Das geistige Umfeld Donald Trumps: Von Populismus über Transhumanismus bis Technofeudalismus

by | 15. Feb. 2025 | Germany and the world

In diesem Text geht Alexander Markovics auf die neuen Eliten in den USA ein und welche Interessen selbige verfolgen. Der Text erschien zunächst in der Deutschen Stimme, 49. Jahrgang, Januar 2025. Alexander Markovics ist Sprecher des Suworow-Instituts in Wien und zudem Redaktionsleiter der AGORA-Europa. Die Redaktion

 

Die Wahl Trumps als Revolution

In den USA hat Donald Trump nicht einfach nur die Wahlen gewonnen, es hat sich eine Revolution ereignet. Diese Aussage des deutschstämmigen Palantir-Chefs, Milliardärs und Technologieguru aus dem Silicon Valley deutet an, dass sich in den Vereinigten Staaten der Zeitgeist verändert hat. An die Stelle einer Regierung Biden, die aus optisch schreckenerregenden Transsexuellen wie Rachel Levine (Gesundheitsministerin), grotesk wirkenden Frauen wie Kamala Harris und schließlich einem offensichtlich amtsunfähigen Präsidenten bestanden hat – alles in allem ein Sinnbild für die liberalistische Globalisierung – sind neue Männer getreten, die eine neue Zeit symbolisieren. Es sind Männer wie der neue, durchtrainierte Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr., der Visionäre Transhumanist Elon Musk, der Kriegsheld Peter Hegseth, aber auch weibliche Frauen wie die streitbare Kämpferin gegen den Tiefen Staat Tulsy Gabbard die als Vertreter eines patriotischen Amerikas das genaue Gegenteil der postmodernen Freakshow unter Joe Biden darstellen.

Die Bro-Revolution: Starke Männer und Erfinder

Angesichts dieses Machtwechsels wird zum Teil von einer „Bro-Revolution“ gesprochen, die eben nicht nur die „Gymbros“ umfasst, die regelmäßig trainieren gehen, sondern auch die „Techbros“ die mit ihrem Erfindergeist beeindrucken. Sie sind allesamt Macher, die ihr Land voranzubringen scheinen, die den technologischen Pioniergeist Amerikas verkörpern, aber gleichzeitig auch einen gewissen Konservatismus, die Vereinigung von Träumern und Erbauern, die Amerika wieder groß machen wollen und gleichzeitig danach streben den Weltraum zu erobern. Gewissermaßen vertreten sie den „Amerikanischen Traum“ von Freiheit, eigener Größe und der ständigen Überwindung menschlicher Grenzen – einen Traum also, der die Menschen optimistisch in die Zukunft sehen lässt, aber auch anderen zum Verhängnis werden kann. Doch welche Ideen treiben diese Menschen an? Und was können wir von ihnen erwarten?

Robert F. Kennedy Jr: Ein Gesundheitsminister gegen die Pharmaindustrie

Zu den in globalistischen Augen „kontroversesten“ Ministern zählt fraglos Robert F. Kennedy. Auf dem Höhepunkt der Coronapandemie beschuldigte er Anthony Faucy mit seiner Impfpolitik einen Staatsstreich gegen die westlichen Demokratien geführt und Medien wie Gesundheitswesen in seine Gewalt gebracht zu haben. Weiters bezeichnete er die COVID-Impfung als tödlichste Impfung der Geschichte. Kennedy selbst will die USA wieder gesund machen und der Fettleibigkeit, Medikamentenabhängigkeit sowie dem Bewegungsmangel der Amerikaner den Kampf ansagen. Er gehört also zu den Kritikern eines überbordenden Staates, der alle Lebensbereiche des Menschen übernimmt.

Elon Musk: interplanetarer Transhumanismus

Egal ob es um die Entwicklung der KI über die intellektuellen Fähigkeiten des Menschen hinaus geht, den Gehirnchip Neuralink, oder die Eroberung des Weltalls mittels wiederverwendbarer Raketen – Musk ist ein klassischer Vertreter der Extropianer[1]. Dabei handelt es sich um eine Schule des Transhumanismus, die daran glaubt den Menschen mittels Technik erlösen zu können und seine Grenzen – seien sie intellektuell oder der eigene Planet – überwinden zu müssen, um ihn eine Zukunft geben zu können. In der künftigen Regierung soll Musk einen Beraterposten bekommen, der die Effizienz der Regierung steigern und den Staat verschlanken soll, frei nach dem Vorbild des argentinischen Zionisten und Anarchokapitalisten Javier Milei. Gerade den transhumanistischen Faktor kann man bei Musk sehr kritisch sehen, ebenso seine Idee den Mars zu erobern, während die USA noch genug Probleme auf diesem Planeten haben, doch zweifellos verkörpert er damit den Cowboygeist der USA, ständig zu neuen Ufern und Eroberungen aufbrechen zu wollen. Musk vertritt zudem eine starke anti-woke Haltung die er auch auf seiner Kurznachrichtenplattform X/ehemals Twitter zum Besten gibt.

JD Vance: Ein Schüler von Curtis Yarvin

Neben seinen harten außenpolitischen Positionen gegenüber dem Iran gilt JD Vance auch als ein Anhänger des neoreaktionären Denkers Curtis Yarvin. Bei Yarvin handelt es sich um einen extremen Kritiker der US-amerikanischen Demokratie, der diese in eine Monarchie umwandeln will – mit einem CEO an der Spitze. Die Überlegung dahinter ist simpel: Während gewählte Politiker sich am Staat als Beutestück während ihrer Amtszeit bedienen, so verwaltet der Monarch das Staatswesen als seinen persönlichen Besitz wesentlich verantwortungsvoller. Der Staat wird neofeudalistisch gedacht, die Wirtschaft übernimmt den Staat, aber dadurch das er ihr gehört, sorgt sie sich um sein Wohl, damit er möglichst effizient funktioniert. Dazu kommt ein Glaube an Kapitalismus und Technokratie, die es erlauben sollen, das menschliche Leben bestmöglich zu verwalten. Dazu gehört auch eine Kritik an der „Kathedrale“ – darunter versteht er die gesellschaftsformende Macht des Journalismus plus der akademischen Welt, die er aufgrund ihrer Parteinahme für Wokeness und Demokratie angreift. Auch der amerikanische Milliardär Peter Thiel lässt sich dieser Denkrichtung des Silicon Valleys grob zuordnen, die einen rechtsgewandten Libertarismus vertritt.

Ein neuer Nationalismus amerikanischer Prägung?

Angesichts der neuen Mannschaft Trumps und ihrer Ideen können wir ein Ende des liberal-globalistischen Internationalismus der USA, der die ganze Welt für den Regenbogenliberalismus sturmreif schießen wollte, erwarten. Stattdessen tritt uns ein neuer, populistischer und futuristischer amerikanischer Nationalismus entgegen, der Menschenrechte, Demokratie und Liberalismus nicht mehr an erste Stelle stellt, sondern die machtpolitischen Interessen der USA. Sein Ziel ist es, Amerika wieder groß zu machen, zur Not auch mit transhumanistisch-futuristischen und neofeudalistischen Konzepten.

 

[1] Die Extropianer verneinen die Vorstellung von Entropie, also einem Ausgleich von Energiedifferenzen innerhalb geschlossener Systeme, wie man es auch dem Universum unterstellt. Der Extropianismus sieht daher die Möglichkeit mittels menschlicher Fähigkeiten einen permanenten Fortschritt zu verwirklichen. Er glaubt an die totale Optimierung des Menschen bis hin zu einer technologischen Unsterblichkeit. Extropianer sind Transhumanisten, aber nicht alle Transhumanisten sind Extropianer. (Anm. MetaPol)