„Es geht darum das eigene Sein in den Dienst einer höheren Sache zu stellen.“ – Interview mit der rechten italienischen Kulturvereinigung RAIDO

von | 13. Juni. 2025 | Im Gespräch

Die Kulturvereinigung RAIDO feiert in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. Gegründet wurde sie in Rom (Italien), wo sie bis heute ihren Hauptsitz hat. Die Gruppe zeichnet sich durch kontinuierliche Gemeinschafts- und Kulturarbeit aus. Wir hatten das Glück mit Giacomo, dem Sprecher der Organisation, ein ausführliches Gespräch über die Ziele und Aktivitäten der Gruppe führen zu können. Die geistig-weltanschaulichen Bezugslinien von RAIDO wurden bereits vor 25 Jahren im Buch „RAIDO – Die Welt der Tradition“ festgehalten und im Handbuchformat veröffentlicht. Eine Neuauflage in deutscher Sprache ist im Jahr 2024 hier im Hause MetaPol Verlag & Medien erschienen. Das Interview wurde bereits Ende 2024 geführt.

 

Lieber Giacomo, auf eurer Internetseite ist zu lesen, dass RAIDO Mitte der neunziger Jahre gegründet wurde. Im Jahre 2000 erschien die Erstausgabe des Buches „RAIDO – Die Welt der Tradition“. In den anschließenden Jahren folgte, so scheint es, eine Zeit der Inaktivität für die Organisation, bevor sie vor einigen Jahren wieder verstärkt an die Öffentlichkeit trat. Ist dieser Eindruck korrekt, und falls ja, welche Ursachen gab es für diesen Neuanfang?

Zuerst möchten wir uns bedanken für das Interesse an unserer Gruppe. Wir freuen uns mit einer Organisation wie MetaPol, die sich auf Metapolitik konzentriert, in Kontakt zu treten. Der Kampfgeist unserer Organisation war schon immer auf das Wachstum und die Bildung des Individuums ausgerichtet, und genau dies stärken wir intern durch unsere Gemeinschaftsarbeit. Die öffentlichen politischen und kulturellen Aktivitäten hingegen sind bloß der sichtbare Anteil unserer Arbeit. Taten lassen wir lieber sprechen als Worte. Deshalb konzentrierten wir uns in den Jahren von 1995 bis 2000 intensiver auf verschiedene interne Aktivitäten und auf die Arbeit mit verbündeten Gruppierungen und Personen. Das Auftreten und die Wahrnehmung nach außen war für uns während dieser Zeit sekundär (immerhin war die Ära der Sozialen Medien und des massenhaften Teilens und Postens damals noch nicht angebrochen). Stattdessen fokussierten wir uns auf die Strukturarbeit unserer Gruppe – ebenso, wie man einen Feuerstoß zuerst aufbauen muss, bevor er schließlich zum geeigneten Zeitpunkt entzündet werden kann.

Jedenfalls waren auch bereits vor der Ersterscheinung von „RAIDO – Die Welt der Tradition“ verschiedene Initiativen, die an die Öffentlichkeit gerichtet waren, am Laufen. So fanden u.a. Veröffentlichungen (Broschüren, Zeitschriften etc.) und Konferenzen statt. Da das Teilen und das Weitergeben unserer Prinzipien wesentliche Teile von Traditionsarbeit darstellen, sind wir in dieser Hinsicht durchgehend aktiv gewesen.

RAIDO bezeichnet sich selbst als Kulturgemeinschaft. Was ist der maßgebliche Unterschied zwischen eurem Organisationstypus und rein aktivistischen Gruppierungen oder Denkfabriken?

Im Grunde genommen sind wir eine kämpferische Gemeinschaft: eine Gruppe von Männern und Frauen, die sich durch ihre traditionellen Werte verbunden fühlen und sich persönlicher Weiterentwicklung und gemeinschaftlicher Handlung verschrieben haben. Für uns ist die kulturschaffende Arbeit nur eine von vielen Werkzeugen. Wir halten Theorie und Praxis im Gleichgewicht. Unsere Grundsätze spiegeln sich in unser aller täglichen Leben wider, sie ziehen sich durch jedermanns Persönlichkeitsentwicklung und ebenso durch unsere politischen und kulturellen Beschäftigungen. Das unterscheidet uns von lediglich aktivistischen Gruppierungen oder Denkerkreisen, denn unsere Aktionen sind stets ein ultimativer Test unserer geistigen Verpflichtung gegenüber unseren Idealen. Unser Weg kann nur in eine Richtung vollzogen werden: trainieren, abhärten, vorbereiten und reflektieren, und danach die präzise, sachgemäße, strukturierte Ausführung der Handlung, stets in Bezug zu unseren traditionellen Werten. Denn die Praxis ohne vorangegangenes Training ist leerer Aktivismus und eine Kultur ohne Praxis ist sinnlos. An einem Tag mag man uns vielleicht im Hauptquartier in einer Diskussion über Metapolitik und Wirtschaft vertieft vorfinden und am nächsten Tag verteilen wir vor einer Schule vielleicht unseren Bericht „Megafono“ an Schüler. Am Nachmittag finden wir uns dann wieder zum Boxtraining in unserem Hauptquartier ein, bevor wir uns eine Woche später wieder zur regulären Zusammenkunft treffen. Das ist unser Gemeinschaftsleben.

Welche Art von Aktivitäten bilden den Hauptteil eurer Gemeinschaftsarbeit?

Unser Hauptziel ist es, Kämpferpersönlichkeiten auszubilden. Dies erreichen wir durch eine Reihe unterschiedlichster Aktivitäten: durch Kulturinitiativen, wie etwa Konferenzen und Herausgabe von Druckschriften, sowie durch praktischen Aktivismus (Postern, Flyern, Demonstrationen) und wirtschaftliche Projekte (in den Bereichen Handwerk, Unternehmertum). Wir fördern auch die körperliche Leistungsfähigkeit durch Kampsport, Wandern und andere Sportarten. Wir streben ein Leben aus dem Vollen an, in Harmonie und Einheit, in der Gemeinschaft, das Teilen jeder Lebensmomente und das Unterstützen verschiedenster Initiativen, egal ob es sich um das Bewerben eines Lebensmittels handelt oder um das gemeinsame Heldengedenken. All das. Es bedarf dabei auch größter Vorsicht, bei unserem Engagement nicht in die bloße Pflichterfüllung oder das Abarbeiten einer Liste zu verfallen. Wir wollen keinen perfekten Soldaten, der in der Schule oder vor den Frauen versagt. Wir wollen uns zu wahrhaftigen Menschen entwickeln, in Brüderlichkeit verbunden und jeder Lebenslage gefeit.

Lass uns über eure ideologische Basis sprechen. Gibt es bestimmte Leitlinien, (historische) Persönlichkeiten, Vorbilder oder gar Zeiten bzw. politische Strömungen in der Geschichte, welche einen bedeutenden Einfluss auf die heutigen Standpunkte und Grundgedanken von RAIDO haben?

Unseren Werten liegt keine Ideologie zugrunde (denn eine solche ist stets von Menschenhand geschaffen und deshalb relativ), sondern es ist eine Weltanschauung, der zeitlose, universelle und unumstößliche Prinzipien zugrunde liegen. Deshalb sind die Vorbilder und Bezugspunkte solche, die diese Prinzipien am besten verkörpern: im Sinne historischer Ären (Sparta, Rom, die Edo-Zeit Japans, das Mittelalter, etc.), ebenso wie politischer Strömungen (Eiserne Garde in Rumänien, Falange Espanola, europäischer Faschismus, etc.) mit ihren Hauptakteuren (Degrelle, Codreanu, etc.). Des Weiteren nehmen wir uns auch solche Persönlichkeiten zum Vorbild, die zu ihrer Lebzeit den Weg der Tradition selbst gingen und mitgestalteten, wie etwa Evola, Guénon und De Giorgio.

Damit steht ihr in einer großen europäischen Traditionslinie. Welche Rolle spielt die “Europäische Idee“ für RAIDO?

Wir fühlen uns mit dem Konzept Europas zutiefst verbunden. Doch Wahrheit existiert für uns überall, deshalb begrenzen wir uns nicht auf Europa allein. Wir sind stattdessen offen für die weltweite Vernetzungen mit Menschen, die jene Prinzipien mit uns teilen, denen von Europas Geschichte und darüber hinaus Glanz verliehen wurde. Unsere Vorstellung Europas ist die eines Reiches: Völker und Nationen sind vereint durch ein gemeinsames Ziel und einen heiligen Auftrag. Das entspricht ganz offensichtlich nicht der technokratischen und rein ökonomischen Version der Europäischen Union. Unsere Heimat ist dort, wo immer für unsere Idee gekämpft wird, um es mit Evolas Worten zu sagen. Unsere Verbündeten im Kampf sind deshalb die Völker, und seien sie außerhalb Europas, die stolz der modernen Welt und deren Auswüchsen Widerstand leisteten und dies weiterhin tun. Aus diesem Grund halten wir auch Beziehungen mit gleichgesinnten Organisationen in der ganzen Welt aufrecht.

Was mach RAIDO im Vergleich zu anderen Organisationen dabei einzigartig?

Wir vergleichen uns nicht gerne mit anderen Organisationen in Italien. Sie haben alle ihren spezifischen Platz im Kampf gegen die moderne Welt selbst gewählt, und unser Platz ist der einer orthodoxen Interpretation der Tradition, welche bestimmte politische, kulturelle und existenzielle Handlungsweisen impliziert. Unser Motto ist „Tradition, Bildung, Revolution“ („traditione, formazione, rivoluzione“). Wir wählten diesen Weg bewusst und auf dessen Grundlage schmieden wir unsere Kämpfergemeinschaft aus starken Individuen. Auf massenhafte Vergrößerung unserer Organisation sind wir nicht aus, denn für uns zählt ehr die Loyalität, die Zähigkeit, die Einsatzbereitschaft und Hingabe jedes Einzelnen.

Wir wollen nicht zu intensiv auf Parlamentarismus eingehen, aber in Deutschland ist man neugierig bezüglich dieses Themas. In unserer Recherche konnten wir keinerlei Hinweise auf einen Standpunkt von RAIDO gegenüber Wahlen und italienischen Parlamentarismus finden. Ist dieser Eindruck zutreffend?

An Parlamentarismus sind wir nicht interessiert, denn es ist ein Produkt der Demokratie und wir agieren auf anderer Ebene. Um unserem Weg und unserer Gemeinschaft treu zu bleiben und um die Integrität unserer Werte zu wahren sehen wir den parlamentarischen Weg als unpassend an, um die Art von Kämpfertum zu erreichen, das wir anstreben und das ich zuvor bereits darlegte.

Wie bewertet ihr die derzeitige politische Situation in Italien hinsichtlich des Parlamentarismus? In den deutschen Medien wird die Regierung unter Georgia Meloni aus der Fratelli d’Italia als rechtsextreme Partei dargestellt. Wie denkt ihr darüber?

Wie ich bereits auf die vorangegangene Frage hin erwähnte: Wir glauben nicht, dass echter, revolutionärer geistiger Wandel mittels demokratischer Wege erreicht werden kann, weder in Italien noch irgendwo anders in der Welt. Um zu Regieren muss ein demokratisches System immer massive Kompromisse zu Kosten von Wertevorstellungen und Grundprinzipien eingehen. Die Meloni-Regierung und die Partei Fratelli d’Italia sind nicht rechtsextrem, sondern bestenfalls konservativ. Faktisch gleichen sie sich bezüglich einiger Themen an die Atlantiker-Mächte an, wie man an ihrem Standpunkt zum Genozid in Palästina und zur militärischen Operation in der Ukraine erkennen kann.

Im Deutschen existiert seit einer Weile der Begriff der „Melonisierung“. Er soll bedeuten, dass eine politische Partei wesentliche ideologische Positionen zugunsten der Regierungsbildung aufgibt. Gerne wird er in Bezug der deutschen politischen Partei Alternative für Deutschland (AfD) verwendet. Würdest du sagen, diese Metapher trifft zu oder wird sie der Wahrheit nicht gerecht in Bezug auf Giorgia Meloni?

Möglicherweise gibt es noch Einzelne in ihrer Partei, die alternative oder radikale Standpunkte vertreten, doch was Giorgia Meloni selbst betrifft so trifft diese Metapher zu.

Was sind eure Beobachtungen nach ein paar Jahren „rechter“ Regierung? Profitiert auch eure Arbeit davon, da nun die öffentliche Meinung sich aufgeschlossener selbst gegenüber grundlegenden rechten Ansichten zeigt oder ist dies eine eher beklemmende Situation?

Unserer Beobachtung nach kann sich eine rechte Regierung nur hinsichtlich einiger ethischer Themen als dienstlich erweisen, wie etwa beim Thema Abtreibung. Es gibt in der Öffentlichkeit definitiv die Tendenz, im Allgemeinen wohlwollender auf Rechte zu blicken. Dennoch ist dies kritisch zu betrachten, da es sich um eine Transatlantische und reaktionäre Rechte handelt und sich diese Tendenz ebenso gut in eine entgegengesetzte Richtung von der unseren entwickeln kann.

Kommen wir zum aus unserer Sicht wichtigsten Thema. Unser Verlag fokussiert sich auf Metapolitik. Wie sieht es diesbezüglich bei Euch in Italien aus?

Wir stimmen vollkommen zu, dass kein Wandel möglich ist, wenn nicht vorher die Arbeit am Menschen geleistet wurde. Dazu gehören die Entzerrung und Richtigstellung von Sprache, Kultur und Gedankengut. Gleichzeitig glauben wir, dass nur sehr wenige Menschen heutzutage die Voraussetzungen und Fähigkeiten besitzen, eine bestimmte Vision zu verstehen und wiederzubeleben. Das Ziel ist nicht, den einfachen Mann oder den Gegner zu überzeugen, sondern stattdessen solche Menschen aufzuspüren, anzuziehen und wachzurufen, die die Veranlagung oder Neigung mitbringen neue Wege zu visionieren und am Wandel mitzuwirken.

Stichwort Denkfabrik: Es ist kein Geheimnis, dass alle Regierungen, Nationen und NGOs mit diversen Denkfabriken zusammenarbeiten. Gibt es irgendwelche nennenswerten rechten Denkfabriken in Italien, die sich dieser Arbeit widmen und bereits Erfolge verzeichnen können?

Ja, gewiss. Diese agieren jedoch nicht öffentlich. Man kann aber mit Sicherheit sagen, dass fast die gesamte intellektuelle Elite Italiens einseitigen Machtstrukturen unterliegt.

Aufnahme und Verwirklichung politischer Ideen sind in der Regel von einer avantgardistischen Gruppe an Leuten abhängig, die sich in ihren mentalen und physiologischen Voraussetzungen von der Masse abheben. Eine große Herausforderung in Zeiten des Nihilismus. Welche Rolle spielt die Herausbildung und Entwicklung einer solchen Avantgarde bei RAIDO?

Eine extrem wichtige. Unsere Arbeit am Menschen richtet sich genau darauf aus eine Elite zu kreieren. Eine, die jenen Gedanken ausformt, unter dem wir uns kompromisslos vereinigen; eine, die diesen Gedanken selbst in Form des „neuen Menschen“ verkörpert zwischen den Ruinen der Dekadenz. (vgl. J. Evola, Orientamenti) oder wie Hauptmann Corneliu Zelea Codreanu zu sagen pflegte: Man kann ein großes politisches Programm in einer Nacht niederschreiben, aber es bedarf wahrer Menschen, um es umzusetzen. Solange keine wahren Menschen herausgebildet sind, wird die politische Idee stets scheitern.

In Deutschland wurde ein Transkript des Buches „Il mondo al contrario“ (dt. Titel „Verdrehte Welt. Eine Bestandsaufnahme“) von Roberto Vannacci herausgebracht. In deutschen rechten Bewegungen wurde es sehr positiv rezipiert, da es von einem aktiven Mitglied der bewaffneten Streitkräfte verfasst wurde. Ist es vom soziologischen Gesichtspunkt her wahr, dass der „klassische Rechte“ in Italien jedoch eher der Oberschicht und der früheren Aristokratie angehört?

Im Falle General Vannaccis Buch trifft tatsächlich eher das Gegenteil zu. Die in seinem Buch angebrachten Argumente zielen augenscheinlich darauf ab ein rechtsgesinntes Publikum auf der Gefühlsebene anzuregen. Es war später keine Überraschung, als Vannacci von Salvinis Lega-Partei für die Wahlen zum Europäischen Parlament nominiert wurde.

Italiens Rechte ist vielschichtig und grob gesagt in drei Kategorien einteilbar: erstens die populistische, die Kneipengänger-Rechte, ähnlich jener, die Sie beschrieben, zweitens die eher liberale Rechte und drittens die „aristokratische“ Rechte. Die traditionelle Unterteilung in Arbeiterklasse bzw. Oberschicht wurzelt in Marxistischem Gedankengut und definiert den Einzelnen meist auf Grundlage ökonomischer und materieller Faktoren. Die rechten Bewegungen, wie wir sie anstreben und mit denen wir kooperieren transzendieren diese sozioökonomischen Einteilungen.

 

 

Kommen wir zu etwas kontroverseren Fragen. Über die vergangenen Jahre war in Deutschland ein Phänomen beobachtbar: Neue, rechte Bewegungen strebten danach alle Lebensbereiche auf einmal abzudecken. Was halten Sie von diesem Ansatz?

Wie Sie vielleicht bisher nachvollziehen konnten, bevorzugen wir solche Gemeinschaften, deren Aktivitäten ein möglichst breites Spektrum an Ausdrucksweisen finden. Das halten wir für essenziell, weil die Tradition in jedem Aspekt des Lebens verwirklicht sein will und dies der einzige Weg ist, unser Volk aus den Ketten der Moderne zu befreien. In den vergangenen 30 Jahren halfen wir vielen Gemeinschaften dabei auf eigenen Beinen zu stehen – das ist Teil unserer Aufgabe. Um die Kohärenz und Effektivität unserer Initiativen sicherzustellen ist ein starker innerer Kern innerhalb der Gemeinschaft unabdingbar. Dieser Kern muss aus Einzelpersonen bestehen, die auf beispielhafte Art und Weise unsere Prinzipien und Werte verkörpern, die deshalb als Leuchtturm fungieren und absichern, dass sich jegliche Aktivität der Organisation an den vereinbarten Zielen orientiert. Ebenso wie ein Rad durch seine Nabe stabilisiert ist und um sie rotiert, genauso muss unsere Gemeinschaft von einem stabilen Kern gehalten werden. Es gibt zum Beispiel in unserer Gemeinschaft verschiedene Einsatzgruppen, die sich alle aus unseren Kämpfern und Unterstützern zusammensetzen: ein Wanderbund, ein Verein zur Förderung regionaler Gastronomie, ein Buchhandel mit Onlinevertrieb, ein Fitnessstudio, einen Verlag, einen politischen Hauptverwaltungssitz, einen Jugendbund, eine Kneipe, eine Zeitschrift, einen Frauenkreis und vieles mehr. Alle Einsatzgruppen arbeiten autonom und unabhängig und sind dennoch mit einer einzigen Kommandozentrale verbunden und operieren nach einheitlicher Strategie. Deren Zwecke sind folgende:

  • Ausbildung der Kämpfer (geistige und körperliche Stärkung, Aneignung praktischer Fähigkeiten, seine eigenen Grenzen sprengen)
  • in jedem Teil der Gesellschaft agieren, Einnehmen öffentlichen Raumes
  • die Chance erhöhen, interessierte und qualifizierte Leute anzuziehen, die Interesse am Weg der Tradition haben

Klingt interessant. Gibt es strenge Aufnahmekriterien für neue Mitglieder bei RAIDO?

Die einzige Voraussetzung, um bei RAIDO mitzuwirken, ist die Bereitschaft über sich selbst hinauszugehen – über das eigene Ego und über bürgerliche Bequemlichkeiten und Sicherheiten. Es geht darum das eigene Sein in den Dienst einer höheren Sache zu stellen. Keiner von uns kann von sich behaupten den perfekten Menschen im Sinne der Tradition zu verkörpern. Aber jeder von uns, vom alten Kämpfer bis zum neu beigetretenen Jugendlichen, ist in einem dauernd währenden Kampf gegen die niederen Anteile, die jeder von uns in sich trägt, hin zum großen Einen.

Ein weiteres kontroverses Thema: Die Geopolitik. Im Zuge der vielen Konflikte weltweit muss festgestellt werden, dass diese leider immer wieder zu Spaltungen im rechten Lager führen. Besonders in Deutschland stoßen der Nahostkonflikt und der Krieg in der Ukraine auf verschiedene Positionierungen innerhalb der Rechten. Können Sie ebensolche Muster auch in Italien beobachten oder herrscht dort eher die Ansicht, kontroverse Themen wie diese zu meiden?

In Italien passiert das Gleiche. Die Rechte hat sich in verschiedene Lager gespalten je nach Position zu den Hauptkonflikten der letzten Jahre. Dazu zählen die von Ihnen genannten Konflikte, aber auch die Covid-Pandemie. Den einzigen „objektiven“ Blick bietet der traditionelle Weg an, welcher jedoch keineswegs neutral ist. Er zeigt uns vielmehr, welche Position gemäß Wahrheit und Recht die angemessene ist. Da einigen rechtsorientierten Gruppierungen diese Perspektive fehlt, neigen sie dazu der westlichen Propaganda oder ihrer eigenen Subjektivität zum Opfer zu fallen. Dabei geht es ja aber, in den meisten Fällen, nicht um Sympathien und Vorlieben, sondern um politische und wirtschaftliche Interessen.

Danke für diese interessanten Einblicke in eure Arbeit und Gedankenwelt. Zum Schluss wagen wir den Blick in die Kristallkugel: Wo siehst du RAIDO, Italien und Europa in den nächsten fünf bis zehn Jahren?

Über die Zukunft von Mensch und Gesellschaft können wir nichts mit Sicherheit vorhersagen. Eines steht jedoch fest: In naher Zukunft werden sich die Angriffe, die von E. Malinski als „Verborgener Krieg“ beschrieben wurden – sichtbar nur für jene, die Einblick in die nächste Dimension haben – noch verschärfen. Wo immer das Schicksal uns hinführt in Zukunft, wir werden präsent und bereit sein, die Tradition Seite an Seite mit den anderen Kämpfern zu verteidigen. Bis zum Tag des Sieges.

Sursum corda!

Wir bedanken uns für das Gespräch. Wer an weiteren Informationen über die Gruppe RAIDO interessiert ist, kann ihre Aktivitäten auf der eigenen Internetseite verfolgen. >>> www.raido.it