Das Wissen als metaphysisches Konzept, Mythos und Waffe im Kulturkampf

von | 27. Jul. 2018 | Philosophie & Theorie

Was ist das Wissen und wie kann das Wissen den Kulturkampf definitiv entscheiden?

Die Errungenschaft der Weisheit und das Konzept des Wissens waren schon in vorsokratischer Zeit ein Thema der griechischen und ostasiatischen Philosophien und Religionen. So sehr sogar, dass das Theoretisieren über das Wissen zu einer separaten, philosophischen Disziplin (Epistemologie oder Erkenntnistheorie) geworden ist.  Eine strikte Antwort und Definition zur Frage „Was ist das Wissen?“ gibt es nicht. Stattdessen hängt das Wissen von drei Faktoren ab. Wissen ist ein „Endprodukt“ konstruiert von einer dreiteiligen Basis, die aus Glauben, Wahrheit und Rechtfertigung besteht.

Der Glaube ist etwas, was jeder Mensch hat. Aus Glauben kommen Gedanken und aus den Gedanken formt sich eine Definition einer zuerst subjektiven „Wahrheit“ über einen bestimmten Begriff oder eine bestimmte Problematik. Um definitiv aus diesem Glauben und der subjektiven Wahrheit Wissen zu erlangen, muss man den Glauben an die bestimmte Wahrheit auch rechtfertigen können.

Im politischen Ringen bedeutet dies, die Behauptung, dass Europa und die europäische Identität immer mehr den Abgrund näher rücken und dass die Masseneinwanderung zu einer ethnisch-kulturellen Umwandlung Europas führt, auch rechtfertigen zu können.  Obwohl die Fakten für sich alleine sprechen, die Menschen in ihren Alltag die gesellschaftliche Transformation als Resultat der Masseneinwanderung sehen und spüren, will der Durchschnittseuropäer dies nicht wahrnehmen bzw. wahrhaben und lehnt ein vorstehendes apokalyptisches Szenario des Gesellschaftsuntergangs als Wahrheit ab. Hier kommen wir auch zu einem philosophischen Problem, welches Immanuel Kant als „Wahrheits- und Wissensmanipulation“ beschreibt. Es ist der Einfluss verschiedener Faktoren auf Fakten und Wahrheit, um ein anderes Bild von der Realität zu erzeugen und damit auch ein anderes Wissen zu schaffen, das Menschen und Gesellschaft in eine gezielte Richtung steuert.

Die vorhin erwähnte Ablehnung der Realität des Durchschnittseuropäers ist ein simples Beispiel, wie durch die orwell’sche Manipulation der Wahrheit durch die Mainstream-Politik, die Medien und das Schulsystem ein neuer Glaube für die Massen erschaffen wird. Durch diesen neuen Glauben entsteht eine neue Wahrheit und wird gerechtfertigt durch die Umstellung sowie Falsifikation der Geschichte. Wir sehen also, wenn man den Einfluss auf die drei Bausteine des Wissens hat, entsteht auch die Möglichkeit, eine alternative „Wahrheit“ zu konstruieren, die die Massen als absolute Wahrheit empfinden. Wahres oder auch ein falsches Wissen ist das Fundament, auf dem die Persönlichkeit, das Weltbild und das Leben selbst von jedem individuellen Menschen beruhen.  Mit Wissen, das auf Tatsachen fußt, ist es immer noch schwer die Leute von der echten Wahrheit zu überzeugen, denn jede Theorie und jeder Fakt, der sich dem Weltbild unserer weltanschaulichen Kontrahenten entgegensetzt, gefährdet ihr politisches und ideologisches Konstrukt. Wenn wir unsere weltanschaulichen und politischen Gegner mit Wissen „in die Ecke“ drängen und ihnen mit Fakten beweisen wollen, dass ihre Ideologie falsch ist, dann bezwingen wir nicht nur ihr Weltbild, sondern wir zerstören das Fundament, auf dem sich das Leben dieser Person aufgebaut hat. Dieses Verhältnis ist in der menschlichen Natur inbegriffen. Hier hat das Ego fast immer die Oberhand über Verstand und Logik, oder wie es der amerikanische Regierungsbedienstete Darius William Gaskins Jr. Sagte: „Die einzigen, die dich hassen wenn du die Wahrheit sagst, sind die, die in einer Lüge leben“.

Individuelle Debatten mit politischen Gegnern bringen nicht viel Erfolg, wenn man sie von einer anderen Denkweise überzeugen möchte. Um das zu schaffen ist eine Bewegung der Kontrakultur zum liberalen und neo-marxistischen Mainstream nötig. Wissen spielt hier die Schlüsselrolle.
Wer das  Wissen hat, hat auch die Möglichkeit, die politische Macht zu ergreifen.  Wie heute war auch in der Vergangenheit das Monopol über die Staats- und Schulungsinstitutionen entscheidend, um eine Machtposition zu sichern. Wissen war nur in den Händen einer bestimmten Gesellschaftsklasse, meistens dem Klerus. Der Klerus schulte auch die regierenden Adligen, Könige und Kaiser. Mit anderen Worten, auch die Staatsmacht war in den Händen der Kirche bzw. der Einfluss auf die Staatspolitik war groß. Somit konnte mittels religiösem Einfluss Kontrolle über die Massen und das Monopol über das Wissen ausgeübt werden. Schulung war nur für wenige Menschen offen und bestimmt.

Das Wissen an sich selbst hat nicht nur eine weltliche, philosophische oder theoretische Form. Wissen wurde aus der neugierigen und wissenshungrigen Natur des Menschen zu einem sakralen, mystischen Schatz erhoben, der den Menschen näher zu Gott bringt und ihn gesellschaftlich und geistig auf eine höhere Stufe erhebt. Wissen als ein Heiligtum, wurde oft in den alten Mythologien und Religionen materialisiert. So war es in der griechischen Mythologie der Titan Prometheus, der Menschen aus Ton kreierte, den Olymp bestieg, „das Feuer der Götter“ stahl und es den Menschen gab. Dies kann als Schlüsselfolge bezeichnet werden, in der der Aufbau und die Entwicklung der Zivilisation beschrieben wurden. Prometheus wurde von den Göttern bestraft, aber für die Menschen blieb Prometheus ein Vorkämpfer. Die Flamme, die der Titan von den Göttern stahl, kann man als Wissen in Form einer Flamme interpretieren.

In der europäischen Geschichte könnte man Martin Luther als Prometheus seiner Zeit bezeichnen. Dieser stellte das Monopol der Kirche und des Staates in Frage. Durch die Reformationsbewegung und seine theologische Theorie schuf er die Bedingungen für eine gesellschaftliche Entwicklung, die dazu führte, dass heute jeder Mensch freien Zugang zur Bildung hat.

Auch in der Bibel wird dieser Mythos durch die Geschichte von Adam und Eva deutlich. Die Früchte vom Baum der Erkenntnis sind ein Synonym für das heilige Wissen. Der sogenannte verbotene Apfel im Zentrum des Garten Eden ist das Wissen selbst.

Buch Mose, Kapitel 2:

Und Gott pflanzte einen Garten in Eden gegen Morgen und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte. Und Gott der Herr ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, lustig anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.

Und Gott gebot dem Menschen und sprach: Du sollst essen von allerlei Bäumen im Garten; aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon ißt, wirst du des Todes sterben.

Abhängig von Religion und Mythos variiert der Charakter der Götter oder Gottes. In der Bibel werden  Adam und Eva von Gott bestraft und aus dem Garten Eden verbannt, weil sie die verbotene Frucht gegessen haben und dadurch Erkentnis und Weisheit erlangten.

Buch Mose, Kapitel 3:

Und sie [Eva] nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon, und er aß. Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan, und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.

Der Verzehr der Äpfel vom Baum der Erkenntnis führte beim Menschen zum Erwachen des Selbstbewusstseins, des Verstandes. Die vorbewußte Zeit der Menschheit war beendet. Die Folgen sind gravierend und werden in der Bibel, 1. Buch Mose, Kapitel 4, so beschrieben:

Und zum Weibe sprach er [Gott]: Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären. Und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, aber er soll dein Herr sein.

Die Götter der griechischen Antike und Gott aus der Bibel können in der heutigen Zeit mit der regierenden Klasse und ihrer liberalen Ideologie verglichen werden und dessen Monopol auf die Bildungsinstitutionen, in dessen keine alternativen Weltanschauungen erwünscht oder möglich sind.
Das konstruierte Wissen und die absolute Wahrheit der 1968er Generation sind der irdische Schatz der regierenden Götter, den kein moderner Prometheus oder Luther stehlen oder ändern kann.

Der Kulturkampf und der Kampf um die Schlüsselinstitutionen durch Bildung und Wissen ist fast ein Selbstopfer. Im Gegensatz zu den griechischen Göttern oder dem biblischen Gott, finden wir in der Edda ein ganz anderes Prinzip und Ansatz zum Wissen. Der Gott Odin opfert sich selbst, um die Weisheit der Runen zu erlangen und später gibt er sogar sein Auge im Austausch für das Wasser aus dem Brunnen der Weisheit.  In Odins Runenlied in der Edda steht:

Wohl weiß ich, daß ich am Windbaum hing,

neun ganze Nächte speerverwundet dem Odin geopfert

ich selber mir selbst- an jenem Holz,

von dem niemand weiß aus welchen Wurzeln es aufwächst.

 

Sie reichten mir weder ein Brot noch ein Trinkhorn;

da spähte ich nieder, erraffte die Rune

 schreiend erraffte ich sie und fiel dann vom Holz ab.

In dem Wöluspa-Lied in der Edda wird kurz beschrieben wie Odin sein Auge Mimir dem Wächter der Quelle des Wissens gab:

Allein saß sie außen, da der Alte kam,

Der grübelnde Ase, und ihr ins Auge sah.

Warum fragt ihr mich? Was erforscht ihr mich?

Alles weiß ich, Odin, wo du dein Auge bargst:

In der Wissensquelle Mimirs.

Met trinkt Mimir allmorgentlich

aus Allvaters Pfand!“

Odin opfert sich nicht nur um Weisheit zu erlangen. Er gibt sein Wissen an die Menscheit weiter.
Um den Kulturkampf zu gewinnen, ist Bildung die stärkste Waffe, um Schritt für Schritt unsere Schlüsselpositionen wieder zurückzuholen. Wissen durch Bildung ist ein Opfer an sich selbst, dessen Früchte wir später ernten können. Wissen und Bildung öffnen uns alle Türen und ermöglichen uns, unsere weltanschaulichen Feinde verbal zu bezwingen und unsere Theorien und Ideen den Menschen näher zu bringen. So wie Prometheus mit der Flamme des Wissens der Menscheit das Licht zum Aufbau der Zivilisation ermöglichte, so müssen wir wie Odin opferbereit sein, um mit der Flamme unseres Wissens die Zukunft des Abendlandes zu sichern.

Abschließend entlasse ich den Leser mit den Worten des englischen Philosophen Herbert Spencer: „Das große Ziel der Bildung ist nicht nur Wissen, sondern handeln“.