{"id":7126,"date":"2020-07-06T06:23:21","date_gmt":"2020-07-06T04:23:21","guid":{"rendered":"https:\/\/gegenstrom.org\/?p=7126"},"modified":"2020-07-18T12:48:01","modified_gmt":"2020-07-18T10:48:01","slug":"die-entwicklung-der-politischen-rechten-ursprung-erscheinungen-trends-potential","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/gegenstrom.org\/en\/die-entwicklung-der-politischen-rechten-ursprung-erscheinungen-trends-potential\/","title":{"rendered":"Die Entwicklung der Politischen Rechten: Ursprung \u2013 Erscheinungen \u2013 Trends \u2013 Potential"},"content":{"rendered":"
Der nachfolgende Beitrag basiert auf einem Vortrag mit ideengeschichtlicher Vorbemerkung, Entwicklungslinien der Politischen Rechten nach 1945 und Perspektiven rechter Politik.<\/p>\n
Der Begriffsinhalt \u201ePolitische Rechte\u201c wurde schon von kompetenten Autoren (z.B. Norbert Borrmann und G\u00fcnter Scholdt) ersch\u00f6pfend erkl\u00e4rt. An dieser Stelle erfolgt nur eine sehr vereinfachte Darstellung der historischen Wandlung des Begriffs:<\/p>\n
Im 19. Jh. entstanden \u00fcber Jahrzehnte hinweg – und nicht etwa am Schreibtisch -, die drei Urideologien Europas: Liberalismus \u2013 Konservatismus \u2013 Sozialismus. Links (f\u00fcr liberale Anh\u00e4nger der Revolution) und Rechts (f\u00fcr restaurative Anh\u00e4nger der Monarchie) entstammen nicht einfach einer zuf\u00e4lligen Sitzverteilung (\u201eGes\u00e4\u00dfgeographie\u201c) innerhalb der Franz\u00f6sischen Nationalversammlung im Zuge der 1789er Revolution, sondern wurden von den Anw\u00e4lten des Ancien R\u00e9gimes qualitativ aufgeladen: Rechts (lat. dexter) bedeutet hierbei gerecht, geschickt, richtig und g\u00fcnstig vs. Links (lat. sinister) ungeschickt, unheilvoll, finster usw. In so manchem gefl\u00fcgelten Wort finden wir diesen Zusammenhang wieder: \u201eZwei Linke H\u00e4nde haben\u201c, mit dem \u201elinken Fu\u00df aufgestanden\u201c, \u201egelinkt\u201c usw.<\/p>\n
Zun\u00e4chst gab es nur revolution\u00e4ren Liberalismus (Links) und als Reaktion darauf den restaurativen Konservatismus (Rechts). Nachdem sich beide Gegenpole weiter ausdifferenzierten und sich die gem\u00e4\u00dfigten Fl\u00fcgel ann\u00e4herten (z.B. als Konstitutionelle Monarchisten), spaltete sich der Sozialismus als radikaldemokratische und egalitaristische neue Form vom \u00e4u\u00dfersten Linksliberalismus ab. Auch der neue Sozialismus differenzierte sich sp\u00e4ter aus. Alle weiteren Ideologien (z.B. Christdemokratismus, Liberaldemokratismus, Anarchismus, Faschismus, Kommunismus) sind entweder Segmente innerhalb einer Urideologie oder ein Gemisch aus mehreren. Jeder Kommunist ist Sozialist, aber nicht jeder Sozialist gleich Kommunist. Der Faschismus ist ein Hybrid aus allen dreien und je nach Grad der urideologischen Zutat mehr rechts oder links. Die reinen Urideologien gibt es heute kaum noch, vielmehr wurden sie vom Liberalismus verw\u00e4ssert. Der Konservatismus ist klar rechts, der Sozialismus links und der Liberalismus in linke, rechte und zentristische Varianten gespalten, wobei es ein absolutes Zentrum gar nicht gibt, sondern dieses zentrumlinks bzw. zentrumrechts zusammenfasst. Also: Jeder Konservative ist rechts, aber nicht jeder Rechte konservativ. Politische Rechte dient demnach nur als Sammelbegriff. Um die Verwirrung noch zu steigern, finden auch die nicht ideologischen Eigenschaften \u201ekonservativ\u201c, \u201eliberal\u201c und \u201esozial\u201c im Politischen wie Allt\u00e4glichen Verwendung, weshalb dieser Beitrag ausdr\u00fccklich die Urideologien meint. \u201eReaktion\u00e4r\u201c und \u201erestaurativ\u201c werden weiterhin h\u00e4ufig synonym f\u00fcr konservativ benutzt, andermal als \u00e4u\u00dferst rechte Erscheinung desselben. Eine klare Abgrenzung gibt es wegen der polemischen Aufladung der Begriffe nicht.<\/p>\n
Die rechte und konservative Genese wird am Bsp. des Nationalismus deutlich: Der urspr\u00fcngliche Konservatismus war entweder gem\u00e4\u00dfigt national (Frankreich, England, Russland) oder antinational, partikularistisch und \/oder \u00fcberv\u00f6lkisch-dynastisch (deutsche L\u00e4nder, \u00d6sterreich-Ungarn, Osmanisches Reich). Der Nationalismus als Werkzeug der liberalen Franz\u00f6sischen Revolution diente zwei Zielen: Verteidigung der Souver\u00e4nit\u00e4t nach au\u00dfen und Uniformierung \/Egalisierung \/Zentralisierung nach innen, da eine authentische Volksherrschaft nur unter einem m\u00f6glichst homogenen Demos praktikabel ist. Folgerichtig wurden die regionalen Eigenheiten, Minderheitensprachen und lokalen Selbstverwaltungsorgane bek\u00e4mpft und das zentralistische ahistorische Departement-System eingef\u00fchrt. Der franz\u00f6sische missionarische Exporteifer weckte dann einen Befreiungsnationalismus unter den besetzten V\u00f6lkern Europas. Deren Befreiungsnationalismus war zun\u00e4chst ebenfalls liberal, wurde aber etwa in Spanien und Preu\u00dfen (nicht Bayern) bereits von Konservativen genutzt und je nach Staat v\u00f6lkisch aufgeladen. Die Freimaurer-Logen nutzten den jungen unbekannten Nationalismus des 19. Jhs. als besonders effektive Waffe gegen die verhassten dynastischen Monarchien. Hatte der Befreiungsnationalismus einmal seinen Zweck erf\u00fcllt, wurde er sogar hinderlich f\u00fcr das Ziel einer neuen \u00fcberv\u00f6lkischen Integration jenseits von Dynastie und Konfession. Nicht zuletzt aus diesem Grund okkupierten manche Konservatismen (z.B. Deutschland ab den 1870ern, Spanien) den Nationalismus als Integrationsinstrument gegen den wachsenden Klassenkampf und als Waffe zur Erhaltung der staatlichen Mannigfaltigkeit gegen den nunmehr liberal ausgerichteten Universalismus (\u201eWeltrepublik\u201c) (Vgl. Evolas Darstellung zum \u201eDoppelantlitz des Nationalismus\u201c). Nationalismus ist keine eigene Ideologie, sondern korreliert nur mit den Urideologien bzw. deren Mutationen: als Liberaler, Sozialistischer oder Konservativer Nationalismus. Deshalb ist Nationalismus auch heute keine Dom\u00e4ne des Rechten Elements. Alle drei Urideologien und deren Ausdifferenzierungen werden von unterschiedlichen sozialen Gruppen, Regionen, Konfessionen und Berufsst\u00e4nden getragen. Unter den kleineren V\u00f6lkern Osteuropas und Balkans blieb der Nationalismus bis 1918 eine liberale (linke bis mehr rechte) Angelegenheit. Nicht wenige Faschisten der Zwischenkriegszeit rekrutierten sich aus radikalisierten entt\u00e4uschten Liberalen und weniger Konservativen, weshalb Faschismus \/Nationalsozialismus nur selten eine radikalisierte konservative Fortentwicklung darstellen. Auch daf\u00fcr gibt es in der Geschichtswissenschaft (z.B. Sternhell) genug Studien.<\/p>\n
Nachfolgend soll kurz auf den Werdegang der Urideologien in ausgew\u00e4hlten L\u00e4ndern eingegangen werden. Erw\u00e4hnung finden nur wirkungsm\u00e4chtige Trends:<\/p>\n
–Germany<\/strong>: Voll ausdifferenziert wurden Liberalismus und Konservatismus im Zuge der 1848er-Revolution w\u00e4hrend der Versammlung in der provisorischen Frankfurter Nationalversammlung. Der organisierte Sozialismus als eigenst\u00e4ndige Form ist ein Kind der 1860er. Nach der Reichsgr\u00fcndung 1871 finden wir drei Liberalismen und drei Konservatismen sowie zwei Sozialismen samt Unterstr\u00f6mungen. Der \u00e4u\u00dferst linke republikanische radikaldemokratische Liberalismus fusionierte mit der (reform)marxistischen Sozialdemokratie, weshalb der ehemals zentristische Liberalismus nach Links r\u00fcckte. Bei den drei Konservatismen handelt es sich um einen alldeutschen zentralistischen kulturchristlichen und v\u00f6lkischen Konservatismus; dem f\u00f6deralistisch bis separatistischen protestantisch-monarchistischen (Ur)Konservatismus in Preu\u00dfen und Hannover (Welfen-Bewegung) und den f\u00f6deralistisch bis separatistischen katholisch-monarchistischen (Ur)Konservatismus Bayerns. Der einst einflussreiche nationalistische Staatssozialismus Lassalles wurde vom universalistischen Marxismus verdr\u00e4ngt und innerhalb der SPD isoliert. Fortan dominiert auch bei sozialistischen Nationalisten die Soziale Frage. Eine in den 1860ern und fr\u00fchen 1870ern m\u00f6gliche Symbiose aus alldeutschem Konservatismus und Lassalle-Sozialismus (\u201eSoziale Monarchie\u201c) wurde zugunsten einer Symbiose aus alldeutschem Konservatismus und Nationalliberalismus entschieden. Der Nationalliberalismus wiederum stellt eine konservative (rechte) Verf\u00e4lschung des urspr\u00fcnglichen Liberalismus dar und \u00fcbernahm Monarchismus, starke Exekutive und Elitismus, w\u00e4hrend liberale Wirtschaft und Antiklerikalismus als urliberale Prinzipien erhalten blieben. Die gegenseitige Durchdringung verst\u00e4rkte sich nach 1918 und erreichte in den 1960ern ihren H\u00f6hepunkt, wobei der Konservatismus verschwand.<\/p>\n \u00d6sterreich, Ungarn, Finnland, Baltikum, Osteuropa und Balkan:<\/strong> Hier hielten sich die Urideologien am l\u00e4ngsten und sind selbst heute noch rudiment\u00e4r pr\u00e4sent: Alle diese L\u00e4nder waren Teil \u00fcberv\u00f6lkischer Reiche (\u00d6sterreich-Ungarn, Russland, Osmanisches Reich), weshalb sich der Konservatismus dieser L\u00e4nder meist antinational, aber identit\u00e4r ausgerichtet \u00e4u\u00dferte. Der organisierte marxistische Sozialismus betrat erst in den 1880ern die politische B\u00fchne, w\u00e4hrend der Liberalismus nationalistisch war. Dieser differenzierte sich in eine prim\u00e4r liberaldemokratisch-monarchische und in eine v\u00f6lkisch-republikanische Richtung aus, blieb jedoch \u2013 je nach Land -, bis 1918 unter dem Dach \u201eDrittes Lager\u201c zusammengefasst. Erst ab 1918 nationalisierte sich auch der Konservatismus und die konservativen dynastischen Nostalgiker wurden zu restaurativen Exoten. Heute kann man unter rechtsnationalistischen Parteien dieser L\u00e4nder noch die Traditionslinien leicht erkennen.<\/p>\n Frankreich<\/strong>: Hier differenzierten sich Liberalismus und Konservatismus (Anh\u00e4nger und Feinde der Revolution) schon in den 1790ern aus, ebenso entstanden fr\u00fche sozialistische Organisationen. Eine erste Z\u00e4sur markierte Napoleons Werk der nationalen Vers\u00f6hnung, das Liberalnationalismus, Katholische Kirche und monarchisches Prinzip (sein eigenes Kaisertum) zusammenf\u00fchrte. Dieser \u201eBonapartismus\u201c sollte sich zur verbreitetsten nationalistischen Spielart entwickeln, die nach 1945 als Gaullismus fortbesteht. In keinem Staat Europas kam es zu so vielen ideologischen Symbiosen und Hybridbildungen wie in Frankreich. Der franz\u00f6sische Faschismus der Zwischenkriegszeit stellt radikalisierte Varianten sehr unterschiedlicher Wurzeln dar.<\/p>\n England (nicht Gro\u00dfbritannien)<\/strong>: Hier finden sich die Urideologien schon Mitte des 17. Jhs. aufgrund der parlamentarischen Tradition. Die Spaltung der englischen Politik in proexekutive Torys (Konservative) und prolegislative Whigs (Liberale) hielt fast in Reinkultur bis in die 1890er an, ehe sich der Liberalismus spaltete und den Konservatismus infizierte. Ein organisierter nichtmarxistischer Sozialismus findet sich au\u00dferhalb des Parlaments schon ab den 1840ern, w\u00e4hrend sich solche Parteien erst in den 1890ern durchsetzten. Der englische Faschismus hatte es besonders schwer, da er jenseits eines autorit\u00e4ren Konservatismus aus dem Nichts aufgebaut werden musste.<\/p>\n Norwegen, Schweden, D\u00e4nemark, Niederlande, Belgien, Schweiz und Portugal<\/strong>: Die starke Konfliktlinie Urliberalismus-Urkonservatismus (in Niederlande und Schweiz in katholisch und protestantisch gespalten) blieb bis in die fr\u00fchen 1920er erhalten. Der organisierte Sozialismus war ein Kind der 1890er.<\/p>\n Spanien<\/strong>: Neben den verbreiteten langj\u00e4hrigen Ausdifferenzierungen finden sich zwei Besonderheiten: Der starke Anarchismus als sozialistische Sonderform und die fr\u00fche Spaltung des Konservatismus in eine zentralistisch-kastilische Variante und eine dezentrale hispanische urkonservative (Carlismo). Letztere f\u00fchrt heute ein nostalgisches Sektendasein. Der marxistische Sozialismus setzte sich erst im Zuge des B\u00fcrgerkriegs durch.<\/p>\n Italien<\/strong>: Ausgerechnet im zweiten geistigen \u201eLaboratorium\u201c Europas (neben Frankreich) blieben die Urideologien bis zum Ersten Weltkrieg erhalten. Der Konservatismus mit seiner partikularistischen und katholischen Pr\u00e4gung blieb dem italienischen Einheitsstaat lange fremd, die Synthese mit dem liberal-freimaurerischen Risorgimento-Nationalismus kam nie zustande: zu schwer wog die Liquidierung des Kirchenstaats. Erst im Zuge des Ersten Weltkriegs nationalisierte sich der schw\u00e4chliche Konservatismus, der dem neuartigen Faschismus nichts entgegensetzen konnte. Der italienische Faschismus wurzelte in Liberalismus und Sozialismus, verb\u00fcndete sich erst sp\u00e4t mit dem Konservatismus.<\/p>\n Amerikas<\/strong>: Der Urkonservatismus erreichte die beiden Amerikas nie in Reinform. Eine Ausnahme stellten das kaiserliche Intermezzo Maximilians von Habsburg in Mexiko und das franz\u00f6sische Quebec in Kanada dar. Ansonsten findet sich ein bereits liberal \u00fcberlagerter Restkonservatismus in Latein- wie Nordamerika. Dagegen \u00fcberlebte ein nahezu unverf\u00e4lschter Liberalismus, der jedoch auch einige Absplitterungen Richtung Sozialismus \u00fcberstehen musste. Der Sozialismus in seiner marxistischen wie auch h\u00e4ufig anarchistischen Auspr\u00e4gung organisierte sich erst nach 1910. Ein einheimischer Konservatismus hatte es auch sehr schwer, wurde er doch mit den europ\u00e4ischen Kolonialdynastien identifiziert. Dagegen erfreuten sich Freimaurer-Logen gro\u00dfer Beliebtheit, standen sie f\u00fcr Republikanismus und Unabh\u00e4ngigkeitsstreben. Der lateinamerikanische Faschismus der Zwischenkriegszeit wurde von entt\u00e4uschten liberalen wie konservativen Intellektuellen gepr\u00e4gt.<\/p>\n Afrika (ohne das europ\u00e4ische S\u00fcdafrika), Asien und Ozeanien (ohne Australien und Neuseeland)<\/strong>: Die ehemaligen europ\u00e4ischen Kolonialgebiete kennen bis heute nur oberfl\u00e4chlich eine Links-Rechts- bzw. Konservatismus-Liberalismus-Spaltung, handelt es sich doch um europ\u00e4ische Produkte. Rudiment\u00e4r findet man diese Gegen\u00fcberstellung dennoch w\u00e4hrend der Kolonialzeit: Rechts und sogar urkonservativ standen f\u00fcr prokoloniale partikularistische, tribale, religi\u00f6se und traditionalistische Positionen einheimischer Eliten, die von den Kolonialherren korrumpiert wurden. Linke – weniger liberale als vielmehr sozialistische Positionen -, standen f\u00fcr Nationalismus, Nationen-Werdung, Republikanismus und S\u00e4kularismus. Nach der Entkolonialisierung kann von einer tendenziellen Faschisierung dieser Linken gesprochen werden. Der Vergleich mit dem jungen Fr\u00fchfaschismus Italiens bis 1922 lohnt sich. In einigen Staaten (S\u00fcdkorea, Taiwan, Thailand, Malaysia, Nepal, Philippinen, Indien, Sri Lanka, Mongolei, Fidschi-Inseln und Indonesien) bildet sich heute ein starker Links-Rechts-Gegensatz aus. Bemerkenswert ist, dass sich die Rechte dabei fast ausschlie\u00dflich auf Konservatismus beschr\u00e4nkt, die Linke aber Liberalismus und alle Sozialismen umfasst.<\/p>\n Heute stellt der defensive wie expansionistische Nationalismus in Mittel-, West- und Nordeuropa das Hauptkriterium f\u00fcr das Rechte schlechthin dar. Hinzukommen Kulturkonservatismus (\u201esittlich-moralischer Purismus\u201c) mit dessen typischen Pr\u00e4missen (z.B. Antiegalitarismus, Hierarchie und Autorit\u00e4t). F\u00fcr diesen Artikel reicht diese Grobcharakteristik aus. Im Folgenden werden unter \u201eRechts\u201c, \u201eRechte\u201c, \u201eRechtsnationalisten\u201c, \u201ePolitische Rechte\u201c und \u201eNationales Lager\u201c alle nachfolgenden Str\u00f6mungen subsummiert, die sich je nach Geschmack noch weiter unterteilen lie\u00dfen:<\/p>\n -religi\u00f6s-monarchistischer Nationalkonservatismus (der Urkonservatismus dominiert)<\/p>\n -autorit\u00e4r-antiparlamentarischer Nationalkonservatismus (aus Konservatismus und elit\u00e4rem Liberalismus)<\/p>\n -sozialistische Nationalrevolution\u00e4re (starke sozialistische Tradition)<\/p>\n -Neonationalsozialisten \/Neofaschisten (je nach Staat aus allen drei Urideologien)<\/p>\n -Dritte Position (aus allen drei Urideologien mit leichter konservativer Dominanz)<\/p>\n Selbstverst\u00e4ndlich gibt es \u00dcberschneidungen und man findet selten Organisationen, die nur eine Str\u00f6mung verk\u00f6rpern. Die Nationalrevolution\u00e4re sind am st\u00e4rksten linkslastig. Zum inflation\u00e4r gebrauchten Begriff \u201eRechtspopulismus\u201c sei angemerkt, dass dieser eine Inhalt schwache Strategieform darstellt und eher als rechtes Korrektiv des Status quo dient. Es wird allenfalls eine st\u00e4rkere Exekutive und das Politklima der 1960er angestrebt. Der Rechtspopulismus wirkt als eine Art Indikator f\u00fcr Stimmungen, da Populismus mehr einem Trend folgt, als einen Trend selbst verursacht. Weiterhin kann der Rechtspopulismus eine oder mehrere der aufgez\u00e4hlten Str\u00f6mungen \u00fcbernehmen bzw. solche genuin rechten Str\u00f6mungen k\u00f6nnen im Gewand des Rechtspopulismus agieren. Eine Unterscheidung zwischen beiden ist f\u00fcr den Kenner sehr leicht feststellbar. Die authentische Politische Rechte l\u00e4sst sich von Lenins Maxime leiten: \u201eDer Masse folgen oder f\u00fchren? Zuerst folgen (um sie zu studieren und nicht in Sektiererei abzugleiten, D.S.), dann f\u00fchren.\u201c<\/p>\n F\u00fcr die qualitative Beurteilung der Politischen Rechten einzelner Staaten nutzt der Autor sehr pers\u00f6nliche und sicher unvollst\u00e4ndige Parameter:<\/p>\n -Intellektualisierungsgrad: Belesenheit in Philosophie, Religionen, Geschichte, Ethnologie und Geopolitik sowie konkurrierender Ideologien<\/p>\n -Analysef\u00e4higkeit und komplexes Denken<\/p>\n -keine Dominanz von paranoiden Verschw\u00f6rungstheorien<\/p>\n -geistiger Austausch mit dem Ausland (keine nationale Scheuklappen)<\/p>\n -eine schl\u00fcssige Alternative<\/p>\n -Sachlichkeit, Nachhaltigkeit und Seriosit\u00e4t<\/p>\n -effektive Strategie und \u00e4sthetische Propaganda, innovative Aktionsformen, kein sektiererisches Verhalten<\/p>\n Weitgehend uninteressant sind quantitative Merkmale, da diese von sozio\u00f6konomischen Bedingungen abh\u00e4ngen und z.B. Wahlergebnisse oder Mitgliederentwicklung wenig aussagen (Siehe Milieuanalyse unten). Hohe rechte Wahlergebnisse sprechen f\u00fcr ein hohes Potential, niedrige aber nicht dagegen. Die Masse bleibt immer wankelm\u00fctig: \u201eHeute schreien sie Hosianna und morgen kreuzige ihn!\u201c<\/p>\n Will man die Politische Rechte einzelner Staaten nach 1945 qualitativ beurteilen, kann man Frankreich und Italien nicht genug w\u00fcrdigen. Beide Ideenschmieden beeinflussen sich gegenseitig und verdienen Bestnoten was oben aufgef\u00fchrte Qualit\u00e4tskriterien betrifft. Dann gibt es Staaten, die italienische und franz\u00f6sische \u201eProdukte\u201c auf hohem Niveau rezipieren und national modifizieren: Spanien, Portugal, Belgien (Wallonien wie Flandern), England (nicht Gro\u00dfbritannien), Griechenland, Rum\u00e4nien, Polen, Serbien, Ukraine, Ungarn und die romanische Schweiz. Defizite weisen Deutschland, \u00d6sterreich, deutsche Schweiz, Kroatien, Schweden, Tschechei, Slowenien, Slowakei, Estland, Lettland, Litauen, Luxemburg, Zypern und Wei\u00dfrussland auf. Schlusslichter sind Niederlande, Norwegen, Moldau, Montenegro, Finnland, Liechtenstein, Malta, Bosnien-Herzegowina und D\u00e4nemark. Als Ausnahmen jenseits dieser Wertung wegen ganz spezifischer Traditionen gelten Irland, Island, Albanien und Mazedonien. Die Zwergstaaten San Marino, Andorra und Monaco orientieren sich stark an ihre pr\u00e4genden Protektoren Frankreich, Spanien oder Italien. Deutschland gl\u00e4nzt bei strategischen \u00dcberlegungen und Organisationsformen, die sich im Ausland durchaus gro\u00dfer Beliebtheit erfreuen. Russland war bis Ende der 1990er ein geistiger Konsument importierter italienischer und franz\u00f6sischer Ideen nach 1945 sowie deutscher vor 1945, bis Alexander Dugin eigene (geopolitische) Akzente setzte und Teile der Rechten wie Linksnationalisten (die nach mitteleurop\u00e4ischer Interpretation aber rechts stehen) seinerseits weltweit beeinflusst.<\/p>\n Nach der Weltkriegskatastrophe war die Politische Rechte diskreditiert und moralisch Bankrott. Es dominierte f\u00fcr wenige Jahre eine pazifistische und progressive Aufbruchsstimmung, die nun ein Zeitalter allgemeiner V\u00f6lkervers\u00f6hnung, Entnationalisierung und Entmilitarisierung verk\u00fcndete. Die erfolgreiche Kriegskoalition aus Liberaldemokraten und Kommunisten wurde auch in einigen nationalen Parlamenten fortgef\u00fchrt und einzelne Kommunistische Parteien erlebten in Italien, West- und Nordeuropa sowie Japan ihre Hochphase. Dennoch bleiben soziale Milieus und Mentalit\u00e4ten der Vorkriegszeit erhalten. Gleichzeitig zeichnete sich die sich zuspitzende Blockkonfrontation zwischen Moskau und Washington ab (Griechischer B\u00fcrgerkrieg).<\/p>\n Spanien<\/strong> and Portugal<\/strong>: Reste autorit\u00e4r-rechter Systeme bis 1975<\/p>\n Frankreich<\/strong>: Die antiparlamentarischen rechtsnationalistischen Gaullisten erstarken bis 1948<\/p>\n Italien, Niederlande<\/strong> and Germany<\/strong> (Britische und Amerikanische Besatzungszonen): regional regenerieren sich erste rechtsnationalistische Organisationen<\/p>\n Die Teilung Deutschlands, die Etablierung kommunistischer Diktaturen in Osteuropa und Balkan, die Ausrufung der Volksrepublik China, Korea-Krieg, Indochina-Krieg, Kubanische Revolution, Kuba-Krise und kommunistische Guerilla in Lateinamerika und Asien sowie die Affinit\u00e4t antikolonialer Bewegungen mit dem Sowjetsystem bewirken eine Trendwende: Die Politische Rechte wird rehabilitiert und ein paranoider hysterischer Antikommunismus (McCarthy) zum neuen Feindbild. Die Politische Rechte wird ihres militant antikommunistischen Charakters wegen weitgehend in Ruhe gelassen. Es entstehen zahlreiche aktivistische rechtsnationalistische Organisationen und zum Teil erfolgreiche Wahlparteien. Solche Gruppierungen orientieren sich \u00e4u\u00dferlich an Vorkriegsorganisationen ohne inhaltliches Profil: es fehlt an alternativen Programmen f\u00fcr Wirtschaft und Gesellschaft. Die Programmatik beschr\u00e4nkt sich auf Geschichtsrevisionismus, Rehabilitation von Kollaborateuren, Minderheitenfeindlichkeit, Bewahrung der Kolonialgebiete und eben Antikommunismus. Entsprechend versteht man sich als rechtes Korrektiv zur Bewahrung und Effizienzsteigerung des Staates. NATO-Mitgliedschaft und atlantische Orientierung werden unterst\u00fctzt. Umgekehrt dulden die atlantischen Staaten auch militante Wehrsportgruppen und soldatische Traditionsverb\u00e4nde als potentielle \u201eStay-Behind-Orgas\u201c (Netzwerk Gladio).<\/p>\n BRD<\/strong>: Trotz Verbot der \u201eSozialistischen Reichspartei\u201c k\u00f6nnen sich andere rechte Organisationen und Parteien relativ selbst\u00e4ndig entwickeln. Mit der \u201eNationaldemokratischen Partei Deutschlands-NPD\u201c kommt es zu einer rechten Konzentration mit regionalen spektakul\u00e4ren Wahlergebnissen. Es dominieren die Themen Geschichtsrevisionismus, Ostgebietsrevanchismus und Wiedervereinigung. Nationalneutralistische Str\u00f6mungen bleiben marginal.<\/p>\n Italien<\/strong>: Die \u201eItalienische Sozialbewegung-MSI\u201c wird zum organisatorischen, strategischen und ideologischen Vorbild Europas.<\/p>\n Frankreich<\/strong>: Rechter Konzentrationsprozess um Gaullisten oder der Bewegung f\u00fcr ein franz\u00f6sisches Algerien, jedoch noch keine genuine Rechtspartei. Spektakul\u00e4re regionale Wahlerfolge der rechtspopulistischen Poujadisten.<\/p>\n Belgien<\/strong>: Wiedererstarken des rechten Fl\u00fcgels im fl\u00e4mischen Nationalismus trotz dessen Diskreditierung wegen der Kollaboration mit Deutschland.<\/p>\n Die Ost-West-Beziehungen entspannen sich und die Dritte Welt ist weitgehend entkolonialisiert. Die \u201eetablierten\u201c Rechtsparteien stagnieren bzw. degenerieren. Die Narrenfreiheit f\u00fcr aktivistische Organisationen wird vom Staat unterbunden.\u00a0 B\u00fcrgerliche Parteien gehen zunehmend auf gem\u00e4\u00dfigte Linksparteien zu. Sowjetkritische \u201eEurokommunisten\u201c\u00a0 verdr\u00e4ngen in zahlreichen Staaten Westeuropas, Italiens und Japans die stalinistischen \u201eAlten\u201c. Auf der marxistischen Linken vollzieht sich unter Studenten und Jungakademikern der Trend zum jungen radikalliberalen Marx (Neomarxismus, Kulturmarxismus). Die 1968er-Revolte markiert den sichtbaren H\u00f6hepunkt dieser innerlinken Entwicklung und den folgenden sukzessiven Siegeszug des Linksliberalismus in Italien, West- und Nordeuropa, BRD sowie USA (Japan, Schweiz und \u00d6sterreich kaum betroffen). Gleichzeitig radikalisieren sich linke wie rechte Aktivisten und gleiten in den terroristischen Untergrund (Frankreich, Italien, BRD, Belgien, Japan). Die in die Defensive gedr\u00e4ngte Politische Rechte zerfasert und j\u00fcngere Teile intellektualisieren sich: Man entdeckt jetzt in Vergessenheit geratene Ideologeme der Vorkriegszeit (z.B. alternative Wirtschaft) und stellt den Status quo in Frage. Au\u00dfenpolitisch zeigt sich das an einer paneurop\u00e4ischen oder zumindest antiatlantischen Ausrichtung sowie die Solidarisierung mit befreiungsnationalistischen (linken) Bewegungen der Dritten Welt. Zahlreiche kleine elit\u00e4re Intellektuellenzirkel experimentieren mit Links-Rechts-Synthesen und l\u00f6sen sich von altrechten Traditionen.<\/p>\n BRD<\/strong>: Die \u201eAktion Neue Rechte\u201c spaltet sich von der stagnierenden NPD ab, nationalrevolution\u00e4re und neonazistische Kleinstgruppen entstehen und die rechte Medienlandschaft gewinnt qualitativ dazu.<\/p>\n Frankreich<\/strong>: Mit der Gr\u00fcndung der \u201eNationalen Front-FN\u201c gibt es auch hier einen zun\u00e4chst erfolglosen Konzentrationsprozess. Mit der \u201eNouvelle Droite\u201c betritt eine kulturrevolution\u00e4re intellektuelle Str\u00f6mung die politische B\u00fchne.<\/p>\n Italien<\/strong>: Rechtsterroristische Bestrebungen mit NATO-Unterst\u00fctzung erleben einen H\u00f6hepunkt. Italienische Rechtsintellektuelle orientieren sich an franz\u00f6sischer \u201eNouvelle Droite\u201c und \u201eIntegraler Tradition\u201c (Evola). Die MSI bildet interne Str\u00f6mungen aus.<\/p>\nRechte Str\u00f6mungen<\/h2>\n
Entwicklungsphasen nach 1945 – Haupttrends<\/h2>\n
1945 bis 1949: Phase der \u00c4chtung<\/h3>\n
1950 bis 1965: Phase der Rehabilitation<\/h3>\n
1966 bis 1978: Phase der schleichenden linksliberalen Hegemonie und erste Intellektualisierung der Rechten<\/h3>\n