Die Europäer haben ein tierisches Problem

von | 08. Jul. 2021 | Deutschland und die Welt

Der Skye Terrier des Nachtwärters John Gray soll nach dem Tod seines Herrchens, so erzählt man es sich, 14 Jahre lang an dessen Grab auf dem Kirchhof der Greyfriars Kirk in Edinburgh getrauert haben, bis er im Jahre 1872 schließlich selbst starb und in der Nähe seines Herrchens beerdigt wurde. Das seltsame Verhalten des Vierbeiners machte in Schottland bald die Runde und es fanden sich um die Mittagszeit regelmäßig Schaulustige ein, die den Hund bei seinem täglichen Trott zum nahegelegenen „Coffee House“ beobachten wollten, wo man ihm das Fressen reichte. Sir William Chambers, seines Zeichens Bürgermeister der Stadt Edinburgh und Direktor der Schottischen Gesellschaft zur Prävention von Tierquälerei, kaufte dem Terrier ein Halsband, das sich heute im Museum der Stadt befindet. Um „Greyfriars Bobby“, so hatte man das Tier getauft, posthum zu ehren, veranlasste Lady Burdett-Coutts ein Jahr nach dessen Ableben den Bau eines Brunnens, der von einer lebensgroßen Statue des Skye Terriers gekrönt wurde. Eine Autopsie von Bobbys sterblichen Überresten ergab als Todesursache Krebs. Zahlreiche Bücher und Filme handeln von Greyfriars Bobby, darunter auch ein Roman der amerikanischen Schriftstellerin Eleanor Stackhouse Atkinson aus dem Jahr 1912 sowie der darauf basierende Walt-Disney-Spielfilm Greyfriars Bobby – Die wahre Geschichte eines Hundes. Dass die Faszination für den Terrier trotz der Einwände von Freizeithistorikern wie Jan Bodeson, der die Ansicht vertritt, es habe sich in den 14 Jahren um zwei verschiedene Hunde gehandelt, von denen keiner jemals John Gray gehört habe, auch heute noch groß ist, wird daran deutlich, dass erst 2016 ein Orchesterstück mit dem Titel Greyfriars Bobby – Die Geschichte einer bedingungslosen Liebe komponiert wurde.

Man sieht an der Verehrung dieses Vierbeiners ganz deutlich, dass die fast schon bis ins Absurde gesteigerte Tierliebe der Europäer, die Martin Sellner unlängst in einem seiner Videos thematisiert hat, kein neues Phänomen ist. Auch ich stand schon vor Bobbys Grab – allerdings eher zufällig. Ich bitte insbesondere alle Haustierbesitzer unter den Lesern die folgenden Ausführungen, zu denen ich ursprünglich von einem Freund aus Bosnien angeregt wurde, cum grano salis zu nehmen und nicht jedes meiner Worte auf die Goldwaage zu legen.

Es ist bekannt, dass die Tierliebe der Europäer, besonders der Nord- und Mitteleuropäer, beinahe grenzenlos ist, wenn wir ihr die Grausamkeit zur Seite stellen, mit der in vielen Teilen der Welt Tiere gequält werden. Aus eigener Anschauung kenne ich diese Tierquälereien aus dem arabischen Raum, aus Indien und Afrika, aber auch philippinische Matrosen lassen zuweilen eine Ziege auf qualvolle Weise verenden, indem sie ihr einen Wasserschlauch die Gurgel hinunterstoßen und das Ventil aufdrehen. Davon jedenfalls berichtete mir ein Freund, der als Deckskadett einer solchen Grausamkeit beiwohnen musste. Die Filipinos hätten sich dabei vor Lachen die Bäuche gehalten, und er habe sich um ein Haar übergeben müssen. Ich bin durchaus froh, dass wir als Europäer eine solche Tierquälerei in der Regel nicht als gelungenen Scherz auffassen. Trotzdem kann man es auch mit der Tierliebe zu weit treiben. Am ernstesten scheint die Lage in Deutschland und Großbritannien, wo man mit dem „Cruel Treatment of Cattle Act“ von 1822 das Wohlergehen von Nutztieren sicherstellte, bevor man sich 1842 mit dem „Mines Act“ dazu entschloss, das gesetzliche Mindestalter für Minenarbeiter auf zehn Jahre festzulegen.

Dabei denke ich nicht einmal an die wenigen Zeitgenossen, die ihre Hunde in feinste Seide kleiden oder ihnen die Krallen lackieren. Das Marktvolumen für Heimtierbedarf beträgt in Deutschland insgesamt rund 4,7 Milliarden Euro, was die Bundesrepublik nach Großbritannien zum zweitwichtigsten Markt der Branche in Europa macht. Das nachgefragteste Produkt ist dabei die Fertignahrung mit mehr als drei Milliarden Euro Umsatz. Auf Zubehör und Bedarfsartikel entfallen über 900 Millionen Euro jährlich.

Rund 34 Millionen Haustiere halten die Deutschen schätzungsweise, von denen Katzen und Hunde laut Berechnungen des Zentralverbandes Zoologischer Fachbetriebe den größten Anteil stellen. Sieht man sich zum Vergleich die Anzahl der Kinder an, die 2016 in der Bundesrepublik lebten, bekommt man es mit der Angst zu tun: 11,05 Millionen Kinder gab es in der Bundesrepublik im Jahr 2016. Besonders pikant ist die Tatsache, dass in jenem Jahr so viele Kinder geboren wurden, wie seit Jahrzehnten nicht mehr und 20 Prozent dieser Neugeborenen eine ausländische Mutter hatten. Dabei sind zum einen die Kinder, die einen Vater mit ausländischem Pass hatten, nicht eingerechnet, zum anderen die Heerscharen von Eingebürgerten und weiters diejenigen Personen mit partiellem Migrationshintergrund, die schon mit der deutschen Staatsangehörigkeit zur Welt kommen.

Obgleich es dazu meines Wissens keine Zahlen gibt, ist davon ausgehen, dass die überwiegende Mehrheit der Haustierbesitzer sich aus den Reihen derjenigen rekrutiert, „die schon länger hier leben“, denn wenn wir von den jungen Türken mit Jogginghose, Alpha-Jacke, Boxerschnitt und Kampfhund einmal absehen, müssen wir den Hund und auch die Katze, erst recht aber den Hamster in erster Linie als Accessoires von Einheimischen betrachten. Jedenfalls werden Haustiere selten mit unbegleiteten Minderjährigen in Verbindung gebracht, und auch die typische mohammedanische Großfamilie legt sich im Normalfall keinen „dreckigen Köter“ zu. Hat man schon jemals einen Afghanen mit Dalmatiner gesehen oder einen nicht in Deutschland aufgewachsenen Schwarzafrikaner von seinem Bartagame schwärmen hören? Ich glaube, dass man hier getrost von Einzelfällen sprechen könnte.

Nehmen wir einmal an, dass von den elf Millionen Kindern sechs bis sieben Millionen keinen Migrationshintergrund haben, von den 34 Millionen Haustieren indes 30 Millionen oder mehr bei einem Herrchen ohne Migrationshintergrund wohnen. In diesem Fall hätten Deutsche viermal so häufig Tiere im Haus wie Kinder! Selbstverständlich besitzen manche Herrchen auch mehr als ein Tier, aber das gilt schließlich auch für Eltern und die Anzahl ihrer Kinder. Ein Hund kommt den Besitzer natürlich billiger als ein Kind und ist obendrein pflegeleichter. Der Hund verlangt nicht nach Markenkleidung, wenn er in die Pubertät kommt, übertreibt es garantiert nie mit dem Alkohol und wird auch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein kostspieliges Studium aufnehmen, sofern es die Grünen mit der Inklusion in absehbarer Zeit nicht noch weiter auf die Spitze treiben.

Aber es gibt noch andere Gründe für die Kynomanie, also die Hundebesessenheit der Deutschen. Wenn der Eros geht, kommt bei vielen älteren Weibchen der Spezies Homo sapiens die Religiosität, pflegte ein Freund aus Österreich immer zu sagen. Bei anderen kommt das Schoßhündchen – und bisweilen auch beides zusammen, möchte ich hinzufügen. Und das zumal in den Fällen, in denen Madame sich zeitlebens nicht ein einziges Mal in anderen Umständen befunden hat. Das Haustier wird zum Ersatz für eigene Kinder, wenn eine Frau sich plötzlich in den Wechseljahren findet und bis dahin ihre biologische Bestimmung nicht erfüllen konnte, weil sie fast zwei Jahrzehnte lang einer Karriere oder dem perfekten Partner nachgejagt ist. Diese Frauen sind aus demselben Grund auch besonders gefährdet, sich gleichsam als Ersatzmütter der kleinen Flüchtlingsbabys mit den großen Kulleraugen zu gerieren, die man in der Glotze so häufig zu sehen bekommt. Das beste Beispiel für diese Klientel ist unsere Frau Bundeskanzlerin selbst, von der zwar bisweilen behauptet wird, sie möge keine Hunde, die sich dafür aber umso rührender um unbegleitete Minderjährige sorgt. Auch sie ist kinderlos. Die Leidtragenden sind unsere eigenen Kinder, deren Zukunft sehenden Auges verspielt wird. Alles in allem bleibt uns mit einem Augenzwinkern zu konstatieren, dass Europa ein tierisches Problem hat. So oder so.