Bolsonaro: Umweltpolitik und Verhältnis zum Zionismus

von | 26. Feb. 2019 | Deutschland und die Welt

Es wird in Europa kritisiert, die Regierung Bolsonaro stelle die Interessen der Landwirtschaft über die der Umwelt, speziell den Schutz des Regenwaldes im Amazonasgebiet und seiner Bewohner. Einige Rechte wiederum befürchten zusätzlich, Bolsonaro sei eine Marionette des Zionismus und Israels.

Wenn man von Brasília in das gut 1000 km entfernte, im Bundesstaat Pará liegende Marabá fliegt überquert man weite Gebiete des Amazonasbeckens, die noch vor wenigen Jahrzehnten mit Primärwald bedeckt waren. Inzwischen ist dieser weitgehend verschwunden und es entstand eine steppenartige Landschaft, in der nur noch extensive Viehwirtschaft möglich ist. Gelegentlich sieht man am Horizont Rauchsäulen aufsteigen. Kommt das Flugzeug näher, erkennt man schnell, dass gerade die letzten Waldreste abgebrannt werden.

Ein anderes Beispiel stammt ebenfalls aus dem Bundesstaat Pará, der neben dem Bundesstaat Amazonas der andere wichtige Staat ist, der diese tropische Großlandschaft administrativ umfasst: Hier wurde vor wenigen Jahren am Unterlauf des Rio Xingu, eines bedeutenden Amazonaszuflusses, das riesige Belo-Monte-Wasserkraftwerk gebaut, dessen wirtschaftlicher Nutzen mehr als fragwürdig ist. Ein Großteil bislang nahezu unberührten Urwalds wurde dabei zerstört, von den Bedrohungen für die Wasserfauna am gesamten Fluss ganz zu schweigen. Der entstandene Stausee entspricht der Größe des Bodensees.

Sowohl die großflächige Abholzung als auch der Bau des Staudamms geschahen während der Regierungszeit linker Regierungen, Dilma Rousseff persönlich eröffnete das Stauwerk 2016. Regierungen also, die in Europa den unbegründeten Ruf haben, sich für die Interessen der Umwelt und der indigenen Völker einzusetzen. Eine ernsthafte Kritik deutscher Medien, Umweltorganisationen oder gar der Bundesregierung an diesen Zerstörungen ist nicht bekannt geworden. Kein Wunder, denn es hätte die heile linke Welt beschädigt.

Dafür ist das Geschrei jetzt umso hysterischer und schriller, weil die Regierung Bolsonaro die Interessen der Landwirtschaft über die der Umwelt setzen könnte. Bolsonaro erwähnte, dass er die indigenen Völker am Wirtschaftskreislauf beteiligen wolle. Außerdem wolle er die Macht der Nichtregierungsorganisationen (NGOs) brechen, die mittels Manipulierung der Indianervölker de facto die Herrschaft über eine riesige Fläche Brasiliens übernommen haben. Dass es ihnen dabei nicht um den Schutz der indigenen Völker und deren Lebensraum geht, haben sie immer wieder bewiesen. Es sind vor allem strategische und wirtschaftliche Interessen, die unzählige NGOs (es ist von 100 000 die Rede) in diese abgelegene Weltgegend treiben. Die Stichworte Süßwasservorräte und das selten vorkommende Metall Niob mögen hier genügen. Diese Dinge will Bolsonaro den Besitzern der NGOs streitig machen, und genau diese Absicht erklärt das Gezeter in den Medien des Mainstreams.

Fassen wir es so zusammen: Die linken Regierungen setzten die Interessen der NGO-Besitzer über die der Natur und der Indianervölker, Bolsonaro will die Interessen der Landwirtschaft mehr berücksichtigen. Das ist der ganze Unterschied. Verteilungskämpfe zwischen den Ausbeutergruppen. Mir persönlich sind dabei mittelständische Bauern sympathischer als anonyme Kapitalgesellschaften. Solange Demokratie und Kapitalismus herrschen, wird die Natur immer verlieren, da beide Systeme an die Habgier im Menschen appellieren.

Von anderen wird Bolsonaro bezichtigt ein übertrieben positives Verhältnis zu Israel zu haben, ja in ein Abhängigkeitsverhältnis geraten zu sein. Die Beziehungen zu diesem Land sind wirklich auffällig und nur teilweise mit einer Abwendung von der Dritte-Welt-Romantik seiner Vorgänger oder gar wirtschaftlichen Notwendigkeiten zu erklären.

An dieser Stelle muss ich, was ich nur sehr ungern tue, den Bereich der Spekulationen betreten. Es gibt Gerüchte, nach denen Bolsonaro das Attentat auf seine Person überlebte, weil ein oder einige Mossad-Agenten eingegriffen hätten. Vor allem der Messerstoß soll entscheidend abgewehrt worden sein und zwar von jemandem, der mit Kampfsportarten sehr vertraut ist. Die Bolsonaro-Söhne liefen zudem mit T-Shirts herum, die die Aufschrift „Mossad“ trugen. Sicher auffällig, aber nur ein schwaches Indiz. Ich selbst habe dazu keine Meinung, weil mir schlicht die dazu nötigen Informationen fehlen.

Eine andere Spekulation lautet, dass die ganz großen Strippenzieher weite Teile Europas dem aggressiven Islam überlassen haben, nicht aber Amerika. Es ist schon bemerkenswert, dass in den beiden bedeutendsten Ländern beider Amerikas – den USA und Brasilien – kurz hintereinander Präsidenten an die Macht gelangten, die ganz sicher keinerlei Sympathien oder Verständnis für den Islam haben. Bei Obama und Lula bzw. Rousseff war das noch ganz anders. Ob das Zufall ist oder eine Strategie dahintersteckt – ich kann es nicht entscheiden.

Fakt ist, dass Bolsonaro seinen Wahlsieg neben unzähligen Idealisten dem Militär und den Evangelikalen zu verdanken hat. Dass letztere überaus israelfreundlich sind, ist kein Geheimnis. Fakt ist leider auch, dass die Regierung Bolsonaro bereits in die erste Krise taumelte. Der Vorsitzende der Regierungspartei PSL, Jair Bebianno, wurde als Minister entlassen, weil er offensichtlich seine Loyalitäten falsch gesetzt hatte, um es sehr zurückhaltend auszudrücken. Brasilianische Politik wird oft zu einem unentwirrbaren Knäuel aus Korruption, Opportunismus, Geschäftemacherei und persönlichen Feindschaften, welches Außenstehende nicht auflösen können. Zum Schluss bleibt mir die keineswegs neue Erkenntnis, dass demokratische Politik in erster Linie und vor allem ein überaus schmutziges Geschäft ist – und das weitgehend unabhängig von ihren Protagonisten. Da tröstet es wenig, dass ich trotz allem Bolsonaro nach wie vor für das kleinere Übel halte.

 

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