{"id":8981,"date":"2022-12-03T20:34:02","date_gmt":"2022-12-03T19:34:02","guid":{"rendered":"https:\/\/gegenstrom.org\/?p=8981"},"modified":"2022-12-03T20:34:02","modified_gmt":"2022-12-03T19:34:02","slug":"grundgedanken-zur-energiepolitik-iii-perspektiven-fuer-eine-nachhaltige-und-unabhaengige-energieversorgung-deutschlands","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/gegenstrom.org\/en\/grundgedanken-zur-energiepolitik-iii-perspektiven-fuer-eine-nachhaltige-und-unabhaengige-energieversorgung-deutschlands\/","title":{"rendered":"Grundgedanken zur Energiepolitik III – Perspektiven f\u00fcr eine nachhaltige und unabh\u00e4ngige Energieversorgung Deutschlands"},"content":{"rendered":"
Im dritten Teil der Artikelreihe „Grundgedanken zur Energiepolitik“, widmet sich Ernst Rahn der staatspolitischen Bedeutung der Energiepolitik. Nachhaltigkeit und Unabh\u00e4ngigkeit sind f\u00fcr ein rohstoffarmes Land wie Deutschland, existenzielle Grundlagen, welche in j\u00fcngster Vergangenheit wieder stark in den Vordergrund der Debatte getreten sind. Ernst Rahn beschreibt die notwendigen Randbedingungen und Voraussetzungen, f\u00fcr den Aufbau einer nachhaltigen und unabh\u00e4ngigen deutschen Energiepolitik. <\/p>\n Die Energiewende ist in vollem Gange und soll nach den Pl\u00e4nen der aktuellen Regierung und in Anbetracht der geopolitischen Umst\u00e4nde noch deutlich an Fahrt aufnehmen. Die Umsetzung dieses gewaltigen Transformationsprozesses der deutschen Energieversorgung wird von vielen Stellen kritisiert. Besonders aus Kreisen derer, die sich politisch nicht oder nur zum Teil gem\u00e4\u00df der etablierten Linie einordnen, wird gar eine Energiewende als solches abgelehnt und als unn\u00f6tig befunden. Auf beiden Seiten herrschen mitunter sehr kurzsichtige Vorstellungen, die davon zeugen, dass diese Problematik von den meisten weder technisch voll verstanden, noch in seinem politischen Moment voll erfasst zu werden scheint. Die ersten zwei Artikel dieser Reihe haben aufgezeigt, welche Probleme und Risiken die Umstellung der Energieversorgung von fossilen auf erneuerbare Energietr\u00e4ger mit sich bringt [1], [2]. Es wurde jedoch auch angedeutet, welche Chancen die Nutzung erneuerbarer Energien (EE) f\u00fcr ein Land wie Deutschland bietet. Zum Abschluss dieser Artikelreihe wird nun vertiefend darauf eingegangen, warum eine richtig gedachte und durchgef\u00fchrte Energiewende f\u00fcr Deutschland ein durchaus gangbarer Weg ist. Zudem ist zumindest grob zu betrachten, wie eine m\u00f6glichst nachhaltige und unabh\u00e4ngige Energieversorgung aussehen k\u00f6nnte und welche Faktoren und Technologien dabei entscheidend sind[1]<\/a>.<\/p>\n Zun\u00e4chst gilt es, sich mit zwei Kriterien zu befassen, die f\u00fcr die Beurteilung der Energieversorgung eines Landes entscheidend sein sollten. Dabei handelt es sich um die Nachhaltigkeit und die Unabh\u00e4ngigkeit von Dritten.<\/p>\n Der Begriff der Nachhaltigkeit[2]<\/a> beschreibt den Einsatz zur Verf\u00fcgung stehender Mittel in einem Ma\u00dfe, in dem die Nutzung dieser Mittel auch noch in ferner Zukunft m\u00f6glich bleibt. Dies bedeutet, dass nicht mehr verbraucht wird als langfristig gewonnen werden kann bzw. nachw\u00e4chst. Eine zukunftsorientierte Politik muss es sich zum Ziel setzen, seine Versorgungsprozesse weitestgehend nachhaltig zu gestalten, um k\u00fcnftigen Generationen ein fruchtbares Leben zu erm\u00f6glichen. Dieser Grundgedanke ist auch v\u00f6llig unabh\u00e4ngig von der Debatte um den menschlichen Einfluss auf das Klima elementar. Ohnehin soll eine Besinnung auf die Nachhaltigkeit nur sicherstellen, dass eine Wirtschaft nicht blind in Versorgungsengp\u00e4sse l\u00e4uft, weil die vorrangig genutzten Rohstoffe endlich sind. F\u00fcr die Energieversorgung bedeutet dies langfristig eine Nutzung von Energietr\u00e4gern, welche dauerhaft in ausreichendem Ma\u00dfe zur Verf\u00fcgung stehen. Im Falle der deutschen Gesamtenergieversorgung 2021 trifft dies auf \u00fcber 80 % der genutzten Energietr\u00e4ger nicht zu (siehe [2]). Mineral\u00f6l, Erdgas, Braun- und Steinkohle sowie Uran sind endliche Rohstoffe. Zur Frage, wann wir nicht mehr \u00fcber Mineral\u00f6l verf\u00fcgen k\u00f6nnen, hat sich seit den 1970ern die schon als scherzhaft empfundene Feststellung etabliert, dass die Vorkommen zu jedem Zeitpunkt noch 40 \u2013 50 Jahre gen\u00fcgen w\u00fcrden. Bei aktuellen F\u00f6rder- und Verbrauchsverh\u00e4ltnissen kann davon ausgegangen werden, dass Kohle und Erdgas global betrachtet noch \u00fcber 100 Jahre lang genutzt werden k\u00f6nnen. Die Zukunft wird erst noch zeigen, ob ein gro\u00dfskaliger, wirtschaftlicher und sicherer Betrieb von Brutreaktoren die Nutzung des radioaktiven Materials auf der Erde f\u00fcr mehrere Tausende Jahre m\u00f6glich ist[3]<\/a>. Wie lange besonders die Vorkommen an Kohle, \u00d6l und Gas tats\u00e4chlich noch gen\u00fcgen werden, ist jedoch v\u00f6llig unerheblich f\u00fcr die Feststellung, dass ihre Nutzung enden muss und wird. Ob dies nun in 50 oder 300 Jahren geschieht, eine Verknappung und ein Versiegen der Quellen sind unausweichlich. Energiepolitisch ist es also entscheidend, sich fr\u00fchzeitig darauf einzustellen bzw. die Energieversorgung auf l\u00e4nger oder dauerhaft nutzbare Quellen umzustellen. Dies erm\u00f6glicht es, eine solche Umstellung nicht \u00fcberhastet, sondern l\u00e4ngerfristig und gezielt durchf\u00fchren zu k\u00f6nnen, da noch konventionell genutzte Energietr\u00e4ger zur \u00dcberbr\u00fcckung zur Verf\u00fcgung stehen.<\/p>\n Diese Feststellung geht Hand in Hand mit den Notwendigkeiten des zweiten Kriteriums, der Unabh\u00e4ngigkeit von Dritten. Besonders ein Land wie Deutschland, das nur auf sehr geringe Vorkommen an fossilen Energietr\u00e4gern zur\u00fcckgreifen kann, ist von dieser Problematik betroffen. Im Jahr 2021 war Deutschlands Energieversorgung zu ca. 70 % an Energietr\u00e4gerimporte gekn\u00fcpft (siehe dazu [2]). Roh\u00f6l, Erdgas, und Steinkohle wurden fast vollst\u00e4ndig, Uran bzw. Brennst\u00e4be zu 100 % aus dem Ausland bezogen. Wie bereits in den vorangegangenen Artikeln verdeutlicht, stellt die dauerhafte und stabile Energieversorgung eine entscheidende Grundlage f\u00fcr unser Leben und die Wirtschaft dar. Ein Energieversorgungssystem ist an den Zustrom von Energie in Form von Energietr\u00e4gern gebunden. Wird dieser Zustrom unterbrochen, kann die Versorgung nicht mehr aufrechterhalten werden[4]<\/a>. Den Einfluss der Abh\u00e4ngigkeit dieses Zustroms von Dritten verdeutlicht der Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Die Souver\u00e4nit\u00e4t und damit die politische Handlungsf\u00e4higkeit eines Landes ist direkt daran gekn\u00fcpft, wie sehr es in seinen Versorgungsprozessen von Dritten abh\u00e4ngt. Je abh\u00e4ngiger ein Land versorgungstechnisch von einem Drittland ist, desto weniger ist es ihm m\u00f6glich, seine Interessen gegen\u00fcber diesem Land durchzusetzen bzw. seine eigenen Interessen zu verteidigen. Dies gilt sowohl direkt f\u00fcr die Abh\u00e4ngigkeit von Lieferungen aus dem Drittland als auch indirekt durch eventuelle Gef\u00e4hrdungen von Lieferwegen seitens des Drittlandes. Will ein Land souver\u00e4n sein und bleiben, muss es Autarkie und damit auch eine Eigenversorgung mit Energie anstreben. F\u00fcr Deutschland ist dies mangels gen\u00fcgend eigener Rohstoffvorkommen nur \u00fcber erneuerbare Energietr\u00e4ger denkbar. Im Vergleich zum Tenor, der bis zum Ausbruch des Krieges in der Ukraine herrschte, wirkt es verbl\u00fcffend, wie schnell die Energiewende der Bundesrepublik Deutschland von der ins Stocken geratenen Klimaretterin zur noch schneller voranzutreibenden Bringerin von \u201eFreiheitsenergien\u201c stilisiert wurde [4]. Viele gelangten pl\u00f6tzlich zur Erkenntnis, dass die Nutzung von lokal vorhandenen Energiequellen gegen\u00fcber importierten fossilen Energietr\u00e4gern zu einer unabh\u00e4ngigeren Energieversorgung beitr\u00e4gt.<\/p>\n Unter Ber\u00fccksichtigung dieser Kriterien und den vorhergegangenen Artikeln werden zwei Punkte deutlich. Erstens: Eine Energiewende scheint f\u00fcr Deutschland, wenn es weitgehend unabh\u00e4ngig sein soll, nach aktuellem Stand der Technik unausweichlich. Zweitens zeigt die Entwicklung der Energiewende in der Bundesrepublik jedoch klar, dass dabei grunds\u00e4tzlich Fehler gemacht wurden und werden. Weltanschauliches Denken aus einem deutschen Standpunkt heraus kann nur zur Schlussfolgerung f\u00fchren, dass Deutschland eine weitgehend unabh\u00e4ngige und m\u00f6glichst nachhaltige Energieversorgung ben\u00f6tigt. Wie bereits zuvor angedeutet, muss dieser Transformationsprozess jedoch anders gedacht, geplant und durchgef\u00fchrt werden als bisher. Ziel soll es eben nicht sein, mit ideologischem Tunnelblick m\u00f6glichst schnell energiebedingte CO2<\/sub>-Emissionen zu senken, um so die Erderw\u00e4rmung zu deckeln[5]<\/a>. Stattdessen ist anzustreben, das bestehende, nach wie vor gr\u00f6\u00dftenteils von fossilen Energietr\u00e4gern aus anderen L\u00e4ndern abh\u00e4ngige Energiesystem in eines zu \u00fcberf\u00fchren, welches langfristig in m\u00f6glichst hohem Ma\u00dfe eigene Quellen nutzt.<\/p>\n Zur Realisierung eines solchen Systems m\u00fcssen die Energiesektoren Strom, W\u00e4rme und Mobilit\u00e4t enger zusammen gedacht und miteinander gekoppelt werden[6]<\/a>. Hauptenergieform wird dabei die elektrische Energie. Zun\u00e4chst die elektrische Energieversorgung zu betrachten ist daher naheliegend. Abbildung 1 zeigt die Zusammensetzung der elektrischen Energieversorgung Deutschlands sowie den realisierten Stromverbrauch vom 31.08.2022 zum 10.09.2022[7]<\/a>. Abbildung 1: Realisierte Stromerzeugung und Stromverbrauch Deutschlands 31.08.22 – 10.09.22 [5]<\/p>\n <\/p>\n Die Grafik verdeutlicht die Herausforderungen und potenzielle L\u00f6sungsans\u00e4tze bei der Umstellung der Versorgung auf EE. Im Wesentlichen stehen als erneuerbare Energiequellen Biomasse, Wasserkraft, Windkraft und die Sonneneinstrahlung zur Verf\u00fcgung. Der bedeutende Anteil der Energietr\u00e4ger Kohle und Erdgas an der Energieerzeugung zeigt, dass die EE-Erzeugungskapazit\u00e4ten noch sehr stark ausgebaut werden m\u00fcssen. Dies gilt in einem umso h\u00f6heren Ma\u00dfe, da nicht nur der aktuelle Bedarf an elektrischer Energie gedeckt werden muss. Bedingt durch die Elektrifizierung der Sektoren W\u00e4rme und Mobilit\u00e4t wird der Bedarf an elektrischer Energie noch wesentlich steigen. Das Potenzial von Biomassenutzung[8]<\/a> und Wasserkraft ist in Deutschland nahezu ausgesch\u00f6pft. Es kommt f\u00fcr Deutschland also nur der Ausbau der Nutzung von Wind und Sonne in Frage. Eine Studie des Fraunhofer Instituts f\u00fcr Solare Energiesysteme (ISE) geht davon aus, dass die Erzeugungskapazit\u00e4t von Windenergie- und Photovoltaikanlagen in Deutschland auf das f\u00fcnf- bis siebenfache gesteigert werden m\u00fcsse, um eine Versorgung aller Sektoren mit EE zu gew\u00e4hrleisten [6][9]<\/a>. Die n\u00f6tigen Fl\u00e4chen zur Errichtung von Off- und Onshore-WEA, sowie PVA sind in Deutschland vorhanden [7], [8] [10]<\/a>. Dies ist besonders der Fall, wenn moderne integrative Technologien Verwendung finden (z. B. [9]) und bereits genutzte Fl\u00e4chen effektiver genutzt werden[11]<\/a>.<\/p>\n Da die Gewinnung von elektrischer Energie aus Wind und Sonne zeit- und witterungsbedingt fluktuiert, sind Puffertechnologien notwendig. Diese Technologien m\u00fcssen Erzeugungs\u00fcbersch\u00fcsse speichern und in Zeiten ungen\u00fcgender Erzeugung den Restbedarf decken. Daf\u00fcr stehen unterschiedliche Technologien zur Verf\u00fcgung, welche regional und \u00fcberregional sowie kurzzeitig (Minuten\/Stunden) und langzeitig (Tage, Wochen) diese Funktion \u00fcbernehmen k\u00f6nnen. F\u00fcr den Kurzzeiteinsatz kommen bereits jetzt, besonders in regionalen Energiesystemen, gro\u00dfe Akkumulatoren zum Einsatz. Ein umfangreicher Einsatz dieser Technologie wird k\u00fcnftig wesentlicher Baustein zur Wahrung der Systemstabilit\u00e4t. Zur l\u00e4ngerfristigen Deckung von Energiebedarfen ist es n\u00f6tig, sehr viel Energie speichern zu k\u00f6nnen. Es ist weder mit Blick auf Ressourcen, noch auf die voraussichtlichen Kosten denkbar, dass Batterien diese Rolle \u00fcbernehmen k\u00f6nnen. Eine Schl\u00fcsselrolle in diesem Bereich wird die Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff tragen. Im Kontext eines Energiesystems, das im Wesentlichen auf WEA und PVA beruht, entstehen zwangsl\u00e4ufig immer wieder hohe Erzeugungs\u00fcbersch\u00fcsse[12]<\/a>. Statt die Anlagen, wie jetzt h\u00e4ufig im Falle von WEA, in diesen Zeiten abzuregeln, kann diese Energie genutzt werden, um Wasserstoff zu erzeugen. Dabei kommt ein Elektrolyseur zum Einsatz, f\u00fcr dessen Betrieb Wasser und elektrische Energie verwendet wird. Der gewonnene Wasserstoff kann in Speichern und Gasnetzen gespeichert oder zur Herstellung von z. B. Methan oder gar Kraftstoffen f\u00fcr die Schifffahrt verwendet werden. Bei Mangel an Erzeugung elektrischer Energie ist es m\u00f6glich, den Wasserstoff wieder zur Stromerzeugung einzusetzen. Daf\u00fcr stehen technologisch Brennstoffzellen[13]<\/a> sowie Blockheizkraftwerke (BHKW) und Gas-und-Dampf-Kraftwerke (GuD-KW) zur Verf\u00fcgung[14]<\/a>. Vorteil bei der Verwendung von BHKW und GuD-KW ist die gleichzeitige Bereitstellung von W\u00e4rme. Diese W\u00e4rme kann entweder zur Bedarfsdeckung genutzt oder ebenfalls in thermischen Speichern gesammelt werden.<\/p>\n Infrastrukturell ist die Umstellung des Energiesystems eine sehr gro\u00dfe, jedoch keinesfalls unl\u00f6sbare Aufgabe. Zwei der zentralen Herausforderungen sind: Der massive Ausbau von Erzeugungskapazit\u00e4t an Orten, an denen dies im historischen Netzaufbau nicht vorgesehen war (siehe [2]) und die Kopplung dreier Energiesektoren, welche bisher weitgehend getrennt gedacht und gehandhabt wurden. Gerade der notwendige Netzaus- und – umbau gestaltet sich in der BRD noch als unzureichend (siehe [1]). Die Netze zur \u00dcbertragung und Verteilung von elektrischer Energie m\u00fcssen den neuen Leistungsflussverh\u00e4ltnissen angepasst werden. Dies bedeutet zum einen den an die Dezentralisierung der Versorgung[15]<\/a> angepassten Ausbau der Netzkapazit\u00e4ten. Zum anderen wird \u00fcberregional betrachtet ein Teil des Systems zentralisiert bleiben m\u00fcssen. Ein Kernaspekt ist dabei das Gef\u00e4lle von Erzeugung und Bedarf von Energie zwischen Nord- und S\u00fcddeutschland. Bereits jetzt wird in Norddeutschland wesentlich mehr Energie erzeugt als verbraucht. Dies liegt zum einen am hohen Windenergiedargebot an Land und auf der Nord- und Ostsee und zum anderen gibt es im Norden nur wenige gro\u00dfe Lastzentren. Im S\u00fcden hingegen ist das Dargebot an Windenergie geringer, w\u00e4hrend hier der Schwerpunkt des Energieverbrauchs liegt. Dieser Umstand wird sich k\u00fcnftig noch verst\u00e4rken. Daher ist es n\u00f6tig, starke \u00dcbertragungsverbindungen zu schaffen, die den Schwerpunkt der Erzeugung mit dem Schwerpunkt der Last verbinden[16]<\/a>.<\/p>\n Die betrachteten Aspekte einer k\u00fcnftigen Energieversorgung geben nur einen sehr groben \u00dcberblick \u00fcber sehr komplexe Zusammenh\u00e4nge. Denn klar ist, dass ein auf EE basierendes Gesamtsystem sehr komplex und vielschichtig ist. Regionale Unterschiede des Energiedargebots, das Zusammenwirken zahlreicher verschiedener Technologien und Energiesektoren, die Wahrung der Systemstabilit\u00e4t bei einem hohen Ma\u00df an Dynamik, all dies bedarf eines gezielten, langfristig durchdachten Handelns. Technisch sind die genannten Herausforderungen bereits jetzt l\u00f6sbar. Die beschriebenen Pfade werden wohlgemerkt auch zur bereits laufenden Verwirklichung der Energiewende zum Zwecke der sogenannten Klimaneutralit\u00e4t eingeschlagen. F\u00fcr ein derart umfangreiches und technisch versiertes Unterfangen sind die gegebenen Strukturen jedoch auf Dauer bzw. bei Fortschreiten des Prozesses v\u00f6llig ungeeignet oder fehlen zum Teil g\u00e4nzlich. Diese Situation wurde besonders durch die Liberalisierung des Strommarktes verbunden mit der unternehmerischen Trennung von Energieerzeugung, -\u00fcbertragung und -verteilung herbeigef\u00fchrt[17]<\/a>.<\/p>\n Aufgrund dieser Struktur k\u00f6nnen die verantwortlichen Regierenden, welche gr\u00f6\u00dftenteils keine Fachleute sind und zumeist von Menschen beraten werden, die eigene Interessen vertreten, nur sehr eingeschr\u00e4nkt zielf\u00fchrend handeln. Stark vereinfacht werden Richtlinien und Ziele gesetzt und vorgegeben (z. B. im Erneuerbare-Energien-Gesetz), um durch wirtschaftliche Anreize darauf zu setzen, dass diese realisiert werden[18]<\/a>. Dies funktioniert f\u00fcr gewisse Zeit insofern, dass beispielweise Erzeugungskapazit\u00e4ten geschaffen werden, weil und solange dies wirtschaftlich rentabel ist. Aus diesem Vorgehen erwachsen aber auch Probleme, wie in [1] und [2] beschrieben. Diese Probleme werden sich bei fortschreitender Entwicklung versch\u00e4rfen, da sie logische Folge der bestehenden Struktur und damit systemischer Natur sind. Die Energiewende krankt im Wesentlichen nicht daran, dass sie vor unl\u00f6sbaren technischen Herausforderungen st\u00fcnde, sondern daran, dass sie falsch organisiert ist bzw. in den bestehenden Strukturen gar nicht richtig organisiert werden kann. Zur Umstellung des deutschen Energiesystems bedarf es einer Abkehr von der wirtschaftlich privaten Handhabung. Die Energieversorgung ist eine elementare S\u00e4ule f\u00fcr die Lebensgestaltung eines Volkes. Das Energieversorgungssystem muss, soll eine Energiewende gelingen, in staatliche Hand. Es bedarf eines zentralen Organs von Fachleuten, welche daf\u00fcr verantwortlich sind, das bestehende System zu analysieren und die Umgestaltung gezielt zu planen, durchzuf\u00fchren und zu kontrollieren. Dabei sind alle Ebenen zu ber\u00fccksichtigen, um einen fr\u00fchzeitig durchdachten und langfristigen umgesetzten Prozess zu erm\u00f6glichen, in dem alle Notwendigkeiten inbegriffen sind. Dies klingt banal, die Realit\u00e4t zeigt jedoch, dass es gerade daran mangelt.<\/p>\n Ein wesentlicher Aspekt der Energieversorgung ist die Frage der Wirtschaftlichkeit. Im Falle einer staatlichen Sicherstellung der Versorgung sollte es nicht Ziel sein, m\u00f6glichst hohe Gewinne zu erzielen, sondern dauerhafte Versorgungssicherheit zu gew\u00e4hrleisten. Nichtsdestotrotz muss die Energiebereitstellung wirtschaftlich tragbar sein. Unter anderem bedingt durch die herrschenden Marktmechanismen und etwas kurzsichtige Vorstellung zur Realisierung der Energiewende entstand bei vielen der Irrglaube, die Versorgung mit EE w\u00e4re auf Dauer wesentlich teurer als die konventionelle. In der Praxis ist dies jedoch nicht der Fall. Es gilt im Dauerbetrieb bzw. bei Betrachtung der gesamten Prozesskette[19]<\/a> eher das Gegenteil. Erfahrungswerte und Studien, wie von der Fraunhofer ISE [12], zeigen, dass die Stromgentstehungskosten von EE-Anlagen vergleichbar oder niedriger ausfallen als von konventionellen Erzeugungsanlagen. Selbstverst\u00e4ndlich entsteht gerade beim Transformationsprozess des Energiesystems ein hoher Investitionsaufwand, gerade im Vergleich zu einem \u201eweiter so\u201c. Jedoch ist diese H\u00fcrde weder umg\u00e4nglich noch unbezahlbar. Zudem ist auf Dauer ein wirtschaftlicherer Systembetrieb zu erwarten, der diese Investitionen wieder ausgleicht (siehe z. B. [6]).<\/p>\n Abschlie\u00dfend ist festzuhalten, dass Deutschland sich, wenn es unabh\u00e4ngig und zukunftsf\u00e4hig werden und bleiben soll, langfristig nur \u00fcber erneuerbare Energietr\u00e4ger mit Energie versorgen k\u00f6nnen wird. Eine entsprechende Orientierung der Energieversorgung sollte fr\u00fchestm\u00f6glich angegangen werden, bevor die Verknappung endlicher Rohstoffe voll zum Tragen kommt. Technisch ist diese Herausforderung definitiv zu bew\u00e4ltigen. Auch wirtschaftlich ist der Betrieb eines auf EE basierten Energiesystems durchaus realistisch. Die h\u00e4ufig kritisierten Investitionskosten sind unabdingbar f\u00fcr die \u00dcberf\u00fchrung des bestehenden Energiesystems in ein auch k\u00fcnftig lauff\u00e4higes. Der in der Bundesrepublik Deutschland eingeschlagene Weg der Energiewende wird aus fragw\u00fcrdiger Motivation heraus und strukturell bedingt grunds\u00e4tzlich falsch angegangen. Mit einem staatlichen Organ, das die n\u00f6tige Struktur aufweist, um das Energieversorgungssystem vollumf\u00e4nglich langfristig zu planen, zu gestalten und zu f\u00fchren, w\u00e4re eine Energiewende nicht nur richtig, sondern auch umsetzbar.<\/p>\n <\/p>\n <\/p>\n <\/p>\n <\/p>\n <\/p>\n Quellenverzeichnis<\/p>\n <\/p>\n [1] \u201eGrundgedanken zur Energiepolitik I \u2013 Blackout \u2013 Wie wahrscheinlich ist der gro\u00dfe Stromausfall?\u201c, Ernst Rahn<\/p>\n https:\/\/gegenstrom.org\/ernst-rahn-grundgedanken-zur-energiepolitik-i\/<\/a><\/p>\n [2] \u201eGrundgedanken zur Energiepolitik II \u2013 Das deutsche Energieversorgungssystem und die Energiewende\u201c, Ernst Rahn<\/p>\n https:\/\/gegenstrom.org\/ernst-rahn-grundgedanken-zur-energiepolitik-ii\/<\/a><\/p>\n [3] \u201eSupply of Uranium\u201c<\/p>\n https:\/\/world-nuclear.org\/information-library\/nuclear-fuel-cycle\/uranium-resources\/supply-of-uranium.aspx<\/a> [Zugriff 13.09.2022]<\/p>\n [4] \u201eLindner: Erneuerbare Energien sind \u201eFreiheitsenergien\u201c<\/p>\n https:\/\/www.rnd.de\/politik\/lindner-zu-krieg-in-der-ukraine-erneuerbare-energien-sind-freiheitsenergien-lauterbach-stimmt-zu-ZQGHVBLMTJFJHBB3F3HLNE63NA.html<\/a><\/p>\n [Zugriff 10.09.2022]<\/p>\n [5] Visualisierte Marktdaten, Bundesnetzagentur [Zugriff 10.09.2022]<\/p>\n http2s:\/\/www.smard.de<\/a><\/p>\n [6] Wege zu einem klimaneutralen Energiesystem \u2013 Die deutsche Energiewende im Kontext gesellschaftlicher Verhaltensweisen\u201c, Fraunhofer Institut f\u00fcr Solare Energiesysteme<\/p>\n [7] \u201eAktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland\u201c, Fraunhofer Institut f\u00fcr Solare Energiesysteme, Fassung vom 12.08.2022<\/p>\n [8] Transformationsprozess zum treibhausgasneutralen und ressourcenschonenden Deutschland \u2013 GreenSupreme\u201c, Umweltbundesamt<\/p>\n [9] \u201eGICON\u00ae-Hybridkraftwerk mit GICON\u00ae-H\u00f6henwindturm (GICON\u00ae-HWT)\u201c<\/p>\n https:\/\/crm.saena.de\/sites\/default\/files\/civicrm\/persist\/contribute\/files\/GICON_Hybridkraftwerk_Solar_Wind_Ho__henwind.pdf<\/a> [Zugriff 11.09.2022]<\/p>\n [10] \u201eBalancing green power \u2013 How to deal with variable energy sources\u201c, David Elliott, 2016<\/p>\n [11] Das Projekt RH2-WKA<\/p>\n https:\/\/www.rh2-wka.de\/projekt.html<\/a> [Zugriff 11.09.2022]<\/p>\n [12] \u201eStromgestehungskosten Erneuerbare Energien\u201c, Fraunhofer Institut f\u00fcr Solare Energiesysteme, Juni 2021<\/p>\n <\/p>\n <\/p>\n <\/p>\n [1]<\/a> Der Autor hat den Studiengang Elektrotechnik und Informationstechnik (B. Sc. & M. Sc.) an einer technischen Universit\u00e4t absolviert. Derzeit ist er in der angewandten Wissenschaft auf dem Gebiet der Energieversorgung \/ Sektorenkopplung t\u00e4tig. Daher wird auf entsprechendes Fachwissen und praktische Erfahrungen zur\u00fcckgegriffen. Quellen werden nur eingesetzt, wo Aussagen mit Daten unterstrichen werden sollen oder um den Interessierten Leser auf weiterf\u00fchrende Literatur zu verweisen.<\/p>\n [2]<\/a> Die Nachhaltigkeit wird in diesem Artikel im Bezug auf die Rohstoff- bzw. Energiequellennutzung betrachtet. Eine umfassendere Beleuchtung unter Einbeziehung von Sozial- und Umweltaspekten w\u00fcrde den Rahmen sprengen und folgt daher in einem separaten Artikel.<\/p>\n [3]<\/a> Gerade in nicht systemkonformen Kreisen wird sich h\u00e4ufig f\u00fcr die Nutzung von Atomenergie ausgesprochen. Ohne Sicherheits- und Umweltaspekte zu diskutieren, kann festgestellt werden, dass auch Atomenergie langfristig keine Option f\u00fcr eine nachhaltige und unabh\u00e4ngige Energieversorgung Deutschlands sein kann. Auch Uran ist ein endlicher Rohstoff, \u00fcber den Deutschland nicht mehr in nennenswerten Mengen verf\u00fcgt [3].<\/p>\n Neben konventionellen Reaktoren und Brutreaktoren werden auch Kernfusionreaktoren h\u00e4ufig thematisiert. Auf dem Papier stellen diese durchaus eine bemerkenswerte Option f\u00fcr die Zukunft dar. Es muss jedoch verdeutlicht werden, dass es wohl noch bis zu 30-40 Jahre dauern wird bis diese Technologie im gro\u00dfen Rahmen einsetzbar sein k\u00f6nnte. Die Betonung liegt dabei auf k\u00f6nnte. Nach wie vor ist unklar, ob es jemals dazu kommt, dass gro\u00dfskalige Fusionsreaktoren betrieben werden k\u00f6nnen. Durch den Zeithorizont und die Fraglichkeit der Fertigstellung kann es jetzt keine Option sein auf einen solchen Hoffnungstr\u00e4ger zu warten.<\/p>\n [4]<\/a> Dieser Umstand gilt unabh\u00e4ngig vom Betrachtungsraum. Die Abh\u00e4ngigkeit einer Wirtschaft von Energie und damit von der Verf\u00fcgbarkeit von Energiequellen gilt f\u00fcr eine Stadt, ein Land oder einen Gro\u00dfraum bestehend aus Verbundpartnern.<\/p>\n [5]<\/a> Die Fragestellung, ob bzw. wie sehr der menschlich bedingte Aussto\u00df von Treibhausgasen (u.A. zur Bereitstellung von Energie) das globale Klima beeinflusst, wird hier bewusst nicht weiter thematisiert. Zum einen ist festzustellen, dass es schwierig ist sich bei Betrachtung zahlreicher Quellen ein eindeutiges Bild zu machen. Zum anderen ist der Umstand f\u00fcr die gef\u00fchrte Argumentation nach den Aspekten der Nachhaltigkeit und Unabh\u00e4ngigkeit der Energieversorgung unerheblich.<\/p>\n [6]<\/a> Beispielsweise durch W\u00e4rmebereitstellung \u00fcber W\u00e4rmepumpen und E-Mobilit\u00e4t. Dies ist wohlgemerkt allgemein erkannt und akzeptiert. Jedoch wurde dies in den entscheidenden Kreisen weder rechtzeitig erkannt, noch wird aktuell angemessen stark danach gehandelt. Die bisher durchgef\u00fchrte Energiewende ist vor allem eine \u201eStromwende\u201c gewesen.<\/p>\n [7]<\/a> Die Auswahl des Zeitraumes f\u00fcr eine solche Betrachtung ist f\u00fcr die allgemeine Betrachtung beliebig. Langfristig muss ein Energiesystem geschaffen werden, dass den Bedarf zu jedem Zeitpunkt deckt.<\/p>\n [8]<\/a> Zwar w\u00e4re eine Steigerung der Bioenergienutzung m\u00f6glich, jedoch steht die energetische Nutzung von Biomasse in Konkurrenz zu anderer Fl\u00e4chennutzung wie der Landwirtschaft.<\/p>\n [9]<\/a> In der Studie wurde das gesamte k\u00fcnftige deutsche Energiesystem Deutschlands (Strom, W\u00e4rme, Mobilit\u00e4t) in unterschiedlichen Szenarien modelliert und durch Simulationen stundenscharf untersucht. F\u00fcr das Jahr 2050 wurde ermittelt, dass WEA und PVA bei besagtem Ausbau 50%-60% des Prim\u00e4renergiebedarfs decken w\u00fcrden.<\/p>\n [10]<\/a> Bei intelligenter Nutzung verf\u00fcgbarer Fl\u00e4chen k\u00e4me es nicht zum sprichw\u00f6rtlichen \u201ezupflastern\u201c der gesamten deutschen Landschaft. Es ist jedoch so, dass eine Verteilung der Energieerzeugung auf die Fl\u00e4che daf\u00fcr sorgt, dass mehr Menschen das Problem vor der eigenen Haust\u00fcr wahrnehmen. Auf dieses Verteilungsproblem wird in einem separaten Artikel eingegangen.<\/p>\n [11]<\/a> Beispielsweise sorgt das Ersetzen von alten WEA nach Ablauf ihrer Laufzeit durch moderne Anlagen mit wesentlich h\u00f6herer Leistung bei nahezu gleichem Fl\u00e4chenbedarf f\u00fcr eine deutlich bessere Fl\u00e4chennutzung.<\/p>\n [12]<\/a> Periodisch\/saisonal im Falle von PVA und unregelm\u00e4\u00dfig\/saisonal im Falle von WEA [7].<\/p>\n [13]<\/a> Brennstoffzellen kehren den Prozess der Elektrolyse um. Aus Wasserstoff und Sauerstoff wird Strom erzeugt. Der geringe Wirkungsgrad der gesamten Prozesskette aus Elektrolyse, Speicherung und R\u00fcckverstromung \u00fcber eine Brennstoffzelle legt nahe, dass die Brennstoffzelle nur f\u00fcr spezielle und lokale Anwendungen in Frage kommt.<\/p>\n [14]<\/a> Aktuell werden Gas-BHKW und GuD vorrangig mit Erdgas betrieben. Erste Anwendungen mischen bereits Wasserstoff bei oder sind vollst\u00e4ndig Wasserstoffbasiert [11].<\/p>\n [15]<\/a> Unter Dezentralisierung ist die Verteilung des Gro\u00dfteils der Erzeugung auf die Fl\u00e4che zu verstehen. Dies bedeutet nicht, dass sich jedes Haus oder jede Gemeinde selbst versorgt. Energiesysteme werden zwar lokaler gedacht, es ist aber nicht das Ziel das ganze Land auf kleine Inselnetze aufzuteilen. Gerade auf den Rahmen einer Stadt ist es nach wie vor Sinnvoll eine zentrale Versorgung (z.B. durch Fernw\u00e4rme mit Gro\u00dfw\u00e4rmepumpen) zu gew\u00e4hrleisten.<\/p>\n [16]<\/a> Zwar wurde diese Problemstellung regierungsseitig erkannt und angegangen. Strukturell bedingt verl\u00e4uft die Umsetzung jedoch schleppend \/ ungen\u00fcgend.<\/p>\n [17]<\/a> Durch die Liberalisierung des Strommarktes sollte die Energieversorgung dem freien Markt ge\u00f6ffnet werden. Bestehende Monopole aus Erzeugung, \u00dcbertragung und Verteilung von Energie wurden gesetzlich geregelt aufgel\u00f6st. Dies sorgt im Zuge der Energiewende daf\u00fcr, dass der Staat nur eingeschr\u00e4nkte M\u00f6glichkeiten zur tats\u00e4chlichen Planung der Energieversorgung hat. Zudem entstand und besteht ein deutlich erh\u00f6htes Koordinationsproblem zwischen Energieanbietern und Netzbetreibern. Es ist in der Praxis jedoch definitiv so, dass der Staat zahlreiche Eingriffe in den Betrieb der Energiewirtschaft vornimmt, um die Systemsicherheit zu wahren. Hier wurde also gewisserma\u00dfen ein Zwitterwesen geschaffen.<\/p>\n
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