{"id":9202,"date":"2023-02-03T16:42:00","date_gmt":"2023-02-03T15:42:00","guid":{"rendered":"https:\/\/gegenstrom.org\/?p=9202"},"modified":"2023-02-03T16:42:00","modified_gmt":"2023-02-03T15:42:00","slug":"eine-anti-utopie-hoeren-wir-auf-von-europa-zu-traeumen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/gegenstrom.org\/en\/eine-anti-utopie-hoeren-wir-auf-von-europa-zu-traeumen\/","title":{"rendered":"Eine Anti-Utopie \u2013 h\u00f6ren wir auf von \u201eEuropa\u201c zu tr\u00e4umen!"},"content":{"rendered":"
Der Gastautor Uwe Lay, mit einem Beitrag zur Frage der Ost- oder Westorientierung Deutschlands, oder ob Deutschland sein Gl\u00fcck nicht gar allein in der Mitte Europas verfolgen solle.<\/em><\/p>\n Der dargelegte Standpunkt ist der des Gastautors und repr\u00e4sentiert nicht zwangsl\u00e4ufig die Position der Redaktion.<\/em><\/p>\n <\/p>\n Einst moderierte Hans-Joachim Kulenkampff die Sendung: \u201eEiner wird gewinnen\u201c, eine im Vergleich zum heutigen Fernsehprogramm erstaunlich niveauvolle Unterhaltungssendung, in der die Wahrheit der nach 1945 gegr\u00fcndeten Europ\u00e4ischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) sich manifestierte: Nur wer wird der Gewinner sein? Zuv\u00f6rderst standen bei dieser Neugeburt die westlichen Siegerm\u00e4chte Pate, die aber mit dieser Namensgebung, dass sich dieser Bund westeurop\u00e4ischer Staaten \u201eeurop\u00e4isch\u201c nannte, von Anfang an klarstellten, dass alle osteurop\u00e4ischen Staaten, damals noch im Verbund mit der Sowjetunion existierend, in die EWG aufgenommen werden sollten: Ihr Platz ist in und nur in dieser EWG. Russland geh\u00f6rte von Anfang an nicht zu den potentiellen aufzunehmenden L\u00e4ndern.<\/p>\n <\/p>\n Bis zum Ende des 2.Weltkrieges geh\u00f6rte Russland ganz selbstverst\u00e4ndlich zu Europa. In allen antirevolution\u00e4ren Thronb\u00fcndnissen europ\u00e4ischer Staaten galt gerade das zaristische Russland als Bollwerk gegen das franz\u00f6sische Revolutionsvirus und war so den Monarchen Europas ein gerngesehener Verb\u00fcndeter. Europa war hier nicht prim\u00e4r eine geographische Einheit, sondern eine kulturell-politische Einheit, bestehend aus Thron- und Altarb\u00fcndnissen der Monarchien mit den jeweiligen Kirchen (Novalis erfasste vielleicht als Einziger die Idee Europas so tiefgr\u00fcndig wie in seiner Schrift: \u201eDie Christenheit oder Europa\u201c, als diese Idee sich schon aufl\u00f6ste). Erst der Kalte Krieg mit seiner EWG-Konzeption erschuf das heutige Europaverst\u00e4ndnis, dass Russland nicht zu Europa geh\u00f6re, wohingegen die USA ob der Wertegemeinschaft des \u201eFreien Westens\u201c dazugeh\u00f6rig seien. England garantiert dabei insbesondere, ob der ethnisch-kulturellen Zusammengeh\u00f6rigkeit, die Pr\u00e4senz Amerikas in diesem Europakonstrukt.<\/p>\n <\/p>\n Die Rolle Westdeutschlands in der EWG, sp\u00e4ter in die EU umgeformt, war dabei ambivalent: Einerseits sollte Deutschland durch die EWG und seine NATO-Zugeh\u00f6rigkeit klein gehalten werden und andererseits sollte es gegen den Osten stark gemacht werden als vorderster Frontstaat. Diese Ambivalenz lie\u00df die Rede vom politisch schwachen, aber \u00f6konomisch starken Westdeutschland entstehen. Die Stalinnote 1953 bot uns Deutschen eine Alternative an: Das zweigeteilte Deutschland k\u00f6nne sich wiedervereinen, und seine internen Angelegenheiten selbst regulieren, wenn es sich au\u00dfenpolitisch f\u00fcr neutral erkl\u00e4re. Stalin erhoffte sich so einen neutralen Puffer zwischen sich und den aggressiven Expansionsbestrebungen der NATO und der EWG und das wiedervereinte Deutschland als Unterst\u00fctzer der notwendigen technologischen Modernisierung Russlands. Aber die BRD-Regierung lehnte diesen Vorschlag ab, da ihr die Westeinbindung wichtiger war als die nationale Einheit. So blieb es bei dem antirussischen Konfrontationskurs mit der Doppeloption der Einbindung aller osteurop\u00e4ischen L\u00e4nder in die EU und die NATO bei gleichzeitigem Ausschluss Russlands. Diese Konzeption erwies sich im Folgenden als sehr erfolgreich bis zur versuchten Integration der Ukraine als neuen Frontstaat der EU und der NATO gegen Russland.<\/p>\n <\/p>\n Irritierend ist, dass diese Vorstellung eines Europakonstrukts scheinbar auch in dem geopolitischen Diskurs der \u201eRechten\u201c Erfolg gehabt hat, wo man dem Punkt beistimmt, dass Russland aus Europa auszuschlie\u00dfen sei und alle europ\u00e4ischen L\u00e4nder in einem Konzept vereint werden sollten.<\/p>\n <\/p>\n Seit der Reichsgr\u00fcndung durch Bismarck gilt Deutschland in den Augen Frankreichs und Englands als unberechtigter Mitkonkurrent um die Vorherrschaft in Europa. Denn Europa war immer ein umk\u00e4mpfter Kontinent: Wer ist der Hegemon in Europa: Spanien, England oder Frankreich, nur Deutschland galt als \u201eParven\u00fc Nation\u201c, gegen die dann zwei Weltkriege gef\u00fchrt wurden, um klar zu stellen, wer hier nichts zu sagen habe. Erst im \u201eKalten Krieg\u201c mussten die westlichen Siegerm\u00e4chte Deutschlands neue St\u00e4rke akzeptieren, damit es der Frontstaatrolle gerecht werden konnte.<\/p>\n <\/p>\n Dieses \u201eEuropa\u201c ist seit 1945 nie etwas anderes gewesen, als ein unter der Hegemonialmacht der USA gestiftetes B\u00fcndnis westeurop\u00e4ischer Staaten, mit der Absicht, Osteuropa in den Westen zu integrieren und dabei letztendlich Deutschland klein zu halten und Russland rauszuhalten. Der gemeinsame Feind \u00fcberwand so die Interessengegens\u00e4tze der westeurop\u00e4ischen Staaten untereinander, aber seitdem das \u201esozialistische Lager\u201c des Ostens aufgel\u00f6st ist, verlor dieses Europa damit auch den sie zusammenschwei\u00dfenden \u00e4u\u00dferen Feind.<\/p>\n <\/p>\n Das ist die Geburtsstunde der sich revitalisierenden nationalen Interessengegens\u00e4tze der westeurop\u00e4ischen Staaten untereinander. G\u00e4be es jetzt nicht den neuen, aber doch so alten Feind: Russland. Da Deutschland auch in wiedervereinter Form nicht mehr als Frontstaat gegen\u00fcber dem Osten gebraucht wird, wird jetzt die antideutsche Ausrichtung der EU forciert: Keine Boykottkampagne der EU, die nicht in erster Linie unsere Exportnation sch\u00e4digt, es sei an den Wirtschaftskrieg gegen Russland und an die sich anbahnenden gegen China und den Iran erinnert. Es ist auch kein Zufall, dass die Migrationsstr\u00f6me zum Schaden Deutschlands zu uns durch die EU gelenkt werden. Die Feindschaft gegen Deutschland revitalisiert sich, seitdem der Feind Sowjetunion besiegt ist, auch wenn des Zusammenhaltes der EU wegen, der neue Feind Putin beschworen wird (Wie erfolgreich dieses neue Feindbild ist, demonstriert, dass das einstige Zentralorgan der Friedensbewegung, die TAZ zum Aufr\u00fcsten gegen Putin aufrief, bereits lange vor dem Krimkrieg!).<\/p>\n <\/p>\n Sollen nun Deutsche sich dieses Europaprojekt zu Eigen machen, um dann noch Optimierungsvorschl\u00e4ge einzureichen? Ist dieses Europa nicht von seinen Grundlagen her ein antideutsches Konzept mit dem Willen, ganz Europa zu verwestlichen, das hei\u00dft der angloamerikanischen Kultur zu unterwerfen?<\/p>\n <\/p>\n Kulturell geh\u00f6rt Deutschland weder zu Westeuropa noch zu Osteuropa; am tiefgr\u00fcndigsten fundiert dies Thomas Mann in seinen \u201eBetrachtungen eines Unpolitischen\u201c. Sein Appell lautet, dass wir Deutschen Deutsche zu sein haben wollen und darin unser eigenes Volksleben haben werden und uns nicht verwestlichen lassen sollen. Es soll so kritisch angefragt werden: Manifestiert sich in dem geopolitischen Diskurs der Rechten nicht die Furcht vor dem Wagnis einer neuen nationalen Selbstst\u00e4ndigkeit, nachdem auf den 1871 gewagten Versuch zwei Weltkriege die europ\u00e4ische Antwort waren? 1953 haben wir mit dem \u201eNein\u201c zur Stalinofferte, \u201eJa\u201c zur deutschen Unselbstst\u00e4ndigkeit gesagt \u2013 warum dieses \u201eNein\u201c jetzt in einem neuen Europatraum wiederholen, der leicht zu einem neuen Albtraum f\u00fcr uns werden kann? Ein starkes, auf sich selbst vertrauendes Deutschland, das sich sorgf\u00e4ltig durch bilaterale Vertr\u00e4ge Partner sucht, w\u00e4re eine gute Alternative f\u00fcr Deutschland!<\/p>","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Der Gastautor Uwe Lay, mit einem Beitrag zur Frage der Ost- oder Westorientierung Deutschlands, oder ob Deutschland sein Gl\u00fcck nicht gar allein in der Mitte Europas verfolgen solle. 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