Der Wille zur Macht

von | 06. Feb. 2020 | Philosophie & Theorie

Der nachfolgende Text ist ein Auszug aus einem sich derzeit in Arbeit befindlichen Grundlagenbuches und wird hier veröffentlicht, um dem Leser eine kleine Vorausschau zu geben.

Wo eines Platz nimmt, muß das andre rücken,

Wer nicht vertrieben sein will, muß vertreiben,

Da herrscht der Streit, und nur die Stärke siegt.

(Friedrich Schiller in Wallenstein)

Wenn wir uns zu einer neuen Aristokratie bekennen, so bekennen wir uns schließlich auch zu einer neuen Elite. Diese muss in einem Antagonismus zur derzeitig herrschenden Elite stehen. Quasi eine Gegenelite. Mag die derzeitige Lage nicht unbedingt vermuten lassen, dass das vorherrschende Regime bald abdanken wird, ist es dennoch essentiell, klar zu formulieren, was man will. Neben den Ideen, die wir nun reichlich auf dieser Plattform geäußert haben, muss auch der Wille definiert sein. Denn er ist die Vorstufe zur Tat und diese ist letztlich nichts weiter als der geformte Wille, zumindest wenn sie von jenen begangen wird, die ihre Taten fein säuberlich planen. Die ultimative Forderung, die eine revolutionäre Bewegung forcieren kann, ist die Ergreifung der Macht. Im Folgenden werden wir uns mit dem Begriff vom „Willen zur Macht“ beschäftigen. Dabei beleuchten wir selbigen von unserem Standpunkt aus, eine dem Status Quo entgegenstehenden Position. Während die herrschende Ideologie – und diese ist der Neoliberalismus – auf den drei Säulen universalistischer Transmenschismus, Egalitarismus und Multikulturalismus basiert, postuliert die Echte Rechte einen Europäischen Nationalismus, der auf einem lebensechten Menschenbild, einer hierarchisch-elitären und einer ethnohumanistischen Grundlage fußt. Es stehen sich damit zwei Parteien unversöhnlich gegenüber. Es handelt sich um zwei eigene Planeten, eigene Welten, die ihre eigenen Gesetze und Regeln haben. Während auf der einen Seite alle Erkenntnisse über den Menschen geleugnet werden, vertritt man sie auf der anderen umso härter. Es ist keine Frage, dass es sich um einen Antagonismus und nicht um einen Widerspruch im dialektischen Sinne handelt. Daher kann die ultimative Forderung nur die Macht sein, die von einem wahrhaftigen Willen verfolgt wird.

Die Echte Rechte muss demnach eine klare und verständliche Definition von diesem „Willen zur Macht“ haben. Es geht dabei nicht um irgendwelche Gewaltfantasien, die häufig bei Revoluzzern anzutreffen sind. Es geht dabei um eine geistige Revolution, und das muss eine Umwertung aller Werte sein. Diese Umwertung kann nur dann von Erfolg gekrönt sein, wenn sie bereits in jenen im Inneren vollzogen wurde, die sie anstreben. Erst dann kann gewährleistet sein, dass die Umwertung zu einer allgemeinen Transzendenz wird und sich Bahn bricht. Natürlich müssen dafür auch die notwendigen historischen Umstände gegeben sein. Dennoch, der „Wille zur Macht“ setzt voraus, dass die Echte Rechte zu Konflikten bereit ist und kompromisslos ihre Sendung verfolgt. Verstehen wir Schiller in seinem Wallenstein richtig, so ist der Streit dort vorprogrammiert, wo sich der eine seinen Platz nimmt, denn ein anderer wird von dort vertrieben.

 

Was ist Macht?

In seinem 1921/1922 erschienenen Werk „Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verschiedenen Soziologie“ versteht Max Weber unter Macht „jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht“. Damit definiert der deutsche Nationalökonom die Macht zunächst einmal als etwas, was sich zwischen mindestens zwei Subjekten abspielt. Deshalb handelt es sich bei dem Begriff „Macht“ um einen relationalen, der ein soziales Verhältnis zwischen einer Machtquelle und einer oder auch mehrerer Zielpersonen besteht, beschreibt. Es geht dabei darum, das Verhalten dieser Zielperson(en) zu beeinflussen.

Etymologisch stammt das Wort vom indogermanischen magh ab, was so viel wie „Vermögen, können oder helfen“ bedeutet. Diese Chance, von der der Philosoph Weber also vor knapp einhundert Jahren sprach, ist eine Art Vermögen oder Potenzial, was eine Machtquelle aufbringt. Weber verstand seinerzeit Macht als etwas, was auch notfalls unter der Anwendung von Gewalt erzwungen werden konnte. Nicht anders ist es zu verstehen, wenn er davon sprach, dass mittels Macht auch gegen den Willen einer Zielperson das Verhalten derselben beeinflusst werden könne. Diese Charakterisierung trifft auf die heutige Zeit nicht mehr zwangsläufig zu. Wenn wir von der staatlichen Macht sprechen, dann ist diese sicherlich auch mit der Möglichkeit, notfalls Gewalt zur Durchsetzung ihres Willens anzuwenden, verknüpft. Dennoch wenden die herrschenden Eliten in erster Linie Instrumente der sogenannten „Softpower“ an. Softpower ist das Gegenteil von Hardpower. Anhand der im Folgenden aufgelisteten Charakteristika der Macht, werden wir den Unterschied genauer beleuchten.

Macht lässt sich also durch drei Kriterien definieren:

  1. Sie findet in sozialen Beziehungen statt.
  2. Die Macht ist allgegenwärtig und findet deshalb auch in allen sozialen Beziehungen statt.
  3. Das Machtverhältnis zwischen Quelle und Zielperson ist asymmetrisch.

Obgleich die Machtquelle den beherrschten Zielperson(en) überragend gegenübersteht, also eine Asymmetrie zwischen beiden besteht, übt letztere jedoch auch Macht auf erstere aus. Das Machtverhältnis ist also auch immer ein dynamisches Verhältnis, welches ständig unter Schwankungen steht. Machiavelli warnte den Fürsten daher auch seinerzeit davor, sich auf die Ewigkeit von Fortuna zu verlassen. Das Machtverhältnis sei daher auch immer vom Glück des Fürsten beeinflusst und dieses könne schließlich auch in sein Gegenteil umschwenken.

Macht neigt zudem dazu, sich mittel- oder langfristig zu institutionalisieren. Daher ist eine Institution wie der Staat als Machtapparat, der einen Ordnungsrahmen vorgibt, auch eine logische Folge von Machtwachstum. Diese institutionalisierte Macht bezeichnen wir daher auch als Herrschaft.

Macht, also die Überlegenheit eines Subjektes über ein anderes, kann sich u. a. ausdrücken in folgender Art und Weise:

  • Netzwerke und Beziehungen
  • Überlegenes Wissen, also informelle Ressourcen, die einen Vorteil bringen
  • Die persönliche Ausstrahlung, die sich in einem gewissen Habitus auszeichnet[1]
  • Die physische Überlegenheit
  • Durch wirtschaftliche oder militärische Ressourcen und Vorteile[2]

Für die Ausübung von Macht gibt es zudem diverse Instrumente. Im Folgenden eine Auflistung, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt:

  • Macht durch Belohnung und Bestrafung bzw. Zwang
  • Macht durch Legitimation[3]
  • Macht durch Identifikation[4]
  • Macht durch Informationen[5]
  • Macht durch Fach- und Sachwissen[6]

Von den o. g. Instrumenten sind Belohnung und Bestrafung die teuersten, da die Überprüfung der Wirksamkeit selbiger zu hohe Kosten verursachen. Hingegen sind die anderen zu bevorzugen. Diese zu präferierenden Machtinstrumente bezeichnen wir daher auch als Softpower, da sie keinen direkten Zwang und keinen unmittelbar spürbaren Einfluss anzeigen lassen, jedoch weitaus effektiver sind.

Macht ist jedoch nicht nur den Politikern und großen Konzernen allein vorbehalten. Jedes Subjekt und damit auch jeder Mensch übt Macht aus. Macht ist eine allgemeine Erscheinung und zieht sich konstant durch das gesamte Leben eines Subjektes. Sie ist eine Konstante der menschlichen Natur, wie wir im nächsten Abschnitt sehen werden.

 

Der Wille zur Macht als Grundlage allen Lebens

Was genau ist damit gemeint, dass Macht eine Konstante der menschlichen Natur darstellt? Der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche beschrieb den „Willen zur Macht“ als ein Lebensprinzip, dem alle Einheiten, alle Individuen und Lebewesen folgen würden. Jedes Ding an sich ist demnach von dem „Willen zur Macht“ angetrieben und dehnt sich aus bzw. strebt nach Expansion. Der Philologe und Seher des damals aufkommenden Nihilismus sah in der Welt ein stetes Ringen. Nicht nur jedes Subjekt, sondern jedes Atom strebe nach Macht und dehne sich aus und würde sich gegen Vertreibung wehren. So schrieb er in einem seiner vielen Aphorismen: „Eine Vielheit von Kräften, verbunden durch einen gemeinsamen Ernährungs-Vorgang, heissen wir ‚Leben‘. Zu diesem Ernährungs-Vorgang, als Mittel seiner Ermöglichung, gehört alles sogenannte Fühlen, Vorstellen, Denken“[7].

Nach Nietzsche lässt sich dieser allem Leben innewohnende „Wille zur Macht“ durch drei Kriterien definieren:

  • Die Widerstrebung gegen alle anderen Kräfte.
  • Die Einflussnahme auf die Umgebung (Gestalt und Rhythmus).
  • Die Aufnahme oder Abstoßung anderer Vielheiten von Kräften bzw. Lebewesen.

Des Weiteren wirke dort umso höhere Kraft, desto höher der Drang zu dieser Macht sei. Auch nach Nietzsche handelt es sich also um ein dynamisches Prinzip zwischen allen Akteuren einer Gesellschaft, die von dem Willen zur Macht angetrieben und beherrscht wird. Die Einflussnahme jedes Dings auf seine Umgebung ist demnach der Kern allen Handelns. Thomas Hobbes stellte sich daher den Naturzustand des Menschen als Kampf aller gegen alle vor, der nur durch einen Leviathan, einem Herrscher, der kraft seiner Legitimation als Machtinhaber einen Ordnungsrahmen gebe. Dieser Leviathan müsse sich jedoch selber nicht an diesen Ordnungsrahmen halten. Vielmehr darf er sich nicht daran halten, weil er ansonsten die Ordnung nicht durchsetzen könne. Der Leviathan ist demnach der vollste Ausdruck von Macht.

Wird dieser Gedanke bis in seine Endkonsequenz weitergedacht, ist eine Verwirklichung der Nivellierung der menschlichen Rangordnung in der Gesellschaft zu hinterfragen. Im besten Fall könnte demnach eine Demokratie – vorausgesetzt man versteht darunter die Vergesellschaftung von Macht – lediglich simuliert werden. Die Entstehung von Hierarchien, von Rangordnungen innerhalb der Gesellschaft ist nach Nietzsches „Willen zur Macht“ also eine logische Folge. Wir haben bereits gesehen, dass es die ideale Staats- und Regierungsform nicht gibt. Allenfalls kann es höchstens eine optimale Staats- und Regierungsform zu einem bestimmten Zeitpunkt, unter bestimmten jeweils historischen Umständen geben. Nicht jedoch eine für die Ewigkeit bestimmte Idealform. Dies ist wohlgemerkt von unserer Seite aus nicht mit einer Ablehnung der Demokratie gleichzusetzen. Unter dem Aspekt des Willens zur Macht, die nach Nietzsche jedem Lebewesen innewohne, muss die Vergesellschaftung von Macht einer genauen Prüfung auf ihre Realitätsnähe unterzogen werden. Dies jedoch ist nicht Aufgabe dieses Textes.

Der Rechten, und insbesondere ihr muss dieser Wille ein intrinsisches Verlangen sein, ist das Streben nach Macht abhandengekommen. Sie geriert sich immer mehr als Apologet der egalitären und plebejischen Sache. Es ist gar eine regelrechte Elitenfeindlichkeit zu verspüren. Damit ist keineswegs die nachvollziehbare Feindlichkeit gegenüber den derzeitigen Eliten gemeint, sondern eine allgemeine Divergenz zur Elite an sich. Anstatt sich der Aufgabe zu widmen aus der Erkenntnis heraus eine Gegenelite aufzubauen, werden Verschwörungstheorien herangezogen, die die Ohnmacht des Volkes unterstreichen sollen. Die Rechte unterscheidet sich jedoch gerade durch das Bekenntnis zur Elite, zur Hierarchie von den Linken. Das identitäre Moment ist der ursprünglichen Linken nicht fremd. Die Nationalismus-Bewegungen der ersten Stunde basierten auf linken Ideen. Doch das Bekenntnis zu einer Herrenmoral gegen eine Sklavenmoral, die Einverleibung des Edlen gegenüber dem Widerlichen und Dekadenten sind die Grundlagen der Echten Rechten. Das lebensechte Menschenbild verlangt von uns, die Realitäten zu erkennen und auch den Menschen als das zu identifizieren, was er ist: Ein hochentwickeltes, schönes, aber auch ein Wesen der Natur. Die Natur steht letztlich über diesem Lebewesen, wie sich auch alle anderen ihr unterzuordnen haben. Gleich der Fähigkeiten, die dieses mit einem Großhirn ausgestattete Lebewesen auszureifen vermochte, unterliegt der Mensch den gleichen Gesetzen, wie alle anderen Tiere und Gestalten auf diesem Planeten.

Es ist daher nur folgerichtig, dass die Echte Rechte diesen Willen zur Macht wiederbelebt und konsequent daran arbeitet, ihn in seine Form zu gießen. Und das ist letztlich die Tat. Ohne einen gesunden und ausgewogenen Willen zur Macht, zur Verdrängung und zur Einverleibung, ist eine echte Wende von rechts nicht zu denken. Zunächst hilft die Erkenntnis, dass es immer die Stärke ist, die Gesetze macht. Als nächstes muss der Schritt zur Erlangung dieser Stärke folgen. Ohne Stärke, keine Macht, ohne Macht kein Gesetz, ohne Gesetz keine neue Ordnung.

 

[1] Gustave Le Bon sprach in diesem Zusammenhang vom Nimbus. Es gäbe demnach einen persönlichen bzw. natürlichen, intrinschen Nimbus und einen künstlichen, eher durch die extrinsischen Äußerlichkeiten.

[2] Gerade in der Geopolitik versteht man z. B. die geographische Lage als etwas gesetztes, was Vor- jedoch auch Nachteile haben kann.

[3] Darunter verstehen wir Normen oder vereinbartes Recht, welches ein bestimmtes Verhalten von den Subjekten verlangt. Genauso kann es sich dabei jedoch auch um eine Religion oder ein Reich (z. B. das römische Reich) handeln, welche quasi einen ganzen Normen- und Gesetzkatalog mit sich bringen.

[4] Wenn sich die Zielperson(en) mit dem Machthaber identifizieren, nehmen sie seine Rolle als etwas Gegebenes hin.

[5] Gerade Informationen sind im Zeitalter der Digitalisierung besonders wichtig. Einige Beobachter sprechen deshalb auch vom „neuen Gold“, wenn sie von Daten sprechen. Informationen waren jedoch schon immer essentiell zur Ausübung von Macht. Je mehr Informationen ich über meine Zielperson habe, desto stärkeren Einfluss kann ich ausüben.

[6] Z. B. braucht jede Institution Technokraten und Verwalter, die sich durch eine hohe Sachkenntnis und spezifische Fähigkeiten auszeichnen.

[7] Nietzsche, Friedrich: Der Wille zur Macht, S. 443