{"id":10432,"date":"2025-02-13T08:49:33","date_gmt":"2025-02-13T07:49:33","guid":{"rendered":"https:\/\/gegenstrom.org\/?p=10432"},"modified":"2025-02-13T08:49:33","modified_gmt":"2025-02-13T07:49:33","slug":"interregnum-und-das-worauf-es-ankommt","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/gegenstrom.org\/en\/interregnum-und-das-worauf-es-ankommt\/","title":{"rendered":"Interregnum und das worauf es ankommt"},"content":{"rendered":"
Die Gesellschaft steht an einem Wendepunkt \u2013 das Alte vergeht, doch das Neue ist noch unklar. Der\u00a0 folgende Text analysiert die wachsende Polarisierung und fordert eine R\u00fcckbesinnung auf das Volk als Einheit. Die \u201eEchte Rechte\u201c soll diesen Wandel gestalten. Die Redaktion<\/em><\/p>\n <\/p>\n „Die Krise besteht gerade in der Tatsache, dass das Alte stirbt und das Neue nicht zur Welt kommen kann: in diesem Interregnum kommt es zu den unterschiedlichsten Krankheitserscheinungen.“ – Antonio Gramsci<\/em><\/p>\n Die letzten Monate sollten auch dem letzten Schlafwandler klar gemacht haben, dass die Dinge in Bewegung gekommen sind. Den \u201eAnfang\u201c machten die Landtagswahlen im Osten der Republik und die Trump-Wahl in den USA. Seither folgten j\u00fcngst Herbert Kickls\u2018 Auftrag zur Regierungsbildung in \u00d6sterreich und Elon Musks Kommentare zur Rolle der AfD bei der k\u00fcnftigen Bundestagswahl. Traurige Begleiterscheinung war der Terroranschlag eines Migranten auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt kurz vor Jahresende 2024 sowie der Messeramoklauf in Aschaffenburg zum Jahresbeginn. Das Establishment holt parallelerweise zum Schlag aus und macht immer gro\u00dfz\u00fcgigeren Gebrauch von juristischen Schikanen gegen\u00fcber vermeintlichen Dissidenten (bsp. \u201eS\u00e4chsische Separatisten\u201c). Bei diesen sich \u00fcberschlagenden Ereignissen ist es ratsam, einen Schritt zur\u00fcckzutreten und sich zu sortieren. Ansonsten l\u00e4uft man Gefahr Lawinengleich im Sog der Ereignisse \u201everschlungen\u201c zu werden und die Orientierung zu verlieren.<\/p>\n Spaltung und Polarisierung als Status Quo <\/strong><\/p>\n Der Rahmen, in dem die gegenw\u00e4rtigen Konflikte ausgetragen werden, wird von rechts h\u00e4ufig als \u201eSystem\u201c bezeichnet. Ein abstrakter Begriff, der viele verschiedene Aspekte in sich vereint, darunter Milieus, Gesellschaftsschichten, Gruppen und Organisationen sowie staatliche Herrschaftsorgane. Um den innewohnenden Kernkonflikt zutage zu f\u00f6rdern, bietet sich eine Bezeichnung Hans Freyers an, welcher das \u201eSystem\u201c konkreter als \u201eindustrielle Gesellschaft\u201c bezeichnete[1]<\/a>. Diese sei das Resultat der Industrialisierung, Mechanisierung und Atomisierung, angetrieben durch den modernen Kapitalismus. Freyer schrieb seine Ansichten unter den Eindr\u00fccken des Hochlaufs der Industrialisierung im fr\u00fchen 20. Jahrhundert. Seine Beschreibung ist dennoch treffend. Die Atomisierung habe zur Formierung vieler verschiedener Interessensparteien gef\u00fchrt (Gewerkschaften, Arbeitgeberverb\u00e4nde, Parteien usw.), deren prim\u00e4res Ziel die egoistische Interessensvertretung ihrer eigenen Gruppe gegen\u00fcber dem Rest der industriellen Gesellschaft sei. Die industrielle Gesellschaft ist demnach nichts als ein System von Interessen, in welchem der Staat in der Regel \u201eBeute\u201c, jedoch maximal \u201eMittler\u201c sei und keiner Aufgabe unterstehe, die einer h\u00f6heren Ordnung, einem h\u00f6heren Auftrag folge leiste. Durch den permanenten Konflikt innerhalb dieser Gesellschaft komme es zu \u201eBewegungen\u201c, zu Reibungen, die auf eine Ver\u00e4nderung hindeuten. Hier weist Freyer auf die Notwendigkeit und die Schwierigkeit hin, in Momenten solcher \u201eBewegung\u201c klar zu erkennen, welche Stimmen und Akteure eine wahrhaftige Ver\u00e4nderung anstreben und welche sich nach wie vor im Rahmen des industriell-gesellschaftlichen Interessenausgleichs bewegen. H\u00e4ufig geh\u00f6re die vermeintliche Opposition zum System, wie die \u201eKritik zum Theater\u201c.<\/p>\n Ein Blick in die Gegenwart l\u00e4sst diese Einsch\u00e4tzung Freyers vertraut wirken. Bei genauem Hinsehen verl\u00e4uft ein Gro\u00dfteil der Diskussionen in Bahnen des reinen Interessensausgleichs. Die Forderungen dienen im Wesentlichen der Beg\u00fcnstigung einer isolierten Gruppe und vernachl\u00e4ssigen das gro\u00dfe Ganze. Eine Situation des \u201eJeder-gegen-Jeden\u201c tritt auf, welche sich \u00fcber die Dauer immer mehr versch\u00e4rft. Klassische Beispiele sind insbesondere im anstehenden Bundestagswahlkampf:<\/p>\n Diese gro\u00dfen Konflikte spalten sich weiter auf in viele kleine Nebendiskussionen, die den B\u00fcrger besch\u00e4ftigt halten[2]<\/a>. Das Ergebnis ist Polarisierung, Spaltung und maximal eine Neutralisierung der Interessen (durch das Schrittweise Entgegenkommen einer der beteiligten Parteien). Vereinfacht k\u00f6nnte man sagen, die industrielle Gesellschaft schlie\u00dfe durchg\u00e4ngig \u201eKompromisse\u201c. F\u00fcr jeden, der mit Verhandlungstechniken vertraut ist, ist dabei klar, dass dies kein erstrebenswertes Resultat ist. Denn der Kompromiss vernachl\u00e4ssigt das tieferliegende Motiv oder \u2013 im gesellschaftlichen Kontext \u2013 das tieferliegende Problem das dem Interesse vorausgeht. Die gegenw\u00e4rtigen Bewegungen sind also zun\u00e4chst logische Konsequenz einer sich immer weiter ausdehnenden Spaltung der industriellen Gesellschaft. Die Kompromissf\u00e4higkeit des Systems nimmt ab, beg\u00fcnstigt durch die Entwicklung hin zum \u201eHyperliberalismus\u201c, in welchem jegliche Eingrenzung des Individuums als Gewaltanwendung und Freiheitsberaubung klassifiziert wird.<\/p>\n Welcher Faktor bei dieser Situation auf der Strecke bleibt, ist eindeutig: Das Gemeinwohl, das \u201eGro\u00dfe Ganze\u201c oder schlicht: das Volk. Die tonangebenden Debatten verlaufen entlang von Besitz- und Eigentumsverteilungen, von 4-Tage Woche und Streichen des Karenztages, von Agrardieselsubvention und Bio-Fleisch. Doch das, was die Verteilung dieser G\u00fcter sowie ihren Besitz erst erm\u00f6glicht hat, die geschichtliche Existenz des Gemeinwesens, das Subjekt: Volk, findet in seiner Gesamtheit keine Erw\u00e4hnung. Dabei ist die aus der Tiefe dringende Sehnsucht nach Einigkeit desselben mehr und mehr sp\u00fcrbar. Die Entrechtung dieses Volkes spielt sich in viel gr\u00f6\u00dferen Dimensionen ab, als es die Forderungen der einzelnen Interessensgruppen geltend machen k\u00f6nnen. Es betrifft am Ende nicht nur den Landwirt und nicht nur die Pflegekraft oder den Bandarbeiter bei VW \u2013 es betrifft alle, die vom Herrschaftssystem der Eliten aus Davos als \u201enicht-existent\u201c angesehen werden, eben: um das Volk. Dieses kann in diesem Kontext tats\u00e4chlich als die Gesamtheit der Entrechteten angesehen werden, da letztlich auch die mit Fehlanreizen aus ihren L\u00e4ndern gelockten Migranten keine finalen Profiteure dieser Gesellschaftsordnung sein werden. Diese Fokussierung auf das gro\u00dfe Ganze legt den Kernkonflikt offen. Dieser verl\u00e4uft nicht zwischen den Interessensparteien (den Spielfiguren), sondern er verl\u00e4uft zwischen allen Spielfiguren und denen, die das Spiel erfunden haben.<\/p>\n Aufgabe der Echten Rechten <\/strong><\/p>\n In dieser Situation muss es das Ziel der Echten Rechten sein, die Stimmen zu identifizieren, die es ehrlich mit diesem Volk und seinen Menschen meinen. Es muss die zusammenf\u00fchren und ihre Lautst\u00e4rke erh\u00f6hen, die das Volk vom \u201eObjekt\u201c zum \u201eSubjekt\u201c der Geschichte machen wollen. Diese Anschauung, das Volk in den Mittelpunkt aller Betrachtungen zu r\u00fccken, kann dabei als wahrhaft \u201erechts\u201c bezeichnet werden. Aus diesem Blickwinkel bekommen die Aussagen von Alice Weidel, dass die AfD keine rechte Partei, sondern eine liberale Partei sei, eine v\u00f6llig neue Dimension, die einer entsprechenden Beobachtung geb\u00fchrt.<\/p>\n Diese Gruppe der \u201eEntrechteten\u201c aus der Bedeutungslosigkeit in den Mittelpunkt zu r\u00fccken, muss das Motiv der Echten Rechten sein. Getreu der Losung: Heute seid ihr nichts, doch morgen seid ihr alles. Was dies konkret bedeutet, gilt es zu erarbeiten. Doch allein die ehrliche Konzentration auf das Volk in seiner Gesamtheit als Souver\u00e4n unabh\u00e4ngig seiner individuellen Identit\u00e4ten (Unternehmer, Landwirt, Angestellter usw.) stellt die Geburt eines neuen Prinzips dar. Nur im Rahmen derlei ganzheitlicher Betrachtung kann auch eine Gesundung des Ganzen gelingen und der Polarisierung und Spaltung der Gesellschaft Einhalt geboten werden. Entgegen der Falschbehauptungen des Mainstreams sind Erscheinungen, wie die AfD, eben nicht die Ursache f\u00fcr die Spaltung der Gesellschaft, sondern ein Ergebnis ebendieser. \u00a0Das Primat des Volkes in seiner Ganzheit \u00fcber den Dingen, w\u00fcrde auch den Staat in seiner Form zu einem Organ konvertieren, welcher, nach Freyer, unter der hohen Aufgabe steht \u201eaus der Gegenwart des aufbrechenden Volkes seine geschichtliche Zukunft zu bauen\u201c. Sprich: Der einen klaren Auftrag h\u00e4tte an dem sich sein Handeln ableiten und auch messen k\u00f6nnte.<\/p>\n Interregnum?<\/strong><\/p>\n Ob es sich bei dem derzeitigen Moment, in Ankn\u00fcpfung an das vorangestellte Zitat Gramscis, um ein Interregnum handelt, kann zumindest angenommen werden. Die in ihrer Frequenz immer h\u00e4ufiger und in ihrer Intensit\u00e4t immer derber gef\u00fchrten Konflikte deuten darauf hin. Der industriellen Gesellschaft verliert ihre Voraussetzungen in den Menschen. Diese suchen nach etwas Neuem. Die Echte Rechte muss in diesen turbulenten Zeiten insbesondere im eigenen Milieu als Korrektiv auftreten, um nicht das Kernziel und den daran gekoppelten Kernkonflikt aus den Augen zu verlieren. Dieser lautet: Volk versus industrielle Gesellschaft \u2013 Einheit versus Spaltung \u2013 Gemeinschaft versus Gesellschaft.<\/p>\n Diese Erkenntnis entspricht nat\u00fcrlich keiner fertigen Ordnung, es gibt daf\u00fcr kein fertiges Programm. Jedoch ist es die Aufgabe der Zeit, den sich bildenden Kern weiter auszustatten, ihn mit Leben zu f\u00fcllen, Blut in seine Adern zu pumpen und den bewussten Willen hin zu diesem Volk als neuem Subjekt zu formieren. Die Echte Rechte braucht daf\u00fcr Menschen, die dieses Prinzip verk\u00f6rpern, bevor es Realit\u00e4t geworden ist. Daher gilt insbesondere auch f\u00fcr die AfD und ihre Unterst\u00fctzer im Hinblick auf den sich einstellenden Wahlerfolg der Hinweis, tunlichst darauf zu achten, wer die Reihen zuk\u00fcnftig auff\u00fcllt und was mit den sich daraus ergebenden Mitteln wirklich gemacht wird.<\/p>\n <\/p>\n <\/p>\n [1]<\/a> Freyer, Hans. Revolution von rechts, 1931, Nachdruck, Die Jungkonservativen: Band 5, Uwe Berg-Verlag, 2021.<\/p>\n [2]<\/a> Beispielhaft sei die Debatte um die M\u00f6glichkeiten zur Reduzierung des Arbeitnehmer-Krankenstands angef\u00fchrt (https:\/\/www.tagesschau.de\/wirtschaft\/arbeitsmarkt\/debatte-lohnkuerzung-krankheitsfall-allianz-100.html<\/a> (Stand: 07. Januar 2025). Der Gro\u00dfteil der ausschlaggebenden Langzeit-Krankmeldungen betrifft psychische und Herz-Rhythmus-Erkrankungen. Eine Tiefenforschung hierzu wird jedoch nicht forciert und scheint auch nicht erw\u00fcnscht.<\/p>","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Die Gesellschaft steht an einem Wendepunkt \u2013 das Alte vergeht, doch das Neue ist noch unklar. Der\u00a0 folgende Text analysiert die wachsende Polarisierung und fordert eine R\u00fcckbesinnung auf das Volk als Einheit. Die \u201eEchte Rechte\u201c soll diesen Wandel gestalten. 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