Im folgenden Artikel beleuchtet Ernst Rahn die Revolutionsgeschichte, um zu verdeutlichen was unter einer Revolution bzw. Umwälzung zu verstehen ist und welche Muster sich in der Vergangenheit finden. Letztlich betrachtet er die 68er Bewegung und beantwortet die Frage, ob diese eine tatsächliche Umwälzung herbei geführt hat. Die Redaktion
In einem seiner Artikel erläutert Peter Backfisch seine Ansicht, die 68er Bewegung würde zeigen, dass die damalige junge Generation umwälzende Systemveränderungen hervorrufen hätte. Nachdem MetaPol am 10.11.2024 verdeutlicht hat was unter einer solchen Umwälzung, einer Revolution zu verstehen ist, soll es im folgenden Artikel darum gehen typische Abläufe und Gemeinsamkeiten vergangener Revolutionen zu beleuchten. Anhand dessen ist zu untersuchen, ob Backfischs These von der revolutionären Wirkung der 68er Bewegung stimmt.
Was ist eine Revolution?
Ergänzend zum Artikel von MetaPol sei Eingangs nochmal auf der Begriff Revolution aufgefasst. Eine Revolution ist kurzgefasst die Umwälzung eines bestehenden Systems. Einfach gesprochen handelt es sich dabei um die Ersetzung einer herrschenden Weltanschauung/Ideologie durch eine andere. Wesentlich ist dabei nicht ob dies durch Gewalt oder friedliche Mittel geschieht, sondern dass sich im Zuge der revolutionären Entwicklung die Grundideen der Staatsführung ändern. I.d.R. geht dies mit der Neuausrichtung des Menschenbildes und der Werte, die im betreffenden System maßgebend sind, einher. Daraus geht hervor, dass ein Regierungswechsel für eine Revolution unabdingbar ist, mit ihm aber nicht endet, sondern lediglich einen wesentlichen Schritt vollzieht. Eine tiefgreifende Revolution ist ein langwieriger Prozess, der Generationen andauern kann. Die Wahl einer bisher in Opposition wirkenden Partei zur regierungsbestimmenden Kraft bedeutet somit keine Revolution, solange daraus nur einige Reformen hervorgehen. Genauso wenig ist es mit dem gerne im Mund geführten „Sturm auf den Bundestag“ getan, wenn dahinter keine revolutionäre Idee bzw. politische Theorie steht, welche sich dazu eignet auch tatsächlich Macht zu konsolidieren. Dies wird noch anhand eines treffenden historischen Beispiels betrachtet.
Revolutionen streben immer danach ein System grundlegend zu ändern. Das geht natürlich nie ohne Reibung mit der alten Ordnung vonstatten. Allgemein wird im Falle einer Revolution der Versuch ein bestehendes System zu erhalten oder ein beseitigtes System wiederherzustellen als Reaktion bezeichnet. Für die weitere Betrachtung ist dieser Begriff, wie wir sehen werden aber eher ungeeignet, da im typischen Ablauf von Revolutionen die Trennlinie zwischen Revolutionär und Reaktionär verschwimmt. Daher müssen wir andere Begriffe einführen und verwenden.
Den vor der Revolution herrschenden Zustand wird im Folgenden „altes Regime“ genannt. Diejenigen, die dieses alte Regime erhalten wollen, nennen wir die Konservativen. Es ist nebenbei bemerkt zwischen Konservativen als Erhalter eines Systemzustandes und Konservativen als Erhalter der natürlichen lebensnotwendigen Grundlagen zu unterscheiden, wobei auf erstere zurückgegriffen wird. Im Zuge einer Umwälzung treten den Konservativen die Revolutionäre entgegen. Die Revolutionäre teilen sich in Gemäßigte und Radikale/Extremisten.
Betrachtung erfolgreicher Revolutionen
Der Historiker Crane Brinton hat auf dem Gebiet der historischen Revolutionsforschung in seinem Werk „The Anatomy of Revolution“ hervorragende Arbeit geleistet [1]. Hierin hat er 4 große erfolgreiche Revolutionen auf Gemeinsamkeiten untersucht. Dabei handelt es sich um die Englische Revolution ab 1640, die Amerikanische Revolution, sowie die Französische und die Russische von 1917. Brintons Werk wird durch zahlreiche weitere Werke untermauert und ergänzt [2],[3],[4],[5].
Die Vorzeichen von Revolutionen
Bei den vergangenen Revolutionen lassen sich immer wieder ähnliche oder gar gleiche Anzeichen für das Anbahnen großer Umwälzungen feststellen. Wie bereits deutlich gemacht, ist es aber unmöglich zu sagen, dass Symptom X eine Revolution im Jahr Y auslösen wird.
Beim Blick auf die wirtschaftliche Situation der vier genannten Länder vor der Revolution fallen interessante gemeine Zusammenhänge auf. Entgegen der häufig getroffenen Annahme, kam es streng genommen in keinem der Fälle zum gerne angenommenen Aufstand der im Elend lebenden Massen. Im Gegenteil: Mit kriegsbedingten Einschränkungen für Russland befanden sich England, die amerikanischen Kolonien und Frankreich im wirtschaftlichen Aufstieg. I.d.R. ging es den Gesellschaften wirtschaftlich gesehen nach den Revolutionen sogar schlechter als davor.
Um es nochmal deutlich zu betonen: Ein Großteil der großen Revolutionen wuchs nicht aus allgemeiner Not. Zwar gab es durchaus Elendsgruppen innerhalb der Gesellschaften, diese spielten in der eigentlichen revolutionären Entwicklung eher eine untergeordnete Rolle. Es ist jedoch nicht zu verkennen welche gewichtige Wirkung die Angst vor dem wirtschaftlichen Abstieg hatte und hat. Ein erreichtes Wohlstandsniveau zumindest halten zu wollen ist ein wichtiger Treiber.
Not herrschte jedoch in jedem der betrachteten Fälle in den Staatsfinanzen der alten Regimes. Frankreich vor der Revolution ist ein Paradebespiel für eine blühende Wirtschaft und leere Staatskassen. Als Konsequenz bedeutete dies häufig das Erhöhen oder die Neueinführung von Steuern. Den Bürgern ging es verglichen mit anderen Schichten am besten und doch schrien Sie am lautesten nach grundlegender Änderung. Wirtschaftlich bedeutsame Gruppen waren nicht bereit immer neue Steuern und Einschränkungen hinzunehmen und sahen sich durch die bestehenden Zustände in ihrer Tätigkeit behindert. In den britischen Kolonien Nordamerikas blühte vor dem Umbruch das Geschäft zahlreicher Kaufleute. Ihre Interessen sahen sie durch die britische imperiale Politik gefährdet. Dies führte letztlich dazu, dass sie sich an die Spitze der Agitation gegen die Kolonialpolitik stellten und dabei die Unzufriedenheit unter weniger Wohlhabenden schürten. Durch diesen Hergang werden also zwei Punkte deutlich. Erstens sahen sich gewissen Gruppen in ihrem wirtschaftlichen Fortkommen seitens des Staates behindert. Zweitens, was in Wirklichkeit nur das vermeintliche Unrecht einer Gruppe war, wurde propagandistisch zum Unrecht an jedem Mitglied der Gesellschaft stilisiert.
Wesentliches Kriterium beim Entstehen der vorrevolutionären Situation ist der Verlust des Vertrauens der Bevölkerung in die Regierungsfähigkeit des alten Regimes. Dies rührt daher, dass die betrachteten Regierungen in vielen Bereichen nicht mehr in der Lage waren, ihren Aufgaben gerecht zu werden. Die stetige Erhöhung bestehender und Einführung neuer Steuern zur Reparation des Staatshaushalts trägt zum Misstrauen bei. Auch der Versuch das marode Gerüst durch hastige Reformen zu stabilisieren, die häufig scheitern oder wieder zurückgezogen werden, überzeugen Beobachter zunehmend davon, dass die falschen Personen herrschen und/oder das System erhebliche Strukturschwächen aufweist.
Frankreich war vor der Revolution beispielsweise durch immer neue erfolglose Reformen, ein wachsendes Ämterwirrwarr und völlig undurchsichtige Zuständigkeiten gezeichnet. Eine amüsante, aber doch sehr bezeichnende überlieferte Anekdote[1] über Ludwig XV. lautet wie folgt: Der König sah auf einer Reise in die Provinz, dass ein Rathaus, in dem er empfangen werden sollte, ein schadhaftes Dach hatte. „Oh, wäre ich nur Minister“, sagte er, „ich ließe das reparieren.“
Vor Revolutionen erwiesen sich die alten Regimes also zunehmend als unfähig ihren Aufgaben gerecht zu werden und die wachen Menschen unter den Beherrschten nahmen Kenntnis davon. Daraus wuchs dann häufig ein gewisser Klassenneid. Der Begriff der Klasse ist hier wohlgemerkt nicht nur sozioökonomisch, sondern auch soziopolitisch und soziokulturell aufzufassen. Es entstehen Spannungen, wenn Menschen unterer Klassen und besonders auch Teile der oberen Klassen das Gefühl bekommen, trotz ihrer Fähigkeiten nicht mehr aufsteigen zu können. So wird die Idee genährt, dass die Oberen nicht etwa herrschen, weil sie am besten dazu geeignet seien, sondern nur weil sie die entsprechenden Privilegien genießen.
Der Franzose Antoine de Rivarol schrieb dazu in seinen Memoiren: „Was die Nation am meisten aufbrachte, waren nicht die Steuern, nicht die ‚Lettres de cachet‘ (willkürliche Verhaftungsbefehle des Königs) und die anderen Übergriffe der Behörden; es waren auch nicht die Schikanen der ‚Intendants‘ und der langsame Gang der Justiz; es war der Hochmut des Adels. Das sieht man daraus, dass die Bourgeois, die Schriftsteller, die Finanzleute, kurz, alle die den Adel beneideten, es waren, die das Kleinbürgertum der Städte und die Bauern auf dem Lande gegen den Adel aufhetzten.“ [6]
In jeder Gesellschaft gibt es sogenannte Druckgruppen, die Druck ausüben, um ihre Interessen durchzusetzen. Das Spektrum reicht dabei von der Propagandaorganisation über Lobbygruppen bis hin zum gezielten Terrorismus. In den Jahren und Jahrzenten vor den Revolutionen hatte sich die Tätigkeit solcher Druckgruppen zunehmend intensiviert und zielte immer deutlicher auf eine radikale Änderung der Regierung ab. Wesentliche Triebkraft solcher Druckgruppen sind die Intellektuellen. Damit sind Menschen höherer Bildung gemeint, die das geistige Klima oder anders gesprochen die Metapolitik eines Landes mitprägen. Diese gewannen zunehmend den Eindruck von der Unfähigkeit oder gar Unrechtmäßigkeit der Regierung. Sie wendeten sich ab und organisieren in Druckgruppen Kritik und stellten klare Forderungen nach grundlegenden Änderungen. Schließlich wurden die so organisierten Intellektuellen zu Triebfedern der revolutionären Entwicklung. In Frankreich bildeten sich bspw. die Denkgesellschaften welche zunächst über den Aufklärungsgedanken philosophierten, um dann immer stärker zur politischen Argumentation überzugehen. Schließlich waren diese Gesellschaften dann wesentlich an der Steuerung der Wahlen zu den Generalständen beteiligt.
Teil der Kunst des Regierens ist in Problemsituationen das richtige Maß für die Anwendung von Gewalt zu kennen. Alle durch Revolutionen beseitigten Systeme haben sich als unfähig erwiesen, Gewalt angemessen einzusetzen. Häufig wurde zu wenig oder zu zögerlich Gewalt angewendet, so dass Gegenorganisationen nicht niedergehalten wurden. Vielmehr wurden diese Gruppen durch das einende Element der Repression (welche nicht genügte die Arbeit zu verhindern oder ausreichend zu hemmen) beflügelt. Auf der anderen Seite schaffte willkürliche überzogene Härte so manchen Märtyrer. Das Fehlen der Fähigkeit Gewalt richtig anzuwenden, macht Staaten unfähig sich effektiv gegen Revolutionen zu wehren.
Typischer Revolutionsablauf
In den Jahren vor der Revolution nahm der Protest der Druckgruppen gegen die Regierung stetig zu. Versuche die wachsende Opposition niederzuhalten schlugen fehl, entweder weil die Revolutionsbewegung bereits zu groß/stark geworden war oder weil die zuständigen ausführenden Organe selbst bereits vom Staat abgefallen waren. Der Übergang von der Agitation zur Tat erfolgte zumeist plötzlich oder fließend. Den Revolutionären war häufig nicht bewusst, „dass es jetzt losgeht“. Oft begannen die Druckgruppen immer deutlicher Forderungen zu stellen und gingen dafür auch bewusst immer größere Risiken ein. Sie stellten die Herrscher vor Entscheidungen, indem sie die Autorität des Staates durch illegale Akte herausforderten. Hier bewies sich dann die Schwäche bzw. Unfähigkeit der Herrscher des alten Regimes: Sie knickten ein, sie dankten ab. Wo sich die Regierung hier und dort doch zum Widerstand mit der Waffe entschloss, kam häufig ein weiter Aspekt der Gewaltanwendung zum Tragen. War ein gewisses Revolutionsklima erreicht, fielen oft auch noch die Träger der Staatsgewalt vom alten Regime ab. Statt das eigene Volk zu bekämpfen, liefen Truppenteile zu den Revolutionären über. Auch in der Gegenwart, wo technische Mittel einen aktiven Widerstand unsinnig erscheinen lassen, muss bedacht werden das diese Mittel immer von einsatzwilligen Menschen eingesetzt werden müssen.
Die Gründe für diese erst langsam wachsende und sich dann plötzlich entladenen Vorgänge liegen zwischen zwei Extremen. Zuerst wäre da die Idee, dass die Revolution spontan aus der Masse herauswüchse und sich durch Sie entlüde. Das wurde durch die vorhergegangenen Ausführungen hinreichend widerlegt. Das andere Extrem ist die generalstabsmäßige Planung und Durchführung der Revolution durch eine kleine Elite. Wie besonders in der russischen Revolution deutlich wurde, spielen beide Teile eine Rolle. Die Gewichtung zwischen Spontaneität der Masse und Planung einer Revolutionsgruppe liegt bei jeder Revolution anders. Der Sturm auf die Bastille wäre ohne Masse nicht denkbar, doch wurde diese im Vorfeld durch unterschiedliche Gruppen aufgepeitscht und zur Inszenierung genutzt.
Im weiteren Fortgang wurde eine neue Regierung gegründet und der Weg zur Umsetzung der revolutionären Ideen schien frei. Die Revolution endet hier aber keineswegs, sie hat mit dem Regierungswechsel sogar erst richtig begonnen. Nachdem der „Sieg des Volkes über die Unterdrücker“ gefeiert wurde, setzten nun reale Probleme ein. Die Revolutionäre mussten selbst die Staatsgeschäfte ordnen und führen, Verantwortung übernehmen. Dabei wurde zumeist schnell klar, dass die Einigkeit der Erhebungszeit nur Schein war.
Bei den betrachteten Revolutionen kam es nach der Machtübernahme nach Brinton zu einer Doppelherrschaft. Auf der einen Seite standen die bereits genannten Gemäßigten, die häufig Teil der Oberklasse des alten Regimes waren. Sie sind es die hauptsächlich die Regierungsgeschäfte übernehmen und sich mit Verfassungsfragen und Reformen beschäftigen müssen. Demgegenüber steht der zunehmend ungeduldige radikale Teil der Bewegung. Sie sind es die nun stückweise den gesamten Apparat des Revolutionären Kampfes (Agitationsorganisation, pol. Aktionsgruppen) übernehmen. Sie blieben dadurch aktionsfähig, während ihre Gegner mit den Altlasten des übernommenen Staates zu tun hatten. Es wurde der Ruf nach dem Weitertreiben der Revolution und der Vorwurf laut, die Gemäßigten wären „wie die alte Regierung“. Jeder Versuch die Radikalen zu beseitigen oder zu unterdrücken scheiterte an den gesetzten Idealen oder an dessen geschickter propagandistischer Nutzung durch die Radikalen. Nach einer gewissen Agitationszeit in der die Radikalen zunehmend an Rückhalt gewannen, auch indem Sie den Glauben schüren die Gemäßigten würden die Revolution verraten, kam es zum entscheidenden Kräftemessen. In Frankreich und Russland gewannen dabei klar die Radikalen. Ergebnis war deren Machtübernahme und oft die massenhafte Beseitigung (Mord, Verhaftung, Exil) der Konservativen und der Gemäßigten („Die Revolution frisst ihre eigenen Kinder“). Die Doppelherrschaft endete damit.
Ergebnis der Machtgewinnung der Radikalen war häufig roher Zentralismus. Die Macht war auf wenige Köpfe konzentriert. Hier kamen nun die religiös anmutenden Züge der kleinen verschworenen radikalen Bewegung zum Tragen. Der Extremist dient der wahren Idee, sei es im Dienste Gottes, der falsch verstanden Natur oder der Geschichte. Jeder der von dieser Idee abweicht ist Sünder und muss von der Erde getilgt werden. Der Feind wird entmenschlicht. Die Steigerung des Terrors liegt häufig damit zusammen, dass die neuen Herrscher in kürzester Zeit den „Himmel auf Erden“ schaffen wollen und jegliche Reibung durch Gewalt bekämpft wird.
Mit der Zeit hat sich die neue Machtstruktur konsolidiert, der Terror ebbte ab und es kehrte verhältnismäßige Ruhe ein. Je nach nun herrschender Ideologie/Weltanschauung wurde es teilweise sogar möglich, dass Konservative und Gemäßigte wieder in das System zurücksickerten.
Interessant ist der Fakt, dass es den Bevölkerungen Russlands und Frankreichs beispielsweise nach der Revolution in weiten Teilen schlechter ging als vorher. Daraus ist jedoch nicht die nächste Umwälzung gewachsen. Dies zeigt, dass Elend allein keine Revolution hervorbringt.
Der eigentlich entscheidende Teil ist die letztliche Umsetzung der revolutionären Ideologie bzw. Weltanschauung. Ab hier entscheidet im Wesentlichen die Ideologie/Weltanschauung darüber wie sich der weitere Ablauf gestaltet.
Hat die 68er Bewegung eine Revolution hervorgerufen?
Aus den von der Redaktion veröffentlichten Erläuterungen im Text „Vom Unterschied zwischen Revolution und Umsturz“ zur Frage was eine Revolution ist und der vorliegenden Betrachtung typischer Revolutionen, wird deutlich, dass die 68er Bewegung keine umwälzende Systemänderung im eigentlichen Sinne hervorrief. In der BRD der 68er herrschte keine vorrevolutionäre Situation. Dementsprechend kam es nicht dazu, dass das alte Regime durch ein neues, mit einer anderen Ideologie ersetzt worden wäre. Es ist durchaus zu erkennen, dass Menschen, welche Lehren aus diesen Bewegungen zogen, langfristig erfolgreich den Marsch durch die Institutionen antraten. Tatsächlich haben die 68er das politische Klima verändert oder verschärft. Besonders da es keine aktive Reaktion gab. Linke Ansichten und Argumentationen bestimmen aufgrund dieser Entwicklung die Bildungs- und Medienlandschaft. Doch hat dies nicht zu einer grundlegenden Systemänderung, nicht zu einem Ideologiewechsel geführt. Liberalismus / Kapitalismus herrscht nach wie vor.
Lehren der Revolutionsgeschichte
Was im Text „Jung gegen Alt“ angedeutet wurde, sollte mit diesem Text nochmals verdeutlicht werden. Eine Umwälzung vollzieht sich nicht in einem luftleeren Raum und wird nicht durch eine ganze Generation hervorgerufen. Viele Faktoren kommen zusammen, welche eine Revolution begünstigen bzw. erst ermöglichen. In einer solchen Situation bedarf es der richtigen Menschen mit einer klaren Idee zur rechten Zeit am rechten Ort.
Literatur
[1] Crane Brinton, „The anatomy of revolution“, Durchgesehene und erweiterte Ausgabe, 1965
[2] Carl J. Friedrich (Editor), „Revolotion – Yearbook oft he American Society for Political and Legal Philosophy“, 1969
[3] Alexis de Tocqueville, „Der alte Staat und die Revolution“, 1978, Originalausgabe 1865
[4] Manfred Hildermeier, „Die Russische Revolution 1905 – 1921“, 1989
[5] Wladimir Iljitsch Lenin, „Staat und Revolution“, Manifestverlag 2017
[6] Antoine de Rivarol, Politisches Journal eines Royalisten: 5. Mai bis 5. Oktober 1789., Hg. Johannes Willms, 1989
[1] Es ist nicht belegt, ob diese durch den amerikanischen Historiker Goerge Pettee überlieferte franz. Anekdote wahr ist. Sie spiegelt in jedem Falle sehr gut wider, wie die Franzosen über ihren König dachten.