{"id":1036,"date":"2018-03-12T08:30:09","date_gmt":"2018-03-12T07:30:09","guid":{"rendered":"https:\/\/gegenstrom.org\/?p=1036"},"modified":"2020-02-04T12:07:22","modified_gmt":"2020-02-04T11:07:22","slug":"perspektiven-einer-ganzheitlichen-agrarwende","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/gegenstrom.org\/en\/perspektiven-einer-ganzheitlichen-agrarwende\/","title":{"rendered":"Perspektiven einer ganzheitlichen Agrarwende"},"content":{"rendered":"
Anl\u00e4sslich der \u201eGr\u00fcnen Woche\u201c findet in Berlin seit einigen Jahren die Gro\u00dfdemonstration \u201eWir haben es satt\u201c f\u00fcr eine \u201ezukunftsf\u00e4hige Agrar- und Ern\u00e4hrungspolitik\u201c statt. Dieses Engagement f\u00fcr eine \u00f6kologisch ausgerichtete Agrarwende ist angesichts der Problematik von zunehmend ausger\u00e4umten Landschaften, Artensterben, Massentierhaltung sowie angesichts des Ausverkaufs des Bodens an ortsfremde Investoren (\u201eLandgrabbing\u201c) nur zu begr\u00fc\u00dfen.<\/span><\/p>\n Wie sehr der \u00d6kologie- und Nachhaltigkeitsgedanke jedoch noch immer mit den Vorstellungen linksliberaler Ideologen verbunden wird, zeigt sich u.a. an den Informationsmaterialien der Berliner Demonstrationen. So war beispielsweise im Jahr 2017 einem Flyer zu entnehmen: \u201eUnsere Demonstration ist kein Ort f\u00fcr Nazis, RassistInnen, Anti-Europ\u00e4erInnen, Anti-AmerikanerInnen und die Diffamierung von B\u00e4uerinnen und Bauern. Die St\u00e4rke unseres B\u00fcndnisses ist die Vielfalt und die Internationalit\u00e4t \u2013 Gefl\u00fcchtete sind willkommen!\u201c<\/span><\/p>\n Diese politisch korrekte Wortwahl im Sinne einer \u201eweltoffenen Willkommenskultur\u201c macht zwar einerseits deutlich, wie sehr der \u00d6kologiegedanken momentan noch immer von einer linksliberalen Agenda vereinnahmt wird. Andererseits: Zeigt nicht gerade diese verkrampfte Distanzierungsbem\u00fchung gegen \u201erechts\u201c, dass die Verkn\u00fcpfung des \u00d6kologiegedankens mit einer linken Agenda in Wirklichkeit alles andere als selbstverst\u00e4ndlich ist?<\/span><\/p>\n Die Vereinnahmung des \u00d6kologiegedankens durch eine linksliberale Ideologie ist nach Ansicht des Kulturwissenschaftlers Norbert Borrmann gerade deshalb so problematisch, weil \u201ezahlreiche linke Herzensanliegen nicht nur nichts mit \u00d6kologie zu tun haben, sondern dieser sogar widersprechen: Egalitarismus, Feminismus, Homoehe, Quotendiktatur, Zersetzung organisch gewachsener Familienstrukturen, Nationalmasochismus, Vergangenheitsbew\u00e4ltigung, Masseneinwanderung, Multikulturelle Gesellschaft\u201c (1).<\/span><\/p>\n Als Konsequenz aus dem 68iger Kulturbruch kommt erschwerend hinzu, dass viele linke Aktivisten unf\u00e4hig zur Entwicklung einer tragenden Staatsidee sind. Bis heute nehmen viele dieser Aktivisten gerade den klassischen Nationalstaat \u2013 bzw. das, was von ihm in Zeiten der Globalisierung noch \u00fcbrig geblieben ist \u2013 in erster Linie als Bedrohung war. Ihn in seiner Arbeit zu schw\u00e4chen war und ist vielen Linken selbstverst\u00e4ndlich. Dabei haben sie jedoch \u00fcbersehen, dass erst durch die Aush\u00f6hlung des Staates die vielbeklagte Herrschaft des \u00d6konomischen \u00fcber die Politik entstehen konnte, eine Herrschaft, die gerade auch in der fatalen landwirtschaftlichen Bodenspekulation ihren Ausdruck findet. Dass das Br\u00fcsseler Europa der Kommissare und Konzerne keine L\u00f6sung, sondern eher Teil des Problems ist, liegt gerade im Zusammenhang mit der Agrarpolitik klar auf der Hand.<\/span><\/p>\n In seinem 1988 erschienenen Schl\u00fcsselwerk \u201eDie Aufl\u00f6sung aller Dinge\u201c hat der Publizist Hans-Dietrich Sander den Zusammenhang zwischen der \u00d6kologiefrage und der Frage nach staatspolitischer Souver\u00e4nit\u00e4t wie folgt auf den Punkt gebracht: \u201eF\u00fcr die Deutschen kommt es darauf an, zu begreifen, dass die Frage nach der Umwelt eine Frage des Lebensraumes ist, die nur gel\u00f6st werden kann, wenn sie selbst wieder \u00fcber ihn verf\u00fcgen. Sie m\u00fcssen wieder begreifen, dass die Verf\u00fcgung \u00fcber ihre Umwelt, ihren geschichtlichen Ort, ihren Lebensraum eine Frage der politischen Macht und die politische Macht eine Frage der Souver\u00e4nit\u00e4t ist\u201c (2).<\/span><\/p>\n Vor dem Hintergrund des herrschenden staatspolitischen Vakuums scheint ausgerechnet die Partei B\u00fcndnis 90\/Die Gr\u00fcnen l\u00e4ngst ihren Frieden mit der Konsequenzenlosigkeit ihrer agrar- und umweltpolitischen Forderungen gemacht zu haben. Doch auch zivilgesellschaftliche Akteure wie beispielsweise die Transition-Town-Bewegung verstricken sich in Widerspr\u00fcche und machen sich unglaubw\u00fcrdig: Zwar wollen sie das \u00a0Zusammenleben und Wirtschaften jenseits des herrschenden Wachstums-Imperativs \u00f6kologisch und nachhaltig umgestalten. Doch als Kinder des urbanen Asphalts befinden auch sie sich letztlich im Fahrwasser der linken Ideologie mit den bekannten Dekadenz-Symptomen wie beispielsweise der Gender-Politik oder der Anbetung einer vermeintlich \u201emultikulturellen Gesellschaft\u201c. Aufgrund der Unf\u00e4higkeit zur Formulierung einer tragenden Staatstheorie w\u00fcrde ihr Engagement dar\u00fcber hinaus im besten Fall auf dem Niveau einer ewigen linksgr\u00fcnen Kommune steckenbleiben. Wie der Politikwissenschaftler Bernard Willms 1986 feststellte, kann politische Verantwortung jedoch nur dann sinnvoll sein, \u201ewenn auch der kleinste Kreis auf ein Ganzes bezogen ist. Das Ganze ist Deutschland\u201c (3).<\/span><\/p>\n Und desto st\u00e4rker das Versagen der genannten linksgr\u00fcnen Akteure im Naheliegenden und im Konkreten zu Tage tritt (man denke etwa an die fortschreitende Fl\u00e4chenversiegelung), desto verbissener scheinen sie sich eher schwer greifbaren Ph\u00e4nomenen wie zum Beispiel dem inzwischen zivilreligi\u00f6s daherkommenden \u201eKlimawandel\u201c zuzuwenden. Und desto unnachgiebiger und verkrampfter f\u00fchren sie nat\u00fcrlich auch ihren Kampf gegen \u201erechts\u201c, also gegen all diejenigen, die es mit dem Widerstand gegen die liberal-kapitalistischen Zumutungen wirklich ernst meinen und f\u00fcr die die \u00f6kologische Frage eben auch untrennbar mit der Entwicklung von Heimat, einem lebendigen Bauerntum und einer ethnokulturellen Identit\u00e4t verbunden ist.<\/span><\/p>\n Vor diesem Hintergrund stellt sich nun die Frage nach den Perspektiven f\u00fcr einen wirklich tragf\u00e4higen, ganzheitlichen Ansatz in der \u00d6kologie- und Umweltfrage. Metapolitisch kommt es zun\u00e4chst einmal darauf an, verst\u00e4rkt die Botschaft zu kommunizieren, dass \u00d6kologie im Kern ein Thema der echten Rechten ist. Man denke beispielsweise an die Werke von Hermann L\u00f6ns (4) und Konrad Lorenz (5).<\/span><\/p>\n Angesichts der fortschreitenden Dekadenz der \u201eBio-Deutschen\u201c sowie der bereits in den St\u00e4dten weit fortgeschrittenen Ethnomorphose sollte dar\u00fcber hinaus der Aufbau einer l\u00e4ndlichen Parallelgesellschaft durch einen m\u00f6glichst weitgehenden Ausstieg aus der Arbeits- und Konsumgesellschaft in Angriff genommen werden. Dieser Ausstieg wird dabei stets individuell und von unterschiedlicher Intensit\u00e4t sein. Besonders konsequent ist dieser Ansatz bereits bei den sogenannten \u201ev\u00f6lkischen Siedlern\u201c verwirklicht, da sie den Exit-Gedanken mit der eigenen landwirtschaftlichen Selbstversorgung verkn\u00fcpfen.<\/span><\/p>\n Damit will ich nicht sagen, dass wir alle selbstversorgende Kleinbauern in abgelegenen Randgebieten werden sollten. Jedoch sollten wir uns als echte Rechte verst\u00e4rkt um ein \u00f6kologisches Bewusstsein bem\u00fchen und diesem Bewusstsein auch Taten folgen lassen. Dazu geh\u00f6rt nicht nur der Kauf von Lebensmitteln \u2013 es darf auch einmal \u201eBio\u201c sein \u2013 beim einheimischen Bauern, sondern auch, dass wir uns wieder st\u00e4rker vernetzen. Helfen wir uns wieder gegenseitig, brechen wir die Isolation auf und finden wir vom Fernseher und PC zur\u00fcck zur Gemeinschaft. Und bleiben wir dabei nicht im Kleinen stecken, sondern richten wir unsere Aktivit\u00e4ten letztlich auf die Gr\u00fcndung bzw. die Renaissance eines organisch orientierten Volksstaates aus. Nur auf dem Weg der \u00dcbernahme von politischer Verantwortung f\u00fcr den eigenen Staat k\u00f6nnen wir auch den Sinn einer Verantwortung f\u00fcr \u201eB\u00e4uerinnen und Bauern weltweit\u201c verwirklichen. Niemals aber ist die Verantwortung f\u00fcr das konkrete Eigene durch eine Verantwortung f\u00fcr \u201edie Menschheit\u201c oder irgendein anderes Abstraktum zu ersetzen.<\/span><\/p>\n (1) Borrmann, Norbert (2013): \u00d6kologie ist rechts. Sezession 56: 4-7<\/span><\/p>\n (2) Sander, Hans-Dietrich (1988): Die Aufl\u00f6sung aller Dinge, Castel del Monte, M\u00fcnchen, 212 S.<\/span><\/p>\n (3) Willms, Bernard (2013; EA 1986): Identit\u00e4t und Widerstand. Reihe kaplaken<\/em>, Edition Antaios, Schnellroda, 92 S.<\/span><\/p>\n (4) L\u00f6ns, Hermann (2001; EA 1924): Land und Leute \u2013 \u00dcber Natur- und Heimatschutz. Verlag Zeitenwende, Dresden, 109 S.<\/span><\/p>\n (5) Taschwer, Klaus; F\u00f6ger, Benedikt (2003): Konrad Lorenz. Paul Zsolnay Verlag, Wien, 341 S.<\/span><\/p>\n <\/p>\n <\/p>\n <\/p>\n <\/p>","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Anl\u00e4sslich der \u201eGr\u00fcnen Woche\u201c findet in Berlin seit einigen Jahren die Gro\u00dfdemonstration \u201eWir haben es satt\u201c f\u00fcr eine \u201ezukunftsf\u00e4hige Agrar- und Ern\u00e4hrungspolitik\u201c statt. Dieses Engagement f\u00fcr eine \u00f6kologisch ausgerichtete Agrarwende ist angesichts der Problematik von zunehmend ausger\u00e4umten Landschaften, Artensterben, Massentierhaltung sowie angesichts des Ausverkaufs des Bodens an ortsfremde Investoren (\u201eLandgrabbing\u201c) nur zu begr\u00fc\u00dfen. 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Verkn\u00fcpfung des \u00d6kologiegedankens mit dem Ausstieg aus der Arbeits- und Konsumgesellschaft<\/h2>\n
Literaturhinweise<\/h2>\n