Die Rechte – heute ein entlegenes, fast unbewohntes Land

von | 02. Aug. 2017 | Philosophie & Theorie

From Sacrifice Comes Victory (Britisches Sprichwort)

Eine linke Veranstaltung, irgendwo auf unserem durch Fortschrittsgläubige ramponierten Planeten, wie ich sie zu hunderten erlebt habe. Alle reden durcheinander und so entsteht der zutreffende Eindruck, dass keiner etwas zu sagen hat. Im allgemeinen Gemurmel und Geschwafel, das allenfalls durch steigende und fallende Geräuschpegel so etwas wie eine Struktur erfährt, würden selbst innovative oder bedenkenswerte Gedanken und Ideen  untergehen. Für Menschen, die tatsächlich etwas zu sagen hätten, wäre es in solchen Veranstaltungen  unmöglich, von den anderen überhaupt wahrgenommen zu werden. Akustisch und als unterscheidbare Person. Zwischentöne werden unhörbar, differenziertes Denken bleibt Privatsache; die öffentliche Ausstrahlung solcher basisdemokratischer Veranstaltungen löst sich in einem Gebrabbel auf, das wahlweise an einen summenden Bienenschwarm oder eine brüllende Affenhorde erinnert.

Selbstverständlich ist jeder Teilnehmer Demokrat und links. Beide Begriffe werden von den Diskutanten als Synonyme begriffen, weshalb sie ständig in den Mund genommen werden, um die eigene Position mit der Aureole des All-Guten, des All-Richtigen, natürlich aber auch des All-Gemeinen, All-Gesagten zu umgeben. Die Steigerungsform ist dann das Zauberwort „Demokratisierung“: Der Prozess der politischen Willensbildung muss „transparenter“, „offener“ , das kollektive Zusammenleben der Menschen noch mehr „demokratisiert“ werden, lokale, von der „Demokratisierung“ bislang verschont gebliebene Hierarchien müssen „zerbrochen“ werden und durch eigene oligarchische Strukturen ersetzt werden, wie man es gedanklich hinzufügt, natürlich ohne es offen auszusprechen.

Diese und vergleichbare Sprüche werden von allen Teilnehmern mit derselben quasi-religiösen Inbrunst verwandt wie primitive Zauberer und Schamanen Beschwörungsformeln ausstoßen in der Hoffnung, böse Feinde auf diese Art und Weise besser bekämpfen zu können bzw. den Sieg sicherzustellen. Dumm daran ist nur, dass in der Regel auch die andere Seite über dieselbe Methodik verfügt und man sich in der Regel gegenseitig neutralisiert. Anders gesagt, links und demokratisch zu sein, bringt keine Vorteile mehr, wenn alle Anwesenden links und demokratisch sind.  Und wer auf solchen Treffen für sich in Anspruch nimmt, noch linker und demokratischer zu sein als sein Vorredner oder die konkurrierende Gruppe, wird von diesen  als nicht ernst zu nehmender Besserwisser verlacht, der durch rhetorische Tricks nur versucht, sich persönliche oder kollektive Vorteile zu verschaffen.

Im weiteren Verlauf dieses Aufsatzes wird klar werden, warum diese Einleitung nötig war, wobei der Autor dieses Beitrages keineswegs die Absicht hat, die Psychologie linksdemokratischen Verhaltens auch nur ansatzweise einer grundsätzlichen Kritik zu unterwerfen. Dafür ist hier nicht der Ort, denn es gibt nichts nervtötenderes,  als an einer Veranstaltung pathologisch selbstgerechter Linksliberaler teilzunehmen.

Worum geht es in diesem Aufsatz?

Vor kurzem veröffentlichte Norbert Borrmann (1) ein Buch, in dem zentrale, ja konstitutive rechte Themen wie Kulturenvielfalt, Überzeitlichkeit, Begrenzung, ein rechter und damit authentischer Antikapitalismus, aber auch Mut und Freiheit als rechte Grundbegriffe  angesprochen und gedeutet werden. Sinn dieses Aufsatzes ist es daher nicht, den Inhalt dieses Buches zu wiederholen, sondern einige ergänzende Aspekte aufzuzeigen. Dazu gehört eine ausgewählte, keineswegs das Thema erschöpfende Aufzählung derjenigen politischen Ideologien und staatsbildenden Versuche, die entgegen landläufiger  Meinung bzw. Propaganda eben nicht den Anspruch erheben können, rechts  zu sein.  Abschließend soll aufgrund einer skizzenhaften Liste noch einmal zusammengefasst werden, was denn nun tatsächlich „rechts“ ist. Endlich wird darauf verwiesen, warum es nur eine rechte, nicht aber eine linksliberale oder linksdemokratische Zukunft für die Menschheit geben kann.

Gescheiterte Versuche, linke und rechte Positionen zu kombinieren

  1. Der Nationalsozialismus

Der spektakulärste Versuch, linke und rechte Ideen miteinander zu  vermählen, war ohne Zweifel der Nationalsozialismus. Über diesen wurden ganze Bibliotheken verfasst, wobei der Großteil dieser Veröffentlichungen so vorurteilsbehaftet ist, so jenseits jeglicher Wissenschaftlichkeit liegt, dass sich eine Lektüre nicht lohnt und zu reiner Zeitverschwendung verkommt. Zu den wenigen, allerdings durchweg positiv zu  wertenden Ausnahmen gehören die Hitler-Biographie von Joachim Fest (2) und die beiden Ausgaben der Schriftenreihe „Aufsätze zur Diskussion“, die sich mit dem Thema Nationalsozialismus beschäftigen (3). Sicherlich wird es noch andere lesenswerte Veröffentlichungen zum Thema geben. Diese hier aufzureihen ist aber nicht unser Thema.

Auf welchen sozialen, politischen oder kulturellen Gebieten übernahm nun der Nationalsozialismus  Themen, Motive, Traditionen, die ursprünglich der Linken zugeordnet wurden bzw. heute linke Praxis sind? Ein wichtiger Punkt war sicher die kulturelle Gleichschaltung. Neben den vergeblichen Versuchen der marxistischen Linken, die Aufhebung des Widerspruchspaares Arbeit-Kapital zu erreichen, ist ein anderer Kernpunkt linken Denkens die Vereinheitlichung kulturellen Verhaltens. Wobei dies für die Menschen als auch für die Herstellung kultureller Güter gilt. Die Vernichtung „entarteter Kunst“  im Nationalsozialismus war beispielsweise dem Faschismus fremd und ist heute in Zeiten totaler linksliberaler Hegemonie wieder traurige Mode geworden; wobei im Unterschied zu damals es mittlerweile fast unmöglich geworden ist, nicht dem Gleichschaltungswahn unterworfene Kulturgüter (Bücher, Plastiken, Denkmäler etc.) überhaupt herzustellen oder einer breiteren Bevölkerung bekannt zu machen. Ein Beispiel: Bücherverbrennungen sind heute nicht nötig, weil nonkonforme Bücher totgeschwiegen werden und nicht über die normalen Vertriebswege verkauft werden „dürfen“. Hier geben sich Nationalsozialisten und linke Demokraten die totalitär verklebte Hand. Auch die Einrichtung ahistorischer Gaue, die sich bizarrerweise an den départements des französischen „Erzfeindes“ orientierten und die Verschickung von Kindern beispielsweise aus Oberbayern nach Ostfriesland und umgekehrt, nur um die traditionsreichen Dialekte „auszumerzen“, zeigt wie sehr die Nationalsozialisten von der Gleichschaltung besessen waren und wie weit entfernt sie manchmal von rechtem Denken waren.

Ein anderer Aspekt, aus dem deutlich hervorgeht, dass der NS linke Anleihen nahm, war der feste Glaube an den Machbarkeitswahn (4), die grundsätzlich Segen bringenden technischen Neuerungen und den unaufhaltsamen Fortschritt. Als Stichworte mögen hier der Autobahnbau, die Produktion des Volkswagens und die Raketentechnologie genügen.  Rechtes Denken geht aber von der Begrenzung aller Dinge, Waren und Ressourcen aus, wie Borrmann richtig feststellt. Bescheidenheit und nicht Größenwahn sind rechte Tugenden. Tugenden, die der Menschheit bis noch vor den Umwälzungen gegen Ende des 18. Jahrhunderts (amerikanische Unabhängigkeit und französische Revolution) das Überleben sicherte. Von Bescheidenheit war weder bei den Nationalsozialisten die Rede, noch ist sie es heute bei den herrschenden linken Demokraten. Die Folgen waren bzw. werden verheerend sein.

Nationalismus (4) und Rassismus sind Phänomene, die sowohl aus rechten als auch aus linken Denkweisen hervorgingen. Sie besitzen somit einen Doppelcharakter. Evola spricht richtigerweise von dem „Doppelantlitz des Nationalismus“ (5) Er unterscheidet zwischen einem defensiven und einem aggressiven Nationalismus (Diese unterschiedlichen Definitionen finden wir übrigens auch im Begriffspaar Imperium und Imperialismus wieder. Mehr dazu im Kapitel über den Faschismus). Nationalismus kann differenzieren, aber auch nivellieren, er kann Identitäten zerstören (wie in Frankreich) oder garantieren (wie im Befreiungsnationalismus gegen Napoleon). Das Problem ist nur, wenn die Nation den Charakter einer Person annimmt: „Du bist nichts, Dein Volk ist alles.“

An anderer Stelle spricht Evola von einer „Rasse des Geistes“, nie von einer biologisch definierten, überlegenen Rasse, die einen Menschen nach dessen Äußerlichkeiten klassifiziert (sei es die Hautfarbe oder Physiognomie des angeblich Minderwertigen).

Und auch Dávila sieht bei aller Kritik die positiven Seiten des Nationalismus, denn dieser stemmt sich fast als letzter einer allumfassenden Globalisierung entgegen. Und weiterhin stellt er zu Recht fest, dass sowohl Rassisten als auch Antirassisten „unglaublich viele Dummheiten von sich gegeben haben“. Und mit einer weiteren Scholie belustigt er sich über verbissene Antirassisten: Niemand schätzt den Geschmackssinn desjenigen, der behauptet, alles schmecke gleich.“

Der Antirassismus der heutigen Linken ist übrigens in hohem Maße verlogen, denn das einzige Motiv, das dahintersteckt, ist der Versuch, ein neues revolutionäres Subjekt zu finden, nachdem das revolutionäre Subjekt von Marx und Engels,  nämlich das weiße, männliche Proletariat, sich weigerte, die Welt entsprechend den  theoretischen Überlegungen der beiden deutschen Philosophen zu verändern. Es war ganz mit seinem sozialen Aufstieg ins Kleinbürgertum beschäftigt und verlor dabei jedes Interesse, sich für das  Wohl der  gesamten Menschheit aufzuopfern, wie Marx und Engels es gehofft bzw. gefordert hatten.

  1. Der Nationalbolschewismus oder sozialrevolutionäre Nationalismus

Diese Randströmung versuchte in besonders aktiver und teilweise militanter Weise linkes Gedankengut in rechtes zu integrieren und umgekehrt. Die Literatur über diese Denkschule ist vergleichsweise überschaubar. Zu empfehlen ist das Werk des Franzosen Louis Dupeux (6), das diese Strömung der Zwischenkriegszeit sachlich beschreibt. Heute berufen sich zumeist nur Einzelpersonen und Kleingruppen auf diese Wanderer zwischen nationalem und internationalem Marxismus.

Neben den Hamburger Nationalkommunisten Laufenberg und Wolffheim war es vor allem Ernst Niekisch, der dieser Bewegung Namen, Inhalt und politisch-ideologische Identität verlieh. Weithin bekannt ist das Wort von Sebastian Haffner, dass nicht Marx, Engels, Trotzki oder gar Stalin, sondern Niekisch der „wahre Theoretiker der Weltrevolution“ gewesen sei, da er am konsequentesten die nationale mit der sozialen Frage verband. Der Autor dieses Aufsatzes steht mit seiner Einschätzung sicher nicht allein, dass beispielsweise Mao-Tsetung in Wirklichkeit kein Marxist-Leninist, sondern chinesischer Nationalbolschewist war. Schon diese keineswegs polemisch gemeinte Feststellung, aber auch seine programmatischen Aussagen belegen eindeutig, dass der Nationalbolschewismus keine rechte Strömung war und ist, sondern letztlich eine etwas diffuse Mischung aus Nationalkommunismus und sozialistischem Nationalismus (7). Irgendwie konnten oder wollten die Protagonisten des Nationalbolschewisten nie so recht zwischen den Interessen des nationalen und des internationalen Proletariats unterscheiden. Auch bezeichneten die Nationalbolschewisten das deutsche Volk in seiner Gesamtheit zusammen mit dem russischen als „proletarische Nationen“, die im Kampf gegen den Weltimperialismus zusammen zu stehen hätten. Marxistisch klingende Parolen mit rechten Inhalten. Auch Karl Radek, einem KPD-Führer der Zwischenkriegszeit, wurden nationalbolschewistische Tendenzen unterstellt. Vor allen Dingen, als die KPD kurzzeitig den Schlageter-Kurs einschlug unter dem Radek-Schlagwort „mutiger Konterrevolutionär“ für den von französischen Besatzungssoldaten ermordeten deutschen Nationalisten.

  1. Der Faschismus (8)

Immer häufiger, vor allen Dingen in den romanischen Ländern, wurde und wird der Faschismus von Geschichtswissenschaftlern als „weiche“, nichtrassistische Form des Nationalsozialismus bezeichnet. Auch der angesehene deutsche Historiker Ernst Nolte (9) hat in mehreren Werken ausführlich und kenntnisreich zu dem Thema Stellung genommen, wobei er zunehmend eine entspannte und offene Sichtweise des Faschismus entwickelte (10). Bedeutendster Vertreter faschistischer Traditionen inner- und außerhalb Italiens ist heutzutage Roberto Fiore, langjähriger, charismatischer Vorsitzender der italienischen Partei Forza Nuova („Neue Kraft“). Neben der Tatsache, dass die Faschisten unter Mussolini nur mit großem Widerwillen sich an der Judenverfolgung in ihrem Land beteiligten und diese trotz der Forderungen Hitlers nur hinhaltend durchführten, ist bemerkenswert, dass sie während ihrer gesamten Regierungszeit eine kulturelle Vielfalt ermöglichten, von der heutige nonkonforme Künstler nur träumen können (11).

Ein Beispiel: Im faschistischen Italien konnte der führende marxistische Theoretiker Antonio Gramsci seine „Gefängnishefte“ schreiben und wurde aufgrund einer schweren Erkrankung sogar entlassen. Kurz darauf starb er zwar, Thälmann dagegen, eher Volkstribun als marxistischer Theoretiker, hatte dieses Glück nicht. Und in unserer „wehrhaften Demokratie“ steht zu befürchten, dass in Zukunft politische Gefangene nicht mehr das Recht haben werden, sich publizistisch nach auβen zu betätigen. Schon dürfen manche von ihnen nicht mehr die keineswegs verbotenen Zeitschriften und Bücher erhalten, die sie bestellten.

Dennoch besitzt der Faschismus Eigenschaften, die zeigen, dass auch er nicht der Versuchung widerstand, linke Theorien und Praktiken in seine Politik zu integrieren. Am besten zeigt sich dies an den Versuchen Mussolinis, ein eigenen italienisch-imperialistischen Staat im Mittelmeerraum zu errichten (und eben kein Imperium, wie es rechte Tradition gewesen wäre). Dies in Anlehnung an die bereits existierenden imperialistischen Staaten England, Frankreich, Sowjetunion, Japan und Russland. All diesen Staaten ging es bei ihren expansionistischen Bestrebungen nicht um die Verwirklichung einer Reichsidee, sondern mittels ideologischer Scheinargumente  („to make the world save for freedom and democracy“, bzw. „Verbreitung des proletarischen Internationalismus und wissenschaftlichen Sozialismus auf der ganze Welt“) die eigenen Machtgrenzen auszubauen, um Absatzmärkte und billige Arbeitskräfte zu sichern. Auch die italienischen Faschisten wollten letztlich auf Kosten der unterworfenen Völker sich Vorteile verschaffen. Die ursprüngliche Reichsidee war und ist aber, die Völker unter einer Idee, einem Symbol zu vereinigen, dabei aber ihre Eigenarten, ihre Identitäten, kurz ihre Traditionen zu wahren.

Auch mit der kulturellen Vielfalt war es im Italien Mussolinis nicht ganz so weit her, wie zwei Beispiele beweisen: Evola konnte sich zeitweise nur mit einer Leibwache in Rom bewegen und beim Tod D´Annunzios widerfuhr dem Überbringer der Todesnachricht an Mussolini ein peinlicher Versprecher; „Ich habe eine gute Nachricht für Sie, Duce. D´Annunzio ist gestorben!“

Dennoch kann man bei allen Einschränkungen und im Vergleich mit den anderen hier beschriebenen politisch-ideologischen Systemen bzw. Vorstellungen dem historischen Faschismus noch am ehesten eine gewisse Nähe zu original rechtem Denken unterstellen. Der Doppelcharakter des Faschismus ist offensichtlich und kann wie der Nationalismus und der Begriff  “reaktionär“ (zu diesem weiter unten mehr) von Rechten sowohl positiv als auch negativ bewertet werden. Es kommt darauf an, welche Aspekte dieser politischen Phänomene man zur Hauptseite erklärt.

  1. Ebenfalls nicht rechts: Der heutige Konservativismus als verkappter Liberalismus

Dass sich viele Konservative für rechts und antiliberal halten, obwohl sie in der Praxis gegenteilige Positionen vertreten, ist nichts Neues, wie zuletzt Paul Edward Gottfried (12) bemerkte. Interessanter und vor allem bezeichnender ist aber der Fall Armin Mohler. Wie viele Konservative glaubte auch der ehemalige Sekretär von Ernst Jünger lange Zeit, dass „rechts“ und „konservativ“ fast Synonyme seien. Erst viel zu spät, als all seine Versuche scheiterten, eine politisch relevante „rechts-konservative“ Strömung in der BRD zu etablieren, versuchte er noch einmal, das Ruder herumzureißen (13).

Das Problem beginnt mit dem Begriff „Konservativ“ selbst und der immer mehr um sich greifenden politisch-ideologischen Selbstkastration der Konservativen aus Angst, nur nicht mit den „bösen“ Rechten verwechselt zu werden, indem sie sich selbst als „liberal-konservativ“ oder „christlich-konservativ“ bezeichnen. Beliebt ist auch der Begriff „Strukturkonservative“, die nur die ökonomischen und institutionellen Eigenschaften der BRD retten wollen. In diesem Zusammenhang fordert dann sogar eine Frau Knobloch, ehemalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, „mehr Patriotismus“ bei den Bundesbürgern.

Zudem identifiziert man das Wort „konservativ“ nicht zu Unrecht mit einer Konserve, eine Assoziation, die für Auβenstehende das Obsolete, Verkalkte,  Feige, Duckmäuserische kontemporären konservativen Denkens plastisch wiedergibt.  Auf politisch interessierte Jugendliche wirkt die Begrifflichkeit „konservativ“ sogar ausgesprochen lächerlich und altväterlich.

Konservative, obwohl völlig einflusslos, gefallen sich gerne in der Rolle eines Schiedsrichters, auf dessen Pfiffe freilich niemand hört. Sie sind die Weltmeister des Sich-Distanzierens. Von niemandem ernst genommen, führen sie ein Schattendasein und wo sie noch den Mut haben, sich „Konservative“ zu nennen, wie in Großbritannien, betreiben sie eine Politik, die von den Liberalen kaum noch unterscheidbar ist (14). Längst haben fast alle Konservativen sich von den ideologischen Inhalten verabschiedet, die man als „rechts-konservativ“ bezeichnen kann: Aristokratische  Regierungsformen, Religiosität, autoritärer Staatsaufbau bei gleichzeitiger Rechtssicherheit, rechter Antikapitalismus durch Kleinhaltung der Händler- und Kapitalistenklasse.

Bei einigen Erscheinungen des Konservativismus vor allem in der Zwischenkriegszeit waren dagegen die Übergänge zum Faschismus fließend. Erinnert sei an die katholische Soziallehre, prominent repräsentiert durch den „Austrofaschismus“ und dessen Chefideologen Othmar Spann, den Distributismus des Engländers Chesterton (dessen Bruder übrigens die katholisch-konservative Figur des Pater Brown erfand), der katholische Integralismus (15) neben Österreich hauptsächlich in Brasilien (Plinio Salgado und Getúlio Vargas), Frankreich (Charles Maurras), Portugal (Salazar), Polen (Pilsudski), Spanien (Franco) und Mexiko (Goldhemden)  vertreten.

Dass Konservative in unserer modernen Welt keine Rechten mehr sind, ist ein so offensichtlicher Tatbestand, dass er eigentlich von niemandem bestritten wird. Allenfalls Antifaschisten bezeichnen gelegentlich Konservative als „Rechte“ in der Hoffnung, erstere damit diffamieren und noch mehr ins politische Abseits drängen zu können.

Was also ist rechts?

Zwei geschichtliche Daten markieren den schleichenden, aber anscheinend unaufhaltsamen Übergang von rechter nach linker politischer Hegemonie. Es sind dies, wie bereits angedeutet, die Amerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776 und die Französische Revolution von 1789. Diese beiden welthistorischen Ereignisse markierten einen entscheidenden Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte. Zum ersten Mal waren die Menschen formell aufgerufen, sich aktiv an den politischen Prozessen in ihrem Land  zu beteiligen, indem ihnen die neue Obrigkeit einredete, diese durch persönliches Engagement beeinflussen zu können. Vorher war Politik die Angelegenheit einer kleinen Minderheit, die Masse des Volkes nahm politische Entscheidungen nur dann wahr, wenn sie selbst davon betroffen war. Mit der Einbindung weiter, aber keineswegs aller Bevölkerungskreise (die Sklaven und der Vierte Stand blieben weiterhin außen vor), gelang es dem Bürgertum, die Aristokratie schrittweise von der Macht zu verdrängen. Dabei waren keineswegs philanthropische, heute euphemistisch als „demokratisch“ bezeichnete, sondern eisenharte egoistische Motive die Triebfeder der beginnenden  Machtverschiebung, die in der politischen Regierungsform endete, die wir heute als Demokratie bezeichnen.

Prinzipien statt Illusionen – ein Kurzkompendium rechter und linker Denkweisen

  • Identität statt Globalismus und Entfremdung. Ordnung statt Auflösung, Differenzierung statt Gleichschaltung. DAS sind die drei rechten Grundprinzipien. Jeder mag nach der Lektüre dieses Aufsatzes für sich selber entscheiden, ob Nationalsozialisten, Nationalbolschewisten, Faschisten und Konservative ihrem konkreten Verhalten nach diesen Prinzipien entsprechen.
  • Reichsidee statt Nationalstaat. Imperium statt Imperialismus. Die Thematik wurde bereits beim Kapitel über den Faschismus genauer erläutert und muss hier nicht wiederholt werden.
  • Schwacher Staat und wenig Bürokratie, aber starke Regierung. Linke Experimente enden dagegen stets mit der Einschränkung persönlicher Freiheiten; Einschränkungen, die immer wieder bis zum Bau von Stacheldrahtverhauen und Konzentrationslagern führen, um das „linke Paradies“ vor imaginären Feinden oder vor dem von linken Gutmenschen angeblich so hingebungsvoll betreuten gemeinen Volk zu schützen. Übrigens ein besonders plastisches Beispiel dafür, dass der Nationalsozialismus linke Praktiken übernahm und „verfeinerte“ bzw. brutalisierte, nicht aber erfand. Rechte brauchen keine Lager, um die Menschen zu ihrem Glück zu zwingen. Aus rechten Staaten konnte und kann man jederzeit problemlos ausreisen. Eine Zwangsbeglückung ist rechtem Denken fremd.
  • Rechtes Denken ist nicht doktrinär verhärtet, dogmatisiert oder gar „alternativlos“. Rechte verfügen über keine Klassiker, seien es Marx, Engels, Adam Smith, Voltaire, Rousseau oder Darwin. Rechte orientieren sich an den Menschen, wie sie Gott oder ein anderes höheres Wesen geschaffen hat. Rechte wollen im Gegensatz zu Linken keine Kunstmenschen durch ideologische Experimente oder Erziehungsdiktaturen klonen. Dazu Dávila:„Wenn der Mensch sich nicht von den Göttern in Zucht nehmen lässt, nehmen ihn die Dämonen in die Zucht.“
  • Rechte halten die Vorstellung für zukunftsfähiger, dass es Götter gibt, denen man sich freiwillig unterordnet als die heute gängige Praxis, dass Menschen sich selber zu Göttern erklären und heilige Haine plattwalzen, um Raum für Einkaufszentren zu schaffen. Hier ein diesmal geringfügig von mir (WB) verändertes Dávila-Zitat: Wo die traditionale Religion verschwindet, erfinden Habsucht, Neid und Geilheit tausend Ideologien, um sich zu rechtfertigen.“ Das Original-Zitat ist in den „Einsamkeiten“ auf S.105 nachzulesen.
  • Rechte sind gelassen, bescheiden und lächeln gerne. Linke sind laut, schreien und lachen grölend.
  • Die Ansammlung materieller Güter ist für Rechte nicht identisch mit dem Sinn des Lebens. Habgier ist eine linke Eigenschaft.

In diesem Zusammenhang sind zwei statistische Erhebungen von Interesse. So stieg das Bruttosozialprodukt Brasiliens im Zeitraum  2007 – 2011 von 2 558 Mrd. R$ auf 4143 R$, also um ca. 61% (16).  Selbst wenn man das während der Berechnungszeit erfolgte Bevölkerungswachstum mit einberechnet, ergibt sich eine deutliche Steigerung des Pro-Kopf-Einkommens. Die Brasilianer sind also reicher geworden, sie verfügen heute über deutlich mehr materielle Güter. Nach allen linken Theorien müssten sie deshalb glücklicher und zufriedener sein. Bezeichnenderweise ist das Gegenteil der Fall. Im gleichen Zeitraum, also von 2007 – 2011 ging die Zahl der Brasilianer, die sich selbst als „glücklich“ bezeichnen von 39% auf 30% zurück (17). Das ist zwar immer noch über dem Weltdurchschnitt, der bei 20% liegt (in der BRD bezeichnen sich übrigens 16% der Bundesbürger als „glücklich“), aber es ist ein signifikanter Rückgang.

Wohlstand macht nicht glücklich, sondern erzeugt Neid und Missgunst. Eine alte menschliche Erkenntnis, die nur von linker Seite heftig bestritten wird.

  • Für Rechte gibt es ewiggültige Gesetze und Werte, die kein Parlament und kein Aristokrat der Welt abschaffen kann. Das schafft Rechtssicherheit und verhindert Rechtsbeugung. Linke ändern Gesetze in einer Schnelligkeit und Gedankenlosigkeit, wie der moderne Mensch seine Lebensabschnittspartner,  Parteien oder auch seine Unterwäsche wechselt.
  • Freiheit bedeutet für Rechte, keine Angst zu haben – vor nichts und niemandem. Rechte besitzen die innere Freiheit, demjenigen Herren freiwillig zu dienen, der sich dessen als würdig erweist.

Welche Freiheit sucht dagegen die Linke? Die Freiheit, ihren Hedonismus, ihren Narzissmus, ihre Gemeinschaftsunfähigkeit und ihren Materialismus ungestört und ungehemmt austoben zu können.

  • Rechte betrachten Hierarchie und Aristokratie als Normalformen menschlicher Herrschaft und überlassen es Dritten, darüber zu entscheiden, wer an der Spitze der Hierarchie steht, weil er aristokratisch handelt. Linke betrachten sich automatisch und ausnahmslos als an der Spitze der Hierarchie stehend (vgl. meine einleitende Beobachtung).
  • Rechte wollen kein Zurück in eine nostalgisch verklärte Vergangenheit, sondern nur erreichen, dass dieser Planet für die Spezies Mensch auch in Zukunft bewohnbar bleibt. Linke dagegen träumen von einem fernen Paradies, das schrecklicher sein würde, als all das, was wir uns heute auch nur ausmalen können.
  • Für Rechte gibt es wertvollere und andere Genüsse als diejenigen, die wir mit den Tieren teilen. Eine Vorstellung, die linkem Denken vollkommen fremd ist. Geistig verharren die Linken in der Vorstellungswelt und den Problemen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, ohne begriffen zu haben, dass sich der Menschheit längst neue Herausforderungen stellen. Problemstellungen, die von den Klassikern des Marxismus und der Aufklärung nicht vorauszusehen waren bzw. mitverursacht wurden.
  • Rechte betrachten das Wort „reaktionär“ nicht als negativ besetzt, sondern als einen weiteren Begriff mit Doppelcharakter wie die Ausdrücke Nationalismus und Faschismus. Ihre Konnotationen sind offen. Dávila bezeichnet sich selbst als „reaktionär“, um sich bewusst von Konservativen, aber auch von weichgewaschenen „Rechten“ abzugrenzen. Er benutzt den Begriff aber auch, um zu provozieren. Im Gegensatz dazu übersetzte Ernst Jünger das Wort reaktionär mit „historischer Wehleidigkeit“. Dazu muss man aber wissen, dass Jünger in der Zwischenkriegszeit im Anschluss an seine Erlebnisse als Frontsoldat Mitglied der „Gruppe Sozialrevolutionärer Nationalisten“ (GSRN) war, einer nationalbolschewistischen Kleingruppe. Und aus deren Sicht war damals alles und jeder reaktionär, weil man sich selbst an der Spitze von etwas völlig Neuem stehend verstand.

Auf Fehlentwicklungen zu reagieren, also reaktionär zu handeln, ist per se nichts Schlechtes. Actio und reactio sind physikalische Prinzipien und damit wertneutral. Es kommt also beim Begriff „reaktionär“ vor allem darauf an, herauszustellen, wer dieses Wort in die Diskussion einbringt und warum.

Andere haben nun vorgeschlagen, die Begrifflichkeit „Renatismus“, also Wiedergeburt, einzuführen, um darauf hinzuweisen, dass das heutige System nicht nur nicht zu reformieren ist, sondern auch eine Reaktion nicht mehr möglich ist. Der Niedergang kann nicht mehr aufgehalten werden, eine Rückkehr zu den gar nicht so guten alten Zeiten ist weder machbar noch wünschenswert und die von manchen geforderte Beschleunigung des Niedergangs der modernen Welt durch Akte der Sabotage, dürfte außerhalb jeglicher Realität stehen. Eine Art Wiedergeburt könnte tatsächlich einen Ausweg aufzeigen, wenn sie einige der hier beschriebenen Prinzipien integrierte. Es würde sich lohnen, zu diesem Thema eine eigene Debatte zu führen. Dafür ist hier aber weder der richtige Ort, noch ausreichend Platz.

Die Umsetzung bzw. Wiederbelebung dieser Ideen, die der Menschheit seit über 70 000 Jahren (18) das Existenzrecht auf diesem Planeten gesichert haben, könnte verhindern, was der Aphoristiker Gómez Dávila in einer seiner Scholien so klar zum Ausdruck bringt: „Die Erde wird nie ein Paradies sein, aber vielleicht lässt es sich vermeiden, dass sie zu einem schäbigen, verkommenen Abklatsch der Hölle wird.“

Das Land der Rechten ist heute weit entfernt, schwach bewohnt und bei den modernen Klonmenschen aufs heftigste verrufen. Es ist tatsächlich ein gefährliches Land geworden, denn es fehlen  die gewohnten Trampelpfade, die nicht bevölkert sind von Polittouristen, die sich darüber streiten, wer für ihre „Entbehrungen“ aufkommt, sollten sie Opfer von Unannehmlichkeiten werden, die nicht in ihren politischen Lehrbüchern vorgesehen waren. Es ist ein Land, in dem noch Abenteuer warten, Überraschungen, Entdeckungen. Kurz gesagt, es ist eine neue, eine aufregende, eine spannende, eine faszinierende Welt. Fast vergessen und dabei so alt wie das Leben der Menschen auf unserem Planeten. Erobern und erforschen wir dieses Land aufs Neue, während die linken Herdentiere keifend und geifernd darum streiten, wer auf ihrem Trampelpfad in den Untergang den Vortritt erhält.

Anmerkungen und Literaturverweise

(1) Norbert Borrmann: Warum rechts? Vom Wagnis, rechts zu sein. Regin-Verlag 2011.

 (2) Joachim Fest: Hitler. Eine Biographie. Frankfurt a. M., Propyläen 1973, 1190 Seiten, zahlr. schwarz-weiß Abb., Gebunden. Das Standardwerk über Entstehung, Aufstieg, Macht und Niedergang des Nationalsozialismus. Fest vermeidet dabei konsequent politisch-korrekte Sprechblasen und ahistorische Legendenbildungen und versucht stattdessen, den Nationalsozialismus aus seiner Zeit zu erklären. Mit anderen Worten, das Buch ist ein historisches Werk wie es der Vater aller deutschen Geschichtsschreiber Ranke forderte und damit weder eine Apologie des Dritten Reiches noch eine irrationale Verteufelung desselben.

(3) Aufsätze zur Diskussion, Hefte Nr. 69 und 70, Nationalsozialismus I und II, erschienen im Verlag Theoretischer Kampf (VTK). In diesen Heften wird – eine Seltenheit, um nicht zu sagen Einmaligkeit in marxistischen Kreisen – versucht, den Nationalsozialismus sachlich und ohne hysterische Denunziation zu erklären. Bezugsquelle: www.kommunistische-debatte.de

(4) Frank-Lothar Kroll: „Neuer Mensch – Utopische Potentiale im Nationalsozialismus und im Bolschewismus,“ in: Uwe Backes (Hrsg.): Rechtsextreme Ideologien in Geschichte und Gegenwart, Köln 2003, S. 139-157.

(5) Julius Evola: Das Doppelantlitz des Nationalismus“, in: Tradition und Herrschaft. Aufsätze von 1932 – 1952, Aschau im Chiemgau 2003, S. 21-29

(6) Louis Dupeux: „Nationalbolschewismus” in Deutschland 1919–1933, Kommunistische Strategie und konservative Dynamik, Beck, München 1985. In Historikerkreisen mittlerweile anerkannt als das das Thema abschließende Werk über die Strömungen der Weimarer Republik, die üblicherweise unter den Begriffen Nationalbolschewismus und sozialrevolutionärer Nationalismus subsumiert werden und links von den „Konservativen Revolutionären“ Armin Mohlers zu verorten sind.

(7) Im Zuge der Griechenlandkrise zeigte die vermeintlich orthodoxe KKE (Kommunistische Partei Griechenlands) eindeutig nationalbolschewistische Züge, indem sie griechisch-nationalistische Forderungen stellte, die mit proletarischem Internationalismus nichts mehr zu tun haben. Ähnliches, wenn auch in abgeschwächter Form gilt für die portugiesische PCP. Alle anderen vormals orthodox-kommunistischen Parteien sind ins Lager des ehemaligen Klassenfeindes übergelaufen. Besonders krasse Beispiele sind die deutsche und die schwedische Linkspartei.

(8) Auf die Bezeichnung „Faschist“ und „Faschismus“ für jeden und alles, das sich in der BRD nicht gleichschalten lässt, wird hier nicht weiter eingegangen, da es bei dieser Vorgehensweise nur um die systematische Kriminalisierung Oppositioneller und Andersdenkender geht,            die sich der von der rot-grünen Obrigkeit verordneten Uniformierung des Denkens widersetzen und ein selbstbestimmtes Leben führen wollen.

(9) Ernst Nolte: Der Faschismus in seiner Epoche. Action francaise – Italienischer Faschismus – Nationalsozialismus. München 1963. Im Vergleich zu seinen Spätwerken und seinen Aussagen im Historikerstreit  (1986) noch relativ an den politischen mainstream angepasstes Buch.

(10) Ernst Nolte: Späte Reflexionen: Über den Weltbürgerkrieg des 20. Jahrhunderts, Karolinger Verlag, Wien 2011. In seinem Spätwerk zeigt Nolte mehr Sympathien bzw. Verständnis für den Faschismus als in seinem oben erwähnten Frühwerk. Vgl. auch Arne Schimmer, Weltbürgerkrieg, Singularität, kausaler Nexus: Ernst Nolte und die Schlüsselfragen des 20. Jahrhunderts. hier&jetzt Nr. 18, S.134 ff.

(11) In Asmara, der Hauptstadt des ostafrikanischen Staates Eritrea, gelten die während der italienischen Besatzungszeit von 1936 – 41 errichteten öffentlichen Gebäude mittlerweile als „Weltkulturerbe“. Eine undenkbare Vorstellung für irgendein Bauwerk, das von den deutschen Nationalsozialisten errichtet wurde.

(12) Paul Edward Gottfried, Die linke Weltpolitik scheint mir verquer zu sein, hier&jetzt, Nr. 18,  S.32 ff.

(13) Karl-Heinz Weiβmann: Armin Mohler. Eine politische Biographie, Edition Antaios, Schnellroda 2011. Obwohl sich Mohler in seinen letzten Jahren als „Faschist“ outete, beschreibt Weiβmann anschaulich, wie Mohler während seiner aktiven Zeit als Publizist stets versuchte, den liberal-konservativen Franz-Josef Strauss als „Rechten“ aufzubauen bzw. diesen in diese Richtung zu beeinflussen. Ohne jeden Erfolg, wie wir heute wissen. Strauss betrachtete seine „rechten“ Anhänger bestenfalls  als „Hilfstruppen“, mit denen man „nicht zimperlich“ umzugehen brauche.

(14) Das ist auch der Grund, weshalb es in Großbritannien mittlerweile zwei nennenswerte Parteien rechts der Konservativen gibt: Die völkisch-nationale British National Party (BNP) und die EU-feindliche, isolationistische United Kingdom Independence Party (UKIP).

(15) Unter Integralismus versteht man die kirchenpolitische Tendenz, die alle Lebensgebiete aus dem Katholizismus heraus gestalten will und damit eine relative Selbständigkeit der verschiedenen kulturellen Gebiete leugnet. Ein aktuelles Beispiel für den Versuch den Integralismus (heute oftmals als Katholischer Traditionalismus bezeichnet) in die Realität umzusetzen, ist die Priesterbruderschaft St. Pius X. Auch im Islam gibt es Gruppen, die man als „islamische Integralisten“ bezeichnen könnte (Wahabiten, Salafisten, Schiiten z.B.) Etwas überspitzt formuliert könnte man den Integralismus als Theokratie, aber nicht mit Theologen, sondern Politikern oder Monarchen an der Staatsspitze bezeichnen. Vgl. auch: http://www.kathpedia.com/index.php?title=Integralismus

(16) IBGE (Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística) 2007 beziehungsweise 2011.

(17) Zeitschrift “Super Interessante”, São Paulo, April 2012, S.13

(18)  Vgl. W.Bendel, in hier&jetzt Nr.18, Fußnote 5, Seite 64.  Vor ca. 74 000 Jahren geriet die Menschheit durch einen gigantischen Vulkanausbruch im indonesischen Archipel an den Rand der Ausrottung. Die Schätzungen schwanken, ob damals nur einige tausend oder doch ca. 100 000 Angehörige unserer Spezies überlebten. (…)