Eine positive Kritik: Die Negativauslese der Alten Rechten

von | 28. Jun. 2017 | Debatte

Der nachfolgende Text ist als eine positive Kritik an die deutsche Rechte zu verstehen. Keineswegs möchte der Autor oder die Redaktion die edlen Beweggründe des Einzelnen infrage stellen, der sich aktiv im Geschehen um Europa einbringt. Dennoch halten wir diese Kritik für notwendig, um bereits zu oft wiederholte Fehler in Zukunft vorzubeugen. Möge der Text seinen Teil zur Erschaffung einer neuen Rechten beitragen. Die Redaktion

Wer die öffentlichen Versammlungen des Nationalen Widerstandes verfolgt, wird nicht selten den Eindruck haben, Zeuge einer Freakshow denn einer Veranstaltung der Nationalen Opposition zu sein. Während Entscheidungs- und Verantwortungsträger des genannten Klientel sich oft über die verzerrte Darstellung der Rechten durch die Massenmedien echauffieren, muss ich allerdings feststellen, dass medial erzeugte Entstellung und Realität heute nicht mehr allzu weit voneinander entfernt zu sein scheinen[1]. Die bittere Wahrheit lautet vielmehr: Der Nationale Widerstand produziert mittlerweile – höchstwahrscheinlich ungewollt – selbst das Bild des gesellschaftlichen Außenseiters.

Von der massenmedialen Suggestion zur Realsatire

Zugegeben, die Massenmedien betreiben über Jahrzehnte hinweg eine mediale Hexenjagt gegen die Rechten in Deutschland. Noch vor wenigen Jahren war die NPD das „Aushängeschild“ des sogenannten Nationalen Widerstandes. Es handelt sich wahrscheinlich noch heute um die Speerspitze der Alten Rechten, die zwar in Relation zur AfD betrachtet recht klein wirkt, dennoch die größte Organisation – welche zudem bundesweit vernetzt ist – darstellt. Sie galt viele Jahre als Repräsentantin der Rechten. Heute bewegt sie sich auf einem absterbenden Ast, obgleich das gesellschaftliche Klima in der Bundesrepublik für rechte Postulate so gut ist wie seit langem nicht mehr. Zuletzt mag es in den 1990er Jahren eine solche Stimmung gegeben haben. Damals erstarkte die Skinhead-Szene maßgeblich in Ostdeutschland. Viele Jugendliche fanden über diese den Weg in das Lager der Patrioten und Nationalisten. Den Nationaldemokraten gelang es damals Kundgebungen und Demonstrationen mit 4.000-5.000 Menschen zu organisieren[2]. Tatsächlich haben die Massenmedien eine Hetzkampagne der anderen gegen den Nationalen Widerstand folgen lassen. Nicht selten hob man dabei die typischen Klischees hervor, obgleich diese kaum oder gar keinen Anteil an den Versammlungen hatten. Es sei allerdings hier erwähnt, dass besonders durch die um die Jahrtausendwende herum erstarkende Skinhead-Szene und der Öffnung der Partei unter Udo Voigt für eher militant ausgerichtete Kräfte, zu eben diesen Bildern geführt hat. Das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz schrieb, dass der damalige Parteivorsitzende die NPD „von einem nostalgischen Altherrenverein zu einem aggressiv-kämpferischen Sammelbecken rechter Gruppen“ wandelte. Dennoch zog dieselbe NPD wenige Jahre danach in den sächsischen Landtag mit 9,2 Prozent ein. Unter den Wählerschichten befanden sich Kleinunternehmer, Mittelständische und Arbeiter. Obwohl immer wieder propagiert wurde, dass der typische NPD-Wähler ein „abgehängter Modernisierungs- und Globalisierungsverlierer“ wäre[3], erreichte sie einen nicht unerheblichen Teil in der Mitte.

Heute allerdings fällt es schwer noch daran zu glauben, dass die Nationaldemokraten die bürgerliche Mitte für sich gewinnen können. Diese ist längst zur AfD übergewandert oder befindet sich wieder auf Irrwegen zwischen den Blockparteien. Der Grund ist eine systematische Auslese der gesellschaftlichen Versager, abgehängten Modernisierungs- und Globalisierungsverlierer und Außenseiter. Diese werden aber nicht ausgesondert, sondern überleben den Ausleseprozess. Im Zuge der medialen Verzerrung, der Infiltration durch Agenten des Verfassungsschutzes und der im Laufe der Jahre durch die Oligarchisierung  eintretenden inneren Zersetzung wurde das zunächst von den Medien produzierte Bild, langsam zur gelebten Parteienrealität. Heute sind die NPD und der Nationale Widerstand als solches Anziehungs- und Kristallisationspunkt für die oben genannten Bevölkerungsgruppen. Ich möchte damit keineswegs die auch gutgesinnten und sich durch edle Motive antreibenden Aktivisten mit diesen Freaks in einen Topf werfen. Dennoch muss der Beobachter anerkennen, dass die Qualität des Personals innerhalb der Alten Rechten massiv nachgelassen hat. Die Disziplinlosigkeit vieler Mitglieder auf der einen  und die fehlende konsequente Haltung sowie fehlendes Durchsetzungsvermögen der „Guten“ auf der anderen Seite, führte zu dieser leider schon als Realsatire wirkenden Freakshow[4].

Der Nationale Widerstand ist vollkommen verbrannt. Es steckt in ihm keinerlei Energie mehr, die für unsere Sache genutzt werden könnte. Tatsächlich ist die Überwindung desselben die unausweichliche Konsequenz für jene, die von der Realsatire zurück ins Leben und in die deutsche Mitte wollen, um den rechten Paradigmenwechsel innerhalb dieser Gesellschaft zu forcieren.

 

[1] Als Beleg für die Richtigkeit dieser These kann das wohl aktuellste Debakel am 1. Mai 2017 auf der Demonstration in Halle und die danach entstandenen Bilder bei der „Spontandemonstration“ in Apolda herhalten.

[2] Es sei hier an den berühmte „Tag des Nationalen Widerstands“ in der Nibelungenhalle oder die 1.Mai-Kundgebung in Leipzig unter dem Motto „Wir schaffen Arbeit – Bonn schafft nichts“ im Jahre 1998  erinnert. Beide Veranstaltungen wurden von tausenden Jugendlichen besucht.

[3] Diese Tonart dürfte den heute AfDlern bekannt sein.

[4] Es sei an dieser Stelle nur das Video der berühmten Trierer Truppe „444“ um den ohnehin sehr umstrittenen Nationaldemokraten Safet Babic erwähnt. Dieses steht stellvertretend für diesen geistigen Verfall im Nationalen Widerstand. Auch das nun wieder in Form des sogenannten Antikapitalistischen Kollektivs (AKK) in Mode gekommene Abbild der „rechten Antifa“, ist solch ein Beispiel für die Instinktlosig- und Ideenlosigkeit der Alten Rechten.

 

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