Der folgende Text wurde uns von einem interessierten Leser zugeschickt. Uwe C. Lay hält hierbei ein Lob auf die Grenze und erklärt uns, warum diese für das Leben so wichtig ist. An dieser Stelle möchten wir auch Sie animieren es Herrn Lay gleich zu machen und Ihren Artikel einzureichen. Nach einer Prüfung veröffentlichen wir auch unregelmäßig zugesandte Texte, die außerhalb der Redaktion verfasst wurden. Somit kommt Gegenstrom seinem Auftrag nach als Plattform für rechte Metapolitik zu dienen. Die Redaktion.
„Wir haben das Lob der Grenze nicht gelernt“, sagte Sloterdijk. In Deutschland glaube man immer noch, „eine Grenze sei nur dazu da, um sie zu überschreiten“. Innerhalb Europas schere Deutschland damit aus. „Die Europäer werden früher oder später eine effiziente gemeinsame Grenzpolitik entwickeln. Auf die Dauer setzt der territoriale Imperativ sich durch. Es gibt schließlich keine moralische Pflicht zur Selbstzerstörung.“ Peter Sloterdijk, in Cicero, Februarausgabe 2019. Sloterdijk ist sicher einer der anregendsten Philosophen der Gegenwart, den immer der Mut zum selbstständigen Denken auszeichnet. Hier ist nun nicht der angemessene Ort, diesen Denker geziemend zu würdigen, zumal die beste Würdigung darin besteht, ihn zu lesen und mit ihm zu denken.
In R. Musils Romanwerk “Der Mann ohne Eigenschaften“ im 7. Kapitel: „In einem Zustand von Schwäche zieht sich Ulrich eine neue Geliebte“ lesen wir den scheinbar ganz und gar lapidar daherkommenden Satz: „Schließlich besteht ja das Ding nur durch seine Grenzen und damit durch einen gewissermaßen feindseligen Akt gegen seine Umgebung„. Der Begriff des Dinges steht hier für alles Seiende, denn auch die Farbe Rot ist ja nur durch seine Grenze zu allen Nichtrotfarben. Wo die Grenze aufgehoben würde, löste sich alles Seiende auf in ein graues Einerlei.
Nur, spontan empfindet der freiheitsliebende Menschen Grenzen als etwas ihn Begrenzendes und so werden ja selbst von Christen die Gebote Gottes und der Kirche als freiheitsbegrenzend empfunden, als etwas den Menschen Hemmendes. Und ist nicht die ganze menschliche Kultur etwas den ursprünglichen Menschen Begrenzendes und Domestizierendes? War die Freiheit des Menschen in ihrer Ursprünglichkeit ein unbegrenztes Leben? Wer so denkt, identifiziert Freiheit mit Willkür. Dann müsste aber auch im Sinne Marquise de Sade geurteilt werden, dass nur der wie ein Diktator Lebende ein freier Mensch ist, und das auch nur, weil er allen anderen ihre Freiheit raubt.
Aber so „philosophisch“ tiefschürfend geht es im Leben nicht zu. Viel banaler: jede Grenze empfindet das Wirtschaftsleben als Begrenzung seines Ideales des unbegrenzten Freihandels, für den alles kauf- und verkaufbare Ware sein soll. Der Primat der Politik über die Wirtschaft fordert, wie Fichte es in seinem Konzept des „geschlossenen Handelsstaates“ den Nationalstaat, der um seiner Freiheit als Selbstbestimmung des Volkes gedacht, den Außengrenzen setzenden Staat, der so Ein- und Ausfuhr regelt ausgerichtet an dem Gemeinwohl des Volkes. Lösen sich diese Grenzen, bestimmt nicht mehr die Politik das Wirtschaftsleben, sondern das Wirtschaftsleben die Politik.
Wo ein Volk auf seine Grenzen verzichtet, da beginnt es sich aufzulösen. Denn zum Volkssein gehört unbedingt die Unterscheidung von Dazugehören und Nichtdazugehören. Gibt es diese nicht mehr, löst sich jedes bestimmte Volk auf in das Einerlei von bloßem Menschsein.
Würde eine Familie eine Politik der offenen Haustüre betreiben und jeden als Familienmitglied aufnehmen, bloß, weil er an ihrer Türe klingelt, um zu betteln, die Ordnung der Familie ginge so zu Grunde. So verhält es sich auch mit der Ordnung des Nationalstaates, dem Wohnhaus eines Volkes.
Aber wir erleben jetzt den Kampf gegen diese Lebensordnung des Volkes durch die Auflösung der Staatsgrenzen. Das Ziel ist die Nivellierung der Ordnung der Völker.
Bezeichnend für den Willen zur Auflösung der Identität des Deutschen Volkes ist dieser Vorfall: „Stefanie Drese, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD im Landtag Mecklenburg-Vorpommerns: ‚Den Antrag der NPD-Fraktion, den biologischen Fortbestand des deutschen Volkes zu bewahren, lehnen die Vertreter der demokratischen Fraktionen, in deren Namen ich heute spreche, mit aller Nachdrücklichkeit und aufs Schärfste ab. Dieser Antrag ist rassistisch und menschenverachtend“. (zitiert nach W. Hackert, Antigermanismus, Globalismus,Multikulti, 2015, S.210).
Das Lob der Grenze bedeutet so für den politischen Raum die Bejahung des Deutschen Volkes, das Grenzen zu allen anderen Staaten setzt und bewahrt. Der Nationalstaat muss zur Bewahrung seines Volkes seine Grenzen setzen und bewahren. Im menschlich elementaren Bereich heißt das, dass Frauen und Männer sich jeweils wechselseitig begrenzen, damit sie sich erhalten. In all diesen drei Räumen gibt es aber nun starke, sich dazu antithetisch verhaltende Bewegungen der Auflösung aller Grenzen. Die Globalisierung will alle Nationalstaaten abschaffen, der interreligiöse Dialog alle bestimmten Religionen zu einer Einheitsreligion synthetisieren und der Genderismus die Grunddifferenz von Mann und Frau beseitigen!
Alles ist nur durch seine Grenze, seine Differenz zum Anderen. So wird man auch im politischen Diskurs skeptisch sein müssen gegenüber allen Versuchen, die grundlegenden Differenzen zwischen der politischen Rechten und der Linken als zu überwinden anzusehen durch ein so in Mode geratenes Querdenken. Wer sich über seine eigene Identität im Unklaren ist, wird schwerlich noch im politischen Raum sich orientieren können.