In Gedenken an Jürgen Schwab

von | 26. Feb. 2023 | Deutschland und die Welt

 

In Gedenken an Jürgen Schwab

 

Redaktion

Am 16. Februar 2023 verstarb der Germanist und rechtsintellektuelle Theoretiker Jürgen Schwab nach schwerer Krankheit. Auf diesem Wege wollen wir unserem geschätzten Gastautoren die letzte Ehre erweisen. Jürgen Schwab mag für viele Zeitgenossen als kantige und durchaus streitbare Person wahrgenommen worden sein und dieser Eindruck trog wohl nicht unbedingt. War er doch stets jemand, der dem politischen Mainstream, auch innerhalb der Rechten, widersprach. Für die meisten Rechten war er zu links, für die meisten Linken eher zu rechts. Seine exotischen Ansichten, die sich in der Denkschule von Ernst Niekisch beheimatet fühlen durften, stießen bei so manchem Zeitgenossen auf sichtliches Unverständnis.

Wir kannten Jürgen Schwab persönlich leider nicht besonders gut. Unsere Beziehung war dabei stets professionell und auf einer geistig-anspruchsvollen, höheren Ebene. So fing der Franke im Sommer 2022 an für unseren Blog gegenstrom.org Artikel zu verfassen, die er als Gastautor veröffentlichte. Er schrieb z.B. über das „Weltbild der Neuen Rechten“, worin er sich mit der Idee der Multipolaren Weltordnung und Alexander Dugins Großraum-Theorien auseinandersetzte. Auch hielt er uns Deutschen mit seinen Texten und seinem Wirken den Spiegel vor. So schrieb er in dem Artikel „Geopolitik zwischen Anspruch und Wirklichkeit“ treffend: „Deutschland auf sich alleine gestellt, so viel muss klar sein, ist als Weltmacht zu klein, um sich aber aus dem Weltgeschehen herauszuhalten, wiederum viel zu groß.

Jürgen Schwab sah sich selbst als Nationalist und als Europa-Skeptiker, befürwortete allerdings „einen europäischen Staatenbund (…), der eng wirtschaftlich, technologisch und militärisch zusammenarbeitet“. Hier zeigte sich seine Stärke zur Fähigkeit dialektischen Denkens, was den meisten sogenannten „Intellektuellen“ bei den Rechten und auch Linken vollkommen fehlt. Denn er betrachtete die Geschichte nicht als eine lineare Abfolge von Ereignissen, sondern als den Rückblick in eine komplexe Vergangenheit, die uns die Gegenwart begreiflich machen und für die Zukunft wappnen kann.

Jürgen Schwab war ein Querdenker oder Querkopf im wahrsten Sinne des Wortes. Wo er politisch auftrat, so berichten es seine Weggefährten und auch rechte wie linke Beobachter, schaffte er es zu polarisieren. Nicht auf eine perfide Art und Weise, wie es die moderne Politik zuhauf zu bieten hat, sondern im Rahmen eines Diskurses, der an manchen Stellen auch recht hart geführt wurde.

Es war uns eine Freude mit ihm zusammengearbeitet zu haben. Zuletzt standen wir im Austausch zu seinen geopolitischen und staatsrechtlichen Positionen, die wir für durchaus diskussionswürdig im positiven Sinne halten. Es ist schade, dass die Rechte und auch Linke mit seinem Ableben einen streitbaren Partner weniger hat.

Dennoch hat Jürgen Schwab viele würdigungsvolle Werke im Laufe seines Lebens veröffentlicht. Damit hat er sich auch über seinen Tod hinaus verdient und unsterblich gemacht. Seine Gedanken sind in plastischer Form noch heute und hoffentlich auch in ferner Zukunft nachzulesen.

In der Hoffnung, dass die Nachwelt seine Arbeit als Anstoß für weitere Ideen und Überlegungen in allen Lagern begreift.

 

 

Werke, die Jürgen Schwab der Nachwelt hinterlässt:

„Die Meinungsdiktatur – wie ‚demokratische’ Zensoren die Freiheit beschneiden“ (Coburg 1997)

„Deutsche Bausteine – Grundlagen nationaler Politik“ (Stuttgart 1999)

„Volksstaat statt Weltherrschaft“ (Tübingen 2002)

„Die Westliche Wertegemeinschaft“ (Tübingen 2007)

„Angriff der neuen Linken – Herausforderung für die nationale Rechte“ (Tübingen 2009)

„Die Manipulation des Völkerrechts – wie die ‚Westliche Wertegemeinschaft‛ mit Völkermordvorwürfen Imperialismus betreibt“ (Mengerskirchen 2011)

„Flucht in die Menschheit. Der Schriftsteller Jakob Wassermann und der Typus des nichtjüdischen Juden“ (Neustadt an der Orla 2020)

„Zukunft Deutsch. Möglichkeiten nationaler Politik im 21. Jahrhundert“ (Dortmund 2021)

„Gemeinschaft und Gesellschaft bei Martin Walser. Eine Werkanalyse“ (Neustadt an der Orla, 2022)