Georg Osten befasst sich in diesem Artikel mit dem Mordfall Walter Lübcke und übt dabei Kritik an der „Hierachie des Mordens“ in der Bundesrepublik Deutschland. Die Redaktion
Über den diskreten Charme der Hierarchie des Mordens
In den vergangenen Tagen äußerte irgendein linientreuer Journalist – im vielformatigen Dauerfeuer einschlägiger Grußadressen anlässlich des (vorerst) beendeten Prozesses gegen den nun erstinstanzlich verurteilten Mörder Walter Lübcke ist mir der Name des betreffenden Propagandisten entgangen – sein Missfallen darüber, dass es nach der Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten keine breite Reaktion aus der Bevölkerung nach Art jener „Je suis Charlie“-Welle auf die Mordtaten von Paris 2015 hin gegeben habe.
Und das schon dieser Umstand zeige, wie viel „Arbeit“ noch zu leisten sei, um allerspätestens jetzt endlich das „richtige“ Bewusstsein zu schaffen. Oder eben das Land ganz auf Linie zu bringen. Auf Linie, natürlich, „gegen Rechts“. D. h. auf Linie gegen „Hass und Hetze“ (denn das ist „Rechts“). Oder einfach auf Linie gegen jeden, der bspw. die ungebrochen weiter praktizierte und für das besagte Land verheerende Asyl- wie Migrationspolitik ablehnt, kritisch sieht oder nicht zumindest schweigend hinnimmt.
Um – wissend vollkommen vergeblich – zu versuchen, keinen oder nur wenigen „Missverständnissen“ aus den scharf gestellten, automatischen Schussanlagen an der „moral“-ideologischen Grenze ein Ziel zu bieten:
Der wahnwitzige Mord an Walter Lübcke geht gar nicht! Er geht so wenig wie die beiden wirren Amokläufe von Hanau und Halle. So wenig wie die ungezählten irren größeren und kleineren Attentate im Zeichen einer gewissen Religion. Oder die reihenweisen Morde an all den schon fast vergessenen Mädchen und Frauen, begangen durch neu hinzugezogene junge Männer aus einem gewissen Kulturkreis. Von den Vergewaltigungen und deren Vorformen auf dem Konto derselben Klientel hier nicht zu reden.
Obwohl all das und ohne Unterschied, zumindest in den Augen eines unverblendeten Menschenverstandes, gar nicht geht, fällt demselben Verstand schon auf, dass die Kommentierung und Bewertung solcher Taten in den „Haupt“- wie „Leitmedien“ oder seitens der dort beflissen „Haltung“ bekennenden Wortmacher sehr unterschiedlich ausfällt.
Es gibt eine ganz unversteckte, eigentlich schamlose Hierarchisierung von Morden (und anderer Taten), je nachdem, wer als Täter aus- oder dingfest gemacht wird. Genauer: Je nachdem, ob dem Täter „rechte“ Motive unterstellt werden (können) oder nicht. Das zeigt sich schon an der nahezu enthusiastisch dräuenden „Berichterstattung“ über vermeintlich oder verirrt „rechte“ Taten bzw. Täter.
Demgegenüber fällt eben die journalistische – von Kommentierung und Bewertung seitens des staatspolitischen Apparates zu schweigen – „Begleitung“ der Taten mordender und / oder vergewaltigender Migranten, ja selbst einschlägiger Attentäter unter besagt radikalreligiösem Banner vergleichsweise sparsam aus und wirkt zudem immer seltsam bemüht. So, als entledige man sich dabei nur einer leider (noch) unumgänglichen Pflicht.
Auch das Prädikat des im Grunde doch „schuldlos verwirrten“ oder sonst unbedingt deskulpierten „Einzeltäters“ bleibt hier dem Migranten, gleich welchen Status‘, vorbehalten. Der „rechte“ oder als „rechts“ gezeichnete Täter hingegen ist stets die vorsätzliche bzw. bewusst ideologisierte Speerspitze mindestens eines gigantischen „braunen Netzwerks“ oder wenigstens (schuldhaft, versteht sich) verdorbene Frucht biedermännischen Brandstiftertums einer „rechts“ kontaminierten Gesellschaft, gegen die nun aber flottestens alle „demokratischen“ resp. „liberal-weltoffenen“ Kräfte zu mobilisieren seien.
Und woran erkennt man die, also die „liberal-weltoffenen“, damit einzig wahren „demokratischen“ Kräfte? Zum Beispiel an der mindestens schweigenden, in jedem Fall vorbehaltlosen Zustimmung zur praktizierten Asyl- und Migrationspolitik, bzw. so richtig erst an der (möglichst lautstarken) Forderung nach einer Steigerung des Zustroms auf allen nur möglichen Wegen
– also z. B. mehr „Seenot-Rettung“ bis hin zum sicheren Fährdienst im Mittelmeer, um „Seenot“ überhaupt zu vermeiden; Einlass aller unmittelbar an den EU-Außengrenzen herandrängenden Belagerer; Transport der bereits Eingesickerten von der EU-Peripherie ins Zentrum, vorzugsweise natürlich D-Land, als neuer „Über-Heimat“ der „liberal-weltoffenen Demokratie“.
Und genau deshalb kein „Je suis Walter Lübcke“ von meiner Seite. Seine absolut zu verurteilende Ermordung ändert nichts daran, dass ich die kolportierte Position des lebenden Walter Lübcke absolut nicht teile. Und auch nicht die des nun post mortem einschlägig ikonisierten Heroen der „liberalen und weltoffenen Demokratie“. Weder dem Inhalt, noch der Form nach.
Im Übrigen: Vor seiner Ermordung war mir der Kasseler Regierungspräsident nicht bekannt. Auch jetzt ist er mit nicht viel bekannter. Ich weiß nichts oder nur wenig über den Menschen, seinen persönlichen und familiären Hintergrund. Wobei es da ganz zu Anfang seiner tragischen „Popularität“ allerdings sehr schnell wieder verschwundene und sogar den Tathintergrund selbst betreffende Rechercheansätze gab, hinsichtlich eines bestimmten, wie es hieß: „Beziehungshintergrundes“ eben der Tat selbst.
Davon abgesehen habe auch ich natürlich per digital verbreiteter Video-Aufzeich-nung jenen „legendären“ Auftritt des Walter Lübcke auf besagter Bürgerversammlung im Zuge konkreter Folgen jenes faktischen Migrationsgaus vom Herbst 2015ff. gesehen, was längst zum gleichsam „ikonischen Moment“ des Zusammenpralls zweier Grundpositionen zum Komplex eben der Asyl- und Migrationspolitik geriet oder gesteigert wurde.
Mit der staatsideologisch gebotenen Einseitigkeit selbstverständlich, sprich: ein eben post mortem, jetzt heroischer Verteidiger der „liberalen und weltoffenen Demokratie“ gegen „besorgte“ (also eigentlich nur rückwärtsgewandt beschränkte) bis klassische „Wut-Bürger“ (als Ferment des Rechtspopulismus bis Rechtsextremismus) und natürlich pöbelnde Halb- bis Ganznazis.
Den habituellen Grundsatz, dass man über (fast alle) Tote(n) nichts Negatives zu äußern habe, teils verletzend, muss ich zugeben: Würde Walter Lübcke noch leben, würde ich, wie schon gesagt, weder seine Position inhaltlich teilen, noch die Art ihrer Vorstellung auf jener Bürgerversammlung als sonderlich sympathisch oder gewinnend empfunden haben. Nota bene: Auch das kontrapositionelle Geschrei aus gerne abstoßend verzerrten Gesichtern ist absolut nicht meins.
Allerdings erscheint die vielleicht einfach überwältigte oder nur hilflose Wut zumindest nicht völlig unverständlich, angesichts der nicht untypisch selbstgefällig bräsigen Arroganz, mit der auch auf jener Bürgerversammlung, die seinerzeit ohne Rücksicht auf Verluste m. o. w. von oben nach unten durchbefohlene Massenmigration ebenso von oben herab „moderiert“ wurde. Der Kasseler Regierungspräsident hat sich offenbar zudem als überzeugter Exekutor der Kanzlerinnenorder gesehen, nicht als regional zuständiger Repräsentant der Bürger. Ein Regierungspräsident wird im Übrigen ja auch nicht gewählt, sondern ernannt.
Und in gewisser Weise hat Walter Lübcke mit seiner insofern nicht „unrepräsentativ“ herablassend näselnden Ansage – den Kritikern „seiner“ oder der von ihm strikt vertretenen Obrigkeit Migrationswut stehe es ja frei, selber das Land zu verlassen – einer Haltung Stimme und Gesicht gegeben, wie man sie in den Reihen sogenannter „christlich“ oder „liberal Konservativer“ bzw. „Konservativer“ v. a. mit Portfolio, also ohne materielle Beschränkung, verbreitet findet.
Man könnte auch sagen: In den Reihen der Merkel-„Konservativen“, die natürlich nicht einmal mehr „konservativ“, im Grunde sogar weitgehend apolitisch sind, dafür jedem Fetisch der „liberal-weltoffenen“ Einheitsideologie einfältig bis selbstgefällig hinterherheischen, um ihrer eigene Spießigkeit ein modernes Gewand zu geben oder die völlige Geistesleere ihres „politischen“ Bewusstseins mit etwas zu füllen, wodurch „man“ auf jeden Fall „dazugehört“. Im Grunde stellt diese verheerend relative Mehrheit den zeitgemäßen Typus des klassischen Mitläufers dar, der hinterher (wirklich oder gespielt) fassungslos auf die Endlösung starrt.
Um es an der Stelle noch einmal kurz und klar zu sagen: Nichts davon rechtfertigt einen Mord! Oder: Sollte der nun erstinstanzlich verurteilte Mörder tatsächlich der Mörder Walter Lübckes sein, trifft ihn die entsprechende Strafe wegen Mordes uneingeschränkt zu Recht. Und selbst, wenn man unbotmäßig zynisch argumentieren würde: Mit seiner Mordtat hätte bzw. hat der Täter nichts oder vielmehr das genaue Gegenteil von dem erreicht, was er ggf. vielleicht zu erreichen glaubte (wobei ein solcher Glaube wiederum mindestens Einiges über die Intelligenz des Täters aussagte).
Das gilt im Übrigen für sämtliche, wirklich oder vermeintlich „rechte“ Egoshooter, Pyromanen, Prügelkommandos oder auch Innenstadt-Vandalen: Sie „erreichen“ allenfalls eines, und das ist die Erleichterung des Geschäfts der „liberal-weltoffenen“ Einheitsideologen samt ihrer nach- oder mitlaufenden, beflissenen und opportunen Helfer, Claqueure, nicht zu vergessen der Heerschar aller Gutgläubigen oder -meinenden.
Im Grunde funktioniert nämlich auf der wirklich oder vermeintlich „rechten“ Seite das, was bezogen etwa auf die islamistische Seite nicht funktionieren soll: Jeder, der in tatsächlich oder behauptet „rechtem Namen“ eine wie auch immer skalierte Gewalttat begeht, steht sofort und gleichsam „offiziell“ für jede Art wirklich oder vermeintlich „rechter“ Ideologie, und nicht nur dafür, sondern bereits für jeden Zweifel eben bspw. an der praktizierten Asyl- und Migrationspolitik. Oder, verkürzt: Wer eben daran zweifelt, ist bereits mindestens auf dem Weg zum „Täter“ oder hat in jedem Fall zur Mobilisierung des Täters „beigetragen“.
So gesehen stand auch im Mordprozess Walter Lübcke natürlich nicht nur der Schütze unmittelbar vor Gericht, sondern qua ideologischer Einheits-„Berichterstattung“ mittelbar jeder, der an der praktizierten Asyl- und Migrationspolitik Zweifel hat, erst recht, der solche Zweifel äußert. Das zumal entschiedene „Nein“ zur grenzenlosen Masseneinwanderung gleicht im (wenigstens vorerst noch) übertragenen Sinne dem Laden der Waffe.
Bei etwa islamistisch beflaggten Taten hingegen ist Relativierung immer das erste journalistische Gebot. Eine (selbstredend unzusammenhängende) Einzeltat reiht sich an die nächste und noch das schärfste Bekenntnis zu Allah sagt nichts über die dahinterstehende Ideologie, nicht einmal über die Beziehung des jeweilig bekennenden Einzeltäters zu einer solchen aus. Denn hier wimmelt es von „Verirrten“, „Desorientierten“, „psychisch Labilen“ bis „Kranken“, gipfelnd in m. o. w. zarten Andeutungen, dass es sich noch bei den rabiatesten Gewaltorgien um „Hilfeschreie“ von „Traumatisierten“, „Ausgegrenzten“ oder im Grunde doch eigentlich „Notwehrende“ gegen – richtig: den „strukturellen Rassismus“ im Lande handele.
Das gilt natürlich nicht minder für das Strafregister der mittlerweile im Land präsenten Migrantenscharen. Sofern dieses Register überhaupt vollständig geführt und / oder transparent gemacht wird. Denn Migration ist per se „gut“, muss mit allen Mitteln, auf allen Wegen gefördert werden, ebenso wie eine 98,5%ige Zustimmung zum „liberal-weltoffenen“ Migratopia, in welches das Land verwandelt werden soll. Und einen wieder einmal schlagenden bzw. „schießenden“ Beweis dafür, was an und für sich „gut“ bzw. an und für sich „böse“ ist, hat der Mord an Walter Lübcke geliefert – und mit wem wohl will sich Norbert Normalbürger solidarisieren:
Mit einem „rechten“ Mörder oder einem sozusagen „gefallenen Helden“ der „liberalen und weltoffenen Demokratie“, und das in freundlich wärmender Gemeinschaft der Gutgläubigen oder mindestens Halbblinden …?
Ich selbst solidarisiere mich weder mit dem erstinstanzlich verurteilten Mörder, noch mit dem Politiker Walter Lübcke bzw. der aus ihm nun generierten Ikone einer sozusagen „moralisch“ wehrlos gemachten Zustimmung zur Massenmigration oder zum Projekt des „liberal-weltoffenen“ Migratopia.
Davon abgesehen gibt es keine „besseren“ oder „schlechteren“ Morde. Morde, sofern es im juristisch definierten Sinne Morde sind, bedürfen keiner weiteren, erst recht keiner „politischen“ oder ideologischen Klassifikation. Um es im Sinne des staats-ideologischen Einheitsglaubens noch ketzerischer auszudrücken: Für mich ist einer der vielen Migrantenmorde an einem einheimischen Mädchen / einer einheimischen Frau nicht weniger schlimm als der Mord an Walter Lübcke.