Kommentar zur aktuell vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) thematisierten Blackoutgefahr

von Redaktion | 26. Nov. 2022 | Standpunkte

In einem Gespräch mit der „Welt am Sonntag“ legte der Präsident des BBK dar, dass die Menschen im Winter mit großflächigen Stromausfällen zu rechnen hätten [1]. Er mahnte entsprechend zur persönlichen Vorsorge. Wenig später bemühte sich das von ihm geleitete Bundesamt um Entschärfung. In einer am selben Tag veröffentlichten Pressemitteilung war zu lesen: „Ein großflächiger Stromausfall in Deutschland ist äußerst unwahrscheinlich.“ [2]. Das elektrische Energieversorgungssystem sei mehrfach redundant auslegt und auch lokale kurzzeitige Netzabschaltung sehr unwahrscheinlich.

Diese zwei entgegengesetzten Aussagen aus einem Bundesamt werfen die Frage auf, was nun zutrifft bzw. wahrscheinlicher ist. Die Medien berichteten in den letzten Monaten sehr häufig zum Risiko von Blackouts. Im Artikel „Grundgedanken zur Energiepolitik I“ [3] wurde sich bei Metapol bereits fachlich mit der Problematik auseinandergesetzt. Darin wurde festgestellt, dass die Gefahr von Blackouts durch den hohen Anteil von Erzeugung aus erneuerbaren Energien und den Abbau konventioneller Grundlastkraftwerke durchaus gegeben ist. Seit letzten Winter hat sich diese Lage nicht verbessert, sondern eher verschärft.

Einige Aspekte sollen dies verdeutlichen. Ein Instrument zur Wahrung des notwendigen Gleichgewichts aus Erzeugung und Verbrauch ist der Im- und Export von elektrischer Energie. Ein wesentlicher Handelspartner Deutschlands ist hierbei Frankreich. In der Vergangenheit waren Frankreichs Atomkraftwerke wichtige Energielieferanten, wenn die Energiegewinnung aus Sonne und Wind in Deutschland nicht zur Bedarfsdeckung genügten. 2022 fielen jedoch viele dieser Kraftwerke aufgrund technischer Probleme und zu Wartungszwecken aus, weswegen Frankreich eher Energie von uns bezog als an uns zu liefern. Auch aktuell zeichnet sich ab, dass unser Nachbar in nächster Zeit kein großer Energielieferant zur Stabilisierung unserer Versorgung sein wird [4]. Mit dieser Problematik einher geht die verstärkte Nutzung von Gaskraftwerken in Deutschland. Der Anteil von Erdgas am Strommix ist zwar nicht horrend gestiegen (siehe z.B. [5]). Zur Systemstabilität tragen diese Kraftwerke jedoch einen wesentlichen Beitrag, da sie ihre Erzeugungsleistung schnell erhöhen und senken können. Die Versorgung mit dem Energieträger Erdgas ist aufgrund der geopolitischen Lage jedoch unsicher. Wegen der energiepolitischen Situation hat sich die Bundesregierung dazu entschlossen die letzten drei am Netz befindlichen Atomkraftwerke im Betrieb zu halten. Dies führt versorgungstechnisch nicht zu einer Entspannung, sondern verhindert lediglich eine weitere Gefährdung der Systemsicherheit. Zudem stellt dies lediglich eine temporäre Abhilfe dar.

Die Gefahr von Blackouts ist nicht von der Hand zu weisen. Wie schon in [3] festgestellt, sind großflächige Stromausfälle nicht vorprogrammiert, mit dem Risiko muss jedoch gerechnet werden. Bei der Vorsorge ist es nicht ratsam sich auf staatliche Hilfe zu verlassen. Von Seiten der Regierung erfolgen Aufrufe und Hinweise zur Eigenvorbereitung (siehe z.B. [5]). Tatsächlich würde nur ein großflächiger Ausfall der Energieversorgung zeigen, inwieweit staatliche Institutionen wie Feuerwehr und THW angemessene Hilfestellungen leisten können. Die Flutkatastrophe von 2021 liefert jedoch einen ziemlich deutlichen Indikator dafür, dass die Bevölkerung weitestgehend auf sich gestellt wäre.