{"id":9879,"date":"2024-02-21T15:52:46","date_gmt":"2024-02-21T14:52:46","guid":{"rendered":"https:\/\/gegenstrom.org\/?p=9879"},"modified":"2024-02-21T15:59:44","modified_gmt":"2024-02-21T14:59:44","slug":"taiwan-kleinchina-im-schatten-der-volksrepublik","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/gegenstrom.org\/en\/taiwan-kleinchina-im-schatten-der-volksrepublik\/","title":{"rendered":"Taiwan \u2013 Kleinchina im Schatten der Volksrepublik"},"content":{"rendered":"

Im folgenden Artikel analysiert Dominik Schwarzenberger mit gewohnt scharfem Blick die politische Lage Taiwans. Wie er klar darlegt, ist die Betrachtung und Beurteilung der aktuellen Situation dieses Inselstaates sehr wertvoll, da besonders die Frage um dessen Unabh\u00e4ngigkeit eine gewichtige geopolitische Bedeutung aufweist.
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Am 13. Januar 2024 fanden Pr\u00e4sidenten- und Parlamentswahlen auf Taiwan statt. Diese Wahlen wurden mit Spannung und Besorgnis erwartet, da der Favorit, Lai Ching-te, einer Unabh\u00e4ngigkeit der Insel als solcher jenseits jeglicher chinesischer Staatlichkeit wohlwollend gegen\u00fcbersteht.<\/p>\n

Die Taiwan-Frage als internationaler wie gleicherma\u00dfen innerchinesischer Konflikt ist ein weiteres lehrreiches Beispiel f\u00fcr komplexe geopolitische Zusammenh\u00e4nge, v\u00f6lkerrechtliche Spitzfindigkeiten und ungekl\u00e4rte Identit\u00e4tsfragen. Das macht die Analyse \u00e4u\u00dferer und innerer Verh\u00e4ltnisse notwendig.<\/p>\n

Was hat es mit der Taiwan-Frage und der de-facto unabh\u00e4ngigen Insel auf sich? Was bedeutet \u201eEin-China-Politik\u201c? Wie stehen die Bewohner Taiwans dazu? Gibt es eine taiwanische Nation? Wie k\u00f6nnte die Volksrepublik auf eine offizielle Unabh\u00e4ngigkeitserkl\u00e4rung reagieren?<\/p>\n

\u201eEin-China-Politik\u201c<\/strong><\/p>\n

Die Volksrepublik (Peking) wie Taiwan (Taipeh) bekennen sich zur \u201eEin-China-Politik\u201c, d.h. beide sehen sich als authentisches China und Nachfolger der Kaiserreiche wie der alten Republik von 1912. Folgerichtig bezeichnet sich Taiwan offiziell auch als \u201eRepublik China (auf Taiwan)\u201c, wonach die Insel gerade nicht die Republik ist, sondern deren letzte Bastion. Das Festland gilt als von usurpierenden Kommunisten besetzt. Gleichwohl die Insel unabh\u00e4ngig mit allen Merkmalen eines souver\u00e4nen Staates existiert, gilt sie de-jure eben nur als letzter verbliebener nichtkommunistischer Teil eines Gesamtchinas, auf das sich beide Staaten berufen. Eine taiwanische Unabh\u00e4ngigkeitserkl\u00e4rung w\u00fcrde also die Insel aus diesem nur ideal existierenden Gesamtchina herausl\u00f6sen. Bis 1971 wurde die \u201eRepublik China (auf Taiwan)\u201c von den meisten Staaten als Vertreterin Gesamtchinas anerkannt, war UNO-Gr\u00fcndungsmitglied und besa\u00df sogar einen st\u00e4ndigen Sitz im UN-Sicherheitsrat. Aufgrund des Bedeutungszuwachses der Volksrepublik (Peking) \u00e4nderte sich dieses Verh\u00e4ltnis fundamental und selbst die USA und Japan folgten diesem Trend[1]<\/a>. Bilaterale Beziehungen werden zu Taiwan unter spitzfindigen sensiblen Beziehungen als \u201eWirtschafts- und Kulturb\u00fcros\u201c unterhalten. Wohlgemerkt: Taiwan hat sich niemals f\u00fcr unabh\u00e4ngig erkl\u00e4rt und die Zugeh\u00f6rigkeit zu Gesamtchina auch niemals infrage gestellt \u2013 im Gegenteil: Taiwan m\u00f6chte ja gerade der legitime Rest Gesamtchinas sein und sich nach einem Sturz des Kommunismus mit dem Festland wiedervereinen.<\/p>\n

Brisanz wie Kuriosit\u00e4t der Taiwan-Frage \u00e4u\u00dferte sich j\u00fcngst an zwei Beispielen: Litauen und Nauru.<\/p>\n