„Im Westen was Neues“. Teil 2

von | 25. Jan. 2017 | Deutschland und die Welt

zuvor erschienen in der Zeitschrift „Volk in Bewegung, Ausgabe 6/ 2016 –

Als einer der wenigen Journalisten, die die Zeichen der Zeit allem Anschein nach richtig zu deuten wissen, liefert der Kolumnist und Medienunternehmer Klaus Kelle in einem Gastbeitrag für den Focus eine knappe aber brauchbare Analyse der Präsidentschaftswahl. Zunächst stellt er fest, was wir bereits alle wissen: „Ein Mann, bekannt für grenzwertige Wahlkampf-Auftritte und markige, politisch unkorrekte Worte, gewinnt die Wahl um das mächtigste Amt dieser Welt – gegen das Establishment auch seiner eigenen Partei, gegen die überwältigende Mehrheit der Massenmedien in seinem Land.“[1] Auch bei den weiblichen Wählern habe Trump „mehr Zuspruch gefunden, als all die klugen Analysten vorher für möglich gehalten“ hätten. „Und er hat all die PR-Profis, die Polit-Analysten aus den großen Instituten, die Meinungsforscher und Spin-Doktoren eindrucksvoll widerlegt, die nach der Obama-Wahl vor vier Jahren vorausgesagt haben, die Zeit der ‚zornigen, weißen Männer’, die noch Wahlen entscheiden können, sei endgültig vorbei. Pustekuchen!“ Und im darauffolgenden Abschnitt räsoniert er: „Die zornigen weißen Männer haben gewonnen. Man findet sie in der amerikanischen Mittelklasse, nicht beim ‚white trash’, sondern bei den Anwälten, Ärzten, Architekten, die zwar gesehen haben, wie sich die Großmacht USA ordentlich durch die Weltfinanzkrise geschlängelt hat, die aber selbst in den vergangenen 15 Jahren keine nennenswerten Einkommensanstiege mehr erlebten. Die Wahl von Donald Trump ist ein dramatischer Beleg für die wachsende Kluft zwischen Eliten und Volk.

Und zwar nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern nahezu überall in den westlichen Ländern. Auch in Deutschland. Wenn in Umfragen zwischen 60 und 70 Prozent der Deutschen sagen, sie wollen keinen weiteren Massenzuzug aus dem islamischen Kulturkreis in unser Land, und nicht ein einziger Abgeordneter im Deutschen Bundestag steht auf und formuliert genau das, was die Bevölkerung will, dann suchen sich die Leute andere Repräsentanten als die, die sie haben. So einfach ist das.“[2] Ganz genau, so einfach ist das.

Trump war in diesem Wahlkampf nicht einfach der Präsidentschaftskandidat einer Partei, sondern der Kopf einer patriotischen Bewegung, das hat er mehrfach betont. Er war für die Einen die Inkarnation des Überwundengeglaubten oder einfach des Bösen schlechthin, für die Anderen war er die letzte Hoffnung auf Rückgewinnung ihres Geburtsrechtes. Für die letzteren ist es noch einmal gut gegangen, statistisch wahrscheinlich das letzte Mal, denn die demographische Entwicklung verheißt nichts Gutes für die Noch-Mehrheit – schon 2042 werden die Weißen in den Vereinigten Staaten zur Minderheit werden, wenn sich nicht bald etwas ändert. Es ist nicht davon auszugehen, dass die weißen Amerikaner, sind sie erst einmal zu einer Minderheit geworden, ähnlich mit Sonderrechten und Privilegien ausstaffiert werden wie die derzeitigen Minderheiten. Vermutlich wird man einen Weg finden, ihnen diese Rechte aufgrund früherer Verwerflichkeiten (Sklaverei etc.) abzusprechen oder sie werden erst gar nicht auf ihre Rechte pochen. Ein Lehrbeispiel ist Südafrika.

Aber zurück in die Gegenwart! Noch sind sie mehrheitlich da, die verhassten weißen Männer. Auch Alice Schwarzer hat den Braten schon gerochen. Bei Maischberger verstieg sie sich zunächst zu der folgenden Behauptung: „Da gibt es offensichtlich eine sehr ernst zu nehmende Nervosität unter Männern, die sich abgehängt fühlen und Aggressionen gegen erfolgreiche, überlegene Frauen haben.“ Das ist wohl eher eine Wunschvorstellung der Feministin. Später wird sie konkreter: „Die weißen Männer sind ein Problem.“[3] Alles klar, die Mehrheit ist das Problem, die Minderheiten müssen ans Ruder! Wir verstehen schon, das alte Lied: bist du nicht lesbisch, schwarz oder schwul, bist du nicht cool. Frauen gibt es zwar genau so viele wie Männer, aber sie sind eben doch irgendwie besser. Deshalb wird Michelle Obama auch jetzt schon als künftige Präsidentin gehandelt. Sie ist nämlich weder männlich noch weiß. Was Alice Schwarzer als eingefleischter Männerhasserin stinken dürfte, ist allerdings der Sachverhalt, dass auch weiße Frauen mehrheitlich für Trump gestimmt haben. Alexandra Sims und Andrew Buncombe schreiben auf den Seiten des „Independent“: “In essence, it was white men and women of different incomes who have pushed the most unlikely presidential candidate in a century to the gates of the White House.”[4]

Die alten Tricks der „Eliten“ funktionieren nicht mehr

Wenn Antibiotika inflationär eingesetzt werden, entwickeln sich nach einiger Zeit Resistenzen, sodass die Medikamente ihre Wirkung verlieren, das haben wir alle einmal im Biologieunterricht in der Schule gelernt. Ähnlich dürfte es auch in Sachen politischer Korrektheit sein. Die Wahl Donald Trumps zeigt, dass es zumindest in den Vereinigten Staaten nicht mehr so einfach möglich ist, einen Menschen erfolgreich dadurch zu diskreditieren, dass man ihm Adjektive wie „rassistisch“, „islamophob“, „sexistisch“, „homophob“ oder „antisemitisch“ zuweist. Die Bürger der Vereinigten Staaten – und sicher auch jene der BRD oder anderer europäischer Staaten – haben diese Begriffe so oft gehört, dass sie gegen deren Einsatz immun oder eben resistent geworden sind. Gott sei Dank!

Norbert Geroldinger schrieb auf der Netzseite des österreichischen Wochenblicks ganz in diesem Sinne: „Dieses überalterte, anmaßende Establishment, das uns vorschreiben möchte, was wir zu denken, zu tun und zu lassen haben, hat nun offensichtlich einen Endpunkt erreicht. Denn das System schafft es trotz all seiner Macht- und Finanzmittel sowie seiner Medien- und Deutungshoheit nicht mehr, die Menschen nach Belieben zu manipulieren.

Das ist die frohe Botschaft die mit der Wahl Trumps zum US-Präsidenten verbunden ist: Die Macht des Establishments neigt sich dem Ende zu und immer öfter machen die Bürger das, was in ihrem Interesse liegt – und nicht in dem der unfähigen Eliten. Ob und wieviel Trump von seinen Versprechen umsetzen kann und will, ist im Moment zweitrangig. Entscheidend ist hingegen die Erkenntnis, dass er für die richtigen Forderungen und Vorstellungen gewählt wurde.“[5]

Es ist ganz offensichtlich: Die Angst geht um. Unser glorreicher Justiz-Minister Heiko Maas, der, das hat er mehrfach unter Beweis gestellt, einen Begriff von Demokratie hat, wie er an sich schon verfassungswidrig sein müsste, twitterte am geschichtsträchtigen 9. November um 9 Uhr 40: „Wahl von #Trump ist bittere Warnung. Müssen Ursachen für Angst, Hass u Abschottung noch entschlossener bekämpfen #gegenhalten #USElection2016“. Denkt er an noch mehr ehrenamtliche Hilfssheriffs und Berufsdenunzianten, die in sozialen Netzwerken Gedankenverbrecher aufspüren, ausschnüffeln und pflichtbeflissen bei den zuständigen Stellen melden? Es wird die einmal ins Rollen gebrachte Entwicklung nicht umkehren. Mir drängt sich bei unseren immer aktionistischer agierenden Möchtegern-Eliten der Vergleich mit dem Hamster auf, der zwar merkt, dass er in seinem Rad nicht wirklich vorankommt, diesen Missstand allerdings dadurch auszugleichen sucht, dass er seine Beine schneller bewegt.

Fest steht: die alten Tricks der Medien- und Polit-Mafia funktionieren nicht mehr. Trotzdem versuchte der schwarze Demokrat Van Jones es noch einmal mit der guten alten „race card“, nannte das vorläufige Wahlergebnis in der Wahlnacht „a white-lash“. Er sagte: „Dies war ein weißer Gegenschlag. Dies war ein weißer Gegenschlag gegen ein sich veränderndes Land, es war teilweise ein weißer Gegenschlag gegen einen schwarzen Präsidenten, und das ist es, was weh tut.“[6] Gut möglich, dass er damit nicht verkehrt liegt, es war jedenfalls eine schallende Ohrfeige für den amtierenden Präsidenten und die demokratische Präsidentschaftskandidatin, aber eine verdiente. In erster Linie für deren Politik. Indes nicht nur: Wenn man als Minderheit immer mehr und mehr Privilegien fordert und gleichzeitig auf Kosten der Mehrheit einen Opferkult zelebriert, der leider von einem Teil dieser Mehrheit mitgetragen und als Schuldkult gepflegt wird, macht man sich bei dem anderen großen Teil der Mehrheit nicht eben beliebt. Besonders dann nicht, wenn man sich unter dem Motto „black lives matter“ zu illegalen Plünderzügen versammelt, stundenlang Straßen blockiert, Autos anzündet, ganze Wohnviertel niederbrennt, haufenweise Kinder in die Welt setzt, aber wenig zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt.

Morgenrot in Sachen Nahost

 

Es ist in diesem Aufsatz bereits angeklungen, dass die Welt mit einer Hillary Clinton vor dem Supergau eines großen Krieges und einer Konfrontation mit Russland gestanden hätte. Dieser Kelch ist glücklicherweise an uns vorübergegangen! Und wer dem schwarzen Messias nachtrauert, dem sei der Kommentar eines Hebert P. auf der Netzseite der „Welt“ empfohlen. Dieser konstatiert zu den außenpolitischen Errungenschaften des Friedensnobelpreisträgers: „Ein schlechterer US-Präsident als Barack Obama kann Donald Trump kaum werden, selbst wenn er sich Mühe gibt. Dabei trifft uns Nicht-Amerikaner ja nur die Außenpolitik. Obama hat bei allem, was er außenpolitisch angefasst hat, ein heilloses Chaos verursacht. Von den Opfern des ‚arabischen Frühlings’ bis zum Aufstieg des IS, an dem die USA zumindest mittelbar schuld“ gewesen seien.[7]

Wir wissen nicht, ob Trump die Mauer bauen wird, ob er sich wirklich mit dem gebotenen Eifer für die Belange derer einsetzen wird, die ihm zur Macht verholfen haben, aber mit Sicherheit werden sich die Beziehungen zur Russischen Föderation wieder deutlich verbessern. Bereits Stunden vor Barack Obama gratulierte Putin dem neuen, designierten amerikanischen Präsidenten zu dessen Wahlsieg und verlieh der Hoffnung Ausdruck, dass es ihnen gemeinsam gelingen werde, die russisch-amerikanischen Beziehungen aus der Krise zu holen.[8] Für die Welt – zumal für die islamische – könnte das in einiger Zeit schon spürbare Auswirkungen haben. Endlich wieder mehr Ruhe im Rimland-Gürtel! Das bedeutet natürlich auch: weniger Flüchtlinge.

Glasnost und Perestroika

Da wir beim Flüchtlings-Thema angelangt sind, soll zum Schluss dieses Aufsatzes auch nicht unterschlagen werden, dass Trumps Wahlkampf-Managerin Kellyanne Conway einige Stunden nach dessen Siegesrede gegenüber der Bild-Zeitung noch einmal die Haltung des designierten Präsidenten zur Flüchtlings-Politik der bundesdeutschen Kanzlerin bekräftigt hat, indem sie sagte: „Es gibt selbstverständlich Themen, bei denen er mit ihr nicht übereinstimmt, wie die Zahl der Flüchtlinge, die sie aus Syrien hineingelassen hat und die ihr Land kaputt machen“.[9] Wenn das kein Anlass zur Hoffnung ist!

Den Einstieg zu unserer Betrachtung der US-Präsidentschaftswahlen bildete die Feststellung, dass die Großwetterlage sich für die identitären Kräfte West- und Zentraleuropas merklich verbessert habe. Dem ist natürlich hinzuzufügen, dass – ganz egal, ob Trump seine Versprechen in die Tat umsetzen wird oder nicht – der Wahlkampf dieses Außenseiters gegen alle, die starke Polarisierung der Bevölkerung Nordamerikas, die mit diesem Wahlkampf verbunden war sowie die hoffentlich endgültige Überwindung der Political-Correctness-Diktatur die identitären Kräfte in den USA in einem Maße gestärkt haben, von dem man noch vor anderthalb Jahren nur hätte träumen können. Richard B. Spencer verkündete schon vor Monaten, dass die Alt-Right seit Anlaufen der Wahlkampagne einen gewaltigen Zulauf von Interessenten habe. Sicherlich nicht zuletzt deshalb, weil die Medien und Hillary Clinton Trump in die Nähe der Alt-Right rücken wollten, um ihm zu schaden. Letztlich nützte diese konstruierte Verknüpfung wohl beiden: Trump und der Alt-Right.

Ein kleiner Wermutstropfen dieser Wahl bleibt, das sollte nicht verschwiegen werden. Es ist der Umstand, dass unter den 18- bis 29-jährigen nur 37 % beim Verlassen der Wahllokale angaben, für Trump gestimmt haben. Hier wirft das Jahr 2042 schon seine langen Schatten voraus. Doch auch die demographische Entwicklung ist nicht teleologisch, sondern durchaus umkehrbar!

Es ist sehr zu hoffen, dass dieses „amerikanische Wintermärchen“ den Anstoß zu einem „europäischen Frühling“ geben wird, weshalb ich hier hoffnungsfroh die letzten Zeilen Peter Schreiber und seiner Vision einräume, nach der am Ende alles gut wird, denn Geschichte wiederholt sich bisweilen eben doch. Man könnte mit Werner Schneyder auch sagen: „Die Geschichte wiederholt sich nicht. Sie bleibt nur gleich.“

Nun aber zu Schreibers Vision: „Ich sehe es schon vor meinem geistigen Auge: Irgendwann demnächst besucht der neue Präsident Donald Trump Deutschland, trifft dort natürlich auf Angela Merkel und gibt ihr dann den guten Rat mit auf den Weg: ‚Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben…’ Den Rest der Geschichte kennen wir.“

[1] http://www.focus.de/politik/experten/kelle/gastbeitrag-von-klaus-kelle-trumps-sieg-zeigt-die-zeit-der-zornigen-weissen-maenner-ist-noch-nicht-vorbei_id_6181306.html

[2] http://www.focus.de/politik/experten/kelle/gastbeitrag-von-klaus-kelle-trumps-sieg-zeigt-die-zeit-der-zornigen-weissen-maenner-ist-noch-nicht-vorbei_id_6181306.html

[3] https://www.welt.de/vermischtes/article159394338/Zwischen-Realitaetsverweigerung-und-bodenlosem-Starrsinn.html

[4] http://www.independent.co.uk/news/world/americas/us-elections/who-voted-for-donald-trump-white-men-and-women-most-responsible-for-new-president-elect-voting-data-a7407996.html

[5] https://www.wochenblick.at/das-ende-des-establishments/

[6] http://globalnews.ca/news/3057638/explaining-white-lash-and-how-it-helped-donald-trumps-win/

[7] https://www.welt.de/vermischtes/article159394338/Zwischen-Realitaetsverweigerung-und-bodenlosem-Starrsinn.html

[8] http://www.focus.de/politik/ausland/us-wahlen-2016/kreml-chef-aeussert-sich-zu-us-wahl-putin-gratuliert-trump-hoffen-auf-bessere-beziehungen_id_6180331.html

[9] http://www.mmnews.de/index.php/politik/87802-trumps-wahlkampf-managerin-kritisiert-merkel