Am 14. September lud MetaPol Verlag & Medien unter dem Titel „Was tun? Brennende Fragen der deutschen Rechten“ zu unserem mittlerweile 12. Seminar für Rechte Metapolitik ein. Das Seminar setzte neue Akzente und widmete sich der Grundsteinlegung elementarer Basisarbeit einer neuen, fundierten Echten Rechten. Diese fundierte Ausrichtung rief der folgenden Berichterstattung zufolge durchaus Neugier auf den Plan. Ein wesentlicher Grund hierfür liegt mit Sicherheit in der leider nach wie vor geringen Anzahl theorieorientierter Initiativen innerhalb der deutschen Rechten. Diese weist nach wie vor eklatante Lücken in der Bearbeitung substanzieller Fragen wie der nach Theorie und Praxis auf und hat dabei gegenüber dem Ausland großen Nachholbedarf. Unsere Seminarreihe zeichnet sich darüber hinaus seit jeher durch einen möglichst breit gefächerten Diskurs sowie ein bewusst vielfältiges Meinungsbild aus. Diese ergebnisoffene Diskussion war und ist ein wesentliches Merkmal unseres Verlags sowie ein entscheidendes Erfolgskriterium für die angeschlossene Seminarreihe.
Das Thema – Theorie- und Basisarbeit
Inhaltlich stand das Seminar unter dem Stern der Machbarkeit und Möglichkeiten einer geistigen Wende in staatspolitischer Hinsicht als auch vielmehr im Hinblick auf die sozio-kulturelle Verfassung und Affirmationen der deutschen Rechten. Impulsgebend für die inhaltliche Ausrichtung waren vorausgegangene Analysen unseres Verlags[1], welche auf einen sich andeutenden gesellschaftlichen Paradigmenwechsel sowie das potentielle Auftreten einer (vor)revolutionären Gemengelage schließen ließen. Getragen wurde diese Analyse von dem Urteil, dass die deutsche Rechte sich im Moment nicht auf der Höhe der aus diesen äußeren Umständen resultierenden Herausforderungen befindet. Vielmehr fliegt sie im Blindflug, verheddert sich in Nebenkriegsschauplätzen und ist nicht Gestalter, sondern Getriebener von den Ereignissen. Diese Situation ist insbesondere im Hinblick auf die sich steigernde Wahrscheinlichkeit zukünftiger parlamentarischer Verantwortung untragbar. Um dieser Situation zu begegnen, ist es aus Sicht des Verlags unerlässlich, zunächst ein Grundverständnis über das Zusammenwirken von Strategie und Taktik zu erlangen sowie mögliche Betätigungsfelder entlang dieser Koordinaten zu identifizieren. Dies war das erklärte Ziel des Seminars.
Stark in der Vielfalt
Davon ausgehend wurden den Tagungsteilnehmern zur Arbeitshypothese vier taktische Möglichkeitsfelder vorangestellt, welche insbesondere aus der Analyse des Wahlverhaltens der jüngsten Landtagswahlen resultierten. Diese waren:
- Die Einwanderungskrise und ihre immanenten Konflikte sowie die Multikulturalisierung Deutschlands und der damit einhergehende Verlust von Identität
- Die sinnvolle Überführung der in der Breite vorhandenen Umweltverantwortung hin zu einer echten Alternative abseits von Klimahysterie und Deindustrialisierung
- Die Schaffung einer geistig-kulturellen Wende durch die sinnvolle Eingliederung des Individuums in eine sinnstiftende Gemeinschaft durch Schaffung eines werteorientierten Gegenangebots
- Die Arbeit an Friedensinitiative bzw. die Formulierung eines Willens zur Diplomatie und die Forderung einer selbstbewussten Stellung Deutschlands und Europas unter Berücksichtigung einer Nicht-Einmischungsklausel raumfremder Großmächte.
Danach ging es an die Vermittlung von Basiswissen zu den Feldern der Theorie und Praxis anhand der Lehren und Ausführungen des preußischen Generals Carl von Clausewitz. Clausewitz ist bis heute weltweit als überragend denkender Stratege anerkannt. Seine Ausführungen dienen als Lehrstoff für Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft und werden gerade von großen, erfolgreichen Management- und Unternehmensberatungen gern verwendet, u.a. von der Boston Consulting Group[2]. In den Ausführungen wurde deutlich, dass die Lehren Clausewitz‘ sich mühelos auf andere Bereiche menschlichen Handelns erweitern ließen. Bestätigt werden sie insbesondere auch durch den langen Erfahrungshorizont. Als ein entscheidendes Kriterium erfolgreicher Strategie wurde die permanente Erfolgs- und Fehlerkontrolle hervorgehoben. Diese findet insbesondere in Methoden der Wirtschaftswelt häufig Anwendung, wird jedoch im Politischen häufig übersehen oder ignoriert[3]. Gerade diese fehlende Selbstkontrolle und daraus folgende Nachjustierung bzw. Neuorientierung ist eine wesentliche Ursache der häufigen Orientierungslosigkeit der Rechten, welche sich im Kreis zu drehen scheint. Wichtig sei hierbei jedoch diesen Prozess nicht zyklisch aufzufassen, sondern in den Aktivitäten aus Lagefeststellung, Beurteilung, Planung und Durchführung eine permanente, auch parallele Tätigkeit zu sehen. Weiterhin wurden auf das Thema „Friktionen“ sowie die Möglichkeiten und Limitierungen extensiver Planung eingegangen. Der frühere US-Präsident Dwight D. Eisenhower führte hierzu einmal aus: „Plans are worthless, but planning is everything.“ Diese Aussage unterstrich die Kernbotschaft, dass das Planen unter Berücksichtigung der eigenen Stärken und Schwächen und der Gesamtlage richtig und wichtig seien, sich die daraus resultierenden Pläne aber mit dem ersten Moment der Durchführung bereits erübrigt haben. Die Wichtigkeit geistiger Flexibilität, Agilität und Anpassungsfähigkeit wurde hierbei hervorgehoben. Merkmale, die gerade im Bereich der freien Wirtschaft von Leistungsträgern und Führungskräften immer stärker gefordert und gefördert werden und auch für die deutsche Rechte eine zunehmend entscheidende Rolle spielen sollten. Hingewiesen wurde zudem auf das sich daraus ergebende Spannungsfeld von ideeller Festigkeit und notwendiger Wandelbarkeit und die damit verbundenen Herausforderungen. Bereits hier wurde deutlich, welche Anforderungen eine Echte Rechte zukünftig an ihr Personal stellen müsse. Eine derartige Beweglichkeit und geistige Spannkraft können nur von einer geistigen Avantgarde gewährleistet werden.
Klare Ziele – Eingängige Forderungen
In einem weiteren Beitrag wurde auf den gelegten Grundsteinen aufgebaut und ein besonderer Schwerpunkt auf die Zielformulierung und Zielverfolgung gelegt. Diese müssten realistisch, akzeptiert und messbar sein sowie in Teiletappen aufgeteilt werden. Als probates Mittel der politischen Agitation wurde die Formulierung von Übergangsforderungen vorgestellt. Diese entsprechen Forderungen, die in ihrer Form realistisch sind, gleichsam jedoch auch eine geistige Wendebereitschaft herstellen und die Herrschenden somit in Zugzwang bringen, diesen Forderungen Folge zu leisten oder selbst tätig zu werden. Damit einhergehend sei das Auffinden aussagekräftiger, eingängiger Parolen unabdingbar. Als Paradebeispiel wurde der Ruf der Montagsdemonstrationen „Wir sind das Volk“ genannt, welcher einem notwendigen gemeinsamen Bewusstsein entsprang.
Der digitale Raum – ein taktisches Möglichkeitsfeld
Im Weiteren ging es das taktische Feld der Akquirierung junger Interessenten mittels digitaler Plattformen und sozialer Netzwerke, wobei die Persönlichkeit des „Influencers“ dabei als elementar herausgearbeitet wie auch dezentrale Formen des Internetaktivismus offengelegt wurden. Diese ermöglichten es, vermeintliche Zensur auf internationalen Plattformen zu umgehen und gleichsam durch ihren Exponentialeffekt eine außerordentliche Wirkung zu erzielen. Dargelegt wurde dies anhand einzelner Beispiele des Europawahlkampfs der AfD und ihrem Spitzenkandidaten Maximilian Krah. Entscheidend sei, den User zum Schritt in die Realität zu motivieren, sprich: Zum Echtkontakt mit Gleichgesinnten zu bewegen. Dies wurde als größte Herausforderung identifiziert, welcher nur mit einer gelebten Gegenkultur begegnet werden könne, in welcher sich charakterlich einwandfreie Vorbildpersönlichkeiten profilieren. Insbesondere die in den Bereichen der Familien- und Gemeinschaftspflege auftretenden Defizite der Gegenwart böten dazu allerlei Anknüpfungspunkte. So wurde der digitale Raum insbesondere aufgrund seiner Reichweitenmaximierung als großes Möglichkeitsfeld behandelt, auch da der physische Aktivismus nur in noch wenigen Fällen Steigerungsfähig sei und darüber hinaus ein großes Risiko staatlicher Sanktionierung biete. Das Vermitteln einer rechten Lebenswelt sowie das Erringen von Deutungs- und Meinungshoheit auf meinungsbildenden Plattformen wie „X“ (Twitter) wurde ebenfalls als wesentliches Teilziel behandelt.
Das Fundament kann nur im Diskurs gegossen werden
Um wirklich zielgerichtet und erfolgreich agieren zu können, sei zunächst die Konsolidierung der Rechten sowie die Überwindung ideologischer Barrieren notwendig. Nur die Freigabe eines offenen Raums ermögliche das Entstehen und Schärfen von zukunftsweisenden und -tragenden Ideen. Diesen Raum an vielen Orten zu erschaffen, in welchem man sich über taktische und strategische Bewandtnis austauschen könne, müsse primäres Ziel der Echten Rechten sein. Dabei sei die Heterogenität der Rechten, anders als häufig vermutet, geradezu ihre Stärke, da sie anders als andere geistige Bewegungen, eine Flexibilität und Spannkraft aufweist, die es erlaubt, viele Themenbereiche parallel und authentisch zu bearbeiten. Es könne also nicht von einem „Mosaik“ gesprochen als vielmehr von einer heterogenen Landschaft, einem in positiver Wechselwirkung zueinanderstehenden Ökosystem gesprochen werden.
Viel Raum für Fragen und Anregungen
Die sich aus den Ausführungen ergebende Diskussions- und Fragerunde wies sich insbesondere durch ihre Lebhaftigkeit aus. Wesentliche Fragen drehten sich um den Begriff des „Vorfelds“ welcher in Teilen kritisch betrachtet wurde. Einige sahen in diesem eine einseitige Orientierung auf die AfD, welche das außerparlamentarische Umfeld zudem einzig zu einer Art „Rekrutierungsbecken“ für ebenjene herunterspiele. Interessant waren hierzu auch Anmerkungen aus dem Podium zu Mechanismen der parlamentarischen Selbstkontrolle, u.a. durch die Einführung basisdemokratischer Elemente innerhalb der AfD sowie das Etablieren einer parlamentarischen Konkurrenzpartei („Kontrollpartei“) zur Nachjustierung von Inhalten gemäß dem marktwirtschaftlichen Prinzip „Konkurrenz belebt das Geschäft“.
Es ging jedoch nicht ausschließlich um Parteipolitik, sondern auch um die Notwendigkeit einer lebendigen Alltagskultur, welche dem Wertebild der Echten Rechten bereits entspreche und es erlaube, Suchenden und vom System enttäuschten, insbesondere jungen Menschen als Alternative zu dienen. Gerade die ganz jungen Besucher teilten ihre Erfahrungen, wonach die großen Erzählungen der Gesellschaft und ihrer Institutionen an ihrem Ende angelangt seien. Bei aller Individualisierung sei eine tragfähige Gemeinschaft abhandengekommen sowohl im Kleinen, wie im Großen. Es sei an der Rechten, eine neue Erzählung zu entwickeln, welche in der Lage sei die geistigen Kräfte zu mobilisieren und wieder einen Ruck durch Deutschland gehen zu lassen.
Viele Baustellen – viel Potential
Am Ende dieses ereignisreichen Seminartages stand das Fazit, dass die Rechte derzeit mehr Baustellen als Erfolge aufzuweisen hat. Dies solle jedoch nicht pessimistisch, sondern vielmehr als große Möglichkeit verstanden werden. Gerade der sich derzeit einstellende parlamentarische Erfolg müsse als Beflügelung für die weitere Arbeit genutzt werden, wobei insbesondere die Theoriearbeit und das Entwickeln tragfähiger Ideen im Vordergrund stehen müssen. Durch die sich ergebenden Umstände sei zu erwarten, dass immer mehr Menschen ihr Vertrauen in die gegenwärtigen Institutionen und ihre Repräsentanten verlieren werden. Dies werde begünstigt durch die grassierende Ineffizienz der Organe, eine mangelhafte Infrastruktur, fehlende Leistungsfähigkeit sowie zunehmende Lügen der Politvertreter und ein immer enger werdender Meinungskorridor. Dieses abgeschreckte Personal suche förmlich nach handlungsfähigen Alternativen zur Erhaltung und Wiederherstellung der Ordnung. Wenn die Echte Rechte sich vermehrt dem Feld der Theoriearbeit widmet, wird sie für diese Menschen der richtige Ansprechpartner sein, um diesen Staat wieder handlungsfähig, leistungsfähig und damit letztlich auch zukunftsfähig zu gestalten. MetaPol lädt daher alle recht herzlich dazu ein, sich an diesem friedvollen und offenen Diskurs zu beteiligen und die Zukunft mitzugestalten.
[1] Siehe hierzu auch den Bericht zum vergangenen Regionalseminar im Juni 2024 – https://gegenstrom.org/metapol-veranstaltet-strategieseminar-zur-lage-der-nation-wo-stehen-wir-ankuendigung-naechstes-seminar-im-september/ (Stand: 24. September 2024).
[2] Siehe hierzu: „Clausewitz – Strategie denken“, Herausgegeben vom Strategieinstitut der Boston Consulting Group, dtv, Carl Hanser Verlag, 2001.
[3] Als Beispiel dient der Demingkreis, auch bekannt als PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act) des US-Amerikaners Walter Andrew Shewhart, welcher insbesondere in den Bereichen Lean-Management / Qualitätssicherung angewendet wird