Wie legitimiert sich eine Monarchie?

von | 04. Jan.. 2025 | Philosophie & Theorie

Wie legitimiert sich die Monarchie, wer ist der neue Hochadel und welche Dynastien kommen in Frage? Solche und weitere Fragen stellt und beantwortet unser Autor und erklärter Monarchist Anton Ballin in dem folgenden Artikel. Die Redaktion

 

Wenn wir die Prämisse akzeptieren, dass die Monarchie ein geeignetes Herrschaftssystem für Deutschland oder auch andere Staaten wäre, stellt sich die Frage, wie eine Restauration auszusehen hat. Eine weitere Problematik, die die Wiederherstellung der monarchistischen Staatsform mit sich bringt, ist die Frage, welches Geschlecht den Thron besteigen soll. Eine Frage, die bei den zahlreichen Restaurationen der Geschichte auch immer wieder eine Rolle gespielt hat. Dabei stoßen Ideen des Rechts und der Macht wieder aneinander – des Prinzips und der Folgen. Schauen wir uns die Geschichte mal genauer an und ziehen unsere Schlüsse für die Zukunft daraus.

 

Legitimation durch Religion.

Ebenso wie so ziemlich jedes Volk einen Adelsstand hatte, hatte es auch einen Priesterstand; ihre Entwicklung ging Hand in Hand. In den meisten Fällen könnte man sie auch als ersten Adel bezeichnen, oft blieben sie sogar der einzige Adel, ein sogenannter Priesteradel, wie es die islamischen Kalifen und bis heute noch die Geistlichen des päpstlichen Kirchenstaates sind. Meistens waren sie jedoch getrennte Kasten, die voneinander abhängig waren; der Adel bedurfte einer weltanschaulichen Rechtfertigung seitens der Priester und die Priester das Geld und die Macht der Adeligen, um ihre Weltanschauung durchzusetzen. Das liegt ebenfalls in der Arbeitsteilung zugrunde, da sich großartige Krieger oder fähige Händler selten auch zeitgleich mit geistlichen Fragen beschäftigten und ebenso andersrum. Im Verlauf der staatlichen Entwicklung nahm jedoch in vielen Reichen der Adel immer größeren Einfluss auf die geistliche Welt, wurden selbst als heilig, ja gar als eine Gottheit angesehen oder als einen Übermenschen mit göttlichen Eigenschaften. Wie zum Beispiel das Gottesgnadentum der europäischen Monarchen; die ägyptischen Pharaonen, die als irdische Manifestation einer Gottheit galten und die Kaiser des römischen Reiches, die oberste Priester waren. Entweder, weil sie mittlerweile ihre eigenen theologischen Vorstellungen durchsetzen wollten oder um ihre weltliche Position und Legitimation zu stärken. Ebenso versuchte auch die geistliche Welt immer mehr Einfluss auf die Weltliche zu nehmen. Nichtsdestoweniger war die Geistlichkeit immer von wichtiger Bedeutung für den Adel und einer der Grundpfeiler für ihre Herrschaft; daran konnten auch die andauernden Machtkämpfe nichts ändern. Doch wieso bedurfte es dem Adel einer religiösen Rechtfertigung für ihr politisches Handeln, anders als Heutzutage, wo eine rationale Begründung ausreicht? Heutzutage basiert diese rationale Begründung auf einem Fundament, das die Religion bereits geschaffen hat und ohne dessen, diese Begründungen nicht haltbar wäre. Das realisieren die meisten Menschen heute nicht, weil es für sie zur Selbstverständlichkeit wurde, dass das Töten, Stehlen, Fremdgehen und dergleichen etwas Schlechtes ist. Keine Naturwissenschaft vermag es, Moral zu rechtfertigen, sie vermag es höchstens menschliche Ethik zu untersuchen, kann aber nie als Ursprung der Selbigen dienen – Wissenschaft ergründet, sie wertet nicht. Oft wird damit argumentiert, dass Moral den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die staatliche Stabilität fördert, somit einem natürlichen egoistischen Selbstzweck diene. Die meisten dieser gesellschaftlichen Konsequenzen haben jedoch keinen direkten Einfluss; sexuelle Degeneration, Dekadenz, Neid, Gier, Denunziation usw. Es ist kein bloßer Zufall, dass die säkulare, sich von Gott entfremdete Welt, diesen Pfad des Hedonismus und Egoismus geht. Der Staat als Ordnungshüter ist geblieben, nur, dass es es keine Ordnung mehr zum Hüten gibt, denn Ordnung bedeutet Enthaltsamkeit, jede Religion lehrt diese. Eine liberale Weltanschauung und Religion beißen sich, da Religion begrenzt und fesselt, der Liberalismus „befreit“ und entfesselt. Jedoch ist diese „Befreiung“ ein ungezügeltes Freilassen aller Triebe und Begierden, es stellt den eigentlichen Zweck des Staates auf den Kopf. Strömungen der Aufklärung(nicht die ganze Aufklärung als solche) schufen die Idee des Staates als bloßen Beschützer, den „Nachtwächterstaat“. Der Staat habe kein Recht in die persönliche Freiheit des Bürgers einzugreifen, er habe sich nur um den Schutz des Privateigentums und der unmittelbaren körperlichen Unversehrtheit zu kümmern. Es stellt sich gegen den Paternalismus, der Idee, dass der Staat eine väterliche Erzieherrolle hat. Der Staat, der einst eine familienähnliche Gemeinschaft mit gemeinsamen religiösen Riten und kulturellen ethnischen Bräuchen war, verkommt mit der Zeit zu einem bloßen Zusammenleben von Individuen, die höchstens ein kaufmännisches Interesse miteinander teilen. Die Identität dieses Staates besteht aus dem Stolz zur Identitätslosigkeit, aus Brüdern und Schwestern wurden Geschäftspartner. Jeder Träger eines geistlichen Amtes und jede geistliche Institution, die solch eine Staatsordnung befürwortet, unterstützt und deckt, untergräbt sich selbst. Ebenso wie die Politik die Religion braucht, um sich zu rechtfertigen, braucht die Religion die Politik, um sich durchzusetzen. Eine Politik, die es verneint eine erzieherische Rolle einzunehmen, ist eine, die nicht die Wünsche der Religion erfüllen kann. Vom Mittelalter bis in das 20.Jahrhundert hinein übernahm die Kirche in vielen Staaten größtenteils die Aufgabe der Bildung und Erziehung des Volkes und der Adel unterstützte die Kirche dabei. In protestantischen Staaten wie Preußen, in denen der König, aufgrund des landesherrlichen Kirchenregiments die Leitungsgewalt über die evangelische Kirche hat, übernahm diese Aufgabe im 19. Jahrhundert der Staat, jedoch vermittelten die Schulen weiterhin religiöse Werte und der Klerus hatte auf staatlicher Ebene im Herrenhaus, der ersten Kammer des preußischen Landtages, immer noch einen, wenngleich geringen, politischen Einfluss. Die heutigen westlichen Kirchen unterstützen das heutige politische Narrative, selbst das, was eindeutig gegen die religiösen Schriften und Dogmen verstößt; die Kirche und das Christentum ist zu einer leeren Hülle verkommen. Die heutige Kirche demonstriert, dass Religion, die nicht fester Bestandteil des staatlichen Ethos ist, nicht nur ihre Macht und Mitglieder, sondern auch ihre Werte verliert. Denn es ist nicht die Religion, die einen gesunden Geist schafft, sondern ein gesunder Geist, der eine Religion annimmt, zumindest, wenn man diese Lehren nicht von Kindheitsschuhen an mit sich trägt. Heute ist der Einfluss der linken Gesinnung an den Schulen und Medien aller Art so stark, dass man die kognitive Dissonanz zwischen Religion, die von reaktionärem Gedankengut durchtränkt ist, und dem linken Umfeld, eher zugunsten des Umfeldes entscheidet. Man passt seine politische Weltanschauung nicht mehr an die Religion an, sondern die Religion an die Weltanschauung, dabei wird an jedem argumentativen Strohhalm gegriffen. Religion war nie der Ursprung der Moral, sondern nur die Erklärung und Rechtfertigung. Die Moral selbst entstammt einem inneren Kompass, jede rationale Begründung für diese ist a posteriori. Religion und Glaube ist der Grundsatz, dem man sich verschreibt; es ist nicht eine Idee, es ist die Idee, der Nenner, dem sich alle anderen Prinzipien unterordnen. Ein Grundsatz kann keine weitere Begründung haben, da es sich ansonsten nicht um einen Grundsatz handeln würde; wenn jede Bedingung einer Bedingung bedarf, handelt es sich um ein Argumentum ad infinitum, um eine unendliche Argumentationskette nach hinten, ein sogenannter infinitiver Regress. Die Personifikation dieses Grundsatzes, den man gewählt hat, ist dein Gott, dein Alpha und Omega, die Ursache deines jeden Handelns. Wenn das menschliche Subjekt nicht selbst die Quelle für Moral und Ideen jeglicher Art ist und deshalb auf äußere Quellen zurückgreifen muss, kommt die Religion ins Spiel. Die Religion vermenschlicht die abstrakten Ideen, als Beispiel seien dafür die ersten griechischen Götter zu nennen, die aus dem Chaos – in dem Fall steht das für ungeordnete Materie – entstanden: die Erde Gaia, die Unterwelt Tartaros, die Liebe Eros, die Finsternis Erebos und die Nacht Nyx. Die Welt ist also in der griechischen Mythologie zusammen mit den Göttern entstanden. Was für die Natur gilt, gilt auch für moralische Prinzipien, denn wenn der Adel, der auch aus natürlichen Verhältnissen hervorging, über die Menschen waltet, die übernatürlichen Ideen jedoch über die Natur und die Moral, walten diese Ideen über den Adel. Wenn der Mensch nicht die Moral erfindet, erfindet die Moral den Menschen; wenn der Mensch nicht Herr der Moral ist, ist die Moral Herr des Menschen; wenn die Idee sich nicht den Menschen unterordnet, ordnet sich der Mensch der Idee unter: er fängt an sie zu vergöttern, sich ihr zu verschreiben. Die Religion macht aus dem abstrakten kalten Verhältnis zu der Moral eine persönliche Beziehung und die Brücke dazwischen ist der Priester, er vermittelt zwischen Mensch und Moral. Genau das ist der Grund, wieso Adel und Priesterschaft einander benötigen. Wenn die Moral sich dem Menschen unterordnet, dann ist sie beliebig und austauschbar, dementsprechend ist auch derjenige, der über die Moral bestimmt austauschbar. Wenn sich jedoch der Mensch der Moral unterordnet, ist nicht der Bestimmende, sondern das Bestimmte „austauschbar“, weil dieser sich nicht an sich selbst, sondern an der Wahrheit orientiert. Wenn der Adel sich an den Göttern orientiert, ist er nur das ausführende Werkzeug, er ist nicht mehr der Bestimmende und das Bestimmte in einer Person, es findet eine Trennung statt, die von der Priesterschaft überbrückt wird, der Adel handelt in Gottes Namen auf Gottes Gnaden.

 

Der Übergang vom Dogma zur Vernunft.

Die Aufgabe der Aufklärung ist es nicht gewesen, alte Autoritäten und Vorschriften abzuschaffen und sie nichtig zu machen, sondern diese Autoritäten und Vorschriften durch die Vernunft, anstatt dem dogmatischen Aberglauben zu ergründen und dabei auf dem Weg tatsächliche Missstände der alten Welt zu beseitigen. Diese Kritik der Aufklärung wurde dann von gewissen Gruppierungen missbraucht, um damit die völlige Anarchie und den Sittenverfall zu rechtfertigen, der bis heute fortwirkt. Die Philosophie trennte sich von den Sphären und Schranken der Theologie, verfolgte jedoch frei von dieser das selbe Ziel, nämlich Gott durch die Vernunft zu ergründen. Sowie in der Antike die griechischen Philosophen, wie Platon mit seiner Ideenlehre, die Vernunft des Polytheismus erklärten, haben die Philosophen der Neuzeit die Vernunft der christlichen Ethik und Denkens ergründet. Ursprünglich mit einer noch zurückhaltenden kalten Distanz bis Philosophen wie Schelling und Hegel den vollen Kreis zurück zu einer neuzeitlichen Begründung der vorhandenen religiösen und politischen Machtstrukturen zogen. Weshalb Philosophie ebenso wie Religion Bestandteil der Feder zu dem adligen Schwert sind. Philosophie ist das Verstehen der Welt, die Religion das Empfinden, wie die linke und rechte Gehirnhälfte, die rationale und emotionale, die männliche und weibliche; erst durch die Kombination dieser beiden Dinge hat man ein vollkommenes Verständnis einer Sache. Dieser Wandel des Einbeziehens der Vernunft, zieht die Notwendigkeit einer neuen oder zusätzlichen Legitimation nach sich, wie etwa der Gesellschaftsvertrag von Thomas Hobbes aus seinem Werk Leviathan, worin er den absolutistischen Staat eben mit aufklärerischen Ideen versucht zu rechtfertigen. Das Allgemeine gewinnt vor allem in Deutschland an großer Bedeutung, da auf Reichsebene der Verlust derselben Allgemeinheit besonders schmerzlich zu spüren gewesen ist und der Staat ist nicht mehr Werkzeug der Machthaber, sondern die Machthaber sind Werkzeug des Staates und seiner Ideen. Wie Friedrich der Große sagte: „Ich will der erste Diener meines Staates sein.“ Daraus folgt die Notwendigkeit von Gesetzen und Verfassungen, die ebenso über dem Monarchen stehen, da der Staat nun nicht fest verbunden mit seiner Person ist. Da es um die Allgemeinheit geht, wird die Allgemeinheit auch miteinbezogen und bestimmt in Parlamenten über das Wesen dieser Verfassung und der Gesetze mit. Die Rechtfertigung der monarchistischen Staatsformen seit der Aufklärung ist also schon lange nicht mehr das Gottesgnadentum alleine, sondern der Wille und das Wohl der Allgemeinheit und diese Art der Monarchie ist, wie in meinem letzten Artikel beschrieben, der beste Weg dem Anliegen der Allgemeinheit, nicht nur in Form des einfachen Wunsches der Mehrheit, sondern dem tatsächlich Besten für diese Mehrheit, zu dienen. Und wie gesagt hängt diese Vernunft, die das Wesen der Allgemeinheit ausmacht, unmittelbar mit dem Wesen des Göttlichen, also Absoluten zusammen, denn diese ist die Vernunft. Also steht das Vernunftrecht, Naturrecht und religiöse Recht nicht im Widerspruch zueinander, sondern sind nur unterschiedliche Ausdrucksweisen der selben göttlichen Bestimmung; unsere Verfassung war vernünftig, damit im Einklang mit der menschlichen Natur und somit im Einklang mit dem Willen Gottes.

 

Legitimation durch Recht und Tradition.

Recht ist das, was in friedlicher Übereinkunft aller Machthabenden eines Systems bestimmt wird. Krieg bildet in gewisser Weise die Ausnahme, da zwei abgekapselte Systeme aufeinandertreffen, die sich vorher nicht als eines begriffen. Innerhalb eines Systems stellt jede Form der rohen Gewalt mittels Knüppels einen Bruch des Rechtes da. Wenn keine freie Übereinkunft herrscht, dann herrscht nicht das Wort, somit nicht der Begriff, folglich auch nicht die Logik, die durch unsere Vernunft ergründet wird, somit verliert das Allgemeine an Bedeutung und das Besondere in Form der zufälligen Naturbestimmung gewinnt an Stärke. Grade wegen dieser Beliebigkeit verliert so eine Legitimation schnell ihre Bedeutung und die Gemeinschaft kehrt schnell zu friedlichen Mitteln des Rechtsprechens zurück. Erst herrscht ein relativ gleiches Stimmgewicht aller Mitglieder einer Gemeinschaft, die steigenden Unterschiede des Vermögens und des Ansehens haben dann zur Folge, dass dieses Verhältnis sich langsam ändert. Da Vermögen, guter Ruf und die gute Lehre eines Vaters an den Sohn vererbt, weitergegeben und anerzogen werden, sorgt das dafür, dass dieses höhere Stimmgewicht über Generationen erhalten bleibt und langsam von Gewohnheit zu einem Recht erwächst, welches zwar nicht in aktiver, dafür aber in passiver Übereinkunft von allen Machthabenden des Systems bestimmt wurde. Oft liegen in solchen Entwicklungen die Ursprünge des Adels. Dann kommen religiöse Begründungen, über die wir oben gesprochen, hinzu und durch die generationenlange Akzeptanz dieses Systems wird sie schon allein wegen der Tradition zu einer legitimen Autorität, denn Tradition ist der Glaube, dass auch die verstorbenen Ahnen ein „Stimmrecht“ haben. Politische, soziale und wirtschaftliche Systeme wurden also vor der Moderne in der Regel von den Eliten von oben nach unten initiiert und kontrolliert und es gelang vor der Französischen Revolution keiner Bewegung, von unten nach oben die Macht dauerhaft zu übernehmen. Also können wir von einer eindeutigen Traditions-und Kontinuitätslinie des Rechts sprechen, welches oftmals in demokratischen Systemen begann und stückweise sich zu einer aristokratischen Staatsform entwickelte, die von dem Punkt an, auch von diesen Eliten, entweder von innen oder von außen, geprägt wurde. Weshalb wir seit den ganzen Revolutionen tatsächlich von besonderen Umständen sprechen können, die vorher so noch nie gegeben waren und deshalb von einer revolutionären Zeit. Zuerst wurde dieses Verhältnis auf den Kopf gestellt zwischen Adel und Volk, danach das Verhältnis zwischen Mann und Frau, Mensch und Tier, Weißen und Schwarzen, Reich und Arm usw. In dieser Zeit wurden auch die ehemaligen Adelshäuser der Indoktrination unterworfen und seit über einem Jahrhundert im selben linksbürgerlichen Denken erzogen wie alle anderen auch. Und von diesem Standpunkt aus, stellt sich die Frage, wie eine Wiederherstellung der Monarchie in Zukunft aussehen könnte.

 

Welche Dynastie im Falle einer Monarchie?

Dass sich mit dem ehemaligen Adel im jetzigen Zustand kein vernünftiger Staat aufbauen lässt, ist selbst dem letzten Tölpel evident. Es kommt ganz drauf an, welche Art von Bewegung diesen Wandel im Denken bewirken sollte. Wenn der sehr unwahrscheinliche Fall eines Putsches auftreten sollte, dann wird mit hoher Wahrscheinlichkeit derjenige den Thron besteigen, der diesen angeführt hat. Wenn es eine politische Bewegung ist, dann kommt es ganz drauf an, welche genauen Vorstellungen diese hat. In der spanischen Franco-Diktatur wurde versucht über eine längere Diktaturphase hinweg traditionelles Denken in der Bevölkerung und somit auch im alten Adel wiederherzustellen und auf diesen eine Regentschaft und schließlich die Monarchie zu gründen. Das war auch zu einem gewissen Grad erfolgreich, doch der spanische König, den Franco gewählt hat, hat aus der Monarchie schnell wieder eine parlamentarische Monarchie gemacht, welche wie alle parlamentarischen Systeme Schwächen hat, die wir bereits besprochen haben. Der Vorteil dieser Restauration wäre, wenn es nicht wieder zur Parlamentarisierung kommt und es bei der konstitutionellen Variante bleibt, dass man an eine jahrtausendlange Kontinuitätslinie anknüpfen und somit den Staat als eine glorreiche Wiederkehr der reaktionären Ordnung inszenieren kann – die zweite große Reaktionsära Europas. Die andere Frage ist, wie positiv solch eine Restauration von der Bevölkerung aufgenommen wird, aber das kommt auch auf die Qualität der Aufklärung über die Geschichte an. Wenn man es schafft den alten Adel effektiv in einem positiven Licht zu zeichnen, dann kann diese Art der Restauration eine viel größere Schwungkraft haben. Eine weitere Alternative wäre natürlich eine Art der bonapartistischen oder cäsaristischen Etablierung einer Monarchie, in der ein charismatischer Anführer, der keine bestimmte monarchistische Anschauung vertritt, durch andere Institutionen oder eine Bewegung anderer Natur einen extremen Personenkult entwickelt und irgendwann sich selbst entscheidet zu krönen. Solch eine Entwicklung, garantiert weniger Stabilität als eine Bewegung, die die Vernunft der monarchistischen Staatsform im Voraus und nicht im Nachhinein ergründet und dann eine alte Ordnung etabliert, die vor allem durch den Willen des Volkes wiederhergestellt wurde und somit ein großes Zeichen der Versöhnung bildet, denn von eben diesem Volk, angestachelt durch fremde Agitatoren, wurde dieser Adel auch gestürzt. Andererseits kann das dadurch eine negative Färbung haben, da in beide Richtungen das Schicksal des Adels von der Gunst des Volkes abhing und sie sich nicht selbst als die Helden dieser neuen Zeit verkaufen können, die diesen Sieg errungen. Es werden in diesem Fall die Personen, die diese Bewegung angeführt haben, eine viel größere Rolle in der Staatsgestaltung übernehmen und den alten Adel in den Schatten stellen. Wenn die alten Dynastien wiederhergestellt werden sollen, wäre das Beste, wenn sie während des Aufbaus der Bewegung sich dieser anschließen und an die Spitze stellen, aber das ist höchst unwahrscheinlich. Am Sinnvollsten wäre es den Fokus nicht auf die Restauration der alten Adelshäuser, sondern auf das System zu legen und somit auf das alte Recht und die Verfassungen, die eine Regentschaft und potentiellen Dynastiewechsel ermöglichen. Man könnte also die glorreiche Restauration des Kaiserreiches, wie schon einst in Versailles und dessen Gliedstaaten der Königreiche Bayern, Preußen(je nach Situation Ostdeutschlands), Baden und Sachsen und der anderen Fürstentümer inszenieren und das mit neuen Dynastien, die aus der Spitze der Bewegung bestehen. Dynastiewechsel sind keine Zäsur in der Geschichte der aristokratischen Ordnung, aber der eklatante Bruch mit Recht, worauf satanische Staaten, die ihr eigenes Volk auslöschen wollen, sich gründeten, ist es. Wer sich ausführlicher mit der deutschen Frage beschäftigt hat, der weiß in was für einer Farce wir, nicht nur ideologischer, sondern auch in juristischer Hinsicht leben. Eine neue Ordnung, um die Zukunft unseres Volkes zu sichern, ist unabdingbar und der neue Adel wird sich, solange das Volk tatsächlich frei, auf ganz natürliche Weise herauskristallisieren. Diese Bewegung wird einen neuen philosophischen Geist und auch ein neues religiöses Erwachen mit sich bringen. Viel zu lange trampelt das Unrecht auf dem Recht, viel zu lange erduldet die Wahrheit die Lüge, doch auf dem Fundament von Lüge und Verrat baut keine gesunde Beziehung auf.

 

 

Ex injuria jus non oritur!

Dass jedes Recht zuallererst durch und auf Macht gründet, ist ein Schluss, wofür sich viele heutzutage stolz auf die Schulter klopfen meinen, weil sie auf solch ein geniales Ergebnis gekommen, welches an seiner Banalität nicht zu übertreffen ist. Grade diese Tatsache macht sie noch stolzer, denn alles, was in die Tiefe geht, wäre schließlich hochtrabendes und linksintellektuelles Gehabe, welches an der Wirklichkeit vorbeifliegt, die eben demjenigen Recht gibt, der am stärksten ist. In maßloser Arroganz und mit den obligatorischen Nietzsche-Sprüchen, die zu einer nervigen Modeerscheinung geworden, bewaffnet, fühlen sie sich unseren Vorfahren überlegen, die vor der Moderne stets bemüht waren, ihren Taten ein größeres Gewicht zu verleihen, welches schwerer wiegt als die ihres größeren Knüppels, den sie grade besser zu führen wussten als ihre Gegner. In Wirklichkeit fliegt ihr anti-intellektuelles, alles in Strichmännchen sich zeichnende, unter-komplexe Weltbild an der Realität vorbei, die grade in Europa sich durch den großen Fokus auf den Idealismus, angefangen bei Platon, bildete. Grade Europa zeichnet sich dadurch aus, dass es dem Recht eine höhere Stellung zuschreibt als der Macht und das fing nicht mit dem Christentum an; hierbei wird Folge mit Ursache verwechselt. Wir wurden nicht so, wie wir sind, wegen des Christentums, sondern wir nahmen das Christentum an, weil wir so sind, wie wir sind. Aus gutem Grund kann man deshalb die Vaterlandsliebe vieler heutiger Rechter in Zweifel ziehen, wenn ihr Geschichtsverständnis daraus besteht, dass wir uns von einer „fremden“ Religion haben grundlos knechten lassen und dadurch schwach geworden sind. Wir, die wir als Christen den ganzen Weltball an sich gerissen haben, sollen durch diesen zu schwachen Moralisten verkommen? Auch eine negative Modeerscheinung ist es, der Aufklärung für alles die Schuld zu geben und die ganze Epoche darauf herunterzubrechen, dass sie den Sinn von Hierarchien und menschlichen Unterschieden in Frage stellt – was sie nicht tat – und somit die Tür für wirklichkeitsfremden Egalitarismus aufgemacht hat. Katholiken gehen sogar gerne noch weiter in der Zeit zurück, um diese Entwicklung bereits Luther zuzuschreiben. Oder um Douglas Adams zu zitieren: „Am Anfang wurde das Universum erschaffen. Das machte viele Leute sehr wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung angesehen.“ Wer sein Land liebt, aber die glorreiche Geschichte desselben dort ansetzt, wo die eigene Agenda beginnt und aufhört, der liebt nicht sein Land, sondern seine Weltanschauung, er ist kein Nationalist oder Patriot, er ist ein Ideologe und Demagoge. Wer Monarchie und Christentum von Deutschland trennen will, nicht mal ein Stückchen nostalgischer Gefühle in seinem Herzen dafür übrig hat, ist nicht besser als der Kommunist, der die Zeitrechnung nach dem Umsturz neu ansetzen will. Wir leben schließlich im Jahre 2024 nach Christus und nicht im Jahre 79 nach Hitler. Der Kölner Dom und andere Meisterwerke, die die Zeit überdauern, stehen noch und werden stehen bleiben; ihre Schönheit rührt daher, dass Generation sich einem höheren Ziel verschrieben – Macht war kein Ansporn, sondern Gott und ewige Schönheit. So haben sich Religionen und Kulturen immer unterschieden, aber der Konsens der alten Welt war es, dass Recht an und für sich ein Gut ist. Weshalb das Römische Reich und die legitime Nachfolge desselben in der Geschichte lange eine Rolle gespielt hat, sei es das Frankenreich, Heilige Römische Reich, das Byzantinische Reich, das Osmanische Reich, das Russische Reich oder sogar die USA. Die Geschichte unserer Staaten ist eine Geschichte des Strebens nach Kontinuität und solange dieses Streben in den Köpfen der Menschen Macht hat, so hat das Recht diese Macht, denn Ideen haben Macht, mehr Macht als jede Person der Weltgeschichte, denn es mag ein Philosoph oder großer Staatenlenker sterben, doch seine Gedanken sterben nicht und mit diesen überdauert er die Zeit. Wer sich an vergängliche Dinge klammert, der wird vergehen und wer sich die Ewigkeit zu Eigen macht, der wird bestehen. Die alte Frage lautet: Feder oder Schwert? Das Schwert, das von der Feder inspiriert und die Feder, die vom Schwert verteidigt wird, ist die Antwort! So war der große Fehler des Ersten Weltkrieges, dass die falschen Schwerter die Klinge kreuzten: Reaktionäre, monarchistische Staaten sind gegeneinander in den Kampf gezogen, anstatt gemeinsam ihre Interessen gegen die liberalen Nationen zu verteidigen, wie es einst im Wiener Kongress und von der Heiligen Allianz vorgesehen war, deren gemeinsamen Ziele die Restauration, Legitimität und Solidarität waren. Diesen Ideen muss sich eine neue Bewegung verschreiben, denn diese Ideen hatten schon mal Macht in Europa; die mangelnde Solidarität der Staaten zu fremder Legitimität führte zu dem Verlust ihrer eigenen Legitimität. Will man also Recht behalten, muss man Recht erhalten; wer Recht an sich reißt, der darf nicht das Recht untergraben, sonst untergräbt er sich selbst. Wer Macht hat, der stützt sie nicht mit den Mitteln, wie er sie erreicht hat, denn das rechtfertigt offensichtlich dieselben Mittel gegen ihn; wer Macht hat, der stützt sie mit einer Begründung, die über ihn hinausgeht. Denn Recht mag zwar erst durch Macht entstehen, aber sie erhält sich dadurch, in dem sie zum Selbstzweck wird, sowie Demokratie zum Selbstzweck geworden ist, einem Gott, dem man Gehorsam verpflichtet ist. Wer nach Macht strebt und auf dem Weg dorthin offen zugibt, nach Macht zu streben, der schadet sich selbst, er ist ironischerweise der ehrliche Narr, der seine Karten offen auf den Tisch legt. Recht durch Macht? Nein! Macht durch Recht!