Perspektiven einer ganzheitlichen Agrarwende

von | 12. Mrz. 2018 | Philosophie & Theorie

Anlässlich der „Grünen Woche“ findet in Berlin seit einigen Jahren die Großdemonstration „Wir haben es satt“ für eine „zukunftsfähige Agrar- und Ernährungspolitik“ statt. Dieses Engagement für eine ökologisch ausgerichtete Agrarwende ist angesichts der Problematik von zunehmend ausgeräumten Landschaften, Artensterben, Massentierhaltung sowie angesichts des Ausverkaufs des Bodens an ortsfremde Investoren („Landgrabbing“) nur zu begrüßen.

Wie sehr der Ökologie- und Nachhaltigkeitsgedanke jedoch noch immer mit den Vorstellungen linksliberaler Ideologen verbunden wird, zeigt sich u.a. an den Informationsmaterialien der Berliner Demonstrationen. So war beispielsweise im Jahr 2017 einem Flyer zu entnehmen: „Unsere Demonstration ist kein Ort für Nazis, RassistInnen, Anti-EuropäerInnen, Anti-AmerikanerInnen und die Diffamierung von Bäuerinnen und Bauern. Die Stärke unseres Bündnisses ist die Vielfalt und die Internationalität – Geflüchtete sind willkommen!“

Diese politisch korrekte Wortwahl im Sinne einer „weltoffenen Willkommenskultur“ macht zwar einerseits deutlich, wie sehr der Ökologiegedanken momentan noch immer von einer linksliberalen Agenda vereinnahmt wird. Andererseits: Zeigt nicht gerade diese verkrampfte Distanzierungsbemühung gegen „rechts“, dass die Verknüpfung des Ökologiegedankens mit einer linken Agenda in Wirklichkeit alles andere als selbstverständlich ist?

Im Geist des 68iger Kulturbruchs

Die Vereinnahmung des Ökologiegedankens durch eine linksliberale Ideologie ist nach Ansicht des Kulturwissenschaftlers Norbert Borrmann gerade deshalb so problematisch, weil „zahlreiche linke Herzensanliegen nicht nur nichts mit Ökologie zu tun haben, sondern dieser sogar widersprechen: Egalitarismus, Feminismus, Homoehe, Quotendiktatur, Zersetzung organisch gewachsener Familienstrukturen, Nationalmasochismus, Vergangenheitsbewältigung, Masseneinwanderung, Multikulturelle Gesellschaft“ (1).

Als Konsequenz aus dem 68iger Kulturbruch kommt erschwerend hinzu, dass viele linke Aktivisten unfähig zur Entwicklung einer tragenden Staatsidee sind. Bis heute nehmen viele dieser Aktivisten gerade den klassischen Nationalstaat – bzw. das, was von ihm in Zeiten der Globalisierung noch übrig geblieben ist – in erster Linie als Bedrohung war. Ihn in seiner Arbeit zu schwächen war und ist vielen Linken selbstverständlich. Dabei haben sie jedoch übersehen, dass erst durch die Aushöhlung des Staates die vielbeklagte Herrschaft des Ökonomischen über die Politik entstehen konnte, eine Herrschaft, die gerade auch in der fatalen landwirtschaftlichen Bodenspekulation ihren Ausdruck findet. Dass das Brüsseler Europa der Kommissare und Konzerne keine Lösung, sondern eher Teil des Problems ist, liegt gerade im Zusammenhang mit der Agrarpolitik klar auf der Hand.

In seinem 1988 erschienenen Schlüsselwerk „Die Auflösung aller Dinge“ hat der Publizist Hans-Dietrich Sander den Zusammenhang zwischen der Ökologiefrage und der Frage nach staatspolitischer Souveränität wie folgt auf den Punkt gebracht: „Für die Deutschen kommt es darauf an, zu begreifen, dass die Frage nach der Umwelt eine Frage des Lebensraumes ist, die nur gelöst werden kann, wenn sie selbst wieder über ihn verfügen. Sie müssen wieder begreifen, dass die Verfügung über ihre Umwelt, ihren geschichtlichen Ort, ihren Lebensraum eine Frage der politischen Macht und die politische Macht eine Frage der Souveränität ist“ (2).

Fundamentale Widersprüche machen linksgrüne Akteure unglaubwürdig

Vor dem Hintergrund des herrschenden staatspolitischen Vakuums scheint ausgerechnet die Partei Bündnis 90/Die Grünen längst ihren Frieden mit der Konsequenzenlosigkeit ihrer agrar- und umweltpolitischen Forderungen gemacht zu haben. Doch auch zivilgesellschaftliche Akteure wie beispielsweise die Transition-Town-Bewegung verstricken sich in Widersprüche und machen sich unglaubwürdig: Zwar wollen sie das  Zusammenleben und Wirtschaften jenseits des herrschenden Wachstums-Imperativs ökologisch und nachhaltig umgestalten. Doch als Kinder des urbanen Asphalts befinden auch sie sich letztlich im Fahrwasser der linken Ideologie mit den bekannten Dekadenz-Symptomen wie beispielsweise der Gender-Politik oder der Anbetung einer vermeintlich „multikulturellen Gesellschaft“. Aufgrund der Unfähigkeit zur Formulierung einer tragenden Staatstheorie würde ihr Engagement darüber hinaus im besten Fall auf dem Niveau einer ewigen linksgrünen Kommune steckenbleiben. Wie der Politikwissenschaftler Bernard Willms 1986 feststellte, kann politische Verantwortung jedoch nur dann sinnvoll sein, „wenn auch der kleinste Kreis auf ein Ganzes bezogen ist. Das Ganze ist Deutschland“ (3).

Und desto stärker das Versagen der genannten linksgrünen Akteure im Naheliegenden und im Konkreten zu Tage tritt (man denke etwa an die fortschreitende Flächenversiegelung), desto verbissener scheinen sie sich eher schwer greifbaren Phänomenen wie zum Beispiel dem inzwischen zivilreligiös daherkommenden „Klimawandel“ zuzuwenden. Und desto unnachgiebiger und verkrampfter führen sie natürlich auch ihren Kampf gegen „rechts“, also gegen all diejenigen, die es mit dem Widerstand gegen die liberal-kapitalistischen Zumutungen wirklich ernst meinen und für die die ökologische Frage eben auch untrennbar mit der Entwicklung von Heimat, einem lebendigen Bauerntum und einer ethnokulturellen Identität verbunden ist.

Verknüpfung des Ökologiegedankens mit dem Ausstieg aus der Arbeits- und Konsumgesellschaft

Vor diesem Hintergrund stellt sich nun die Frage nach den Perspektiven für einen wirklich tragfähigen, ganzheitlichen Ansatz in der Ökologie- und Umweltfrage. Metapolitisch kommt es zunächst einmal darauf an, verstärkt die Botschaft zu kommunizieren, dass Ökologie im Kern ein Thema der echten Rechten ist. Man denke beispielsweise an die Werke von Hermann Löns (4) und Konrad Lorenz (5).

Angesichts der fortschreitenden Dekadenz der „Bio-Deutschen“ sowie der bereits in den Städten weit fortgeschrittenen Ethnomorphose sollte darüber hinaus der Aufbau einer ländlichen Parallelgesellschaft durch einen möglichst weitgehenden Ausstieg aus der Arbeits- und Konsumgesellschaft in Angriff genommen werden. Dieser Ausstieg wird dabei stets individuell und von unterschiedlicher Intensität sein. Besonders konsequent ist dieser Ansatz bereits bei den sogenannten „völkischen Siedlern“ verwirklicht, da sie den Exit-Gedanken mit der eigenen landwirtschaftlichen Selbstversorgung verknüpfen.

Damit will ich nicht sagen, dass wir alle selbstversorgende Kleinbauern in abgelegenen Randgebieten werden sollten. Jedoch sollten wir uns als echte Rechte verstärkt um ein ökologisches Bewusstsein bemühen und diesem Bewusstsein auch Taten folgen lassen. Dazu gehört nicht nur der Kauf von Lebensmitteln – es darf auch einmal „Bio“ sein – beim einheimischen Bauern, sondern auch, dass wir uns wieder stärker vernetzen. Helfen wir uns wieder gegenseitig, brechen wir die Isolation auf und finden wir vom Fernseher und PC zurück zur Gemeinschaft. Und bleiben wir dabei nicht im Kleinen stecken, sondern richten wir unsere Aktivitäten letztlich auf die Gründung bzw. die Renaissance eines organisch orientierten Volksstaates aus. Nur auf dem Weg der Übernahme von politischer Verantwortung für den eigenen Staat können wir auch den Sinn einer Verantwortung für „Bäuerinnen und Bauern weltweit“ verwirklichen. Niemals aber ist die Verantwortung für das konkrete Eigene durch eine Verantwortung für „die Menschheit“ oder irgendein anderes Abstraktum zu ersetzen.

Literaturhinweise

(1) Borrmann, Norbert (2013): Ökologie ist rechts. Sezession 56: 4-7

(2) Sander, Hans-Dietrich (1988): Die Auflösung aller Dinge, Castel del Monte, München, 212 S.

(3) Willms, Bernard (2013; EA 1986): Identität und Widerstand. Reihe kaplaken, Edition Antaios, Schnellroda, 92 S.

(4) Löns, Hermann (2001; EA 1924): Land und Leute – Über Natur- und Heimatschutz. Verlag Zeitenwende, Dresden, 109 S.

(5) Taschwer, Klaus; Föger, Benedikt (2003): Konrad Lorenz. Paul Zsolnay Verlag, Wien, 341 S.