todernst zu nehmen“[1]
– Prof. Dr. Hans Joachim Schoeps
Vorspiel auf dem Domplatz
Der Domplatz ist mit Halbwüchsigen gefüllt. Dass ihr Platz um diese Uhrzeit ganz woanders sein müsste, ist augenfällig. Selbst hohe Würdenträger hatten sie dazu ermahnt, doch erfolglos. Sie alle harren auf das Kommen jener fast biblischen Gestalt, die ihnen vom Alter her nicht viel oder gar nichts voraus hat, aber deren Offenbarungen der drohenden Apokalypse sie alle in ihren Bann gezogen haben. Jeden Moment werden sie an den Lippen ihrer Ikone hängen und die Botschaft, die sie bereits innerlich fühlen, empfangen.
Diese Botschaft ist kurz: Die Alten haben versagt und, was besonders blasphemisch ist, sich auch noch mit ihrem Versagen arrangiert. Ihnen fehlte das Herz, um sich den Erfordernissen der Zeit zu stellen. Uns, den Jungen, den Trägern der Zukunft, ist es daher vorherbestimmt, das Unheil abzuwenden und die Errettung herbeizuführen!
Wiederholt sich die Geschichte?
Vor drei Monaten muss es gewesen sein, da ich diese Zeilen als spontane Reaktion auf die geradezu allgegenwärtige Medienpräsenz eines blassen Mädchens aus Schweden zu Papier brachte. Nun liegen sie vor Ihnen als das „Vorspiel auf dem Domplatz“. Im eigentlichen Sinne war es auch noch kein Vorspiel, denn ich dachte nicht daran, das Geschriebene jemals zu verwenden. Sie hatten meine Gedanken bereits beim Lesen erraten? Ich muss Sie enttäuschen. Die Szenerie könnte sich so oder so ähnlich genauso gut im Jahre 1212 im Rheinland oder im Île-de-France abgespielt haben. Was das mit heute zutun hat? Das liegt wohl im Auge des Betrachters.
Jerusalem verloren, vier Kreuzzüge vergangen, von denen der letzte mit dem Prädikat „schändlich“ noch gut davon käme. Eine Rettung der Heiligen Stadt schien – wenn überhaupt noch möglich – dann in weite Ferne gerückt. Der maurische Kalif Muhammad an-Nasir war mit einem riesigen Heer auf der iberischen Halbinsel gelandet und es sah nicht gut für die dort noch verbliebenen christlichen Staaten aus. Zwar hatte Papst Innozenz III. zum Kreuzzug aufgerufen, doch würden diese Kräfte maximal zur Verteidigung Rest-Spaniens ausreichen. Fernab von der Welt der Erwachsenen begannen sich in Frankreich und Deutschland zehntausende Jugendliche und Kinder, zu denen sich später auch Erwachsene gesellten, unter der Führung gleichaltriger Visionäre und Propheten auf den Weg in das Heilige Land zu begeben, um es den Mohammedanern wieder zu entreißen. In Frankreich hatten sie sogar die Anweisung ihres Königs zur Rückkehr einfach ignoriert. Überhaupt waren alle Beschwichtigungsversuche der Erwachsenen erfolglos geblieben. Vielleicht war insgeheim deren schlechtes Gewissen schuld daran? Bestand vielleicht doch noch die Möglichkeit eines Wunders? Nein, denn Gott würfelt nicht. Die Hoffnungen bei Groß und Klein wurden sehr bald zerschlagen. In Marseille angekommen, versprachen hiesige „selbstlose“ Schiffseigner den Kindern die kostenlose Überfahrt, was entweder in dem Untergang der Schiffe oder ihrer Versklavung endete. Für die deutschen Kinder sah es nicht besser aus: Ihr Zug über die Alpen wurde von vielen mit dem Tode bezahlt und in Genua angekommen, kehrte ein Teil des Haufens, der mittlerweile wohl ein mitleidiges Bild angenommen hatte, um. Dem Rest verwehrte man in Brindisi schließlich die Überfahrt.
Zurück in die Gegenwart: Grabenkämpfe zulasten unseres Planeten
„Stop and listen. It takes impressive wisdom, corporatism in order to stand up straight, by living in symbiosis with this ecosystem. Dinnertime with wine, pantomime, nobody wants to discuss and underline any signs of environmental crimes. Keep playing angry birds on your iphone. Keep filling your breasts with silicone. Keep building muscles with testosterone. Stay away from all the unknown. Keep moving around in your comfort zone.“
– Auszug aus dem Lied ‚Men & Earth’ der schwedischen Post-Hardcore-Band ‚Raised Fist’
Stellen wir uns unser Land einmal als eine Theaterbühne vor, auf deren Logenplätzen die Funktionseliten und die Prominenz Platz nehmen, während dem einfachen Volk das Parkett zugewiesen wurde. Auf der Bühne soll nun ein neues, ganz besonderes Stück aufgeführt werden, welches – folgt man den Verlautbarungen des Programmheftes – ganz alleine von einfachen Kindern vorbereitet, finanziert und einstudiert wurde. Schon beim Öffnen des Vorhangs fällt die prunkvolle Bühnenausstattung auf und alles scheint perfekt organisiert zu sein. Während auf den Stehplätzen Überraschung und Verwunderung herrscht, schallt ohrenbetäubender Applaus von den höheren Rängen, obwohl das Stück doch gerade erst begonnen hat.
Das war natürlich nur eine Metapher und sie sollte meine Verbundenheit mit all jenen bekunden, die dieser angeblich plötzlich von unten entstandenen Schulstreik-Bewegung skeptisch gegenüberstehen. Es fällt einem darüber hinaus leicht, jemanden nicht zu mögen, der im zarten Alter von 16 Jahren[2] vor eine UNO-Vollversammlung tritt und der Erwachsenenwelt mitteilt, sie müsse sofort in Panik geraten und jede Nacht die Alpträume durchleben, die sie selbst durchlebe. Dieser Artikel soll auch nicht die Frage nach der Wirkmächtigkeit des menschlichen CO2-Ausstoßes auf das Klima stellen. Ich sehe das Ökosystem für von der Natur fein ausbalanciert und halte somit sein Kippen durch Zugabe eines, wenn auch meinetwegen rein prozentual geringes Mehr an einem Treibhausgases für im Bereich des Möglichen. Davon ganz abgesehen vertrete ich die Meinung, wir lebten über unsere Verhältnisse hinaus. Schwerer zu beurteilen fällt mir hingegen die Frage, was schwerer wiegt: der sich gegenseitig bedingende Raubbau an der Natur oder der an der menschlichen Seele.
Die Reaktionen im patriotischen Lager zu Greta Thunberg lassen sich in zwei Kategorien einordnen. Während die eine Seite mit Spott (so zum Beispiel eher mäßig originellen Verballhornungen ihres Namens) reagieren, ruft der andere Teil gleich dem Pabst Petrus II. in Solowjews ‚Kurzer Erzählung vom’ Antichrist[3] den Himmel zu Hilfe, um den Dämon, gekommen um den Ökofaschismus[4] einzuläuten, zu bannen. Zugegebenermaßen tendierte ich in meiner ersten Reaktion zu der zweiten Kategorie, bis ich nach dem anfänglichen Schrecken, dessen gewahr wurde, dass es sich bei der kleinen Greta um ein Opfer, nicht zuletzt ihrer eigenen destruktiven Ängste handelt, die, das ist der Punkt, ein vernünftiges Handeln eher hemmen, als in irgendeiner Form produktiv zu wirken. Nach dem Ergebnis der Europawahl, welche mit einem massiven Stimmenzuwachs der Grünen endete[5], wurden besonders in den sozialen Netzwerken die Stimmen von rechts laut, die nun meinten, man müsse den Grünen das Thema ‚Klimawandel’ aus der Hand reißen. Die Formel müsse also lauten: Einwanderungskritik + Klimaschutz = bestehendes Wählerpotenzial + dem der Grünen. Dass dies auf einem Spielfeld, dessen Regeln der Feind (noch) bestimmt, mehr als naiv erscheint, muss ich wohl nicht sagen. Loben muss man solch Vorstöße des Herzens in einem Lager, dem es oft an Kreativität mangelt, aber trotzdem und Selbstbesinnung in einem Gang zu den alten Fundamenten ist in einem Moment der allgemeinen Stagnation über vieles ertragreicher als blindes ‚weiter so![6]. Abgesehen von der immer noch weitgehend fehlenden rechten Gegenöffentlichkeit, die diese Schieflage in der Wahrnehmung des Wählers nach und nach korrigieren könnte, revidieren sich einmal gewonnene Auffassungen des Wahlvolkes über Ausrichtungen bzw. Warensiegel, wenn überhaupt, dann nur ausgesprochen langsam. Grundsätzlich sollte man nicht vergessen, dass Programmatik kein wirkliches Entscheidungskriterium ist. An sich geht es vielen Anhängern grüner Phraseologie um das in der atomisierten Gesellschaft verlorene Gefühl der Gemeinschaft oder um ein ‚Feel- Good- Lebensgefühl’. Leider beobachten wir weiterhin eine ungemein vereinfachende Polarisierung mit Unterteilungen in „Klimaleugner“ und „Klimajünger“, die wir bereits während der ausbleibenden Grenzschließung 2015/2016 beobachten konnten (damals „Nazis/ Rassisten“ und „Gutmenschen/Willkommensklatscher“) und sogar die Argumentation bzw. die völlig empathielose Gegenargumentation („Diffuse Ängste“, „Ist global und lässt sich regional nicht aufhalten“, „Gab es schon immer“) ist in beiden Fällen ähnlich. Diese neue Frontenbildung wirkt sich auf die bereits bestehenden Klüfte zwischen „rechts“ und „links“ besonders tragisch aus, die Alain de Benoist wie folgt beschreibt: „Freilich löst der Umweltschutz auch bei der Linken Irritationen aus. Während den Rechten die Liebe zum Planeten Erde als neuartige Form des »Kosmopolitismus« verdächtig ist, fürchtet die Linke, sie könne in eine Liebe zum Boden oder zur Heimat ausarten.“[7] Letztendlich erhöht dieses Verhalten die Handlungsunfähigkeit des Volkes im Kampf gegen die Eliten um ein weiteres. Dass dieser Zwist fast ausschließlich zwischen den Autochthonen ausgetragen wird, erhöht im übrigen die Tragik nur noch weiter, denn ein gemeinsames Vorgehen gegen einen sich global und universal gebarenden gewissenlosen Kapitalismus wäre wohl im Sinne von weiten Teilen der beiden Lager. Nichtsdestotrotz eröffnet diese Bewegung eine längst überfällige, wenngleich immer wieder verschobene Debatte. Es ist nicht mehr und nicht weniger die Gretchenfrage um den heutigen Kapitalismus des ewigen Wachstums mit seinem auch von vielen Linken geteilten Fortschrittsglauben.
Rechte Ursprünge des Unweltschutzes – eine kleine Auswahl
„Alles Organische erliegt der um sich greifenden Organisation. Eine künstliche Welt durchsetzt und vergiftet die natürliche. Die Zivilisation ist selbst eine Maschine geworden, die alles maschinenmäßig tut oder tun will. Man denkt nur noch in Pferdekräften. Man erblickt keinen Wasserfall mehr, ohne ihn in Gedanken in elektrische Kraft umzusetzen. Man sieht kein Land voll weidender Herden, ohne an die Auswertung ihres Fleischbestandes zu denken, kein schönes altes Handwerk einer urwüchsigen Bevölkerung ohne den Wunsch, es durch ein modernes technisches Verfahren zu ersetzen. Ob es einen Sinn hat oder nicht, das technische Denken will Verwirklichung.“
– Oswald Spengler in ‚Der Mensch und die Technik’
Um mit einer Abwandlung eines Diktums des großen Ralf Stegner zu sprechen, gehörte Umweltschutz schon immer zur rechten DNA. Mittlerweile scheint diese Selbstverständlichkeit wohl in der Tat der Vergessenheit anheim gefallen zu sein und harrt einer Wiederbelebung. Der viel zu früh verstorbene neurechte Publizist Norbert Bormann setzte in seiner Streitschrift ‚Warum rechts?’ den politischen Richtungen „links“ und „rechts“ jeweils ihren Charakter definierende Begriffspaare entgegen: Wo Linke und Liberale an den immerwährenden „Fortschritt“ glauben, erkennt der Rechte lieber die „Überzeitlichkeit“ (des Seins), wo ihr Wirken in einer „Monokultur“ endet, dient unser Wirken der „Kulturenvielfalt“ und wenn von ihnen alles einem „Machbarkeitswahn“ unterworfen wird, so sehen wir das Heil in der „Begrenzung“.[8]
Bereits 60 Jahre vor dem Erscheinen einer Umweltbewegung geißelte Ludwig Klages[9] den sich selbst aus der Natur und dem Kosmos entfernten, den Geist über die Seele stellenden Menschen in seinen erscheinungswissenschaftlichen, metaphysische Schriften wie dem Essay „Mensch und Erde“ von 1913. Dem der Rechten immanenten Pessimismus folgend, sah Klages sein Schaffen eher als Grabgesang oder letzten Aufschrei gegen den Irrsinn, ohne Hoffnungen auf die alles verdinglichende Wissenschaft oder eine wie auch immer geartete angebliche menschliche Vernunft zu hegen. Später griff Friedrich Georg Jünger, der jüngere und weniger bekannte der beiden Brüder, Klages Gedanken auf und ließ sie in 1946 sein Buch ‚Die Perfektion der Technik’[10] einfließen. Hier finden wir unzweifelhaft bereits alle Kritikpunkte der späteren ökologischen Bewegung. Auch wird bei ihm ein besonderes rechtes Phänomen deutlich: Die Kritik an Mensch und Technik, ohne in die völlige Negation beider abzugleiten oder eine Wiederkehr in graue Vorzeiten – ein gern gebrauchtes Strohmann-Argument – zu fordern. Für Jünger ist klar: „Es gibt hier kein zurück; nur ein hindurch“[11]. In ‚Maschine und Eigentum’, drei Jahre später erschienen, fordert er dann die Neusetzung der Beziehung zwischen Mensch und Natur: „Die Erde bedarf des Menschen als eines Pflegers und Hirten. Wir müssen wieder lernen, sie als Mutter zu behandeln.“[12], ohne jemals mit seinem Ansatz der Kritik zu brechen, so wie in seinem späteren Gedicht ‚Memento’:
„Du fragst, um Antworten zu erhalten, welche neue Fragen herbeischleppen. Gefangene sind sie an den Schellen deiner Wißbegier. Du selbst bist ihr Gefangener. So schnell du läufst, ich weiß nicht, ob du fliehst oder angreifst. Ich kenne dein Ziel nicht. Kennst du es selbst denn? Was bleibt dir, wenn du die Freude mit Apparaten erforscht hast? Und wozu die Moleküle der Ratlosigkeit aufzählen? Denke ein wenig nach über dein Nachdenken. (…) Stoß das Gerümpel zur Seite und mach dir den Platz frei. Der Tänzer in dir sucht den verlorenen Schritt.
Du fragst, wo die Götter sind, die Geister und Toten? Wozu fragst du? Wo, Freund, wohnen wohl deine eigenen Erinnerungen? Wohnen sie nicht in den Häusern, welche zerstört wurden, und an den Bächen, welche vertrockneten? Sind sie nicht bei denen, welche fortgingen?
Das Haus deiner Kindheit ist in Flammen aufgegangen, und doch wohnst du noch in ihm. Die Holzhauer haben den Wald gefällt, in dem du spieltest, und er grünt weiter. Schwarzes Wild tritt aus den schweigenden Wäldern. Von den Steinbrüchen her (…) kommt die tote Geliebte in dem blauen Kleid der ersten Umarmung.(…) Der Becher, aus dem wir tranken, waren wir selbst. (…)
An deinen Grenzen lauern Chimären. Deine Begriffe sind Zugriffe und Würggriffe geworden. Deine Gegenstände sind Leichname geworden. Das, was du Objekt nennst, hast du getötet. Hellauf schreit der sterbende Vogel der Nacht, und schwarzes Blut tropft herab auf den Weinstock. Warum sagtest du, dass du ein Mensch bist? Weil du die Tiere ausrottest und den Himmel verachtest? Nimm die Verneinungen fort. In deiner Menschlichkeit steckt der Haß gegen Himmel und Erde. (…) Von eurer Gier werden die Bäche schmutzig. Die Seen faulen, und die Vögel fallen tot aus den Lüften. (…) O du Abgenutzter! Die Spuren der Abnutzung sind an dir sichtbar. (…) Die Gewohnheit, sagst du, macht alles gewöhnlich. Du bist’s ja, der die Gewohnheit gewöhnlich macht. Hat jemand gehört, dass die Rose sich abgenutzt hätte?(…) In eine Schreibmaschine wandelst du die Sprache um. Deine Worte stinken von Klugheit. Verneig dich doch vor dem Brot, das du isst, und vor dem Wein, den du trinkst. Verneig dich vor Himmel und Erde.“[13]
Mit Illusionslosigkeit[14] gepanzert, näherte sich 15 Jahre vor F.G. Jünger Oswald Spengler unserem Themenkomplex in ‚Der Mensch und die Technik’ an. Das Ausmaß der Technisierung, konstatiert er dabei nüchtern, habe nun einen Grad erreicht, der einer Überschreitung des Rubikons gleiche[15]. Zwar steht der von ihm prophezeite Untergang der „faustischen Zivilisation“ noch aus, doch sind alle ihn kennzeichnenden Ursächlichkeiten noch vorhanden. Das Verfügbarmachen unserer Geistesfrüchte nannte Spengler den „Verrat an der Technik“[16], was im Konkurrenzkampf des weißen Arbeiters mit den Lohnabhängigen der Dritten Welt und schlussendlich in der Vernichtung des Westens durch die Nutznießer münden würde. Was heute allerdings obsolet wirkt, ist die Überzeugung Spenglers, dass mit unserem Untergang bei den anderen Völkern ein Rückfall in vorindustrialisierte, primitive Zeiten einhergehen würde. Dieser Gedankengang ist wohl nur noch für schwach pigmentierte notorische Selbsthasser interessant, die sich davon den Beginn eines goldenen Zeitalters versprechen.
Man kann die Frage der Ursächlichkeiten bzw. der geistigen Wurzeln der Entfremdung des Menschen von der Natur stellen. Wie schon in ‚Aufstand der Kulturen’ angeschnitten und in ‚Abschied vom Wachstum’ erweitert, liegen sie für den großen (Vor) Denker der französischen ‚Neuen Rechten’ Alain de Benoist im Christentum, womit er sich in die Tradition Ludwig Klages stellt. Der alttestamentarische Schöpfungsakt und das berühmte „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan.“[17] seien ursächlich für die Verunpersönlichung des Verhältnisses des Menschen zu der Natur. Bezieht man sich weiter auf die Genesis, so könnte man die Technisierung auch als Unlustvermeidung und den Drang nach Erlösung[18] deuten. Spengler hingegen führt die Suche auf einer anderen Ebene. In dem Menschen selbst sieht er all das angelegt, was nun verschärft zutage tritt. Seine Einzigartigkeit[19] in der Natur erziele er durch die Kombination des Auges eines Raubtiers mit einem freien, ungebundenen Geist, seine Fähigkeit zur Herstellung und Nutzung von Werkzeugen sowie seiner waffenfähigen Hand.
Mit dem Verschwinden des Bauerntums infolge der Industrialisierung und Verstädterung führt de Benoist wiederum einen Faktor an, mit dem sich Spengler bereits befasste. Dieser charakterisierte diesen Menschenschlag in seinem monumentalen ‚Untergang des Abendlandes’ wie folgt: „Pflanzen heißt etwas nicht nehmen, sondern erzeugen. Aber damit wird man selbst zur Pflanze, nämlich Bauer. Man wurzelt in dem Boden, den man bestellt. Die Seele des Menschen entdeckt eine Seele in der Landschaft; eine neue Erdverbundenheit des Daseins, ein neues Fühlen meldet sich. Die feindliche Natur wird zur Freundin. Die Erde wird zur Mutter Erde. Zwischen säen und zeugen, Ernte und Tod, Kind und Korn entsteht eine tiefgefühlte Beziehung.“[20] Bereits lange vor Christi Geburt versuchte der römische Volkstribun Tiberius Gracchus Teile des Volkes in seiner Agrarreform durch Anreize der Verstädterung zu entreißen und auf die heimatliche Scholle zu locken, was nicht zuletzt an der naiven Undurchdachtheit seines Entwurfes scheiterte. Auch der ‚Duce’ Italiens, Benito Mussolini, wollte zur gesunden Landbevölkerung zurückkehren. Allerdings darf nicht unerwähnt bleiben, dass die zurückgebliebene italienische Kriegswirtschaft mit ihren geradezu lächerlichen Produktionszahlen nicht ganz unschuldig an dem Fiasko war, welches Italien im zweiten Weltkrieg militärisch durchlebte.
Zurück zu Alain de Benoist, dessen Gedanken zur Entstehung der Fortschrittsideologie übersprungen werden. Allen bisherigen Umweltmaßnahmen, hauptsächlich bestehend aus Verboten, Steuererhöhungen und der Schaffung von Anreizen, attestiert er eine lösungsferne Scheinwirkung.[21] Genauso verhält es sich mit den technischen Innovationen in der Produktentwicklung, die durch den sogenannten „Rebound-Effekt“, das heißt die erwiesene Mehrnutzung nach der Effizienzsteigerung, aufgehoben werden. Sein Standpunkt ist dabei dem seiner Vorgänger nicht unähnlich: „Das Ziel lautet nicht, die Uhren zurückzudrehen, sondern gegenwärtiges Denken hinter sich zu lassen. Es geht darum, aus unseren Köpfen den Primat der Wirtschaft und den Konsumwahn zu vertreiben, die den Menschen sich selber entfremdeten: darum mit der Welt der Dinge brechen, um die Welt des Menschen wiederaufzubauen.“[22]
Damit war die Richtung klar. Doch zeichnete auch ein Rechter jemals ein konkretes alternatives Modell? Ja, Beispiele dafür gibt es. Zuletzt präsentierte Wolfgang Bendel in seiner Schrift ‚Aristokratie’ (hier erhältlich) die barocke Gesellschaft als Gegenentwurf zu unserer heutigen Misere bzw. den Problemen von Zivilisation und Moderne[23]. Sie ist mir nicht nur aufgrund meiner großen Liebe zu der barocken Musikepoche nicht unsympathisch. Ein weiterer Entwurf, der nicht nur ein „zurück“ sondern auch ein „vor“ beinhaltete, lieferte der Mann, den man lange Zeit als die Nummer 2 der „Nouvelle Droite“ bezeichnete, Guillaume Faye.
Ein Tag im Leben des Dimitri Leonidovich Oblomov
„Nicht die Erzeugung und Erraffung materieller Güter ist der Sinn des Lebens – sondern die Erfüllung der in uns liegenden Fähigkeiten! – Nicht Reichtum, sondern Glück; nicht Menge, sondern Wert; nicht Macht, sondern Recht; nicht Intellekt, sondern Charakter- das sind die Einheiten dieser neuen Wert-Skala – und das Zentrum dieses neuen Weltbildes ist nicht mehr der äußere Erfolg, sondern die innere Zufriedenheit des Menschen und des Volkes.“
– Dr. Otto Strasser in ‚Deutschlands Erneuerung’, erschienen 1946.
Nachdem er GRECE[24] 1986 verlassen hatte, wurde es still um Guillaume Faye, bis er sich schließlich 1998 mit einem metapolitischen Paukenschlag zurückmeldete. In seiner als ‚Archeofuturismus’ betitelten Textsammlung reüssierte beides, Fiktion und profunde Kenntnis der Geschichte, Wissenschaft, Technik und Geopolitik. Seine an das Ende gestellte Kurzgeschichte – wohl dem Genre der Science-Fiction zuzuordnen – hat in all den Jahren nicht an Faszination eingebüßt.
In ihr begleiten wir im Jahre 2073 einen hohen Beamten der Eurosibirischen Föderation, welche 125 autonome Staaten bzw. Fürstentümer auf dem Gebiet Europas inklusive Russlands beinhaltet, auf dem Hin- und Rückweg einer Dienstreise nach Brüssel.[25]
Faye nutzt über weite Strecken des Textes einen Dialog zwischen dem Protagonisten und Nafissa, der Tochter des Maharajas von Gopal und Außenministers der indischen Imperiums, um seine Zukunftsvision vor dem Leser auszubreiten. Entgegen dem im Jahr des Erscheinens von Fayes Publikation von Francis Fukuyama verkündeten, popularisierten und bereits wieder obsoleten „Ende der Geschichte“ befinden wir uns in einer multipolaren Welt. Diese entstand in einer Umwälzung durch ein Krisen-Konglomerat (im Buch als „die große Katastrophe“ beschrieben), welches in den Jahren von 2014 bis 2030 die Kontinente mehr oder minder verwüstete. Diese neue Welt unterscheidet sich von der alten besonders bezüglich der Nutzung von Hochtechnologien (wozu bereits Automobile zählen). Genauso verhält es sich mit dem Zugang zu aktuellen Nachrichten[26], der nur noch dem die Städte bevölkernden meritokratischen Teil der Bevölkerung (Euro-Sibirien betreffend: 20%) vorbehalten ist. Die Warenproduktion ging auf 10% des Standards vor dem Jahre 2014 zurück, ohne dass dies als Mangel empfunden wird. Eine globale Erwärmung bzw. ein sich auch in der Zunahme von Wetterextremen äußernder Klimawandel ließ sich nicht mehr aufhalten, brachte aber einigen Regionen der Föderation, wie der Ukraine oder Süd-Sibirien, durchaus Vorteile in der ökologischen Landwirtschaft, die überall von den Dorfgemeinschaften praktiziert wird. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass man die Energiepolitik anhand neuer und alter Technologien, die neben der Kraft der Elemente auch gezähmte Nuklearkraft beinhalten, „klimaneutralisiert“ hat. Als große Machtblöcke stehen sich die Eurosibirische Föderation, das Indische Imperium, China und Japan gegenüber. Die USA, sowohl von der „Großen Katastrophe“ als auch von den Folgen des Klimawandels arg gebeutelt, zerfiel in mehrere unterschiedlich entwickelte ethnisch mehr oder weniger segregierte unabhängige Kleinstaaten, die nun Interessengebiete einerseits der Europäer, anderseits der Asiaten geworden sind. Die rein defensiv ausgerichtete Föderation schützt seine Außengrenzen u.a. mit Drohnen und ist auch in der Lage, durch Satelliten interstellare Artillerieunterstützung anzufordern. Neben dem Mond wurde auch der Mars besiedelt und mit dem Erzrivalen, China, geteilt.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr hört sich dies für mich nach Prophetie und nicht nach abstrakten Zukunftsvisionen an.
Ein Quäntchen Optimismus wird doch wohl noch erlaubt sein, Herr Spengler?
Wie hätte wohl die Reaktion eines Ludwig Klages auf den „Schulstreiks für das Klima“ ausgesehen? Vielleicht hätte er sie begrüßt und in ihnen eine letzte Chance zur Rettung von Mutter Erde zu erkennen geglaubt. Vielleicht hätte er sich auch gelangweilt und resigniert abgewendet und seine Feststellung aus ‚Mensch und Erde’ wiederholt, die besagt: „Die Mehrzahl der Zeitgenossen in Großstädten zusammengesperrt und von Jugend auf gewöhnt an rauchende Schlöte, Getöse des Straßenlärms und taghelle Nächte, hat keinen Maßstab mehr für die Schönheit der Landschaft, glaubt schon Natur zu sehen bei dem Anblick eines Kartoffelfeldes und findet auch höhere Ansprüche befriedigt, wenn in den mageren Chausseebäumen einige Stare und Spatzen zwitschern.“[27]
Ebenso wäre es wahrscheinlich, dass sich bei fortschreitendem Alter der Fokus der Schulstreiker verschieben wird. Wenn man eigene Rechnungen zu bezahlen hat und erkennen muss, dass die Welt dort draußen nicht auf einen gewartet hat, gewinnen diese Unmittelbarkeiten vielleicht an Vorrang (soziale Frage)
Ich will nicht verhehlen, dass es sich bei der Aussetzung der Schulpflicht bzw. der Nichtahndung eines Verstoßes gegen selbige um ein weiteres äußerst bedenkliches Mosaik bei der zunehmenden Aushöhlung unseres Rechtsstaates handelt. Viktor Orbán nannte diese, in unseren Gefilden grassierende Krankheit einen „moralischen Imperialismus“. Das Abgleiten in eine Gesinnungsethik, die damit einhergeht und freimütig verkündet, selbst nicht perfekt zu sein, aber doch immerhin das richtige Bekenntnis abzuleisten, ist ebenfalls Realität.
Ebenso zweifelhaft wie ihr Wille, zuerst vor der eigenen Tür zu kehren, erscheint außerdem die Motivation[28] vieler in dieser „Bewegung“. Sicher ist der Antrieb bei vielen wahrscheinlich stärker im Selbsthass bzw. Hass auf die Zivilisation der Europäer begründet, als der ehrlichen Sorge um unseren Planeten. Diese wäre zumindest eine Erklärung für die vielen blinden Flecken dieser Weltanschauung: So ergeht man sich in Menschenfeindlichkeit, wenn es den Europäer betrifft. Fordert für weiße Frauen den Geburtenverzicht oder eine Ein-Kind-Politik[29]. Gleichwohl hält man aber fest an einem Bevölkerungstransfer von Afrika nach Europa und hütet sich davor, die dortige Fertilitätsrate einer Kritik zu unterziehen. Auch die undurchdachten und vorschnellen ökonomischen Forderungen würden gut zu diesem Muster passen. So würde das plötzliche Betätigen der Handbremse bei voller Fahrt in eine Rezession und unsere Gesellschaft in eine schwere Krise, wenn nicht gar ins Chaos stürzen. Was steht in der Bibel? An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Wäre das Denken dieser Personen konsequent, so würden sie sich wohl bei Pentti Linkola[30] wiederfinden. Auch ist das Vorhandensein von Trittbrettfahrern, denen es nur um eine Gelegenheit geht, sanktionsfrei die Schule zu schwänzen, sicherlich kein Einzelfall. Doch nähern wir uns den grünen Konzepten zur Lösung der Klimafrage.
Wem bitte sonst gleicht der Emissionshandel mit CO2-Zertifikaten, wenn nicht dem mittelalterlichen Ablasshandel? De Benoist äußert über dieses völlige Versagen und die Beibehaltung bzw. Forcierung der ‚nachhaltigen Entwicklung’:
„Der Grundgedanke(…) reduziert die Umwelt auf eine feststehende Variable – sie verteuert die Funktionskosten eines Systems, das sich der kontinuierlichen Produktionssteigerung verschrieben hat. Dabei wird das Prinzip des grenzenlosen Wachstums nirgends in Frage gestellt, sondern vielmehr nach Möglichkeiten gesucht, daran festzuhalten, ohne dass es zur ökologischen Katastrophe kommt. Ein solcher Versuch gleicht der Quadratur eines Kreises.“[31]
Wenn auch bei Alain de Benoist in seinem bereits zitierten ‚Abschied vom Wachstum’ ein äußerst romantisierender, weit überholter Blick auf die deutschen Grünen zutage tritt, so mag man ihm diesen verzeihen, wenn er zu seiner Nüchternheit zurückkehrt und bezogen auf die Umweltbewegung, als deren Vorfeldorganisation man die Schülerdemos nun auch zählen muss, konstatiert:
„Selbstverständlich ist die Umweltbewegung keineswegs über jede Kritik erhaben.(…) Naivität, eine Neigung zu voreiliger Panikmache, einen Mangel an theoretischer Reflexion, Bruchlinien zwischen »Reformern« und »Radikalen« usw. Ökologische Bewegungen müssen sich auch die Gefahren vergegenwärtigen, die in den Versuchungen der Politik, des persönlichen Machstrebens und der Vereinnahmungsversuche liegen. Und keinesfalls dürfen sie die Risiken der Entwicklung eines »grünen Kapitalismus« unterschätzen, der bemüht ist, ökologische Anliegen in die dominante Produktionsweise zu integrieren, ohne diese in irgendeiner Weise in Frage zu stellen.“[32]
Überwiegen nun die Chancen oder die Risiken? Das ist zu diesem Zeitpunkt schwer abzuschätzen. Wie immer bleibt die Geschichte offen und die Zukunft in Nebel gehüllt. Wer will dem Protagonisten der Nouvelle Droite allerdings widersprechen, wenn er uns folgendes auf den Weg gibt: „ Dennoch bleibt die Feststellung, dass die Umweltbewegung in der heutigen Welt eine radikale Neuerung darstellt, deren Tragweite man nicht unterschätzen sollte. Nicht zu Unrecht sieht Jacques Julliard »in der Ökologie die letzte Form der Gesellschaftskritik in einer Gesellschaft, die davon Abstand genommen hat, sich selber zu kritisieren«. In einer Welt, aus der das kritische Denken verschwunden scheint, wo der um sich greifende Konsens Positionen »neutralisiert«, die früher in einem antagonistischen Verhältnis zueinander standen, muss man der politischen Umweltbewegung allemal eins zugestehen: Sie alleine weigert sich, die Gesellschaft, in der wir leben, als die am wenigsten schlechte aller möglichen Welten hinzunehmen, und wartet zumindest mit der Skizze für einen Gesellschaftsentwurf auf, der mit »dem gegenwärtig den Planeten dominierenden kapitalistischen Vorstellungsvermögen bricht«.“[33]
Doch existieren trotzdem Fragen, die nach ernsthafter und schneller Beantwortung drängen:
- Wie will man eine Re-Lokalisierung der Wirtschaft und eine auf einem Altruismus fußende Gesellschaft erreichen, wenn die einzige Gemeinsamkeit ihrer Mitglieder darin bestehen darf, Träger der Identität ‚Mensch’ zu sein?[34]
- Die Antwort auf die vorherige Frage vorwegnehmend: Was ist erstrebenswerter? Die Ziele durch den gemeinsamen Konsens zu erreichen, die die Gemeinschaft aufgrund einer gleichen Basis zu erkennen mag oder sie einer Gesellschaft von Einzelwesen durch einen stalinistischen Unterdrückungsstaat mit Kameras und Knüppeln an jeder Ecke zu oktroyieren?
- Ist es außenpolitisch wirklich sinnvoll, „Dritte-Welt-Völker“ auf unser Level der Industrialisierung, Technisierung und des Lebensstandards zu bringen? Ist Reichtum für alle nicht eine gefährliche Illusion?
- Welches internationale Gewicht wird ein kinder- und gesichtsloses, de-militarisiertes, deindustrialisiertes Europa noch haben, dessen einziges Interesse es nach innen und außen zu sein scheint, niemanden zu benachteiligen oder zu übervorteilen?
- Welche Generation ist eher geneigt, sich dem Konsum zu verweigern und wer praktiziert eher materiellen Werterhalt? Ist der Konflikt alt gegen jung wirklich haltbar?
Wenn diese Generation ihre (Schuld-)Komplexe und die lebensfeindlichen ideologischen Verirrungen hinter sich lassen würde, die Maßstäbe zuerst bei sich ansetzen, so bestände mit diesem dann ganzheitlichen Konzept vielleicht noch Hoffnung, die Sache möge glimpflich und ohne eine ‚große Katastrophe’ ausgehen.
[1]Aus: Deutschland droht die Anarchie, Seite 7.
Die Schrift ist eine Rückschau des Autors auf das Übergreifen der gewaltsamen französischen Studentenproteste auf Deutschland mitsamt ihrer um sich greifenden Diskursverrohung. Schoeps’ Konzept habe ich zu meiner Maxime erhoben und es findet seine Anwendung auch bei Erwachsenen. Die Chance, dass einem das politisierte Jugendliche und Kinder vergelten, ist vielleicht nicht besonders hoch, was aber soll bei einem oberlehrerhaften Maßregeln herauskommen als eine weitere Frontenverhärtung in Wut und Trotz? Was erwarten Sie von einem Bundeswehrsoldaten, dem Sie im Gespräch mitteilen, er sei ja eigentlich kein richtiger Soldat und seine Armee eher ein jämmerlichen Haufen? Da sie meiner hehren Intention in diesem Falle etwas im Wege steht bzw. missverstanden werden könnte, habe ich mir erlaubt, den zweiten Teil des Zitates zu unterschlagen. Er lautet: „(…) ihre Nöte, wenn sie welche haben, als die meinen zu nehmen und mit ihnen solidarisch zu sein. So selbstverständlich es klingen mag, ich habe festgestellt, daß dies selten vorkommt.“
[2]Und natürlich würde es sich der bundesrepublikanische Medienapparat nicht nehmen, ein diagnostiziertes Asperger Syndrom der Jugendlichen geradezu als Einladung zu sehen um gegen das arme Kind zu polemisieren – vorausgesetzt natürlich sie wäre die Galionsfigur einer patriotischen Bewegung.
[3]Solowjews Erzählung erschien 1899 und beschreibt im Jahre 2077 die Gründung der Vereinigten Staaten von Europa durch einen als „Übermenschen“ beschriebenen und als egalitaristischen Wohltäter getarnten Egomanen. Zum lebenslänglichen Präsidenten gewählt, startet er im Namen von Frieden und Gerechtigkeit einen Feldzug gegen alle anderen Völker, bis er diese unterwirft und die allgemeine Glückseeligkeit unter den Menschen eintritt. Als er die christlichen Kirchen, welche sich über die Jahre qualitativ gesundschrumpften, zu einem Weltkonzil nach Jerusalem einberuft, ihre Gefolgschaft und seine Anerkennung als Christi Wiederkehr fordert, kommt es zu einem Eklat…Der ehemalige Papst Benedikt XVI. benutzte Solowjews Schrift in seinem Buch ‚Jesus von Nazareth’ als eine Referenz.
[4]De Benoist erklärt diesen zum Hirngespinst, da sich „derartige Zukunftsvisionen (…) unschwer mit dem Hinweis entkräften (lassen), dass die Entstehung eines >>grünen Faschismus<< sehr viel unwahrscheinlicher ist als die Machtergreifung despotischer Regime, die ihre Legitimität durch die Absicht zu begründen suchen, um jeden Preis – und sei es der eines neuen Weltkriegs – den Lebensstandard ihrer Staatsangehörigen zu erhalten.“
Alain de Benoist – Abschied vom Wachstum. S. 90.
Ich teile seine Ansicht insofern, dass ich Deutschland aus ihr ausklammere.
[5]In Wirklichkeit handelt es sich eher um eine Stimmenwanderung hauptsächlich von der SPD zu den Grünen, was in seiner Gesamtheit das linksliberale Spektrum also nicht sonderlich wachsen ließ. Eine Mobilisierung von Nichtwählern, wie es immerhin die AfD bei der Bundestagswahl oder der Landtagswahl wenigstens in bescheidenem Maße schaffte, ist jedoch nicht zu verzeichnen.
[6]Besser fürwahr als das Anwenden der immer gleichen Methoden verbunden mit dem Erhoffen eines anderen Ausganges oder einer Lösung ‚Deus Ex Machina’.
[7]Alain de Benoist: Abschied vom Wachstum. S.110 / 111
[8]Norbert Borwald: Warum rechts?
[9]vgl. Ludwig Klages: Mensch und Erde.
[10]vgl. Friedrich Georg Jünger: Die Perfektion der Technik
[11]ebd.
[12]Friedrich Georg Jünger: Mensch und Eigentum. S. 191.
[13]Friedrich Georg Jünger: Memento. In: Schwarzer Fluß und windweißer Wald. S.35 – 47
[14]„An Stelle des „So soll es sein“ oder „So sollte es sein“ tritt das unerbittliche: So ist es und so wird es sein. (…) Wir haben gelernt, dass Geschichte etwas ist, das nicht im geringsten auf unsere Erwartungen Rücksicht nimmt.“ Oswald Spengler: Der Mensch und die Technik, Seite 13.
[15]vgl. ebd.
[16]ebd. S. 70
[17]Die Bibel. 1.Buch Mose, Kapitel 1, Vers 28
[18]ebd. Kapitel 3, Vers 17-19: „Und zum Mann sprach er: Weil du gehorcht hast der Stimme deiner Frau und gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen –, verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist.“
[19]Oswald Spengler: Der Mensch und die Technik. S.35 f.
„Der Natur wird das Vorrecht des Schöpfertums entrissen! Der „freie Wille“ schon ist ein Akt der Empörung, nichts anderes. Der schöpferische Mensch ist aus dem Verbande der Natur herausgetreten, und mit jeder neuen Schöpfung entfernt er sich weiter und feindseliger von ihr. Das ist seine „Weltgeschichte“, die Geschichte einer unaufhaltsam fortschreitenden, verhängnisvollen Entzweiung zwischen Menschenwelt und Weltall, die Geschichte eines Empörers, der dem Schoße seiner Mutter entwachsen, die Hand gegen sie erhebt.“
[20]Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes. S.660
[21]vgl. Alain de Benoist: Abschied vom Wachstum.
[22]ebd., Seite 30.
[23]vgl. Wolfgang Bendel: Aristokratie.
[24]GRECE = Groupement de Recherche et d’Etudes pour la Civilisation Européenne
[25]vgl. Guillaume Faye: Archeofuturism.
[26]ebd., S. 201
Die allgemeine Ansicht verbreitete sich, dass der Medienapparats in der Zeit vor der Katastrophe eher desinformierend und Panik schürend wirkte: „The media system that had been open to all in the Twentieth century had gradually disappeared, for it was thought to cause disinformation and demoralise the public by causing panic.“
[27]Ludwig Klages: Mensch und Erde, Seite 4.
[28]George Orwells Sozialreportage von 1936, ‚Der Weg nach Wigan Pier’, bei der er den harten Alltag der Bergleute Nordenglands schildert, erlangte im anglistischen Sprachraum einige Berühmtheit. Selbst Sozialist, stellte er die Frage nach der Motivation vieler sozialistischer Agitatoren: „Manchmal schaue ich einen Sozialisten an – den intellektuellen, Traktate verfassenden Typ, mit seinem Pullover, dem wirren Haar und den Marx-Zitaten – und frage mich, was zum Teufel wirklich sein Motiv ist. Oft fällt es schwer, an seine Liebe zu irgendjemanden zu glauben, besonders zu den Arbeitern, von denen er am allerweitesten entfernt ist.“(S.174) Orwell hört hier aber noch nicht auf. Neben einem „überentwickelten Ordnungssinn“(ebd.) erkennt er die Triebfeder noch ganz woanders: “Obwohl er selten einen Beweis seiner Zuneigung zu den Ausgebeuteten erbringt, ist er durchaus imstande, seinen Haß – einen seltsamen, theoretischen invacuo-Haß – gegenüber den Ausbeutern zu zeigen.“ (ebd.S.175)
[29]Die paradoxe Perfidie, welche mich dabei in den Wahnsinn treibt, ist der Reiz, der davon ausgeht, durch diesen Verzicht als besonders verantwortungsbewusst und moralisch zu gelten und trotzdem in Infantilität verharren zu können. Eigentlich müsste doch dabei der Geruch der Fahnenflucht VOR der Verantwortung in jeder Nase stehen.
[30]Pentti Linkola ist ein 1932 geborener, bekannter finnischer Umweltaktivist, von dem bis jetzt nur ‚Voisiko Elämä Voittaa’ in englischer Sprache (‚Can Life Prevail?’. Arktos. 2011) vorliegt. Sergio Knipe sieht in seinem dazugehörigen Vorwort die von Linkola präsentierten Lösungen (wie beispielsweise die massive weltweite Bevölkerungsreduktion) als für viele Menschen wenig „schmackhaft“ an, jedoch begründet auf einer „desillusionierten Bewertung von Umweltfaktoren unter Betrachtung einer tiefgreifenden ökologischen Sinnhaftigkeit und einem ganzheitlichen Ansatz zur menschlichen Existenz“.Neben Globalisierung, Fortschritt, Materialismus, Wissenschaft und den Medien unterzieht Linkola auch Einwanderung, und Demokratie einer umfassenden Kritik und setzt dieser eine echte Elitenherrschaft entgegen, die Selbstsucht und Verantwortungslosigkeit unterbindet.
[31]Alain de Benoist: Abschied vom Wachstum, S.29.
[32]ebd. S. 113 f.
[33]ebd. S. 114.
[34]Erinnert sei an die „Minimalgruppen“- Experimente des Henri Tajfel, die den Menschen sowohl „sozial“ in Bezug auf die eigene Gruppen , als auch „asozial“ in Bezug auf andere Gruppen zeigten. Dieses Verhalten war selbst bei einer an alle Teilnehmer kommunizierten willkürlichen Einteilung noch der Fall. Spengler: „Es gibt keinen „Menschen an sich“, wie die Philosophen schwatzen, sondern nur Menschen zu einer Zeit, an einem Ort, von einer Rasse, einer persönlichen Art, die sich im Kampfe mit einer gegebenen Welt durchsetzt oder unterliegt, während das Weltall unbekümmert ringsum verweilt.“ (MuT Seite 19)