Donald Trump, die „französische Frage“ und Deutschlands Mission

von | 22. Jun. 2017 | Deutschland und die Welt

Die große Verunsicherung, die die Wahl Donald Trumps beim politischen Establishment in Deutschland ausgelöst hat, ist insbesondere auch darauf zurückzuführen, dass der Liberalismus und die damit verbundenen „amerikanischen Werte“ nicht von außen, sondern aus dem Inneren der USA selbst in Frage gestellt worden sind. Was hier zum Ausdruck kommt, ist damit letztlich nichts weiter als das Eingeständnis unseres „Demokratielehrmeisters“, dass die weltanschaulichen Konzepte, mit denen er einst in zwei Weltkriegen gegen Deutschland in den Krieg gezogen war, für „die Menschheit“ offenbar dann doch nicht ganz so beglückend sind wie ursprünglich immer wieder behauptet wurde. Nirgendwo in Deutschland ist die Verunsicherung diesbezüglich so groß wie beim deutschen Personal der transatlantischen Netzwerke, die – wie zum Beispiel die 1952 gegründete „Atlantik-Brücke“ – nicht nur der Umerziehung der Deutschen nach 1945 dienten, sondern bis heute als entscheidende außenpolitische Impulsgeber der BRD auftreten (1).

Generell sind die Reaktionen dieser Netzwerke auf die Wahl Trumps durch Unverständnis und Fassungslosigkeit charakterisiert. Nirgends leuchtet dabei auch nur ein Fünkchen selbstkritischer Einsicht durch. Die Reaktionsmuster lassen sich grob in drei Kategorien unterteilen: Da sind zunächst einmal jene, die sich angesichts des Paradigmenwechsels in den USA nicht so recht festlegen möchten und vorsichtshalber eine eher beschwichtigende, weiterhin devote Haltung einnehmen. So sagte etwa der derzeitige Vorsitzende der „Atlantik-Brücke“, Friedrich Merz, unmittelbar nach der Amtseinführung Trumps im Januar 2017: „Wir werden abwarten müssen, was diese neue Regierung jetzt auch von Europa erwartet“ (2). Einer zweiten Kategorie sind Akteure zuzuordnen, die die Wahl Trumps lediglich als einen versehentlichen Störfall der Geschichte ansehen, den man früher oder später schon reparieren könne (3). Schließlich gibt es Vertreter wie Rüdiger Lentz, „Executive Director“ des deutschen Aspen Instituts, die als Reaktion auf Trump für ein härteres eigenes Profil und einen engeren Schulterschluss in der EU eintreten. Wörtlich meinte Lentz im Januar 2017: „Es ist für mich ganz eindeutig, wenn Amerika sagt make Amercia greater again, kann das für uns nur die Aufforderung sein, make Europe greater again“ (4).

Diese trotzige Haltung des „verstoßenen Pudels“ scheint sich nach dem Austritt der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen inzwischen noch weiter verstärkt zu haben. Und so hofft man hierzulande, den auf universalistischen Werten beruhenden Brüsseler Zentralismus als Gegenmodell zum Amerika Donald Trumps sogar noch weiter ausbauen zu können. Dabei setzt das deutsche Establishment insbesondere auf den französischen „Hoffnungsträger“ der „offenen Gesellschaft“, den Staatspräsidenten Emmanuel Macron, dessen Bewegung „La République en marche“ (REM) laut aktuellen Umfragen gute Chancen hat, in der zweiten Runde der Wahlen zur französischen Nationalversammlung  am 18. Juni eine absolute Mehrheit zu erhalten (5). Doch anstatt einer widerlegten Ideologie zu folgen, der selbst die USA aus gutem Grund eine Absage erteilt haben, kommt es für die deutsche Außenpolitik nun darauf an, eine rechte, pragmatische Vision von Europa zu entwerfen, die den geschichtlichen und kulturellen Voraussetzungen Europas besser entspricht als die derzeit herrschende Brüsseler Marxismusvariante. Dazu gehört neben der Auflösung der Währungsunion, zusammen mit unseren Partnern vom Front National darauf hinzuarbeiten, der in Frankreich bereits fortgeschrittene Islamisierung endlich Einhalt zu gebieten. Erst unter diesen Voraussetzungen kann Deutschland seine historische Mission wahrnehmen und im Rahmen einer stärkeren geopolitischen Annäherung an Russland eine Vermittlerrolle zwischen West und Ost einnehmen.

Quellen / Anmerkungen

(1) Interessant ist diesbezüglich ein Zitat von Max Horkheimer, das sich im Stefan Scheils Buch „Transatlantische Wechselwirkungen – Der Elitenwechsel in Deutschland nach 1945“ findet: „Man muss eine Elite schaffen, die ganz auf Amerika eingestellt ist. Diese Elite darf andererseits nicht so beschaffen sein, daß sie im deutschen Volk selber kein Vertrauen mehr genießt und als bestochen gilt.“

(2) Friedrich Merz im Interview mit Christoph Heinemann vom Deutschlandfunk:

https://www.welt.de/debatte/kommentare/article162099502/Nationalismus-und-Protektionismus-sind-die-falschen-Antworten.html

(3) Tyson Barker, der „Program Director“ des deutschen  Aspen spricht von einem „future repair of the transatlantic and international system“:

http://berlinpolicyjournal.com/beggar-thy-neighbor/

(4) Rüdiger Lentz im ARD „Mittagsmagazin“ vom 23.01.2017:

http://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/mittagsmagazin/videos/die-sendung-vom-23-januar-2017-100.html

(5) Es war Außenminister Sigmar Gabriel (SPD), der sich zum Fürsprecher von Macrons finanzpolitischen Plänen hervorgetan hat, in der EU einen Finanzminister mit einem eigenen Budget einzusetzen, eine Vorstellung, bei der es sich letztlich um nichts weiter als finanzpolitischen Sozialismus handelt.