Weltenschau – der Versuch einer Dialektik der wahren und der scheinbaren Welt

by | 18. Aug. 2019 | Philosophie & Theorie

Die größte Fürchterlichkeit ist für mich der Dogmatismus. Der Mensch belegt seine Sicht auf die Welt mit einer indiskutablen Form der Wahrheit, die es ihm selbst unmöglich macht, seine Sicht auf das ganz Kleine mit der Erkenntnis über das ganz Große dialektisch zusammenzufassen und sich somit zu einer erkenntnissicheren Persönlichkeit zu formen. Der einzige Platz des Dogmas ist die Lehre von Moral und Ethik, wenn es eine der Gemeinschaft dienende Form einnimmt. Jede Erhebung des Dogmas über Geist, Kunst, Kultur und Wissenschaft ist eine hemmende Erscheinung, die wir heute noch nicht überwunden haben.

Unsere Reise geht von den ersten kausalen Anfängen bis zum Heute, zur Analyse der Religion und ihrer Aufgabe in der heutigen Zeit. Wir wollen ergründen, was wir eigentlich wissen und was nicht. Denn die Arroganz des Menschen zu meinen, er sei das Ende der Fahnenstange, ist an Ignoranz und Dogmatismus nicht zu übertreffen. Wir müssen einen Weg finden unsere Erkenntnis nicht in einem Tresor zu verschließen und für immer als gesetzt anzusehen, sondern unser Bild von der wahren Welt ständig zu erweitern und mit unserem Leben hier auf der Erde dialektisch zu verknüpfen.

Die Planck-Zeit beträgt 5,391247(60)x10-44 Sekunden. Vergeuden wir sie also nicht und schreiten in meine Abhandlung.

 

Die Erkenntnis der Welt – Wissenschaft und Religion

 

Bei Anbetracht der großen Philosophen bemerken wir schnell, dass schon Aristoteles vor 2.400 Jahren die Zusammenfassung der Materie sehr gut in einen dialektischen Zusammenhang gebracht hat. So erkannte er:

„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“

-Aristoteles-

Das verkürzte Zitat aus „Metaphysik VII“ erläutert, dass die Gesamtheit der unteilbaren Massen (Atomos, nicht teilbar, Theorie der Zusammensetzung der Welt nach Leukippos und Demokritos) mehr entstehen lässt, als deren Summe.

Wie großartig ist doch dieser Gedanke. All unser Schaffen, unser Sein, beruht darauf, dass A+B>AB ist. Unser aus 1028 Atomen bestehender Körper ist, wie wir selbst erkennen können, mehr als ein Haufen von Atomen. Für mich begründet sich der Determinismus des Universums in erster Linie darin, dass er nach Organisation strebt. All seine Physik, sprich seine Naturgesetze, sind gegeben, um die Dinge höher zu machen als sie sind. Es könnte sich ebenso in einer Lethargie aus gleichmäßig verteilter Masse befinden, welche an sich aber nichts Besonderes zu schaffen in der Lage ist. Aber durch die Gravitation, Sein und Werden, die Konstanz von Lichtgeschwindigkeit und die Körnung der Raumzeit (10-35 m, die Planck-Welt) macht das Universum es nach vielen Milliarden Jahren möglich, dass ich dem geneigten Leser erkläre, warum das Bewusstsein über diese Dinge für echte Rechte unerlässlich ist.

„Wahrhaft freier Wille ist nur durch eine wahrhafte Weltanschauung möglich.“

-Eigenzitat-

Heute wissen wir, dass nicht die Atome der kleinste, unteilbare Nenner aller Dinge sind, sondern nach heutigen Kenntnisstand Elektronen und Up- und Down-Quarks. Sie sind nach heutiger Erkenntnis der Physik die kleinsten kausalen Nenner, die mit der gegenwärtigen Physik erklärbar sind. Die Wissenschaft ist also in der Lage, sowohl die Körnigkeit von Raum und Zeit zu erkennen, als auch die erste kausale Zeiteinheit. Wenn wir uns aber wieder vom prometischen Stuhl herab lassen, so merken wir, dass wir damit nur 5% der Materie mit der Relativitätstheorie erklären könnten. Sie wird in den Medien und in wissenschaftlichen Blättern oft als einzige Quelle des Wissens herangezogen. Zugegeben, sie kann grundlegende Fragen über das Universum beantworten, jedoch sollte man niemals vergessen, dass dies bedingt, dass um uns herum noch 23% dunkle Materie und 72% dunkle Energie befinden, die wir nicht messen können. Ohne diesen Umstand, dass 95% der Existenz nicht messbar sind, würden die auf Einstein beruhenden Modelle nicht funktionieren. So wäre allein die Rotationsgeschwindigkeit der Milchstraße nicht ohne diese undefinierbare Masse und Energie begründbar, genauso wenig wie die Entfernung der Galaxien voneinander und ihr Ursprung, die bis heute andauernde, beschleunigte Expansion des Raumes.

 

„Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war,
ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar,
das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht
den alten Rang, den Raum ihr streitig macht.
Und doch gelingst ihm nicht, da es, soviel es strebt,
verhaftet an den Körpern klebt:
Von Körpern strömts, die Körper macht es schön,
ein Körper hemmt’s auf seinem Gange;
so, hoff ich, dauert es nicht lange,
und mit den Körpern wirds zugrunde gehen.“

-Johann Wolfgang Goethe, Faust, der Tragödie erster Teil, Studierzimmer-

Johann Wolfgang von Goethe war meiner Meinung nach der Ursprung der Regeneration der Philosophie und des Glaubens in seiner positiven Form. Wir sind ein Teil des Teils, der anfangs alles war. Eine frühe Idee dessen, was wir heute aus der Theorie des Urknalls ableiten. Eine metaphysische Idee der Dinge, doch erst Kopernikus begann, wissenschaftlich aus dem jahrtausendalten Schatten der Religion und der alten griechischen Philosophen herauszutreten und die Schöpfungsphase der Renaissance einzuleiten.

Die Philosophen der Antike rekonstruierten aus ihren Erfahrungen heraus ein Weltbild, was der römisch-katholischen Kirche bis zum Beginn der Renaissance und Kopernikus für ihren Machterhalt ausreichen wird. Jede nennenswerte Erlangung von Wissen über das Universale sollte nun eine große Gefahr für diese Macht darstellen, da sich mit steigendem Wissen die Notwendigkeit für einen Gott senken würde.

Mit Nikolaus Kopernikus begann nun, die Erde und Gott als Ordner und Schöpfer in den Hintergrund zu rücken. Nach seinen Berechnungen, beruhend auf seinen Beobachtungen, stellte er fest, dass sich die Erde um die Sonne dreht, nicht wie von der Kirche propagiert andersherum. Bereits die alten Griechen gingen von diesem heliozentrischen Weltbild aus und alle Versuche der empirischen Widerlegung dieser Idee schlugen fehl. Niemand konnte passende Formeln anhand der astronomischen Erkenntnisse bieten. Und so wurde das Weltbild zum Schutz der Religion dogmatisiert. Die Erde wurde in den Mittelpunkt des Seins gestellt und jede Häresie wurde scharf verurteilt. Jede Möglichkeit der Evolution des Wissens verbrannte auf den Scheiterhaufen der Inquisition.

Nach weit über 1000 Jahren des stummen Verharrens riss Kopernikus die Welt aus ihrem Schlaf und nun begann die Erlangung von Wissen gewaltig an Fahrt aufzunehmen. Die Unterdrückung der menschlichen Seele durch Epiktetismus und Dogma brach und schuf eine Welt, die der Mensch wieder zu verstehen suchte. Die Evolution des Wissens erweiterte die Horizonte.

Für die Religion war dieser Zustand katastrophal und zersetzend. Das hängt meiner Meinung nach in erster Linie damit zusammen, dass Religion in ihrem Kern sehr statisch ist. Sie entwickelte sich sehr früh aus den unerklärlichen Phänomenen der Natur. Durch die Erkenntnis allerdings wird diesen Phänomenen und somit auch der Stellung Gottes die Autorität genommen und das bedingt einen Schwund der Macht der Religion durch die Aushöhlung ihres Dogmas. Das epiktetistische Prinzip, dass die Dinge passieren, weil Gott es in seinem Willen so verlangt und man nur durch das Gebet auf Besseres hoffen kann, wich der Erkenntnis, dass der Wille des Menschen selbst der Maßstab ist und die Ereignisse, die wir beobachten, kausal sind. Der Mensch war also kein unbewegtes Gebilde mehr, er war in der Lage, die Dinge selbst zu bestimmen. Er selbst konnte Ursache einer Wirkung sein.

Immanuel Kant versuchte nun, die Religion und die Wissenschaft zu trennen, um sie zu retten. Er setzte ein konstruktivistisches Weltbild mit klarem Determinismus neben eine erkennbare Welt, die sich aus Gottes Willen entwickelt. Seine Entwicklung war der Ausschlag dessen, was die Wissenschaft empirisch belegen konnte. Am Ende seines Lebens stellte Kant dann die Hypothese auf, dass Religion nur noch nach ihrer sittlichen Wertstellung einzuschätzen sei. Aus dem Schöpfungsdogma des Klerus hatte er nun eine Anwendung für Moral und Ethik gemacht. Der Weg für die Naturwissenschaft war frei und die Theologie legte sich in einen tiefen Schlaf, der nur von vereinzelter Reaktion gezeichnet war. Dieser Grundsatz begann dann, erst die Häresie und nachfolgend die Apostasie von der Religion einzuläuten, die heute, wie von Nietzsche beschrieben, den Nihilismus zum Ausdruck hat, da die Welt des Glaubens (scheinbare Welt) der des Wissens wich (wahre Welt). Das Streben nach einem dialektischen Prinzip der beiden Welten fand in den Werken eines deutschen Philosophen in den 90er Jahren sein Ende.

Eine echte Rechte muss dieses dialektische Streben wieder aufnehmen. Herunter vom „equo consilium“ (Pferd der Politik, siehe auch Artikel zur „Aristokratie des Willens“)! Politik bedarf Metapolitik! Und von einer einheitlichen transzendentalen Dialektik[1], die sich aus der transzendentalen Ästhetik der Umwelt, der transzendentalen Logik und der nachfolgenden Analytik dieser ableitet, sind wir noch weit entfernt. Die von Distanzierungen geprägten Kämpfe um die letzten vergammelten Hühnerknochen des Systembanketts sorgen nur dafür, dass wir an ihren Knochensplittern ersticken und in einer scheinbaren machtpolitischen Adipositas der Meinung einher fallen, mit ein paar Prozent an diesem Bankett würden wir die Dinge richten. Wir richten die Dinge aber nur in einer Art und Weise, die einem höher strebenden Menschen zuwider sind. Denn was nützt all der Besitz der Welt, wenn der Geist ein Trümmerhaufen der Gier ist? Wer fragt sich nicht, warum der gemästete Reiche in der Schönheit der Welt keine Freude und Befriedigung findet und immer mehr degeneriert, während die Wanderer der russischen Steppen trotz bitterster Armut doch im ganzen Universum etwas heiliges finden. Sie sind tief gläubig, sie vertrauen auf die Natur und dass ihr Platz in eben dieser auch mit einer gewissen Verantwortung einhergeht. Und das führt uns zur Degeneration der Werte innerhalb der Freihandels-Ultraliberalismus-Demokratengesellschaft.

 

Die Apostasie des Glaubens, die Häresie des Wissens und der Dämmerzustand des Menschen durch das Dogma der Abkehr von der Weltanschauung

 

Wissenschaft und Religion haben dem Menschen nun eigentlich den perfekten Nährboden für eine geistige Evolution geschaffen. Eine phantastische Ausformung dieser Evolution bildete erst Immanuel Kant mit seinem Imperativ, der den Menschen in die Verantwortung für seine Umwelt nahm. Er erkannte folgerichtig, dass der Mensch sein eigenes Gesetz feststellen muss, um seine Welt gedeihlich zu formen. Eine wahre Renaissance der Werte konnte nun mit der erlangten Erkenntnis über die eigene Verantwortung über die Welt geschaffen werden. Die ersten Anfänge waren unter anderem der aufgeklärte Geist eines Friedrich des Großen und das Streben die immer weiter ausufernde Globalisierung und Finanzdoktrin einzudämmen. Doch das Gegenteil geschah. Der Mensch wurde von der Moderne so fett gemästet, dass er seine Verantwortung in die Hände weniger Menschen gab, die in erster Linie ihren eigenen Vorteil als Maß ihres Handelns anlegten. Er war es ja nicht anders gewohnt. Sein Feudalherr und Priester hatte ihn bis dahin alle Gesetze und Maßstäbe auferlegt, doch ein eigenes Empfinden zu entwickeln, seine Umwelt zu verbessern, konnte er nicht schaffen. Der epiktetistische Geist war und ist bis heute noch nicht überwunden. Es sind immer die anderen. Der Staat, die Rechten, die Linken, die Grünen, die Dummen oder die viel zu Gerissenen, an denen man selbst scheitert. Der wahre Grund ist Faulheit und Bequemlichkeit. Statt die wahre Welt an sich zu verbessern, schafft der Mensch sich heute seine eigene virtuelle Welt, in der Hoffnung dies hätte einen Einfluss auf das Reale. Er nahm seiner Aristokratie die Macht, vereinnahmte sie für sich selbst und mit der Entwicklung der parlamentarischen Demokratie innerhalb einer freien Marktwirtschaft wurde das wohl schlimmste Geschwür der Neuzeit geschaffen. Wie Nietzsche schon 200 Jahre im Voraus prophezeite, sperrte der Mensch sich in eine goldene Legebatterie, in der es immer genug Essen, Antibiotika aber niemals genügend Freiheit gibt. Sein Schaffen dient keinem höheren Ziel für die Gemeinschaft, sondern lediglich seiner weiteren mental-physischen Verfettung. Mit dem Gleichnis „Der Mensch als Batterie“ in der Filmreihe „Matrix“ hat sich dieses Bild vervollständigt. Auch der Film „Avatar“ ist der perfekte, falsch interpretierte Beweis dieses Denkens. Alle naturbewussten Gruppen und Menschen stilisieren diesen Film so hoch, jedoch habe ich eine andere Meinung dieses Films:

„Außer dieser Welt steht uns keine Alternative zur Verfügung.“

 

Wir brauchen uns also nicht der Hoffnung hergeben, für das hehre Ziel gäbe es einen anderen Standort zur Lösung der Probleme. Wir haben nur eine Umwelt, eine Heimat, ein eigenes Volk und eine Herkunft. Unsere Existenz ist keine von unendlichen Zwiewegen geprägte Erscheinung, die in einem parallelen Universum wahrscheinlich glücklicher oder unglücklicher ist als in dieser, sondern eine andauernd, kausal begründete Kette, die uns heute eben hierher geführt hat.

 

Der Apell an die Echten

 

Das Ende soll dem geneigten Leser natürlich wieder einige eigene Ideen mit auf den Weg geben. Kleine Fußnoten der Geschichte, die durch den Einfluss auf den Leser auch einen Einfluss auf Alles haben. Unsere Verantwortung in unserem Leben, unserer Familie, unserem Volk, in dieser Welt ist universal. Das Bewusstsein über diese Verantwortung soll uns die Kraft geben, einer Umwertung der Werte unsere Kraft und unseren Willen bereit zu stellen. Wir haben uns vor niemandem zu erklären, nur vor unseren Kindern und unserem Gewissen. Wie Aristoteles müssen wir erkennen, dass das große Ganze mehr ist als seine Teile, wie Kant müssen wir die Verantwortung über die Welt entdecken und wie Herbert Schweiger müssen wir aus unseren metapolitischen Erkenntnissen realpolitische Forderungen schaffen. Die große Zeit der Renaissance und Regeneration der Menschen in einem integral-traditionalen Sinn ist der nächste Schritt unserer Evolution, die vorrangig geistig vonstatten gehen wird, aber auch einen hohen Anspruch an die körperliche Ästhetik stellt. Kein starker Geist kann im schwachen Gefäß gedeihen.

Der Glaube und die Logik hat noch einen Platz in unserem von Erkenntnis überlagerten Gehirn. Sie ermöglichen uns die Dialektik aus dem Erkannten. Wir dürfen die Dinge nicht nur erkennen, sondern wir müssen sie zusammenfügen und uns wagen über das zu sprechen, was wir noch nicht wissen.

Ich denke, dass wir dadurch allen absurden politischen Ideen abschwören werden, weil sie schlichtweg nicht möglich oder unsinnig sind. Gehen wir nun auf diesen Weg und finden das Licht, wo wir vorher nur im Dunkeln umherirrten.

– Für Leopold und Peter-

 

[1]Der Autor meint hier die Ausführungen Immanuel Kants in seinem Buch „Kritik der reinen Vernunft“