{"id":3654,"date":"2019-10-07T20:52:33","date_gmt":"2019-10-07T18:52:33","guid":{"rendered":"https:\/\/gegenstrom.org\/?p=3654"},"modified":"2020-02-04T23:11:29","modified_gmt":"2020-02-04T22:11:29","slug":"grundlagen-der-strategie-und-taktik-fuer-eine-echte-rechte","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/gegenstrom.org\/en\/grundlagen-der-strategie-und-taktik-fuer-eine-echte-rechte\/","title":{"rendered":"Grundlagen der Strategie und Taktik f\u00fcr eine Echte Rechte"},"content":{"rendered":"
\n\u201cDie gr\u00f6\u00dfte Leistung besteht darin, den Widerstand des Feindes ohne einen Kampf zu brechen.\u201c<\/span><\/i><\/span><\/p>\n<\/blockquote>\n
(Sun Tsu)<\/span><\/i><\/span><\/p>\n
Bei dem nachfolgenden Text handelt es sich um eine Ausarbeitung von Peter Steinborn<\/strong>, der hiermit die Ergebnisse eines Arbeitskreises innerhalb von MetaPol wiedergibt. Der Arbeitskreis legt dabei den Fokus auf Sachthemen, welche akademisch behandelt werden. Ziel ist es u.a. Strategien f\u00fcr die echte Rechte zu entwickeln. Nachfolgend findet sich eine Grundlagenschrift dazu.<\/em><\/p>\n
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In dem folgenden Aufsatz wollen wir uns mit dem aus unserer Sicht wichtigen Thema \u201eStrategie & Taktik\u201c befassen. Dass es der Rechten bzw. rechten Gruppen \u2013 von einer einheitlichen Rechten kann schlie\u00dflich nicht die Rede sein \u2013 insgesamt an strategischem Verm\u00f6gen fehlt, haben wir bereits in einem \u00e4lteren Artikel verdeutlicht (siehe submitted<\/a>). Umso wichtiger ist es, dass sich die Echte Rechte von Anbeginn \u00fcber den Umstand im Klaren ist, dass ohne eine klare und vor allem aber auch dynamische[1]<\/a> Strategie kein Sieg errungen werden kann. Der folgende Text ist also an die Strategen und jene, die es noch werden wollen, gerichtet. Er dient als eine Art Leitfaden f\u00fcr diejenigen, die nicht nur eine Aktion, der Aktion wegen durchf\u00fchren, sondern die zielstrebig ihre Ziele verfolgen und darum siegen wollen.<\/p>\n
Es handelt sich hierbei um die Ergebnisse mehrerer Colloquien und Seminare, die im Rahmen von MetaPol veranstaltet wurden. Wir beschr\u00e4nken uns zun\u00e4chst auf die Grundlagen und geben zum Schluss einige Anwendungsf\u00e4lle exemplarisch wieder.<\/p>\n
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Grundlegendes: Idee und Umsetzung. Theorie & Praxis<\/h2>\n
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Die Strategie ist auf der praktischen Ebene die Lunge einer jeden Bewegung, w\u00e4hrend die Taktik die Werkzeuge und Mittel bestimmt, der sich die Strategen bedienen. Wenn wir von der praktischen Ebene sprechen, so meinen wir die Tatsache, dass es neben ihr auch eine ideelle gibt. Die ideelle Ebene umfasst einen weltanschaulich-philosophischen Kosmos, gar einen \u00dcberbau, der von einer Vision getragen wird, die den rechten Aktivsten als Leitbild dient. Aus diesem Leitbild lassen sich Ziele ableiten. Ein Ziel muss grunds\u00e4tzlich smart<\/em><\/strong> sein, d.h. es ist s<\/em><\/strong>pezifisch<\/em> definiert, quantitativ m<\/em><\/strong>essbar<\/em>, f\u00fcr die Gruppe a<\/em><\/strong>kzeptabel<\/em> bzw. a<\/em><\/strong>nerkannt<\/em>, r<\/em><\/strong>ealistisch<\/em> umsetz- und erreichbar sowie t<\/em><\/strong>erminiert<\/em>, d.h. zeitlich definiert. Ziele sind also etwas greifbares, was f\u00fcr die Vision nicht gilt. Der Begriff der \u00bbVision\u00ab l\u00e4sst sich aus dem lateinischen Wort visionis<\/em>, was \u201edas Sehen, Ansehen, Anblick\u201c bedeutet ableiten. Das Verb dazu videre<\/em> steht f\u00fcr \u201esehen, wahrnehmen, erkennen\u201c. Im Althochdeutschen steht das Wort f\u00fcr \u201eTraumgesicht\u201c, was auch auf ein \u201eTrugbild\u201c hindeutet. Damit wird schon deutlich, dass die Vision eher einer Utopie gleicht, als einer konkreten Zielsetzung. Das kommt daher, dass es sich nicht so smart<\/em> definieren l\u00e4sst, wie ein Ziel. Und das ist auch gut so, da die meisten Menschen eine Vision, einen Sinn im Leben brauchen, ohne dabei jegliche Details wissen zu m\u00fcssen oder gar zu wollen, wie dieser Traum nun Wahrheit werden kann. Diejenigen, die dies herausfinden wollen, sollen hier angesprochen werden, in dem Wissen, dass es sich dabei nur um wenige Individuen handelt.<\/p>\n
Wenn wir sagen, dass die Strategie die Lunge einer jeden Bewegung ist, so meinen wir, dass dieselbe stets atmet und ihre Frequenz je nach Lage \u00e4ndern kann und soll. W\u00e4hrend eine Vision etwas Unab\u00e4nderliches darstellt, sind Ziele und erst recht die Strategie, die sich nach diesen Zielen ausrichtet ein atmender Prozess, der sich stets ver\u00e4ndert. Bei der Strategie geht es um die Umsetzung, den Weg, der gegangen werden kann, um die Ziele zu erreichen, die die Bewegung ihrem Leitbild, ihrer Vision n\u00e4herbringt. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass es niemals nur einen Weg, sondern viele Wege, also Strategien gibt, seine Ziele zu verwirklichen. So halten wir es gar nicht f\u00fcr notwendig, dass alle rechten Avantgardisten in eine Partei eintreten und den Kampf um die Parlamente f\u00fchren m\u00fcssen. Es gibt auch einen au\u00dferparlamentarischen Kampf, der viele Facetten besitzen kann. Genauso gibt es den Weg der Metapolitik, die ebenfalls in diversen Formen zu Tage treten kann.<\/p>\n
Kommen wir zum letzten Glied: Die Taktik. Sie richtet sich nach der Strategie aus. Taktische Fragen sind immer Fragen nach den Mitteln, die eingesetzt werden, um die derzeitige Strategie konkret umzusetzen. Sie ergie\u00dft sich letztlich in dem geformten Willen, der Tat. Demnach ist auch eine Aktion ein Bestandteil einer Taktik, die auch nur dann Erfolg erzielen kann, wenn sie einer gut durchdachten Strategie angeh\u00f6rt, die wiederum unseren smarten<\/em> Zielen nach ausgerichtet ist, die uns sukzessiv an unser Leitbild, welches augenscheinlich noch in die Kategorie der Utopien geh\u00f6rt, heranf\u00fchren.<\/p>\n
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Strategie & Taktik: Erkenne den Unterschied<\/h2>\n
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Wir m\u00f6chten noch einmal den Unterschied zwischen einer Strategie und der Taktik hervorheben. Leider werden diese Begriffe nur zu oft in der ohnehin kaum gef\u00fchrten Debatte miteinander verwechselt oder gar synonym verwendet.<\/p>\n
Clausewitz zur Folge handelt es sich bei der Strategie um \u201edie Lehre vom Gebrauch der Gefechte des Krieges<\/em>\u201c, w\u00e4hrend die Taktik \u201edie Lehre vom Gebrauch der Streitkr\u00e4fte im Gefecht ist<\/em>\u201c[2]<\/a> ist. Der Begr\u00fcnder der klassischen Kriegsf\u00fchrung wies damit in seinem ber\u00fchmten nach seinem Tode ver\u00f6ffentlichten Werk Vom Kriege<\/em> auf eine zeitliche Komponente dieser beiden hin. W\u00e4hrend also die Strategie \u00fcberhaupt die Frage ist, welches Schlachtfeld[3]<\/a> wir uns aussuchen, auf dem wir dem Gegner begegnen, besch\u00e4ftigt sich die Taktik mit den einzusetzenden Mitteln. Die Strategie ist demnach auch langfristiger ausgelegt, die taktischen Mittel hingegen \u00e4ndern sich st\u00e4ndig und sind daher nur kurzfristiger Natur.<\/p>\n
So hat bspw. ein Mao Tse-tung in seiner Theorie des Guerillakrieges oder Strategie der Dritten Welt<\/em> die kommunistische Strategie ausgegeben, dass die Revolution\u00e4re mit einer verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig kleinen Armee gegen eine verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig gro\u00dfe Armee der Regierung Krieg f\u00fchren. Hingegen gab er als Taktik aus, dass die ersteren jedoch in verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig gro\u00dfen Truppenst\u00e4rken die Regierungstruppen dort angreift, wo sie verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig schwach ist. Dies war die Geburt der neuen asymmetrischen Kriegsf\u00fchrung. Mao Tse-tung wusste, dass er den Kuomintang, also der Regierung, zahlenm\u00e4\u00dfig vollkommen unterlegen ist, jedoch nicht zu jedem Zeitpunkt. D. h., er suchte sich m\u00f6glichst das Schlachtfeld aus, auf dem er siegen konnte und mied jenes, auf dem er haushoch verlieren w\u00fcrde. Die Rechte macht seit Jahrzehnten genau das Gegenteil.<\/p>\n
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Kraft, Raum und Zeit<\/h2>\n
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In seinem Buch Grundlagen milit\u00e4rischer F\u00fchrung<\/em>, beschrieb Rendulic die drei Gr\u00f6\u00dfen, von der jede milit\u00e4rische F\u00fchrung abh\u00e4ngig ist: Die Kraft, der Raum und die Zeit. Die Kraft beschreibt damit z. B. die Mannst\u00e4rke, die insbesondere im politischen Kampf eine besondere Rolle spielt. W\u00e4hrend Staaten auf eine verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig gro\u00dfe Anzahl von mehr oder weniger wehrf\u00e4higen M\u00e4nnern zur\u00fcckgreifen k\u00f6nnen, gilt dies nicht f\u00fcr politische Bewegung innerhalb westlicher Demokratien. Denn zumeist sind die Bev\u00f6lkerung liberaler Gesellschaften entpolitisiert, was die Rekrutierung von Avantgardisten schwierig gestaltet. Die Rechte steht demnach vor einer quantitativ \u00e4hnlichen Situation wie Mao und seine Guerillak\u00e4mpfer. Deshalb ist es umso wichtiger, dass auch der Raum, d. h. der Ort des Geschehens, das Schlachtfeld sorgf\u00e4ltig gew\u00e4hlt wird. Auf was dabei zu achten ist, haben wir bereits submitted<\/a> einmal definiert. Die Zeit bestimmt den Punkt, an dem angegriffen oder verteidigt wird. Hier wird von den Rechten st\u00e4ndig der Fehler der Ungeduld gemacht. Die jeweilige Strategie & Taktik muss auch zum Zeitpunkt passen. So haben sich in den letzten 5 Jahren durch die Erweiterung des overton window<\/em> ganz andere Voraussetzungen gebildet, die zuvor undenkbar schienen. Wir werden sp\u00e4ter noch tiefer auf diesen Umstand eingehen. Alle drei Gr\u00f6\u00dfen beeinflussen also unsere Strategie und die uns zur Verf\u00fcgung stehenden Mittel darin (insbesondere die Kraft). Zudem beeinflussen sie sich gegenseitig.[4]<\/a><\/p>\n
Ein treffendes Beispiel f\u00fcr den Einfluss von Kraft<\/em>, Raum<\/em> and Zeit<\/em> sei uns die Legende von Leonidas mit seinen 300 Spartiaten. Obgleich die Schlacht in den Thermopylen um 480 v. Chr. mit mehreren Tausend[5]<\/a> Griechen statt allein mit 300 Spartanern gegen die Perser gef\u00fchrt wurde, befanden sich erstere dennoch weit in der Unterzahl gegen die Streitkr\u00e4fte des Perserk\u00f6nigs Xerxes[6]<\/a>. Ihre Kraft<\/em> lie\u00df also zu dem damaligen Zeit<\/em>punkt einen offenen Kampf nicht zu und so suchten sie sich den strategisch g\u00fcnstigen Engpass zwischen dem Kallidromos-Gebirge und dem Golf von<\/a> Malia als Schlachtfeld (Raum<\/em>) aus. Zwar verloren Leonidas und seine Streitmacht nach mehrt\u00e4gigem K\u00e4mpfen die Schlacht, doch mussten auch die Perser herbe Verluste (nach Herodot von ca. 20.000) verkraften. H\u00e4tten die Griechen diesen strategischen Kniff nicht gew\u00e4hlt, h\u00e4tte Athen wohlm\u00f6glich nicht evakuiert werden k\u00f6nnen und Themistokles h\u00e4tte sp\u00e4ter in der Schlacht bei Salamis keinen Sieg gegen Xerxes erringen k\u00f6nnen.<\/p>\n
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Aus der Geschichte lernen, hei\u00dft siegen lernen!<\/h2>\n
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In der milit\u00e4rischen F\u00fchrungslehre versteht man unter dem sog. F\u00fchrungsprozess einen sich stetig wiederholenden Regelkreislauf von<\/p>\n
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- der Lagebeurteilung,<\/li>\n
- der Planung,<\/li>\n
- der Befehlsgebung und<\/li>\n
- letztlich der Kontrolle.<\/li>\n<\/ol>\n
Alle Bestandteile dieses Regelkreislaufes bauen aufeinander auf. Zun\u00e4chst muss immer die Lage beurteilt werden und unter st\u00e4ndiger Beobachtung stehen, um eine entsprechende Planung bzw. Entscheidungsfindung daraus ableiten zu k\u00f6nnen. Wenn diese Planung abgeschlossen ist, wird eine Entscheidung gef\u00e4llt, die in einen konkreten Befehl weitergegeben wird. Die Kontrolle schlie\u00dft den Kreislauf ab, womit Erkenntnisse aus dem Vorhergehenden gezogen werden. Diese Erkenntnisse flie\u00dfen sp\u00e4ter wieder in die neue Lagebeurteilung ein. In der freien Wirtschaft und insbesondere im Qualit\u00e4tsmanagement begegnet uns der sog. PDCA[7]<\/a>-Zyklus, der aufzeigt, dass dieses Prinzip nicht nur f\u00fcr die milit\u00e4rische F\u00fchrung, sondern auch f\u00fcr andere Lebensaspekte gilt. Das Prinzip des Regelkreislaufes des F\u00fchrungsprozesses sollte Grundlage f\u00fcr jede Rede, jede Aktion und jede Handlung auch im Kampf um die intellektuelle sowie weltanschauliche Vorherrschaft sein.<\/p>\n
Die Rechte verpasste es in der Regel mit dem ersten Schritt der Lagebeurteilung anzufangen. Vielmehr postulierte sie immer zuerst den Befehl, als sei dieser vollkommen klar und apriorisch. Jedoch erfolgte auch keine Kontrolle im Nachhinein, ansonsten h\u00e4tte es zumindest eine \u00c4nderung dieses wahnsinnigen[8]<\/a> Verhaltens gegeben.<\/p>\n
Umso mehr halten wir es f\u00fcr sinnvoll, uns bei dem vermeintlich politischen Gegner umzuschauen: Den Linken. Die heutige Linke ist f\u00fcr uns strategisch eher uninteressant, wobei auch diese weitaus mehr strategisches Verm\u00f6gen besitzt als die Rechte. Wir orientieren uns jedoch an die Altvordersten und Revolutionsbereiter Marx, Engels, Lenin und Mao. Der Leser sei angehalten, sich die einschl\u00e4gige Literatur der o. g. Altvorderen vorzunehmen.<\/p>\n
In einem Seminar im Rahmen von MetaPol im April 2019 haben wir uns z. B. mit dem Verlauf, den Akteuren und den Folgen der Russischen Revolution befasst, aus der Lehren gezogen werden k\u00f6nnen[9]<\/a>. Lenin dient hierbei als einer der herausragendsten politischen Strategen, die die Anatomie der Revolution<\/em> (Crane Brinton) verstanden haben (F\u00fcr einen kurzen \u00dcberblick, was die \u201eAnatomie der Revolution\u201c ist, sorgte Franz-Michael Kilter auf Gegenstrom submitted<\/a> und geduldig von weitem (er sa\u00df gro\u00dfenteils im Ausland in der vorrevolution\u00e4ren Zeit) wie ein Zaungast beobachtete und analysierte. Aus Platzgr\u00fcnden geben wir hier nur die wichtigsten Lehren aus Lenins Revolution wieder:<\/p>\n
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- Geduld ist die h\u00f6chste Tugend des Revolution\u00e4rs!<\/strong><\/span><\/li>\n<\/ol>\n
Wir nennen dies auch das Revolutions-Gedulds-Paradoxon. Unter der Revolution verstehen wir allgemein die Negation des status quo. Die Revolution\u00e4re streben deshalb eine Negation an, weil der status quo unertr\u00e4glich scheint. Zumeist handelt es sich hierbei um ein kollektives Gef\u00fchl der Ungerechtigkeit, die in der unterdr\u00fcckten Klasse vorherrscht. Diese Motive fordern eine sofortige Negation heraus, was aber meist zu fr\u00fch kommt. Zun\u00e4chst m\u00fcssen die Bedingungen f\u00fcr diese Negation vorhanden sein. Wir verweisen hierbei auf die Ma\u00df <-> Sprung- sowie auf die Verhalten <-> Verh\u00e4ltnis-Dialektik.<\/p>\n
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- Der Revolution\u00e4r muss das Gras wachsen h\u00f6ren!<\/strong><\/span><\/li>\n<\/ol>\n
Getreu dem Leitsatz \u201eDer Revolution\u00e4r bewegt sich im Volke, wie der Fisch im Wasser\u201c, muss der Revolution\u00e4r stets ein Gef\u00fchl f\u00fcr seine Zielgruppen entwickeln sowie f\u00fcr den Gegner. Jeder gute Marketer wei\u00df, dass wer es allen recht machen will, es am Ende niemandem mehr recht machen kann. Deshalb gilt es, sein Umfeld, seine Gegner sowie seine Zielgruppe zu analysieren und entsprechende Strategien zu entwickeln, diese f\u00fcr sich zu begeistern. In der Einfache(n) Darstellung des dialektischen Materialismus<\/em> schreibt Mao Tse-Tung richtigerweise: \u201eBei der Beurteilung der Dinge muss man von ihrem Wesen ausgehen, ihre \u00e4u\u00dfere Erscheinung dagegen darf man nur als Wegweiser [zum] Wesen (\u2026) betrachten\u201c. Des Weiteren f\u00fchrt er aus: \u201eWir d\u00fcrfen uns niemals vom blo\u00dfen Schein irref\u00fchren lassen, (\u2026) man muss soweit wie m\u00f6glich vermeiden, vom Schein get\u00e4uscht zu werden.<\/em>\u201c[10]<\/a><\/p>\n
Mao verweist hier auf die Dialektik zwischen Wesen und Erscheinung. Die Umgebung und die Bedingungen m\u00fcssen also einer stetigen Analyse unterzogen werden, denn der Revolution\u00e4r muss das Gras wachsen h\u00f6ren!<\/p>\n
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- Mache Dir klar, mit wem du es zu tun hast: Kr\u00e4nke nicht die Falschen!<\/strong><\/span><\/li>\n<\/ol>\n
Diese Lehre ist eng mit der Nummer 2 verwoben. Lenin erkannte fr\u00fchzeitig, welche Potenziale in den eigentlich zarentreuen Bauern bestand, die jedoch \u00fcberhaupt nicht f\u00fcr den Bolschewismus empf\u00e4nglich schienen. Er vermied es zun\u00e4chst die falschen zu kr\u00e4nken und sammelte sie sp\u00e4ter ein, als sich die Lage auf dem Land nach dem Kriegsausbruch anspannte.<\/p>\n
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- Massen rebellieren, F\u00fchrer revolutionieren!<\/strong><\/span><\/li>\n<\/ol>\n
Die Massen sind spontan, weshalb Lenin in seinem ber\u00fchmten Werk Was tun? Brennende Fragen unserer Bewegung<\/em> (wohlgemerkt eine sehr gute Lagebeurteilung der damaligen Linken im Jahr 1902, worin auch viele Parallelen zur heutigen deutschen Rechten ausgemacht werden k\u00f6nnen) von der \u201eSpontaneit\u00e4t der Massen<\/em>\u201c sprach. Diese seien \u00fcberhaupt nicht f\u00e4hig f\u00fcr echte Ver\u00e4nderungen. Doch dienen sie als Verschiebekraft, die der kluge Revolution\u00e4r, der das Gras wachsen h\u00f6ren kann, wei\u00df, f\u00fcr sich dienstbar zu machen. Frei nach Ernst J\u00fcnger erkennt man die Gestalten daran, dass sie nicht von der Geschichte hervorgebracht werden, sondern dieselbe hervorbringen. Die Massen sind gestaltlos, jedoch formbar!<\/p>\n
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- Meistere die Kunst des Timings!<\/strong><\/span><\/li>\n<\/ol>\n
Auf dieses Strategem sind wir bereits eingegangen. Der Zeitpunkt ist immens wichtig. Jedoch immer nur im Zusammenhang mit den Gr\u00f6\u00dfen Kraft und Raum.<\/p>\n
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- Schlage Wellen, um Fische zu fangen!<\/strong><\/span><\/li>\n<\/ol>\n
Hier handelt es sich um ein Erregungs- oder Provokationsstrategem. Gleich dem 13. Chinesischem Strategem \u201eAuf das Gras schlagen, um die Schlange aufzuscheuchen\u201c muss der Gegner in Unruhe versetzt werden. \u201eAngst ist ein schlechter Berater\u201c, wei\u00df uns der englische Volksmund zu sagen und so neigen auch Eliten dazu, unter Druck noch mehr Fehler zu begehen. Insbesondere unter Ber\u00fccksichtigung des 1. Hauptsatzes der Krisentheorie \u201eEine schwierige Situation wird zur Krise, wenn die Probleml\u00f6sungskompetenz und Probleml\u00f6sungsf\u00e4higkeit der handelnden Personen stetig abnehmen\u201c<\/em>[11]<\/strong><\/em><\/a> ist es demnach durch Schl\u00e4ge auf das Wasser m\u00f6glich, die Fische aufzuscheuchen und aggressiv zu machen. Der Gegner wird zu einer Handlung provoziert, womit er gleich dem Schaf mit leichter Hand weggef\u00fchrt<\/em> (12. Chinesisches Strategem) werden kann<\/p>\n
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- Konzentriere deine Kr\u00e4fte!<\/strong><\/span><\/li>\n<\/ol>\n
Diese Lehre versteht sich durch die Literatur zuvor.<\/p>\n
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- Plane alles bis zum Ende!<\/strong><\/span><\/li>\n<\/ol>\n
Wer nichts plant, wird verlieren. Jede Lagebeurteilung muss die Planung zur Folge haben. Je ausgereifter die Planung ist, desto nachhaltiger wird die Umsetzung sein. Wer 20 % f\u00fcr die Planung aufbringt, hat i. d. r. bereits 80 % der Leistung in einem Projekt erbracht.[12]<\/a><\/p>\n
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- Nimm keine Festung ein, die du nicht halten kannst!<\/strong><\/span><\/li>\n<\/ol>\n
Dieses Strategem bzw. diese Lehre ist genauso zutreffend f\u00fcr die Rechte. Denn nicht immer ist es sinnvoll, an einer Wahl, einem Demonstrationszug oder dergleichen teilzunehmen. Wichtig ist, dass man das dadurch Erreichte auch halten kann. Eine Festung, die nicht gehalten werden kann, bindet nur sinnloserweise Ressourcen, die nicht selten nach der Belagerung aufgebraucht, in unserem Fall verbrannt sind.<\/p>\n
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Schluss<\/h2>\n
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Wir wollen es hierbei zun\u00e4chst belassen. Es handelt sich bei den o. g. Lehren auch nur um einen Auszug von Strategemen. Wer sich damit intensiver besch\u00e4ftigen m\u00f6chte, sei auf Harro von Sengers Die Kunst der List<\/em> verwiesen. Dieser hat sich in seinem Buch mit den 36. Strategemen aus dem chinesischen Geheimen Buch der Kriegskunst<\/em> befasst. F\u00fcr den Revolution\u00e4r \u2013 und nichts anderes kann der echte rechte Avantgardist sein \u2013 muss \u00fcber alle dem die oberste Regel der Strategie und Taktik stehen:<\/p>\n
\u201eSo sucht im Krieg der siegreiche Stratege nur dann den Kampf, wenn der Sieg bereits errungen ist, wogegen jener, der zum Untergang verurteilt ist, zuerst k\u00e4mpft und danach den Sieg sucht.\u201c (<\/em>Sun Tsu in Die Kunst des Krieges)<\/em><\/p>\n
Und wer ein echter strategemischer Experte ist, der wei\u00df den Widerstand des Feindes auch zu brechen, ohne dass auch nur ein physischer Kampf gef\u00fchrt werden muss.<\/p>\n
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Literaturverzeichnis<\/h2>\n
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Claisewitz, C. (1963). Vom Kriege. Erschienen im ROWOHLT als Rowohlts Klassiker der Literatur und der Wissenschaft. Deutsche Literatur \u2013 Band 12. Herausgegeben von W. Pickert & W. Ritter v. Schramm<\/p>\n
Feist, P. (2013). Karl Marx \u00fcber die Ursache der Finanzkrise. Im Gespr\u00e4ch mit Prof. Dr. Michael Friedrich Vogt. Erschienen in der Roten Fahne. Verf\u00fcgbar unter: https:\/\/rotefahne.eu\/2013\/12\/karl-marx-ueber-die-ursache-der-finanzkrise\/<\/a> (abgerufen am 31.08.2019)<\/p>\n
Rendulic, L. (1967). Grundlagen milit\u00e4rischer F\u00fchrung. Maximilian Verlag, Herford und Bonn<\/p>\n
Senger, H. v. (2007). Die Kunst der List. Strategeme durchschauen und anwenden (5. Aufl.). Verlag C. H. Beck, M\u00fcnchen<\/p>\n
Sun Tsu (2015). Die Kunst des Krieges (14. Auflage). Genehmigte Lizenzausgabe f\u00fcr Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hamburg, 2008<\/p>\n
Tse-tung, M. (1966). Theorie des Guerillakrieges oder Strategie der Dritten Welt. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg<\/p>\n
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Fu\u00dfnoten und Hinweise<\/h2>\n
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[1]<\/a> In diesem Zusammenhang kann \u201edynamisch\u201c auch mit \u201eanpassungsf\u00e4hig\u201c oder \u201emodifizierbar\u201c gleichgesetzt werden.<\/p>\n
[2]<\/a> Clausewitz (1963), S. 53-54<\/p>\n
[3]<\/a> Es ist nicht immer m\u00f6glich das Schlachtfeld zu bestimmen, doch sollte der kluge Stratege sich dort gegen seine Gegner messen, wo er die Karten austeilt, wo er jedoch mindestens die Spielregeln beherrscht. Der Kampf um die Parlamente z.B. ist ein solches Schlachtfeld, auf dem durchaus gek\u00e4mpft werden muss, dass jedoch wenig Spielraum l\u00e4sst und f\u00fcr uns auch von Nachteil ist, da wir mit den Karten spielen m\u00fcssen, die uns andere hingelegt haben.<\/p>\n
[4]<\/a> Siehe dazu auch Rendulic (1967), S. 22<\/p>\n
[5]<\/a> Die Zahlen schwanken hier zwischen einem Kontingent von 5.200 bis zu 6.700 K\u00e4mpfern auf griechischer Seite.<\/p>\n
[6]<\/a> Die Sch\u00e4tzungen zur Truppenst\u00e4rke unter Xerxes I. schwanken zwischen 50.000 bis 250.000. In jedem Fall handelt es sich hierbei um ein gewaltiges Gef\u00e4lle zu den hellenischen Streitkr\u00e4ften.<\/p>\n
[7]<\/a> Plan, Do, Check, Act<\/em><\/p>\n
[8]<\/a> In der Psychoanalyse geht man davon aus, dass Wahnsinn bedeute, immer wieder das Gleiche zu tut, aber andere Resultate erwartet. Dieser Wiederholungszwang ist u. a. auf Sigmund Freud zur\u00fcckzuf\u00fchren.<\/p>\n
[9]<\/a> Wer sich mit dem Ph\u00e4nomen \u201eRussische Revolution\u201c befassen m\u00f6chte, sei auf Richard Pipes Werk Die Russische Revolution<\/em> verwiesen. Ein umfangreiches Studium \u00fcber die Anatomie der Revolution<\/em>, worin auch Lenin und die Russische Revolution beleuchtet werden, bietet zudem Crane Brinton.<\/p>\n
[10]<\/a> Zitiert von Senger (2007), S. 108<\/p>\n