{"id":8737,"date":"2022-04-18T19:52:37","date_gmt":"2022-04-18T17:52:37","guid":{"rendered":"https:\/\/gegenstrom.org\/?p=8737"},"modified":"2022-04-19T17:26:26","modified_gmt":"2022-04-19T15:26:26","slug":"neuerungen-auf-dem-eurasischen-schachbrett-teil-1-warum-uns-die-moral-nicht-weiterbringt","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/gegenstrom.org\/en\/neuerungen-auf-dem-eurasischen-schachbrett-teil-1-warum-uns-die-moral-nicht-weiterbringt\/","title":{"rendered":"Neuerungen auf dem Eurasischen Schachbrett – Teil 1: Warum uns die Moral nicht weiterbringt"},"content":{"rendered":"

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Es wird dieser Tage wieder viel zu geopolitischen Themen geschrieben. Insbesondere der Ukraine-Krieg kann daf\u00fcr als Initialz\u00fcndung gesehen werden. Die Meldungen zu diesem Thema sind dabei oft gespickt von Polemik und emotionalen \u00c4u\u00dferungen \u2013 sowohl in der offiziellen Mainstream-Presse als auch in den sogenannten Alternativen Medien. In der folgenden Arbeit soll es darum gehen die Ereignisse rund um die wesentlichsten Bruchstellen auf dem Eurasischen Schachbrett n\u00fcchtern zu beleuchten, ohne dabei f\u00fcr eine Seite Partei zu ergreifen. Es wird ganz bewusst die Vogelperspektive eingenommen. Es geht darum die j\u00fcngsten Ereignisse zu verstehen, einzuordnen und ggf. die M\u00f6glichkeiten zu erfassen, die sich daraus ergeben.<\/p>\n

Im Folgenden wird die Moral, wie es der Titel bereits andeutet, eine eher untergeordnete Rolle spielen. Nicht, weil sich die Betreiber dieses Blogs keine eigenen Moralvorstellungen leisten wollen, sondern, weil in der Geopolitik \u2013 und darum soll es hier gehen \u2013 Moral und Ethik eine, wenn dann nur strategische Rolle im Sinne von Propaganda spielt. Nur, wenn die Ereignisse wertfrei analysiert werden, kann der Beobachter einen m\u00f6glichst gro\u00dfen Nutzen aus dieser Analyse ziehen.<\/p>\n

Grunds\u00e4tze der Geopolitik<\/strong><\/h2>\n

Was Geopolitik ist, hat bereits Dominik Schwarzenberger einleitend in dem ebenfalls auf diesem Blog erschienenen Artikel \u201eKrisenherd Ukraine \u2013 Portr\u00e4t eines zerrissenen Landes\u201c<\/a> beschrieben. Im Folgenden gehen wir auf einige aus unserer Sicht wichtige Aspekte noch einmal gesondert ein, da sie zum Verst\u00e4ndnis der Arbeit essentiell sind.<\/p>\n

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Politische Geographie<\/u><\/h3>\n

Geopolitik ist mehr als nur politische Geographie. Dennoch leitet sich die Geopolitik aus der politischen Geographie ab. Sie ist eine Teildisziplin. Geographie ist Schicksal. Sie bestimmt das Potenzial und die Rolle eines Landes, einer Entit\u00e4t und sie bestimmt auch \u00fcber die M\u00f6glichkeiten von Machtstrukturen. Aufgabe der politischen Geographie ist es die Zusammenh\u00e4nge zwischen dem Raum und der Macht zu analysieren. Es besteht eine Wechselbeziehung zwischen dem \u201enaturgegebenen\u201c Raum und den M\u00f6glichkeiten politischen Handelns.<\/p>\n

Wesentliche raumpolitische (topografische) Eigenschaften sind:<\/p>\n

Lage an Gew\u00e4ssern, Zugang zum Meer, Transitland zu anderen Entit\u00e4ten, Nachbarl\u00e4nder, Gebirge, Rohstoffe, Bodenbeschaffenheit, Klima und damit verbundene Fauna et al.<\/p>\n

In der Wissenschaft gibt es dazu mittlerweile auch erweiterte, differenzierte Ans\u00e4tze, die auch die Gesellschaft an sich einbeziehen und das Wissen, welches in diesen vorhanden ist, um den Raum sich dienstbar zu machen, weswegen hier von Potenzialen die Rede ist. Der Raum bestimmt Handlungsm\u00f6glichkeiten, die genutzt werden k\u00f6nnen, aber nicht zwangsl\u00e4ufig genutzt werden m\u00fcssen.<\/p>\n

Allerdings bleibt es dabei, dass L\u00e4ndergrenzen sich verschieben, Nationen kommen und vergehen, der Raum jedoch best\u00e4ndig ist. Gebirgsketten, Meere, Fl\u00fcsse zeichnen \u00fcber Jahrhunderte die Landschaft und weisen damit den Weg.<\/p>\n

Letztlich ist Macht gleich Kraft mal Lage. Erst die Ausnutzung der Lage multipliziert die dem Akteur innewohnenden Kr\u00e4fte.<\/p>\n

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Denken in Kontinenten<\/u><\/h3>\n

Geopolitik ist daher auch das Denken in Kontinenten. Der geopolitische Akteur ist sich der Macht des Raumes bewusst. Er betrachtet ihn als Waffe. Jordis von Lohausen beschreibt Geopolitik in seinem Buch \u201eMut zur Macht \u2013 Denken in Kontinenten\u201c (S. 9) auch als \u201edie Kunst den Gegner nicht zu erschlagen, sondern zu ersticken, ihn durch immer engeres Einkreisen seiner Handlungsfreiheit zu berauben, ihm das Wasser Schritt f\u00fcr Schritt abzugraben, den Boden zu nehmen, der ihn n\u00e4hrt, die Luft, die er atmet<\/em>\u201c. Genauso wie beim Schachspiel.<\/p>\n

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Denken in Jahrhunderten<\/u><\/h3>\n

Wer in Kontinenten denkt, der denkt auch in Jahrhunderten. Wer Weltpolitik machen will, muss die Weltgeschichte kennen. Nichts kann heute ohne die Vergangenheit sein. Ohne die Mongolenst\u00fcrme g\u00e4be es kein Moskau, ohne den 2. Weltkrieg keine NATO, ohne die europ\u00e4ische Aufkl\u00e4rung kein Amerika, ohne einen Otto I. den Gro\u00dfen h\u00e4tte es einen Bismarck nicht gegeben. Genauso w\u00e4re Preu\u00dfen nicht wieder so stark ohne die Kriege Napoleons geworden, obgleich es zu Beginn ebendieser genau zum Gegenteil f\u00fchrte. Geschichtliche Kenntnisse sind wesentliche Grundlage geopolitischen Verst\u00e4ndnisses. Ereignisse bestimmen den Verlauf der Geschichte, daher ist es notwendig in Jahrhunderte, wenn nicht gar in Jahrtausende zu denken.<\/p>\n

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Das Ebenen-Modell nach Schwarzenberger<\/u><\/h3>\n

L\u00e4nderanalysen sind vielschichtig, komplex und unterkomplex. Die betrachtete Konfliktebene ist entscheidend. Dominik Schwarzenberger f\u00fchrt dazu die folgenden wichtigsten Konfliktebenen an:<\/p>\n