Adiéu JMLP – Ein Großer ist gegangen

von | 12. Jan.. 2025 | Stellungnahme

Jean-Marie Le Pen ist am Dienstag, dem 7. Januar 2025, im Alter von 96 Jahren gestorben. Damit verliert die Welt nicht nur einen großen Politiker, der Geschichte geschrieben hat: Sie verliert insbesondere einen verlorengegangenen Typus – einen echten, anständigen Kerl. Über Le Pens Werdegang ist viel geschrieben worden und seine Lebensstationen sowie insbesondere sein Wirken für den Front National sind gut dokumentiert. Darum soll an dieser Stelle ein Mensch gewürdigt werden, der über ein halbes Jahrhundert das Leben von Millionen von Franzosen erschütterte: als politischer Held, als Volkstribun, als Großvater. Als jemand, der von den Franzosen, seinem Volk, verehrt oder gehasst wurde. Und der aufgrund seines Wesens auch eine Art „Archetyp“ seines Volkes war.
Le Pen suchte stets die Nähe zu seinen Volksgenossen und liebte die Geselligkeit, das Zuhören, das gemeinsame Erleben und auch Erleiden. Er war kein Politiker, der von kaltem Wahlinteresse geleitet wurde, sondern der mit seinen Menschen sein wollte und sein Volk aufrichtig liebte. Aufgrund der Fülle seiner Tätigkeiten und Verantwortlichkeiten stets gefordert, ließ er dennoch wenig Gelegenheiten offen, auch nach seinen politischen Veranstaltungen bis tief in die Nacht hinein mit den „einfachen“ Menschen in den Gemeinden Zeit zu verbringen, zu singen und zu tanzen. In einer Anekdote über ihn fragt Le Pen einen Bekannten bei geselligem Zusammensein, ob dieser wisse, warum er (Le Pen) mit den älteren Damen aus dem bodenständigen Frankreich nach den Treffen immer bis spät in den Abend im Dorfsaal tanze, obgleich er etwas anderes zu tun hätte. Auf die Verneinung des Bekannten hin antwortet Le Pen: „Weil es sie im Herzen erhitzt; weil sie nur noch das haben. Die anderen verachten sie.“ Die Abgehobenheit und Abgrenzung der selbsternannten Elite gegenüber dem einfachen Volk war ihm zuwider und mehr noch – sein entschiedener Feind.
Dabei hegte er jedoch auch keine Nostalgie für das vergangene Frankreich, was bei erstem Betrachten seiner militärischen Laufbahn naheliegen könnte. Er war schlicht ein aufrichtiger Patriot, der die Menschen seines Volkes und seine Zeit trotz ihrer Niederlagen liebte. Damit verkörperte er so vieles, was heutige Politikertypen, auch innerhalb des rechten Milieus, vermissen lassen. Er war ein großartiger Politiker, weil er eben nicht „nur“ ein Politiker war. Er war schlicht ein Mann, mit allem, was ebendies ausmacht. Seine Überzeugungen waren ihm heilig. Lobbyabhängigkeiten und Gefälligkeiten lehnte er ab. Seine Sprache war dabei oft direkt und für mancher eins auch „obszön“. Für ihn gab es nur einen Weg – geradeaus. Und diesen war er bereit zu gehen, allen Widrigkeiten zum Trotz. Damit verkrachte er sich selbst innerhalb der eigenen Familie. Mögen seine Aussagen streitbar gewesen sein, bei Le Pen wusste man, woran man war. Er war nicht nur ein „Haudegen“ und „Steher“, wie ihn Karl Richter in einer sehr persönlichen Anekdote charakterisierte, sondern eben ein ganz großer Charakter. Einer, dessen Abgang die politische Bühne weiter an authentischen Vertretern verarmen lässt.
Die Wenigsten vermögen zu sagen, was es mit einem Menschen macht, wenn nahezu ein ganzes Leben schlecht über ihn gesprochen, geschrieben, geschrien wird. Ihm, Le Pen, scheint es wenig angehabt zu haben. Seine Lebensfreude, seinen Frohsinn, seine Leichtigkeit ließ er sich nicht nehmen. Zu tief waren Glaube und Hingabe zu seinem Volk und zu seiner Mission in ihm verankert. Den Deutschen war er auf Lebzeit innerlich verbunden. Zuviel verband ihn in positiver Hinsicht mit diesem Land und diesem Volk, dessen Kultur er schätzte und dessen Sprache ihm in Teilen geläufig war. Immer wieder bemühte er sich um politische Kooperationen mit der deutschen Rechten, getrieben von dem Gedanken an ein Europa der starken Völker. Es bleibt zu hoffen, dass noch etwas von seinem Geist übriggeblieben ist.
Zum Abschluss noch eine kleine, bewegende Anekdote über Jean-Marie Le Pen, die verdeutlicht, wie nah er am Ende seines Lebens doch auch bei den scheinbar „kleinen“ Dingen geblieben ist:
Im Alter von 94 Jahren besucht ein befreundetes Paar Jean-Marie Le Pen in seinem Haus. Er ist bei klarem Verstand und macht sich zwischen zwei gesungenen Liedern Sorgen über die Weltdemografie und den allgemeinen Mangel an Mut bei den Franzosen und den Politikern. Daraufhin ruft ihn seine Tochter Yann an, um ihm vom Tod eines alten Hundes der Familie zu erzählen. Im Anschluss legt Le Pen auf, legt beide Hände flach auf den Tisch, atmet tief durch und blickt zum Horizont. Nach einer Pause erzählt er seinen Gästen mit der bewegten Stimme eines alten Mannes: „Mit fast 100 Jahren hat man den Weltkrieg erlebt, man hat Eltern und Freunde auf dem Schlachtfeld verloren, man hat Ereignisse gesehen, die Millionen Menschen das Leben kosteten. Man weiß, was das Ende und die Krankheit sind… Und doch ist man noch immer vom Tod eines kleinen Bastards bewegt“!
Jean-Marie Le Pen – mit dir verlässt ein ganz großer Franzose, Europäer und Mann die Bühne. Adiéu.