Neue Wege – Teil II

von | 21. Aug. 2018 | Debatte

Die Aussichtslosigkeit des politischen Kampfes und ihre Ursachen

Im zweiten Teil dieser Reihe wird das Gemeinschaftsprojekt des „Lebens im Klan“, wie es die Gruppe selbst nennt, vorgestellt, welches sich insbesondere um die in identitären Kreisen zunehmend an Bekanntschaft gewinnende Musikgruppe „Les Brigandes“ dreht. Bekannt wurde diese insbesondere durch ihre Musikvideos, in welchen die jungen Sängerinnen der Gruppe immer mit maskierten Gesichtern auftreten. Die Lebensgemeinschaft bezeichnet sich selbst als „Briganden“, was im Deutschen soviel wie „Banditen“ bedeutet. Die Bezeichnung „Brigandes“ geht auf die Menschen der Vendée zurück, welche sich zu Zeiten der französischen Revolution 1789 gegen den Terror der Revolutionäre aufstellten. Aufgrund dessen wurde zum Mord an den Vendées aufgerufen, welche von den Republikanern als „Banditen“ – also „Brigandes“ – bezeichnet wurden. Da im Zuge dieses Überlebenskampfes auch viele Frauen in den offensiven Kampf übergingen, hat die Musikgruppe diese Bezeichnung für ihr Projekt ausgewählt. Insgesamt stehen ihre Mitglieder in einer tiefen Feindschaft zu den idealen der Französischen Revolution, aber dazu später mehr.

Die Ausführungen über das Projekt des Lebens im Klan gehen zum größten Teil auf das von der Gruppe eigens herausgebrachte Werk „Das Manifest der Zukunft im Klan“ zurück, welches im Jahre 2017 in deutscher Übersetzung im Arnshaugk Verlag erschien und 111 Seiten umfasst. Zudem enthält es einen reichlich bebilderten Teil aus dem Gemeinschaftsleben der Briganden. In der Einleitung weisen die Verfasser daraufhin, dass dieses Werk die allgemeine Weltanschauung des Klans wiedergibt und der Text darum bewusst kurz gehalten wurde sowie weitestgehend auf ausschweifende Ausführungen verzichtet wurde. So erinnert es in seinem Grundtenor durchaus an die Schrift von Steffen Hupka, welche im ersten Teil dieser Reihe vorgestellt wurde. Es sei bereits jetzt darauf hingewiesen, dass sich in vielen gedanklichen und – im Falle der Franzosen – auch praktischen Handlungen durchaus einige Parallelen finden lassen. Dazu sei zunächst noch eine Ausführung Joel LaBruyères, dem Ideengeber der Gruppierung, vorangestellt, welche im Vorwort des Buches Erwähnung findet, bevor im ersten Teil dieses Artikels die Ideengeschichte der Gruppierung etwas genauer vorgestellt wird. Im zweiten Teil folgt eine Erläuterung des seitens der Gruppierung praktizierten Handelns und seinen Leitprinzipien. Im dritten Teil wird kurz auf das Musikprojekt der Frauengruppe „Les Brigandes“ eingegangen.

„Es kommt nicht darauf an, von allen verstanden zu werden, sondern von denen, für die es nützlich und unverzichtbar ist. Am Anfang einer Kultur steht eine um höherwertige Prinzipien vereinte Gruppe, die vereint die schöpferische Energie entfesselt, mit der ein Volk befruchtet wird. Dieses Geschehen vollzieht sich im vorhinein, lange vor dem Ende der vorausgehenden Kultur.“

Da dieses Projekt der Briganden bereits dahingehend realisiert ist, dass eine Anzahl Gleichgesinnter die Entscheidung getroffen hat, den Schritt des gemeinsamen Lebens zu vollziehen, und sich in Form einer Siedlungsgemeinschaft, dem Klan, gemeinsam niederzulassen, kann dieses Projekt als ein praktisches Beispiel für die im ersten Artikel behandelte Schrift von Steffen Hupka „Neue Wege“ dienen. Es weist natürlich seine individuellen Eigenschaften auf, ist jedoch im Wesentlichen, insbesondere in der ausschlaggebenden Begründung für dieses Unterfangen, durchaus vergleichbar. Aus diesem Grund resultierte die Idee, die französische Gruppierung eingehender zu behandeln.

I. Die Ideengeschichte der Briganden

Der Einleitung zu ihrem Manifest folgend und dem ersten Abschnitt zuvor gehend, findet sich ein Abschnitt mit dem Titel „Der Feind“. In diesem wird der Gegner der Gruppierung umrissen sowie sein Treiben beschrieben. Das Ziel des Manifestes sei es, alle zu vereinen, „die den Gegner erkannt haben, den Feind des Menschen und seines freien Geistes“ (S. 19). Dieser Feind verkörpere sich gemäß den Briganden in der globalen Oligarchie, bestehend aus einer Kaste von Industriemagnaten, Bank- und Adelshäusern sowie Geheimgesellschaften, die durch das Ihnen zur Verfügung stehende Kapital Macht anhäufen in dem Sie durch finanzielle Abhängigkeiten geprägte Netzwerke in Politik, Medien und Unterhaltung sowie anderen gesellschaftlichen Felder konstruieren (S. 19). Die Briganden zählen interessanterweise zu diesen Vereinigungen auch die „Gesellschaft Jesu“. Um die Macht zu festigen hätten die Feinde Kulturen zerstört und Völker verdummt, Monarchien errichtet und die Natur ausgeplündert. Als übergeordnetes Endziel dieser Machenschaften sehen die Briganden die Zerstörung des denkenden Menschen und seine Verwandlung in einen Konsumroboter an (S. 20). So formulieren Sie, dass dies die Erkenntnis sei, die ihrer Revolte zugrunde liege. Allem übergeordnet sei eine dunkle Macht, deren Ursprung im Weiteren jedoch nicht genauer erläutert wird, die sich der menschlichen Gier und Schwächen bediene, und somit auch jene Marionettenspieler selbst in Gefangenheit halte. Dies mag im ersten Moment nach einer gewissen Vorbestimmtheit der Verhältnisse klingen, welcher die Briganden jedoch eine klare Absage erteilen (S. 20).

Nach dieser kurzen Feindbestimmung widmet sich der erste Teil einer Auseinandersetzung mit der Gegenwart und ihren politisch-gesellschaftlichen Verhältnissen. Einleitend wird festgestellt: „Den politischen Ereignissen, welche die abendländische Welt umkrempelten, folgte eine allgemein Identitätskrise. Nachdem schrittweise alle Bezugspunkte verlorengehen, heißt es, zum Wesentlichen zurückzukehren.“ (S. 22). Es kann hier nur gemutmaßt werden, welche Ereignisse hier gemeint sind, es liegt jedoch nahe, dass neben der Französischen Revolution 1789, auf welche im weiteren Verlauf des Manifestes noch Bezug genommen wird, der Zweite Weltkrieg und der damit verbundene Siegeszug des Liberalkapitalismus sowie die Revolution 1968 und die Umwälzung aller Werte starke Bezugspunkte der Gruppierung sind. In der Identitätskrise der europäischen Menschen sehen die Briganden die Ursache des gesellschaftlichen Verfalls und dem drohenden Untergang der europäischen Kulturen. Dies sei zunächst unabhängig von der Zahl der Einwanderer, die tagtäglich nach Frankreich strömen würden. In Anbetracht dieser Situation sei es für den sich im Besitz eines frischen und klaren Verstandes wähnenden und nach Wahrheit, Schönheit und Kraft strebenden Menschen die einzige verbleibende Möglichkeit, sich in einer Lebensgemeinschaft gleichfühlender und gleichdenkender Menschen einzufinden. Dafür müsse er den Individualismus aufgeben, was leicht falle, sobald erkannt werde, welch „Vampir“ der Individualismus gegenüber dem Leben des Einzelnen darstelle (S. 23). In den folgenden Zeilen formulieren die Briganden ihre gewünschten Adressaten. Dieser Appell lautet wie folgt:

„Wir sprechen zu Menschen, die in der Hölle des technisch-amerikanischen Lebensstils, die sich über die ganze Erde gebreitet hat, zu ersticken drohen.

Wir sprechen zu denen, die den Wunsch verspüren, alles aufzugeben, um das Leben, das sie frei gewählt haben, zu leben.

Wir sprechen zu denen, die keine Angst haben, sich eng mit anderen zusammenzufinden, um eine Bollwerk zu bilden, welches in der Lage ist, sie vor der tristen und kranken Art der modernen Gesellschaft zu schützen.

Wir sprechen zu denen, die nichts zu verlieren haben, die man nicht mit Argumentationsketten überzeugen muß und die bereit sind, alles, was sie gelernt haben, wieder in Frage zu stellen.

Wir wenden uns an Gemüter, die bereit sind für die innere und äußere Befreiung aus dem Würgegriff der Weltordnung.

Die Dringlichkeit der Lage appelliert an die Bildung von Klanen, um ein Leben in Würde und Freiheit zu leben. Mit dem Klan meinen wir eine auf dem gleichen Flecken Erde vereinte menschliche Gemeinschaft, die sich einer Kultur und einer sozialen Ordnung der Brüderlichkeit verpflichtet weiß.“ (S. 23-24).

Hier zeigen sich bereits deutlich die Gemeinsamkeiten zwischen den Ideen Hupkas und der Briganden. Beide sehen den durch die westliche Lebensform hervorgerufenen Individualismus (Briganden) bzw. Liberalismus (Hupka) als die todbringende Ursache für die europäischen Völker an, der es einzig durch einen Zusammenschluss in einer nach eigenen Werten und Gesetzmäßigkeiten geordneten Gemeinschaft zu entkommen gilt. Ebenfalls sehen beide Ansätze die Sinnhaftigkeit diskussionsführender und argumentativer Wortführung nicht als gegeben an, da sich ihr Appell einzig an jene Menschen richtet, welche bereits emotional von der Richtigkeit des Handelns überzeugt sind. Weitere Überschneidungen in der allgemeinen Beurteilung der Lage finden sich auch im weiteren Verlauf zu Genüge. Im Kapitel „Lagebestimmung“ skizzieren die Briganden den geistig-moralischen Zustand der westlichen Völker, welcher sich durch die Französische Revolution 1789 und die Regeln der Marktwirtschaft bestimme (S. 33). Dieser Zustand sei durch nichts weiteres gekennzeichnet, als das Streben nach individueller Bedürfnisbefriedigung, Ungebundenheit, Profitsucht, Hemmungslosigkeit und einen sinnlichen Genuss im Hier und Jetzt. Bewahrende Werte, die in der Vergangenheit für Halt und Orientierung gesorgt haben, seien verschwunden. Dabei sei der Mensch in seiner Fortschrittsgläubigkeit und Hörigkeit gegenüber den Informationstechnologien zu einem reinen Materialisten verkommen, einzig geprägt durch einen nach dem „Paradies auf Erden“ strebenden Wohlstandsoptimismus. Bemerkenswerterweise nimmt die Betrachtung des negativen Einflusses der Informationstechnologien auf den Menschen einen verhältnismäßig großen Raum in diesem Kapitel ein. Dabei bezeichnen die Briganden den Transhumanismus, also das Verschmelzen von Mensch und Maschine, als den von den globalen Eliten vorgegebenen Weg, welcher letztlich in der „Robotisierung des Menschen“ ende und ihn nicht mehr befähige, Träger eines eigenen Verstandes zu sein (S. 34). Diese geplante Reduzierung des Menschen zu einem nicht-denkenden Konsumenten wurde auch bereits bei Hupka eindeutig thematisiert. In Anbetracht dieser Pläne, welche von den Unternehmenseliten global-agierender Konzerne entworfen wurden, sei die Einwanderungswelle nach Europa nichts mehr als eine Etappe zur Realisierung dieses Endziels. Diese Tatsache sei ein Aufruf zum dringenden Handeln, welches sich nicht im lamentieren erschöpfen dürfe (S. 37). Die Wurzel dieser Pläne, welche zuvor als das Vorherrschen einer „dunklen Macht“ betitelt wurde, die von den Machteliten Besitz ergriffen habe“, sehen die Briganden im vorherrschenden Atheismus der westlichen Völker (S. 38). Dabei geben Sie folgende Definition vor: „Unter Atheismus verstehen wir die Negierung eines lenkenden Prinzips und der subtilen Kräfte hinter den Gestalten und Ereignissen.“ (S. 39). Dieser Atheismus führe zu einem Abtöten des Verstandes und zur Unfähigkeit sich mit geistig-spirituellen Fragen der Menschheitsgeschichte sinnvoll auseinanderzusetzen. Dies mache die Menschen unempfänglich für Einsichten, die einst „von Indien bis Irland“ allgemein waren (S. 39). Damit verfolgen die Briganden einen traditionellen Ansatz, welcher unter „Tradition“ das Vorhandensein einer ewiggültigen Gesetzmäßigkeit über Geschlechterreihen hinfort, versteht. Diese Auffassung findet sich unter anderem auch in den Werken Evolas wider, welche vermutlich auch Einzug in das Denken der Briganden gefunden haben.

Diese Spiritualität, welche die Briganden als „ewigen Pfad“ in der indischen Tradition des „Sanatana Dharma“ bis heute als existent ansehen, würde in der westlichen Welt von heute nicht mehr vorhanden sein. Diesem Denken der indischen Tradition scheinen die Briganden sehr nahe zu stehen. So werden im Folgenden Teil des Kapitels mehrere Zitate jahrhunderte- bzw. jahrtausendealter Texte der indischen Tradition widergegeben, welche darauf hindeuten sollen, dass die Briganden sich heute im „Dunklen Zeitalter“, dem letzten der vier Zeitalter indoeuropäischer Überlieferung, befinden würden (S. 40). Diesem Zeitalter liege eine zyklische Zeitauffassung zugrunde, welche sich dem Gesetz des sterblichen Lebens füge. Dieses Dunkle Zeitalter sei jedoch dadurch gekennzeichnet, dass sich das Bewusstsein einzig und allein an der Materie orientiere und letztlich durch Abkehr von der alles ordnenden „Norm“ die Menschen in den Abgrund stürze. Dieser Abgrund („die Finsternis“) kann als ein Zusammenbruch der Gesellschaften bzw. ein Kollaps des menschlichen Zusammenlebens verstanden werden. In welcher Form sich dieser vollzieht, sei jedoch ungewiss und auch nicht von Bedeutung. Auch hier zeigen sich Überschneidungen zum pessimistischen Denken Hupkas, welcher ebenfalls ausführte, dass die kommenden Gesellschaften von Krisen geprägt seien würden. Diese „Heilung“ des europäischen Menschen durch die Überwindung des „dunklen Zeitalters“, d.h. durch sein biologisches Bestehen, findet sich auch insbesondere im Denken Guillaume Fayes wider, welcher als französischer Denker gegebenenfalls ebenso Einfluss auf das Denken der Briganden gehabt haben könnte. Dem widerspricht jedoch Fayes Technikhörigkeit und Fortschrittstheorie, welche in extremen Fällen ebenfalls im Transhumanismus „weißer Prägung“ endet. Dieser Zusammenbruch stellt für die Briganden eine absolute Notwendigkeit dar, deren Eintreten Sie als Gewiss erachten. So schreiben sie hierzu folgendes:

„Wir wissen, daß sich das Dunkle Zeitalter erfüllen muß. Man protestiert ja auch nicht gegen den Winter. Um aber nicht in der Kälte zu sterben, richtet man eine Feuerstelle ein, an der man die Winternacht verbringt und den Anbruch des Frühlings erwartet. Wir organisieren uns in Klanen, damit die vereinigten Flammen die Dunkelheit zerreißen. Wir hoffen in einer völlig illusionslosen Sicht auf den allgemeinen Niedergang, unsere Klane mögen genügend Kraft, Liebe und Verstand entwickeln, um zu Refugien des Lebens zu werden, zu Oasen in der Wüste der Weltordnung. (…) Das Wissen um die schicksalhafte Finsternis schützt uns vor allen Ausflüchten, etwa der Hoffnung auf die Erhebung der Massen, der moralischen Besserung der Herrschenden oder anderer Wunder, die ohne uns geschehen und uns aller Mühe entheben. Der Kampf beginnt mit der kompromißlosen Ablehnung jeder Ideologie, die uns zu rein materiellen oder zu psychologischen Objekten stempelt.“ (S. 46-47).

Dieser schließende Absatz dient als Überleitung zur Beurteilung der Möglichkeiten des offensiven politischen Handelns als Widerstandsbewegung. Wie zuvor, finden sich auch hier vielfach Gemeinsamkeiten zur Analyse Hupkas. Die Unmöglichkeit des „politischen Kampfes“ begründen die Briganden in drei maßgeblichen Kernblöcken, die Sie dem Denken und Verhalten vieler „Widerstandsgruppen“ als inhärent zuschreiben. Diese seien der Glaube, dass das Volk dereinst „erwache“ (erstens), der Glaube, im Antiglobalisierungskampf die Waffen der Globalisierer für sich zu nutze machen zu können (zweitens) sowie die allgemein vorherrschende Lethargie, welche sich insbesondere in einer ausgeprägten Nostalgie äußere (drittens). Alleine bei dieser kurzen Zusammenfassung sollten dem geneigten Leser die Gemeinsamkeiten zu Hupka ins Auge springen. Ihren detaillierteren Ausführungen stellen Sie folgende Aussage voran: „Der politische Kampf ist wie ein geräumiger Schulhof für die vielen Menschen, die nicht verstanden haben, daß sich die wahre Macht an den Gipfeln der wirtschaftlichen Pyramiden der Weltordnung befindet.“ (S. 48). Der eigentliche Feind sei die Finanzoligarchie, welche die demokratische Politik einzig und allein „als Falle ausgelegt“ habe, um den Menschen vorzugaukeln, dass die Macht in „Reichweite“ sei (ebenda). Um zu vermeiden, in diese Falle zu treten sowie dem System der durch die Medien getriebenen Konditionierung zu entrinnen, sei es notwendig zu eingangs erwähnten drei „Klippen“ zu kennen und zu vermeiden.

Die erste Klippe sei der „Mythos vom Erwachen der Völker“ (S. 49). Dabei stellen die Briganden nüchtern – und im völligen Einklang mit Hupka – folgendes fest: „Volksaufstände werden immer durch materielle Bedürftigkeit hervorgerufen, oder weil etwas absolut Unmögliches verlangt wird. (…) Keine Erhebung der Völker ist je angetreten, den menschlichen Geist zu retten. (…) Die Masse wird immer denen folgen, welche den leichtesten Weg zu Bequemlichkeit und Sicherheit versprechen. Es ist völlig vergeblich, die gesamte Gesellschaft auf demokratischem Wege reformieren zu wollen, da diese Wege durch das politische System und die Finanzeliten bewußt eingesetzt werden, um die Völker zu bestechen. Man wird die Massen nicht ihrer Gier nach Vergnügungen und Bequemlichkeit entreißen können.“ (S. 49). Aufgrund dessen sei es müßig zu glauben, dass Revolutionen durch die Masse ausgelöst werden könnten. Diese seien ausschließlich das Machwerk einer disziplinierten Elite. Das Volk stelle in der Masse nichts als eine „Trägheitskraft“ dar (S. 50). Die Strategie der Klane sei es, die sich in der Masse befindlichen elitären Elemente zu sammeln und ihre Kräfte zu bündeln.

Die zweite Klippe sei die Gefahr der Zerstreuung durch das Versinken in Nachrichten und Medienstreitereien, welche insbesondere durch die Nutzung globalistischer Werkzeuge (Medien, Internet usw.) hervorgerufen werde (S. 51). Deren tägliche Informationsflut – auch der Medien die sich vermeintlich widerständisch gebärden – sei nur ein Mittel der Zerstreuung in Hinblick auf die wahren Probleme. Als Beispiele werden die Diskussion über Immigration und Islamisierung sowie die Polemik gegen die Homoehe angeführt. Es sei völlig irrelevant, Ausländer heimschicken zu wollen, wenn man danach weiter dem westlichen Individualismus (Kapitalismus) frönen zu können. Gleich verhalte es sich mit der Homoehe, deren Ablehnung nichts nütze, wenn auf der anderen Seite drogenabhängige, materialistische und zerrüttete Familien viel häufiger der Realität entsprächen (S. 52). Dieses aufhalten mit Themengebieten, die am Kern des Übels vorbeigingen, sehen die Briganden als vollkommen wirkungslos an. Spitz schreiben Sie: „Das eitle Getue, in medialen Debatten die Weltprobleme zu lösen oder in Demonstrationen auf der Straße auf sie hinzuweisen, der Streit um wirtschaftliches prosperieren und urbane Events – all dies gehört in den Mülleimer!“ (S. 52). Alle Probleme, die uns heute betreffen, bedürfen einer „integralen Veränderung der Lebensumstände, des Bewusstseins und der sozialen Organisation“, weshalb auf „kosmetische“ Maßnahmen vollständig verzichtet werden sollte.

Die dritte Klippe bezieht sich auf die vorherrschende Lethargie, welche sich in einer permanenten Vergangenheitsorientierung der Menschen äußere. Dieser Erscheinung entgegnen die Briganden wie folgt: „Wir haben nichts zu bedauern. Im Grundsatz war früher nichts besser, weil sich der Mensch immer für die gleichen Dinge bewähren muß. Jede Generation muß sich auf die Suche nach Wahrheit und Schönheit machen und die Kraft entwickeln, in Würde zu leben und zu sterben.“ (S. 53). Die romantische Nostalgie bezeichnen Sie als „Ausflucht des Schwachen“. Ein kriegerischer Geist frage nur: „Wer ist unser Feind? Was ist sein Ziel? Was sind seine Mittel? Worin besteht unser Ziel? Was sind unsere Mittel?“ (ebenda). Ähnlich hat es auch Hupka formuliert, der in der Vergangenheitsorientierung des „Nationalen Lagers“ (insbesondere auf die Zeit des Nationalsozialismus von 1933 – 1945) einzig einen Ausdruck der Unfähigkeit jener Menschen, Zukunft gestalten zu können (und wollen) sah. Die Briganden schließen ihr Kapitel über die drei Klippen mit ihrer Erkenntnis, dass es müßig sei, im Zeitalter des Internets und der Atombombe auf die Rückkehr der Ordnung alter Zeiten zu hoffen. Ein Erwachen der Völker werde es aufgrund der Einschläferungstaktikt des Feindes nicht geben. „Die Zukunft gehört einzig denen, die Vision und Entschlossenheit besitzen, sich zu vereinigen, um nach ihren eigenen Prinzipien zu leben.“ (S. 54). Dieses Kapitel bildet den Abschluss der Analyse der gegenwärtigen politischen Lage sowie der seitens der Briganden daraus gefolgerten Rückschlüsse die heute ihre Idee darstellen. Im folgenden Teil des Manifestes beschäftigen Sie sich genauer mit ihrem gesellschaftlichen Gegenentwurf, welcher die Strategie des Lebens im Klan vorhersieht.

II. Das Leben im Klan

Es wurde bereits im ersten Teil dieses Artikel eingehend erläutert, warum die Briganden den Weg des Klans gewählt haben. Für Sie stellt der Weg des Klans einen „revolutionären Pfad“ dar, der radikal in der Weise ist, „wie er die Wurzel des Übels unserer Zivilisation angreift“ (s. 60). Der Klan strebt eine Lebensgemeinschaft von Männern, Frauen und Kindern an, die durch gemeinsame Werte und Ziele gekennzeichnet ist. Dabei bezeichnen Sie den Klan selbst als „Bruch mit dem klassischen politischen Aktivismus“. Für Sie ist er ein „Unternehmen von Leib und Seele“ (S. 61). Die Revolution vollziehe sich im Klan, da dieser alle bürgerlichen Werte umkehre und als Zelle für ein organisches und schlüssiges Lebenskonzept diene. Bemerkenswert ist, dass die Briganden, wie Hupka, von einer anderen Form des Widerstandes sprechen. Sie erachten ihr Handeln dabei auch als durchweg politisch. Um dieses Konzept zum Erfolg zu führen, bedürfe es der Erkenntnis, dass die Bereitschaft, „die Ordnung über das Einzelbedürfnis zu stellen“, die Voraussetzung sei um „dem vernichtenden Leben des Systems zu entfliehen“ (S. 62). Dieser Weg sei der bisher einzige, der einen Gegenentwurf darstelle sowie ein Konzept, welches auch in Zukunft noch für kommende Generationen verbindlich sein könnte. Die herkömmlichen Widerstandsnester sehen Sie zunehmend in der Rolle eines hilflosen Opfers, wohingegen der Feind unermüdlich an der Realisierung seiner Pläne arbeite. Dazu ergänzen Sie: „Er empfindet kein Unbehagen dabei, die Zukunft aller Dinge dieser Welt für Jahrhunderte zu planen, es stört ihn nicht, daß ein Außenstehender sein Vorhaben als lächerlich abtun würde.“ (S. 63). Um also die Zukunft der eigenen Art zu erhalten, helfe es nicht, sich darauf zu fokussieren, was man in der Vergangenheit alles verloren habe, sondern einzig zu schauen, was man für einen Beitrag für die Zukunft leisten könne. Dies bezeichnen Sie in Anspielung auf die „Pflicht des Erinnerns“ ironischerweise als „Pflicht des Vergessens“. Einzig so sei die permanente Ablenkung durch die Feinde zu überwinden und die gesamte Konzentration auf den Eigenerhalt zu richten (S. 64). Die Klane sollen diese Erziehungsfunktion übernehmen, „die von der Kindheit bis zum Tode Orientierung gibt“ (S. 65). Einzig diese kulturellen „Heimstätten“ hätten die Möglichkeit eine lebenswerte Zukunft für das Abendland zu schaffen, fernab der „vergifteten Pfade des Materialismus“ (S. 66). Um an diesem Klan partizipieren zu können, müsse man persönlich in der Form mobilisiert worden sein, dass man sein tägliches Handeln nicht nach kurzzeitig erreichbaren Ziellinien ausrichtet. Vielmehr müsse alles Handeln an einem langdauernden Zusammenhalt ausgerichtet sein, welches seinen Ursprung im Glauben an einen altertümlichen Mythos findet. Dieses Gründungsideal ist dahingehend interessant, als dass die Briganden ihren Klans Helden vorgeben, die Ihnen Wegweiser für späteres und allgemeines Handeln seien sollen. Zudem schaffen Sie ihren Mitgliedern so ein gemeinsames, geistiges Fundament, an dem alle Mitglieder des Klans partizipieren. Dieses Leben umschreiben die Briganden wie folgt: „Das Leben des Klans ist immer das Teilen von Raum, Kraft und Wissen, aber es ist ebenso ein Leben des Geistes, das sich in einer originären Kultur manifestiert. Ohne diese transzendente Dimension, diesen Kampf für den Geist, hat der Klan wenig Chancen zu überleben, weil es immer einer sehr hohen Motivation bedarf, um den Individualismus auf Dauer zu unterdrücken.“ (S. 75). Dies könne nur erreicht werden, wenn die Stärke des Klans gehütet werde, welche die Briganden in ihrer „Einigkeit“ sehen. Die Einigkeit ist gemäß Ihres Selbstverständnisses eine tragende Säule des Klans. Sie zu erhalten ist die Hauptaufgabe aller Mitglieder (S. 77). Als Leitspruch haben sie „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ gewählt und weisen damit darauf hin, dass der Geist der Einigkeit nicht erzwungen werden kann. Neben der „Einigkeit“ steht die „Stärke“. Der Leitspruch der Briganden hierfür lautet: „Ein kleiner Klan ist mehr wert als ein reicher Mann.“ (S. 85). In der Bündelung der Stärke, womit neben der körperlichen Kraft auch die geistigen Fähigkeiten der einzelnen Mitglieder gemeint sind, sehen die Briganden den Vorteil ihres Gemeinschaftslebens. Diese Stärke werde nur vollkommen erlangt, wenn sich jeder immer wieder den kleinen „Götzen“ wie Eifersucht, Neid und Ängstlichkeit entgegenstelle.

Über die Gruppenstruktur der Klane verlieren die Briganden nicht viele Worte. In dem Kapitel „Verantwortung“ stellen Sie ausschließlich fest, dass aus dem Gefühl der Verantwortlichkeit jedes Einzelnen für Sieg und Scheitern des Unterfangens eine natürliche Hierarchie resultiere (S. 94). Diese auf einer natürlichen Autorität begründete Hierarchie sei notwendig, um nicht auf der Stufe einer „Hippiekolonie ohne Aussicht auf Entwicklung“ zu verharren (ebenda). Im darauf folgenden Kapitel „Freiheit und Disziplin“ umreißen die Briganden ihr Verständnis eben jener Begrifflichkeiten und deren Anwendung im täglichen Leben des Klans. Ihr Freiheitsverständnis richtet sich vehement gegen das liberalistische Denken, welches seine Freiheit in der vollkommenen Ungebundenheit des Individuums definiert. Treffend formulieren Sie: „Die „Jugendkultur“, die seit den sechziger Jahren über die Erde vergossen wird, ist eine Giftpille, die das Gewissen im Stadium der Adoleszenz gefangen hält. (…) Zwei Generation später sind die verwestlichten Völker entmannt, drogenabhängig, sexsüchtig, steril und rundum unfähig, eine echte Kultur zu bilden und ihre Kinder zu erwecken.“ (S. 102). Dieser Form der „amerikanischen“ Freiheit entgegen Sie wie folgt: „Meine Freiheit ist die, diese Reise bis zum Ziel zu führen, ohne mich von bösen Sirenen bezirzen zu lassen. Daher trete ich einer Mannschaft bei, in die ich mein Vertrauen lege und die ich als meine Brüder und Schwestern betrachte. (…) Eine solche Mannschaft nimmt keinen blinden Passagier und auch keinen müßigen Reisenden auf. Auch das Geld ersetzt nicht den guten Willen. Im Klan findet man keinen Platz durch das Geld, das man besitzt, sondern man erobert einen Platz durch die spontane Begeisterung, die von unseren Aktionen ausgeht.“ (S. 103).

Diese Aktionen finden im gesamten Manifest immer wieder Ausdruck in Form eines reich bebilderten Anhanges. Feierliche Abendessen, geschmückte Säle, Studioaufnahmen der Frauengruppe „Les Brigandes“, gemeinsame Gesangsstunden von jung und alt, Spazierstockfechten, Kickboxen, Kammermusik, Frauenchor und Tanztheater sind nur einige Auszüge von Fotos die das Gemeinschaftsleben der Briganden illustrieren.  Das Verhältnis von Frauen und Männern scheint sehr ausgewogen zu sein. Hinzukommt die erfreuliche Tatsache, dass viele Kinder auf den Fotos zu sehen sind. Insgesamt besteht der Klan, welcher derzeit über ein Anwesen in den Schwarzen Bergen im Zentralmassiv verfügt, seit rund zehn Jahren. Der Altersdurchschnitt bewegt sich nach eigenen Angaben bei ca. 30 Jahren (S. 16). Der geistige Vater und scheinbar auch gemeinhin akzeptierte Führer der Gruppierung ist Joel LaBruyère, welcher zuerst zur Bildung der Gütergemeinschaften aufgerufen hat.

Bevor das Manifest mit einem kurzen Fazit schließt, widmet sich ein kurzes Kapitel der Frage nach dem Rollenverständnis. Es sollte nicht überraschen, dass die Briganden sich für ein den Geschlechtern spezifisches Leitbild entschieden haben.

Das Manifest schließt mit einem kurzen Resümee des zuvor formulierten. Als Schlusswort wurde ein Zitat des Architekten Buckminster Fuller gewählt:

„Man ändert nie etwas durch den Kampf gegen die gegenwärtige Wirklichkeit. Um etwas zu ändern, konstruieren Sie ein neues Modell, welches das existierende obsolet macht.“

III. „Les Brigandes“

Die Musikgruppe „Les Brigandes“ welche sich aus mehreren Frauen der Briganden bildet, hat mittlerweile über die Grenzen Frankreichs hinaus für Aufsehen gesorgt. Im Jahre 2015 begann die Musikgruppe eigens gedrehte Videos zu ihren Liedern im Internet zu veröffentlichen. Markant in ihrer Eigendarstellung (alle Frauen tragen eine Art „Zorromaske“), greifen Sie in Ihren Texten gegenwärtige politische Themen auf und fordern aktiv eine Veränderung der politischen Verhältnisse. Obwohl die Briganden die „Kulturrevolution“ der 1960er Jahre ablehnen, scheinen Sie keine Probleme damit zu haben, die Musik des „Rock ‘n Roll“ propagandistisch einzusetzen. So finden sich teilweise auch im Bildteil des Manifestes der Briganden Fotos, auf denen ihre Mitglieder mit elektronischen Musikinstrumenten zu sehen sind.

Mittlerweile haben sich bereits mehrere Vertreter der etablierten Medien mit den Briganden auseinandergesetzt. Darunter in einem Artikel die Internetplattform YAHOO oder in einem Videobeitrag der öffentlich-rechtliche Sender SRF. Den Frauen der Briganden kann dies nur recht sein. Ihre Besucherraten auf der Videoplattform YOUTUBE sprechen für sich. Interessant an diesem Projekt ist, dass die Briganden trotz ihrer Ablehnung gegenüber dem Internet sowie ihrer isolierten Lebensform den Kontakt zur Außenwelt suchen. Hier unterscheidet sich ihr Ansatz maßgeblich von den Gedanken Hupkas, welcher jeglichen Kontakt zur Außenwelt unterbinden möchte.

Wer weiterführende Informationen über die Musikgruppe sowie das Projekt des Klans sucht, wird auch auf der eingerichteten Internetseite www.lesbrigandes.com fündig. Dort finden sich auch die Videos zu allen Musikstücken, darunter auch der in Deutschland bereits recht bekannte Titel „Merkel muss weg“, welcher im Kehrreim tatsächlich auf deutsch gesungen wird oder ein gemeinsames Stück mit dem ehemaligen Vorsitzenden des FRONT NATIONAL Jean-Marie Le Pen. Im April 2018 wollten die französischen Frauen sogar ihr erstes Konzert in Deutschland, genauer in Thüringen, geben. Dieses wurde jedoch aufgrund staatlicher Repressalien abgesagt. In Anbetracht dieses scheinbaren Interesses an Deutschland bleibt abzuwarten, was die Briganden in Zukunft noch liefern werden. In jedem Falle kann das Lesen des Manifestes der Briganden durchaus empfohlen werden. In kompakter Form bietet es einen guten Überblick über Weg, Wesen und Ziel der französischen Gruppierung, von der man in Zukunft mit Sicherheit noch einiges hören wird.

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Neue Wege – Teil I