{"id":1207,"date":"2018-07-22T16:15:29","date_gmt":"2018-07-22T15:15:29","guid":{"rendered":"https:\/\/gegenstrom.org\/?p=1207"},"modified":"2020-02-04T12:17:13","modified_gmt":"2020-02-04T11:17:13","slug":"biologismus-eine-kritik","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/gegenstrom.org\/en\/biologismus-eine-kritik\/","title":{"rendered":"Biologismus \u2013 eine Kritik"},"content":{"rendered":"
Mit der darwinschen Wende in den Naturwissenschaften im 19. Jahrhundert feierte die Evolutionstheorie ihren Durchbruch. Folglich fand die Idee der st\u00e4ndigen H\u00f6herentwicklung der Arten durch Auslese Eingang in das Denken der europ\u00e4ischen Massen und Intellektuellen. Der Brite Herbert Spencer, von seinen kritischen Zeitgenossen als \u201eDarwins Pitbull\u201c bezeichnet, \u00fcbertrug die Idee der Evolutionstheorie schlie\u00dflich auf den Menschen. In Kombination mit der w\u00e4hrend der Aufkl\u00e4rung aufgekommenen Idee, auch die Menschen dieser Welt in Rassen, \u00e4hnlich den Tieren, mit eigenen Eigenschaften einteilen zu k\u00f6nnen, bildete sich jene Anschauung heraus, die wir heute \u201eSozialdarwinismus\u201c nennen. In dieser biologistischen Sichtweise wurde angenommen, dass der Mensch im Wesentlichen durch seine Abstammung bestimmt sei und gleich einem Tier gez\u00fcchtet wird, aber auch degenerieren k\u00f6nne. Das Leben wurde im Wesentlichen als immerw\u00e4hrender Daseinskampf aufgefasst, in welchem die Starken herrschen und die Schwachen untergehen w\u00fcrden. Was f\u00fcr heutige Ohren wie selbstverst\u00e4ndlich klingt, stellte damals eine Revolution dar. So wurde nicht nur endg\u00fcltig Gott vom Thron gest\u00fcrzt (nach Nietzsche: get\u00f6tet), sondern auch die Anschauung des europ\u00e4ischen Menschen auf den Rest der Welt massiv ver\u00e4ndert. Fortan war der Mensch nicht mehr die Krone der Sch\u00f6pfung (christliches Weltbild), sondern ein behaarter Affe (Nietzsche). Geordnet nach seiner Anpassungsf\u00e4higkeit an die Moderne Welt und ihre Technik wurden schlie\u00dflich Rassenhierarchien aufgestellt. Wer sich besser in der Moderne zurechtfand, wurde zum Herren. Wer sich schlechter darin zurechtfand, zum Sklaven. So konnten auch die Europ\u00e4er die anderen V\u00f6lker der Welt nicht wegen einer kulturellen \u00dcberlegenheit unterjochen, sondern wegen des Maschinengewehres und der Eisenbahn.<\/span><\/p>\n Anstatt vom christlichen Diktum, dass alle V\u00f6lker Gedanken Gottes sind, auszugehen und diese als gleichwertig zu betrachten, begann man diese nach ihrem \u201eWert\u201c in bessere und schlechtere einzuteilen. Insbesondere im deutschsprachigen Raum stellte das Wort Rasse, welches zun\u00e4chst als direkte \u00dcbersetzung aus dem Franz\u00f6sischen \u00fcbernommen wurde (wo \u201erace\u201c gleichbedeutend war mit Volk), eine Revolution dar. Nun ging man davon aus, dass es mit der Rasse eine Kategorie \u00fcber den V\u00f6lkern gibt. Dies f\u00fchrte schlie\u00dflich nicht nur dazu, dass man au\u00dferhalb Europas von h\u00f6herwertigen und minderwertigen V\u00f6lkern sprach, denen es die westliche \u201eZivilisation\u201c zu bringen g\u00e4be, sondern auch Rassen, f\u00fcr welche dasselbe gelte. Der europ\u00e4ische Kolonialismus des 19. Jahrhunderts erfuhr hier seine damals wissenschaftliche Legitimation. Von diesem Standpunkt aus begann man nun auch in Europa zwischen h\u00f6her- und minderwertigeren V\u00f6lkern zu differenzieren. Aus den (assimilierten) Juden wurden pl\u00f6tzlich Anti- bzw. Untermenschen. In einigen Teilen des radikal rechten Lagers ist dieses Denken bis heute allt\u00e4glich \u2013 umso wichtiger ist es, dieses Denken einer Generalkritik zu unterziehen.<\/span><\/p>\n Schon in seinen Grundannahmen zum menschlichen Leben liegt der Biologismus falsch. Die Vorstellung, dass das Leben ein einziger Daseinskampf ist, f\u00fchrt zu einem fatalistischen Denken, welches eine aggressive imperialistische Politik zur raison d’etre, zur Selbstverst\u00e4ndlichkeit, erkl\u00e4rt. Wer nicht st\u00e4ndig Lebensraum erk\u00e4mpft, neue Ressourcen akquiriert, der muss untergehen. Doch blendet man damit aus, dass das menschliche Leben im Wesentlichen aus Kooperation besteht. Gerade die bestimmende politische Einheit des Volkes baut eben nicht auf einem Kampf \u201eAller gegen Alle\u201c auf, sondern auf der Zusammenarbeit zwischen Eliten und Massen. Ebenso k\u00f6nnen wir an der Existenz von Handelsbeziehungen und kulturellem Austausch unter Menschen erkennen, dass ein andauernder Kampf \u00fcber weite Strecken der Geschichte nicht der Fall war. Der Krieg ist Teil des menschlichen Lebens, aber nicht seine Bestimmung. Die Kultur, welche die eigentliche Best\u00e4tigung des menschlichen Schaffens ist, wird in der biologistischen Weltanschauung komplett vernachl\u00e4ssigt. Doch warum kam das biologistische Denken im 19. Jahrhundert auf und welcher Ideologie diente es? Von Anfang an war es ein Ausfluss des b\u00fcrgerlichen Denkens und implizit aufkl\u00e4rerisch. Die Legitimation der Herrschaft der Starken \u00fcber die Schwachen ins Reich der Menschen \u00fcbertragen, bedeutete T\u00fcr und Tor f\u00fcr einen Raubtierkapitalismus sondergleichen zu \u00f6ffnen. Die Schrecken der industriellen Revolution, welche alleine in Schottland zum Abschlachten und der Vertreibung tausender Bauern f\u00fchrte, schlicht weil sie nach Landenteignungen durch Industrielle keine Meldeadresse besa\u00dfen, ist nur eine der vielen barbarischen Auswirkungen dieses Prozesses gewesen. Daher auch die starke Pr\u00e4senz schottischer Namen in den USA.<\/span><\/p>\n Als mit dem Aufkommen des Sozialismus dem liberalistischen B\u00fcrgertum schlie\u00dflich gedeutet wurde, dass dieser Ausbeutungsprozess im Inneren \u00fcber kurz oder lang zum Strick f\u00fcr die kapitalistische Gesellschaft f\u00fchren wird, verlagerte man diesen Prozess in die \u201ePeripherie\u201c jenseits des Kontinents. Auch Kapitalismus und Liberalismus funktionierten und funktionieren sozialdarwinistisch \u2013 nur dass sie dieses Denken in den Bereich der Wirtschaft und des Handels verlagerten und seine Humanit\u00e4t quasi hinter Geld versteckten. Anstatt der Proletarier beutete man nun die \u201eunzivilisierten\u201c Menschen in den Kolonien aus.\u00a0 Im Nationalsozialismus wurde dieses Denken schlie\u00dflich wieder auf den europ\u00e4ischen Kontinent angewandt. Das Deutsche Volk ging weder in einer Arischen Herrenrasse auf, noch wurde es zum Herren der Welt. Stattdessen f\u00fchrte es das biologistische Denken geradewegs in die tiefste Erniedrigung.<\/span><\/p>\n Heute zeigt uns die Globalisierung, dass die Brutalit\u00e4t des Kampfes \u201eAller gegen Alle\u201c bis heute herrscht. Nur dass es diesmal \u201ePhilanthropen\u201c wie George Soros sind, die mit Hilfe der Macht ihres Kapitals ganze Volkswirtschaften in den Ruin st\u00fcrzen und politisch missliebige Regierungen destabilisieren. Dies tun sie, um vordergr\u00fcndig Gleichheit und Menschenrechte zu verbreiten. In Wahrheit verbreiten sie nur dieselbe menschenverachtende Logik von Kapitalismus und Liberalismus, die alle V\u00f6lker, Br\u00e4uche und Kulturen einebnet, weil sie keinen Wert an sich f\u00fcr die freie Marktwirtschaft darstellen. Auch hier herrscht die Idee des Kampfes der Starken gegen die Schwachen vor \u2013 nur dass es nun nicht mehr V\u00f6lker sind, die gegeneinander k\u00e4mpfen, sondern Spekulanten und internationale Firmen wie Monsanto und Bayer, welche ganze V\u00f6lker knechten k\u00f6nnen. Es wird Zeit, dass wir auch in der Rechten dieses Denken endg\u00fcltig hinter uns lassen. Ein biologistisches Denken, das einzig dem Kapitalismus dient, bringt keinen Patrioten weiter. Um das eigene zu verteidigen, und dazu geh\u00f6rt auch klarerweise das Volk als Abstammungsgemeinschaft, braucht man keine Theorien von rassischer oder v\u00f6lkischer \u00dcberlegenheit. Wie Ernst J\u00fcnger schon sagte, zeichnet sich eine gute Rasse dadurch aus, dass sie nicht st\u00e4ndig ihre \u00dcberlegenheit in die Welt posaunen muss.<\/span><\/p>\n Die gr\u00f6\u00dfte Waffe im Kampf gegen die Masseneinwanderung ist die Kritik an der Globalisierung und dem Liberalismus, welche sie erm\u00f6glichen. Es steckt aber auch ein falsches Menschenbild dahinter. Der Mensch zeichnet sich als Krone der Sch\u00f6pfung eben dadurch aus, dass er kein Tier ist. Im Gegensatz zum Tier kann er seine Handlungen reflektieren und besitzt einen freien Willen, der ihn auch \u00fcber die einfache Funktionsweise seiner Sinne hebt und ihm erm\u00f6glicht, sch\u00f6pferisch t\u00e4tig zu werden. In diesem Sinne sollten wir uns dem christlich inspirierten Wort des gro\u00dfen deutschen Philosophen Herders zuwenden, der davon sprach, dass V\u00f6lker Gedanken Gottes sind. Dies bedeutet, dass kein Volk \u00fcber dem anderen steht. Halten wir uns vor Augen, dass nicht der liberalistische Kampf \u201eAller gegen Alle\u201c der Motor der V\u00f6lker ist, sondern die Kooperation. In diesem Sinne sollten wir uns die Vierte Politische Theorie Alexander Dugins zu Herzen nehmen und nicht nur die Moderne in unseren K\u00f6pfen \u00fcberwinden, wozu auch der Biologismus z\u00e4hlt, sondern auch eine multipolare Welt anstreben, in der die verschiedenen V\u00f6lker und Zivilisationen sich gemeinsam vom Joch des liberalkapitalistischen Westens befreien. Das \u201eRassengerassel\u201c (Ernst von Salomon) des Biologismus ist ein Hindernis auf diesem Weg. Dieser Appell richtet sich an alle V\u00f6lker und \u201eRassen\u201c – sowohl den wei\u00dfen Farmer in den S\u00fcdstaaten, die Jugend Europas, die verzweifelten Einwohner Schwarzafrikas, als auch die Araber, Russen und Chinesen, die wie wir alle unter der Last des\u00a0 liberalistischen Systems st\u00f6hnen, dass uns verneint.<\/span><\/p>","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Von Darwin zu Spencer \u2013 das moderne Denken. Mit der darwinschen Wende in den Naturwissenschaften im 19. 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Das Leben \u2013 nur ein Kampf?<\/h2>\n
Die Verlagerung der Widerspr\u00fcche in die Kolonien<\/h2>\n
Gestern die B\u00fcrde des Wei\u00dfen Mannes \u2013 heute die B\u00fcrde George Soros?<\/h2>\n
V\u00f6lker sind Gedanken Gottes \u2013 nicht die n\u00fctzlichen Idioten des Kapitalismus!<\/h2>\n